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Bedrucken von Fasermaterial mit Küpen- und bzw. oder Schwefelfarbstoffen
nach dem Zweiphasendruckverfahren Bekanntlich gibt es Verfahren zum Bedrucken von
Fasermaterial mit Küpen- und Schwefelfarbstoffen, bei denen der Farbstoff und das
Reduktionsmittel nicht gemeinsam in einer Stufe, sondern voneinander getrennt in
zwei aufeinanderfolgenden Stufen auf das Fasermaterial aufgetragen werden. Das Verfahren
wird in der Regel so ausgeführt, daß man in der ersten Stufe den Farbstoff mit bekannten
koagulierbaren Verdickungsmitteln aufdruckt und in der zweiten Stufe eine alkalische
Substanzen enthaltende Lösung des Reduktionsmittels aufklotzt, aufpflatscht oder
aufsprüht. Die alkalischen Substanzen müssen nicht unbedingt in der Reduktionsmittellösung
enthalten sein, sie können auch der Farbstoff enthaltenden Druckpaste zugesetzt
werden. Die Reduktionsmittellösung kann außerdem noch die Koagulation begünstigende
Zusätze, wie Natriumtetraborat, und/oder nicht koagulierbare Verdickungsmittel enthalten.
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Nach dem Präparieren des bedruckten Fasermaterials mit der Reduktionsmittellösung
wird dieses in noch feuchtem Zustand unter Vermeidung von Luftzutritt einer Wärmebehandlung
unterzogen, wodurch das Reduktionsmittel seine Wirksamkeit entfalten kann und gleichzeitig
eine Fixierung des Farbstoffes erreicht wird. Als Wärmeübertragungsmittel kann Satt-
oder Heißdampf von einer und mehr Atmosphären absolut bei einer Temperatur von 100
und mehr Grad Celsius dienen. Darüber hinaus kann die Wärmeübertragung auch durch
heiße Metallbäder, heiße Ölbäder, heißes elektrolytische Zusätze enthaltendes Wasser
oder heiße metallische Oberflächen erfolgen.
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Diese Verfahren werden wegen des Ablaufs in zwei getrennten Stufen
oder Phasen allgemein als Zweiphasendruckverfahren bezeichnet. Als Reduktionsmittel
werden hierbei vornehmlich Natriurnformaldehydsulfoxylat, Natriumdithionit und neuerdings
auch Alkali- oder Ammoniumsalze geradkettiger oder verzweigter Hydroxyalkylsulfinsäuren
mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen oder deren Umsetzungsprodukte mit Ammoniak bzw. Derivaten
des Ammoniaks angewendet.
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Bei der Anwendung von Natriumformaldehydsulfoxylat besteht der Vorteil
darin, daß die Beständigkeit der Verbindung in alkalischer Lösung bei 20°C so groß
ist, daß eine unerwünschte vorzeitige Reduktion der aufgedruckten Küpenfarbstoffe
in der Reduktionsmittellösung nicht in wesentlichem Maße eintritt. Es ist jedoch
ein Nachteil des Natriumformaldehydsulfoxylats, daß bei seiner Anwendung die Verküpung
und Fixierung der aufgedruckten Farbstoffe Wärmebehandlungszeiten von mehreren Minuten
erfordert. Bei der Anwendung des Natriumdithionits genügen zwar zur Verküpung und
Fixierung der aufgedruckten Farbstoffe Wärmebehandlungszeiten von etwa 30 Sekunden
Dauer, es besteht aber der Nachteil, daß Natriumdithionitlösungen schon bei 20°C
Küpenfarbstoffe in Gegenwart alkalisch wirkender Substanzen reduzieren. Ein weiterer
Nachteil ist die geringe Beständigkeit von Natriumdithionitlösungen bei 20°C in
Gegenwart alkalisch wirkender Substanzen.
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Bei der Anwendung von Alkali- oder Ammoniumsalzen geradkettiger oder
verzweigter 1-Hydroxyalkylsulfinsäuren-(1) mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen oder deren
Umsetzungsprodukte mit Ammoniak treten bekanntlich die erwähnten Nachteile des Natriumformaldehydsulfoxylats
und des Natriumdithionits nicht auf.
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Von den letztgenannten Salzen sind nur die Umsetzungsprodukte mit
Ammoniak bzw. Derivaten des Ammoniaks zum Teil in Form haltbarer Pulver herstellbar.
Diese Pulver besitzen jedoch stark hygroskopische Eigenschaften, die sich bei der
Anwendung nachteilig auswirken.
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Die Zerfallsgeschwindigkeit und die damitzusammenhängende reduzierende
Wirkung der Umsetzungsprodukte von Alkali- oder Ammoniumsalzen letztgenannter 1.-Hydroxyalkylsulfinsäuren-(1)
mit Ammoniak bzw. Derivaten des Ammoniaks sind bei Temperaturen oberhalb 50°C nicht
so groß, daß ein restloser Zerfall dieser Verbindungen während eines 30 Sekunden
dauernden Dämpfprozesses gewährleistet wäre. Unzersetzte, auf dem Fasermaterial
verbliebene Reduktiönsmittelreste wirken sich jedoch nach abgeschlossener Dampfbehandlung
stets nachteilig aus.
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Außer den Alkali- und Ammoniumsalzen geradkettiger oder verzweigter
1-Hydroxyalkylsulfinsäuren-(1) mit 2 bis 4 Kohlenstoffatomen bzw. deren Umsetzungsprodukten
mit Ammoniak oder Derivaten
des Ammoniaks gibt es noch eine Anzahl
von Derivaten der Sulfinsäure mit einer Sulfinsäure- und einer Hydroxyl- bzw. Amino-
oder substituierten Aminogruppe am selben Kohlenstoffatom, von denen nicht bekannt
ist, inwieweit sie als Reduktionsmittel zur Fixierung von Küpenfarbstoffen nach
dem- Zweiphasen-Druckverfahren geeignet sind. Es- ist.jedoch bekannt, daß die Eigenschaften
derartiger Sulfinsäurederivate von der chemischen Beschaffenheit des zu ihrer Herstellung
verwendeten Aldehyds oder Ketons abhängen. Zu den Sulfinsäurederivaten der letztgenannten
Art gehören daher sowohl Verbindungen mit verhältnismäßig großer Stabilität und
Haltbarkeit als auch -Verbindungen, wie z. B. die Alkalisalze der Benzophenonsulfoxylsäure
und der Acetophenonsulfoxylsäure, deren Stabilität und Haltbarkeit bereits bei Zimmertemperatur
so gering sind, daß sie als Reduktionsmittel beim .Zweiphasen-Druckverfahren vollkommen
unbrauchbar sind.
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Es ergab sich daher die Notwendigkeit, die als Reduktionsmittel im
Zweiphasen-Druckverfahren noch nicht bekannten Sulfinsäurederivate auf ihre Anwendbarkeit
in diesem Verfahren zu untersuchen, um möglicherweise Reduktionsmittel zu finden,
die bessere Eigenschaften besitzen als die Alkali- und Ammoniumsalze geradkettiger
oder verzweigter 1-HydroxyaUkylsulfinsäuren-(1) mit 2 bis ,4 Kohlenstoffatomen bzw.
deren Umsetzungsprodukte-mit Ammoniak oder Derivaten des Ammoniaks.
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Gemäß vorliegender Erfindung kann man nun Fasermaterial ebenfalls
mit allen Vorteilen gegenüber Natriumdithionit und Natriumformaldehydsulfoxylat
mit Küpen- und bzw. oder Schwefelfarbstoffen nach einem zweistufigen Verfahren bedrucken,
indem man das Fasermaterial in der ersten Stufe mit Farbstoffen unter Zusatzbekannter
koagulierbarer Verdickungsmittel bedruckt, das bedruckte Material trocknet- und
anschließend in. einer zweiten Stufe durch Behandeln mit einer alkalische Substanzen-
enthaltenden.-Lösung eines Alkali- oder Ammoniumsalzes .der Benzaldehydsulfoxylsäure
und darauffolgende kurze Wärmebehandlung den Farbstoff auf dem Material fixiert.
Das Verfahren kann in verschiedener an sich--bekannter Weise abgewandelt werden.
So können die alkalischen Substanzen das eine Mal nur der Reduktionsmittel: lösung
und nicht der Farbstoff enthaltenden Druckpaste, das andere Mal nur der Farbstoff
enthaltenden Druckpaste und nicht der Reduktionsmitellösung zugegeben werden.. Es
besteht aber auch die Möglichkeit, daß sowohl zur Farbstoff enthaltendenDruckpaste
als auch zur Reduktionsmittellösung alkalische Substanzen hinzugegeben werden können.
Das Aufbringen der Reduktionsmittellösung auf das Fasermaterial kann mittels eines
Foulards oder einer gravierten Walze, aber auch durch Aufsprühen erfolgen, wobei
im Fall des Aufsprühens auch die Verwendung nicht koagulierbarer Verdickungsmittel
möglich ist.
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Als Beispiele für alkalische -Substanzen seien Natriumhydroxyd, Kaliumhydroxyd,
Natriumkarbonat oder Kaliumcarbonat und- oder Gemische. daraus erwähnt. Als Beispiele
für koaguiierbare Verdickungsmittel können Alginate, Alkylcelluloseäther, Johannisbrotkernmehl,
Johannisbrotkernxnehläther oder Äther des Guargummis genannt werden. Ein nicht koagulierbares
Verdickungsmittel ist z. B. Tragantschleim. _ Die Verwendung- der Alkali- oder Ammoniutnsalze
der, = Benzaldehydsulfoxylsäures als. Reduktionsmittel hat den Vorteil, daß diese
Salze bei Zimmertemperatur auch in Gegenwart stark alkalisch reagierender Substanzen,
wie Natrium- und Kaliumhydroxyd, Küpenfarbstoffe nicht reduzieren und somit keine
Farbstoff ablösung beim Behandeln des bedruckten Materials mit der Reduktionsmittelfiotte
bewirken. Die Zerfallsgeschwindigkeit der Natrium- oder Ammoniumsalze der Benzaldehydsulfoxylsäure
bei Temperaturen oberhalb 50°C ist jedoch so groß, daß die Fixierung der Farbstoffe
auf dem Fasermaterial durch eine ebenso kurze Wärmebehandlung wie bei der Anwendung
von Natriumdithionit als Reduktionsmittel bewirkt wird. Die hohe Beständigkeit der
alkalischen Lösungen der Natrium- oder Ammoniumsalze der -Benzaldehyd, sulfoxylsäure
gegenüber dem Sauerstoff- und Kohlensäuregehalt der Luft bei 20°C erlaubt außerdem
ein Aufsprühen der Reduktionsmittellösung auf das bedruckte Fasermaterial, ohne
daß ein wesentlicher Verlust an Reduktionsmittel-eintritt. Das Versprühen von Natriumdithionitlösung
führt dagegen zu Verlusten von 70 bis 90 °/a des Reduktionsmittels. -Gegenüber -den
Alkali-- und Ammoniumsalzen geradkettiger. oder verzweigter 1-Hydroxyallcylsulfinsäuren-(1)-mit
2 bis 4 Kohlenstoffatomen besitzen die Alkali- und Ammoniumsalze der Benzaldehydsulfoxylsäure
den. Vorteil, daß sie sich auf einfache Weise in Formhaltbarer Pulver herstellen
lassen.
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Gegenüber den Umsetzungsprodukten- der Allkali-und Ammoniumsalze .geradkettiger
oder verzweigter 1-Hydroxyalkylsulfinsäuren-(1) mit 2 bis : 4 Kohlenstoffatomen
mit Ammoniak bzw. Derivaten des Ammoniaks besteht -der weitere- Vorteil der. Alkali-und
Ammoniumsalze -der Benzaldehydsulfoxylsäure als Reduktionsmittel- .beim . Zweiphasendruckverfahren
darin, daß- letztgenannte Salze nicht hygroskopisch-sind und bei Temperaturen oberhalb
50°C eine höhere Zerfallsgeschwindigkeit aufweisen.
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Bei den in den folgenden Beispielen genannten Teilen handelt es sich
um Gewichtsteile. Beispiel 1 Baumwollgewebe wird mit nachstehender Druckpaste-.bedruckt:
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150 -Teile des grauen Küpenfarbstoffes Vat Black |
19/C.I. 59 855 (Colour Index, 1956, Bd. 2, |
S. 2528) in Form eines 10°/oigen wäßrigen |
Teiges, |
50 Teile Wasser, |
600 Teile einer 3°/oigen Johännisbrotkernmehlauf- |
kochung in Wasser; |
200 Teile eines 10°/oigen Weizenstärkekleisters. |
1000 Teile |
Nach dem Drucken und Trocknen wird- das Gewebe präpariert mit Einer Lösung von -905
Teilen Wasser, 50 Teilen Natriumhydroxyd, 5 Teilen Natriumtetraborat, . .
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40 Teilen Natriumsalz der Benzaldehydsulfoxyl-_ säure..
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Das Gewebe wird anschließend in noch feuchtem Zustand 30 Sekunden
einer luftfreien Dampfatmosphäre ohne Überdruck bei 115°C ausgesetzt. Nach dem -Dämpfen
wird das Gewebe- zur Fertigstellung 2 Minuten in fließendem Wasser bei 20°.C -behandelt,
2 Minuten#in einer 95°_C warmen wäßrigen Lösung, die
im Liter 2
g Natriumperborat enthält, oxydiert, geseift, gespült und getrocknet. Es resultiert
ein grauer Druck auf weißem Grund.
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Beispiel 2 Viskosereyon-Stapelfasergewebe wird mit folgender Druckpaste
bedruckt:
150 Teile des rotvioletten Küpenfarbstoffes Vat |
Violet 3/C.I. 73 395 (Colour Index, 1956, |
Bd.2, S.2481) in Form eines 15o/oigen |
wäßrigen Teiges, |
200 Teile Wasser, |
400 Teile einer 5°/oigen Johannisbrotkernmehl- |
ätheraufkochung in Wasser, |
200 Teile eines 10o/oigen Weizenstärkekleisters, |
30 Teile Kaliumcarbonat, |
20 Teile Natriumcarbonat, |
1000 Teile |
Nach dem Drucken und Trocknen wird das Gewebe präpariert mit einer Lösung von 915
Teilen Wasser, 30 Teilen Natriumhydroxyd, 15 Teilen Natriumtetraborat, 40 Teilen
Natriumsalz der Benzaldehydsulfoxylsäure.
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Das noch feuchte Gewebe wird, wie unter Beispiel 1 angegeben, gedämpft
und fertiggestellt.
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Man erhält einen leuchtendrotvioletten Druck auf weißem Grund.
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Beispiel 3 Viskosereyon-Stapelfasergewebe wird mit nachstehender Druckpaste
bedruckt:
75 Teile des gelben Küpenfarbstoffes Vat Yellow |
1/C.I. 70 600 (Colour Index, 1956, Bd. 2, |
S. 2427), in Form eines 20o/oigen wäßri- |
gen Teiges, |
75 Teile Wasser, |
600 Teile einer 5o/oigen Johannisbrotkernmehl- |
ätheraufkochung in Wasser; |
200 Teile eines 10o/oigen Weizenstärkekleisters, |
30 Teile Kaliumcarbonat, |
20 Teile Natriumhydroxyd. |
1000 Teile |
Nach dem Drucken und Trocknen wird das Gewebe präpariert mit einer Lösung von 960
Teilen Wasser, 40 Teilen Natriumsalz der Benzaldehydsulfoxylsäure, 15 Teilen Natriumtetraborat.
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Das noch feuchte Gewebe wird, wie unter Beispiel 1 angegeben, gedämpft
und fertiggestellt.
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Man erhält einen leuchtendgelben Druck auf weißem Grund.
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Beispiel 4 Baumwollgewebe wird mit nachstehender Druckpaste bedruckt:
75 Teile des gelben Küpenfarbstoffes Vat Yellow |
1/C.I. 70 600 (Colour Index, 1956, Bd. 2, |
S. 2427) in Form eines 20o/oigen wäßri- |
gen Teiges, |
175 Teile Wasser, |
500 Teile eines 6o/oigen Tragantschleims, |
200 Teile eines 10o/oigen Weizenstärkekleisters, |
50 Teile einer 50°/oigen Britisch-Gummi-Verdik- |
kung (durch Rösten abgebauter Stärke). |
1000 Teile |
Nach dem Drucken und Trocknen wird das Gewebe so besprüht, daß es mindestens
5001, seines Eigengewichtes von folgender Lösung aufnimmt: 910 Teile Wasser,
50 Teile Natriumhydroxyd, 40 Teile Natriumsalz der Benzaldehydsulfoxylsäure.
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Das noch feuchte Gewebe wird kontinuierlich einem Dämpfer zugeführt
und dort 30 Sekunden bei etwa 115°C behandelt. Danach wird das Gewebe, wie unter
Beispiel 1 angegeben, fertiggestellt.
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Es resultiert ein leuchtendgelber Druck auf weißem Grund.