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Verfahren zum Färben und Bedrucken Hydroxylgruppen enthaltender Materialien
Es wurde gefunden, daß man auf Hyuroxylgruppen enthaltenden Textilmaterialien, insbesondere
auf Fasern oder Geweben aus nativer oder regenerierter Cellulose, hervorragend wasch-
und kochechte Färbungen und Drucke erzeugen kann, wenn man auf die zu färbenden
bzw. zu bedruckenden Textilmaterialien Farbstoffe aufbringt, die im Molekül mindestens
eine löslichmachende Gruppe und mindestens zwei aliphatische Halogenacylaminogruppen
mit beweglichen Halogenatomen aufweisen, ausgenommen die Farbstoffe mit aliphatischen
ß-halogenierten Acylaminogruppen der deutschen Patentschriften 1058 467 und
1 148 211, und das so behandelte Textilmaterial gleichzeitig oder nachträglich,
gegebenenfalls bei erhöhter Temperatur, der Einwirkung säurebindender Mittel unterwirft.
Bei beiden Verfahrensweisen wird das gefärbte Material zweckmäßigerweise in neutraler
oder alkalischer wäßriger Flotte gewaschen. Man erhält auf diese Weise Färbungen
und Drucke mit hervorragender Waschechtheit.
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Die für das erfindungsgemäße Verfahren geeigneten Farbstoffe können
den verschiedensten Farbstoffklassen, beispielsweise der Reihe der Azo-, Anthrachinon-,
Oxazin-, Methin- oder Phthalocyaninfarbstoffe angehören. Sie enthalten im Molekül
mindestens eine löslichmachende Gruppe, vorzugsweise mindestens eine Sulfonsäure-
und/oder Carbonsäuregruppe, und mindestens zwei Aminogruppen, die mit solchen Säureresten
acyliert sind, die ein oder mehrere aliphatisch gebundene bewegliche Halogenatome,
vorzugsweise Chloratome, aufweisen. Die genannten Acylaminogruppen können weitere
Substituenten tragen, beispielsweise Alkylreste, Carbonylgruppen, Carboxylgruppen
oder Halogenatome; ferner können sie Kohlenstoff Doppelbindungen enthalten. Als
Beispiele seien die Acylreste folgender Säuren genannt: Chloressigsäure, Bromessigsäure,
a-Chlorpropionsäure, a-Brompropionsäure, Trichloracrylsäure, ß-Chloracetessigsäure,
Chlormalonsäure, Chlormaleinsäure, Chlorfumarsäure, Dichlorbernsteinsäure, a,f-Dichlorpropionsäure.
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Die Herstellung der verfahrensgemäß zu verwendenden Farbstoffe kann
beispielsweise dadurch erfolgen, daß man halogenacylaminogruppenhaltige Ausgangskomponenten
zu Farbstoffen vereinigt und die Komponenten so wählt, daß die entstehenden Farbstoffe
mindestens zwei aliphatische Halogenacylaminogruppen enthalten. Häufig ist es auch
vorteilhaft, zunächst einen mindestens zwei Aminogruppen enthaltenden Farbstoff
herzustellen und diesen nachträglich nach bekannten Methoden mit geeigneten funktionellen
Derivaten von Halogenacylverbindungen zu den entsprechenden Di- oder Polyhalogenacylamino-Farbstoffen
umzusetzen.
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Die Farbstoffe lassen sich auf die zu färbenden Materialien, insbesondere
auf Fasern oder Gewebe aus nativer oder regenerierter Cellulose, durch Färben, Klotzen
oder Drucken aufbringen.
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Auf dem so behandelten Material wird der Farbstoff mit Hilfe säurebindender
Mittel, wie Natriumhydroxyd, Natriumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Natriumacetat
oder Trinatriumphosphat, vorzugsweise bei erhöhter Temperatur, fixiert. Nicht fixierte
Farbstoffreste werden anschließend durch Behandlung mit heißem Wasser und mit einer
heißen Seifen- oder Alkali-Dispergiermittellösung von der Faser entfernt. Die Fixierung
der erfindungsgemäß zu verwendenden Farbstoffe erfolgt durch chemische Verknüpfung
des Halogenacylaminorestes des Farbstoffes mit den Hydroxylgruppen der Faser, wie
sich in einfacher Weise durch folgenden Nachweis zeigen läßt: Wird ein Azofarbstoff,
der die Halogenacylaminogruppen ausschließlich in der Diazokomponente enthält, verfahrensgemäß
auf der Faser fixiert, der fixierte Farbstoff mit alkalischer Natriumdithionitlösung
an der Azogruppe reduktiv gespalten, die Faser gründlich ausgewaschen, die fixierte
Diazokomponente auf der Faser diazotiert und mit der ursprünglichen Azokomponente
gekuppelt, so wird die gleiche waschechte Färbung in annähernd der gleichen Farbtiefe
zurückerhalten. Um nicht fixierten Farbstoff leicht von der Faser spülen zu können,
kommen vorzugsweise solche Farbstoffe für das Verfahren in Betracht, die nur geringe
Affinität zu dem zu färbenden Cellulosematerial besitzen.
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Beim Färben läßt man den Farbstoff aus wäßriger salzhaltiger, wie
Natriumchlorid oder Natriumsulfat
enthaltender Flotte auf das zu
färbende Material aufziehen. Für das Aufklötzen verwendet man eine Farbstofflösung,
die außer einem Salz noch ein Verdickungsmittel, z. B. Tragant, Methylcellulose
oder Alginat, enthalten kann. Das zur Fixierung erforderliche Alkali kann entweder
gleichzeitig mit dem Farbstoff aus der Färbe- bzw. Klotzflotte oder aber - gegebenenfalls
nach einer Zwischentrocknung - in einem zweiten Arbeitsgang aus einer geeigneten
Lösung auf die Faser aufgebracht werden. Zum Drucken wird eine Paste verwendet,
die aus der Farbstofflösung, einem Salz, einem Verdickungsmittel und der Lösung
eines Alkalis hergestellt wird.
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Bei allen Verfahren erfolgt das Fixieren durch Dämpfen oder Trocknen,
bei Temperaturen von etwa 100 bis 140°C ist der Fixierprozeß in etwa 10 bis 30 Minuten
beendet. Die erforderliche Zeit und Temperatur sind von der Beweglichkeit der Halogenatome
in den Halogenacylaminoresten der Farbstoffe abhängig. Beispiel l 30 g des Farbstoffes
der Formel
werden mit 50 g Harnstoff und 30 g 4o/oiger Natriumalginatlösung in 11 Wasser gelöst.
Ein Baumwollgewebe wird mit dieser Lösung auf dem Foulard geklotzt und bei 100°C
getrocknet.
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Anschließend läßt man das Gewebe eine Lösung passieren, die pro Liter
290 g Natriumchlorid und 10 g Natriumhydroxyd enthält und trocknet das Färbegut
10 Minuten bei 135°C. Schließlich wird zuerst mit heißem Wasser und dann mit einer
Waschflotte, die pro Liter 5 g Seife und 2 g Soda enthält, bei 80 bis 90°C behandelt
und dann kalt ausgespült und getrocknet. Man erhält eine gelbstichigrote Färbung
von sehr guter Waschechtheit.
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Der verwendete Azofarbstoff läßt sich in bekannter Weise herstellen,
indem man 1-Amino-4-chloracetylaminobenzol-2-sulfonsäure in bicarbonat-alkalischem
Medium mit 2-(ß-Chlorpropionylamino) - 5 - hydroxynaphthalin - 7 - sulfonsäure mit
Salzsäure kuppelt, das Reaktionsgemisch neutralisiert, abfiltriert und den Filterrückstand
bei 60°C unter vermindertem Druck trocknet. Beispiel 2 30 g des Farbstoffes der
Formel
werden in 1 1 Wasser gelöst, mit 20 g Kaliumcarbonat versetzt und mit 30 g 4o/oiger
Natriumalginatlösung zu einer Klotzlösung angedickt. Diese Lösung wird auf dem Foulard
auf ein Baumwollgewebe aufgebracht, das Gewebe getrocknet und anschließend 10 Minuten
auf 140°C erhitzt. Nach dem Spülen, Seifen und Trocknen erhält man eine blaustichigrote
Färbung von sehr guter Waschechtheit. Der verwendete Azofarbstoff läßt sich herstellen
durch Diazotieren von 4-(3',5'-Bis-chloracetylamino)-benzoylamino - 1- aminobenzol
- 2 - sulfonsäure und Kupplung mit 2-Amino-8-hydroxynaphthalin-6-su' fonsäure in
essigsaurem Medium. Beispiel 3 30g des Farbstoffes der Zusammensetzung
werden, wie im Beispiel_2 angegeben, zu einer Klotzlösung verarbeitet und mit dieser
in der im Beispiel 2 angegebenen Weise Baumwollgewebe imprägniert. Nach dem Trocknen,
Erhitzen, Spülen und Seifen
erhält man eine sehr waschechte rotstichiggelbe
Färbung.
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Der in diesem Beispiel verwendete Farbstoff läßt sich zweckmäßigerweise
durch Diazotieren von 1-Amino-5-acetylaminobenzol-2-sulfonsäure und Kuppeln mit
1-(3'-Aminophenyl-3-methyl)-5-pyrazolon, Verseifen der Acetylaminogruppe und Acylieren
der beiden freien Aminogruppen mit Trichloracroylchlorid herstellen.
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Acyliert man an Stelle von Trichloracroylchlorid mit 2 Mol Chloririaleinsäureanhydrid,
erhält man einen Farbstoff von ähnlichem Farbton, der Baumwollgewebe nach dem beschriebenen
Klotzverfahren ebenso waschecht anfärbt.
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Beispiel 4 1 Mol 1-Amino-3-chlorbenzol wird diazotiert und in bicarbonatalkalischem
Medium mit 1 Mol 1-(3', 5'-Bis-chloracetylamino) -benzoylamino-8 -hydroxynaphthalin-4,6-disulfonsäure
gekuppelt. 30 g des so hergestellten Farbstoffes werden mit 150 g Harnstoff, 400
g 4o(oiger Natriumalginatlösung, 10 g Natriumhydroxyd und 750 ml Wasser zu einer
Druckpaste verarbeitet. Die mit dieser Paste auf Baumwollnessel hergestellten scharlachroten
Drucke zeigen nach dem Abspülen gemäß Beispiel l eine sehr gute Waschechtheit. Beispiel
s 1 Mol 1-Amino-4-nitrobenzol-2-sulfonsäure wird wie üb-ich diazotiert und in schwach
alkalischem Medium mit 1 Mol 2-(3',5'-Bis-chloracetylaminobenzoyl)-amino-6-hydroxynaphthalin-8-sulfonsäure
vereinigt.
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Aus 30g des so erhaltenen Azofarbstoffes wird, wie im Beispiel 4 beschrieben,
eine Druckpaste hergestellt. Die damit auf Baumwollgewebe erzielten Drucke zeigen
nach dem im Beispiel 1 beschriebenen Spülprozeß sehr gute Waschechtheit.