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Gerbverfahren Die vorliegende Erfindung betrifft Gerbverfahren mit
Chrom(III)-salzen unter Verwendung von säurebindenden Stoffen; erfindungsgemäß wird
hierbei als säurebindender Stoff Dolomit verwendet, gegebenenfalls in Kombination
mit anderen säurebindenden Stoffen.
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Das Mengenverhältnis zwischen Chrom(III)-salzen und Dolomit kann in
weiten Grenzen schwanken; geeignete Mengenverhältnisse lassen sich durch Vorversuche
leicht ermitteln, im allgemeinen richtet sich die anzuwendende Menge Dolomit nach
der Basizität der eingesetzten Chrom(III)-salze, nach der Basizität, zu der die
Chrom(III)-salze geführt werden sollen, und nach der Menge gegebenenfalls mitverwendeter
anderer säurebindender Stoffe.
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Während die üblicherweise beim Gerben mit Chrom(III)-salzen verwendeten
säurebindenden Stoffe, wie Natriumcarbonat und Natriumbicarbonat, die sich aus den
angewandten Chrom(III)-salzen durch Hydrolyse bildenden Säuren sofort neutralisieren,
reagiert Dolomit mit diesen Säuren nur allmählich im Verlauf mehrerer Stunden. Dieser
Unterschied ist von wesentlicher Bedeutung. Bei Verwendung der herkömmlichen, sich
sofort auswirkenden säurebindenden Stoffe besteht nämlich leicht die Gefahr; däß
sich- an den Stellen; an denen diese Stoffe in die Gerbbrühe eingebracht werden,
Chromverbindungen bilden, die eine zu hohe Basizität besitzen und sogar Ausfällungen
ergeben, welche nicht wieder in Lösung zu bringen sind. Man versucht zwar, dieser
Gefahr dadurch zu begegnen, daß man die erforderliche Menge an herkömmlichen säurebindenden
Stoffen in gelöster Form den Gerbbrühen während des Gerbens über einen längeren
Zeitraum stufenweise oder kontinuierlich zusetzt, man muß dazu jedoch für den jeweiligen
Fall spezielle Dosierungsvorschriften ausarbeiten und dann auch darum besorgt sein,
daß sie eingehalten werden.
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Bei der erfindungsgemäßen Verwendung von Dolomit wird nun das Gerbverfahren
mit Chrom(III)-salzen außerordentlich vereinfacht. Die vorgesehene Menge an Dolomit
kann jetzt bereits zu Beginn des Gerbens in einem einzigen Ansatz angewandt werden,
da dank der nur allmählich eintretenden Bindung der durch Hydrolyse entstehenden
Säuren keine Chromverbindungen entstehen können, die eine zu hohe Basizität besitzen
und zu Ausfällungen führen würden. Leder von hervorragender Beschaffenheit lassen
sich bei Verwendung von Dolomit selbst dann mit Sicherheit herstellen, wenn die
Chrom(III)-salze zwecks hoher Chromausnutzung zu hohen Basizitäten geführt werden.
Vorteilhafterweise führt man das erfindungsgemäße Gerbverfahren mit solchen Chrom(III)-salzen
durch, denen bereits im Zuge ihrer Herstellung der Dolomit beigemischt ist.
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Als Chrom(III)-salze können die verschiedenartigsten Verbindungen,
die für Gerbverfahren in Betracht kommen, verwendet werden, beispielsweise Chromsulfat,
basische Chromsulfate, maskierte Chromsalze, Mischungen aus basischen Chromsulfaten
und Neutralsalzen, wie Natriumsulfat, sowie Umsetzungsprodukte von Verbindungen
des sechswertigen Chroms mit Reduktionsmitteln, wie sie unter anderem aus Ulhnanns
Encyklopädie der technischen Chemie, 3. Auflage, 11. Band, S. 604 bis 607, bekannt
sind.
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An Stelle von Dolomit allein kann man bei der Gerbung mit Chrom(III)-salzen
auch Mischungen aus Dolomit und herkömmlichen Abstumpfungsmitteln verwenden; man
erzielt auf diese Weise eine Beschleunigung der Säurebindung.
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Bemerkt sei noch, daß die Vorteile, die bei Verwendung von Dolomit
erzielt werden, bei Verwendung einer Mischung aus dem Dolomit entsprechenden Mengen
an Magnesiumcarbonat und Calciumcarbonat nicht auftreten.
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Aus der deutschen Patentschrift 339 418 ist es bereits bekannt, bei
der Gerbung von Blößen mittels Eisenalaun Magnesit zu verwenden. Bekanntlich verläuft
die Gerbung mittels Eisensulfaten bei wesentlich niedrigerem pH-Wert als die Gerbung
mit Chrom(III)-sulfaten. Die nach Beispiel 1 der deutschen Patentschrift 339 418
gegerbten Blößen sind unbrauchbar. Schon aus diesem Grunde hat eine übertragung
der Anwendung von Magnesit von der Eisenalaungerbung auf die Gerbung mit Chrom(III)-sulfaten
und noch weit mehr die Anwendung von Dolomit an Stelle von
Magnesit
in der Chromgerbung für den Fachmann ferngelegen. Im übrigen zeigt die Erfahrung,
daß Magnesit die Gerbbrühe der Chromgerbung völlig unzureichend abstumpft. Der pH-Wert
nach 7stündiger Gerbung liegt unterhalb 3,2 und ist damit für die Erfordernisse
der Praxis untragbar, Die erhältlichen Leder sind nicht brauchbar. Beginnt man statt
dessen die Gerbung mit Mischungen aus pulverförmigem Chrom(III)-sulfat und der erforderlichen
Menge an bekannten, schnell reagierenden Abstumpfungsmitteln, wie Soda, Bicarbonat,
Calciumcarbonat oder Magnesiumcarbonat, so treten Chromoxydausfällungen auf.
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Überraschenderweise ergibt demgegenüber die erfindungsgemäße Anwendung
von Dolomit eine dem Chromgerbprozeß ideal angepaßte Abstumpfung, welche zunächst
langsam einsetzt und im Verlaufe des Gerbvorganges stetig zunimmt. Die auf diesem
Wege erhältlichen Leder besitzen vorzügliche Eigenschaften, was nach dem Verhalten
von Magnesit oder anderen Abstumpfungsmitteln nicht erwartet werden konnte.
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Die in den nachfolgenden Beispielen angegebenen Teile sind Gewichtsteile.
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- Beispiel 1 100 Teile pulverförmiges Chrom(III)-sulfat mit einem
Gehalt an 26% Cr203, 27% S03, 23% Na2S04, Rest H20 und 16 Teile gemahlener Dolomit
mit einem Gehalt an 30,6% CaO und 21,5% MgO werden miteinander vermischt. 100 Teile
einer gepickelten Kalbsblöße werden dann mit 13 Teilen dieser Mischung und 70 Teilen
Wasser im Gerbfaß 8 Stunden gewalkt. Die Anfangstemperatur beträgt hierbei 20° C
und die Endtemperatur 40° C. Die erhaltenen Leder sind kochgar. Beispiel 2 100 Teile
des im Beispiel 1 angeführten pulverförmigen Chrom(III)-sulfats werden mit 8 Teilen
gemahlenem Dolomit und 14 Teilen Natriumbicarbonat vermischt. 100 Teile einer gepickelten
Kalbsblöße werden dann mit 14 Teilen dieser Mischung und 70 Teilen Wasser im Gerbfaß
6 Stunden gewalkt. Die Anfangstemperatur beträgt hierbei 20° C und die Endtemperatur
40° C. Die erhaltenen Leder sind kochgar.
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Beispiel 3 100 Teile eines Acetatogruppen enthaltenden Chrom(III)-sulfats
mit einem Gehalt an 26,3% ' Cr203, 26,3 % S03, 23,1% Na2S04, 5% CH3COOH und 19,3
% H20, das nach den Angaben der bekanntgemachten Unterlagen des belgischen Patents
609 653 hergestellt ist, werden mit 24 Teilen gemahlenem Dolomit vermischt. 100
Teile einer gepickelten Kalbsblöße werden dann mit 10 Teilen dieser Mischung im
Gerbfaß 7 Stunden gewalkt. Die Anfangstemperatur beträgt hierbei 20° C und die Endtemperatur
40° C. Die erhaltenen Leder sind kochgar.
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An Stelle der in den Beispielen angeführten Kalbsblößen kann man auch
beliebige andere tierische Blößen, wie Rindsblößen, Ziegenblößen und Schafsblößen,
dem erfindungsgemäßen Gerbverfahren unterwerfen; man erhält dann ebenfalls kochgare
Leder. Im Anschluß an die Gerbung können die Leder in üblicher Weise fertiggestellt
werden.