-
Bedienungseinrichtung für Zentralstellwerke im Eisenbahnsicherungswesen
Die Erfindung betrifft eine Bedienungseinrichtung für Zentralstellwerke im Eisenbahnsicherungswesen
mit einem Gleisbildplan des gesamten zu überwachenden Bereiches in der Nachbarschaft
eines zentralen Bedienungspultes; sie bezweckt die Verbesserung der Bedienung solcher
Anlagen.
-
Der moderne Eisenbahnbetrieb fordert eine zentrale Steuerung des Zugverkehrs.
Das bedingt die Fernsteuerung einer größeren Anzahl von Stellwerken oder Stationen
und die Rückmeldung der einzelnen Betriebszustände an die Zentrale, von der die
Steuerung ausgeht. Die Rückmeldungen erscheinen als verschiedenfarbige Lichtzeichen
in den entsprechenden Symbolen des Streckenleuchtbildes und ermöglichen somit eine
überwachung der gesamten zu steuernden Eisenbahnstrecke.
-
Nach den vorliegenden Meldungen im Streckenleuchtbild und nach dem
Fahrplan werden nun die erforderlichen Bedienungen der Stellwerke über die Fernsteuerung
durch den Streckenfahrdienstleiter vorgenommen, indem er in bekannter Weise seine
eisenbahnbetrieblichen Handlungen mittels Tasten-oder Schalterbedienung inner- oder
außerhalb der Gleislage des Streckenleuchtbildes oder auf einem besonderen Befehlspult
durchführt.
-
Die ortsgebundene Anordnung der Bedienungselemente an dem Streckenleuchtbild
entspricht nicht mehr den Forderungen des Eisenbahnverkehrs in bezug auf schnellen
Betriebsablauf und Steuerung desselben, da diese Bedienungsart eine einwandfreie
Gesamtübersicht der Strecke nicht garantiert. Der Streckenfahrdienstleiter muß sich
ständig in Griffweite vor dem Streckenleuchtbild aufhalten, um die einzelnen Bedienungselemente
zu erreichen. Dabei ist jedoch sein Blickwinkel auf das gesamte Streckenleuchtbild
so gering, daß er im Moment die Meldungen der anderen Stellwerksbereiche gar nicht
oder nur sehr schwer überblicken und in Störungsfällen dadurch erst verspätet eingreifen
kann. Außerdem muß der Streckenfahrdienstleiter zur Bedienung größerer Streckenleuchtbilder
entweder ständig hin- und herlaufen, sich mit einem fahrbaren Stuhl entlang des
Streckenleuchtbildes bewegen oder mit einem Drehstuhl das winklig aufgebaute Streckenleuchtbild
bedienen.
-
In einer verbesserten Ausführung sind nun aber auch schon alle notwendigen
Bedienungselemente an einem bestimmten zentralen Punkt, z. B. in einer zusätzlichen
Bedienungseinrichtung zusammengefaßt worden. Das Streckenleuchtbild ist um diese
Bedienungseinrichtung halbkreisförmig aufgestellt. Jetzt können die Bedienungshandlungen
wahlweise "an dem Streckenleuchtbild oder an der Bedienungseinrichtung erfolgen.
Dabei hat jeder Stellwerksbereich seine eigenen Bedienungselemente. Diese sind im
Gegensatz zum Streckenleuchtbild auf ein Minimum zusammengedrängt, wobei die einzelnen
Bedienungselemente ohne Rücksicht auf ihre Lage in dem Streckenleuchtbild unter-
und nebeneinander angeordnet sind. Die Vielzahl der auf kleiner Fläche nebeneinander
zusammengefaßten Bedienungselemente schließt aber eine Fehlbedienung durch den Streckenfahrdienstleiter
nicht aus, sondern verlangt vielmehr von ihm eine ständige Konzentration, damit
er stets die richtigen Bedienungselemente herausfindet. Außerdem ist diese Anordnung
unübersichtlich.
-
Weiterhin sind Einrichtungen bekanntgeworden, bei denen die Bedienungseinrichtung
eine Tastatur mit wenigen Tasten ohne Gleisbild aufweist. Die als Tasten ausgebildeten
Bedienungselemente sind streifenartig unter- bzw. nebeneinander angeordnet. Durch
Kombination von zwei oder mehreren mit Symbolen versehenen Tasten sind Befehlserteilungen,
wie Stellwerksauswahl, Fahrstraßen-, Weichen-, Signalstellung usw., möglich. Diese
Bedienungsart verlangt zusätzlich zu der hauptsächlichen streckenfahrdienstlichen
Tätigkeit von dem Bedienenden die genaue Kenntnis aller Kombinationsmöglichkeiten
und ihre Aufteilung auf die einzelnen in ihrer Art recht unterschiedlichen Stationen.
-
Den genannten Ausführungstypen für die Fernsteuerung haften demzufolge
wesentliche Nachteile an, insbesondere deswegen, weil die Bedingung der übersicht
über das Streckenleuchtbild und die der einfachen Bedienung der Einrichtung von
keiner der erwähnten Typen erfüllt werden.
Die Erfindung stellt
sich zur Aufgabe, diese Bedingungen zu erfüllen und erreicht das Geforderte erfindungsgemäß
dadurch, daß auf dem Bedienungspult ein die schematischen Signal- und Gleisanlagen
sämtlicher Stellwerke deckendes einheitliches Pult-Gleisbild angeordnet ist, das
im au"sgeleüchteten Zustand lediglich die schematische Signal-und Gleisanlage des
jeweils angewählten Stellwerks anzeigt und das einerseits Tasten zur Auswahl der
einzelnen Stellwerke und andererseits Tasten zur Einleitung von Stellhandlungen
in dem angewählten Stellwerk enthält. Die Erfindung macht hierbei Gebrauch von dem
auf dem Gebiet der Schaltanlagen bekannten Prinzip, ein zentral angeordnetes Mutterfeld
für die Auswahlsteuerung von gleichartig aufgebauten Anlageteilen vorzusehen. Die
Erfindung geht jedoch über dieses bekannte Prinzip hinaus, indem sie das Mutterfeld
derart ausbildet, daß es gestattet, sämtliche Anlageteile der gesamten zu überwachenden
Strecke anzuwählen und darzustellen.
-
Der wesentliche Vorteil der Erfindung besteht einerseits in der einfachen
Bedienung der relativ kleinen Befehlseinrichtung in Forte eines beliebig ausgebildeten
Bedienungspultes, die ohne besondere Tastenkombinationen vorgenommen wird, und andererseits
darin, daß der Streckenfahrdienstleiter jederzeit die Übersicht über die Betriebszustände
auf dem Streckenleuchtbild behält, da er in einem bestimmten Abstand von diesem
sitzt: Somit sind die geforderten Betriebsbedingungen erfüllt.
-
Weiterhin ist die Maßnahme, die Stellwerksauswahltasten nach der geographischen
Lage der Stellwerke anzuordnen zur Erreichung einer einfachen Bedienung der Befehlseinrichtung
unter Wahrung der guten Übersicht des Streskenleuchtbildes vorteilhaft: Durch sinnfällige
Zweitastenbedienung sind alle Bedienungsmöglichkeiten zur Steuerung der einzelnen
Stellwerke gegeben: Ein Tastenminimum wurde dadurch erreicht, daß vom Einstellen
einer Fahrstraße bis zum Stellen des Signals nur eine Stellhandlung notwendig ist.
Weil außerdem noch im auf der Bedienungseinrichtung durch Symbole dargestellten
Pult-Gleisbild die nicht zu Stellhandlungen:benötigten Tasten außerhalb des Gleiszuges
angeordnet sind und die Gleistasten eine andere Farbe als die Signaltasten haben;
ist die Bedienung unkompliziert.
-
In weiterer Ausbildung .der Erfindung bestehen die für das Pult-Gleisbild
notwendigen Tasten aus Fahrtrichtungstasten mit Richtungspfeil und verschiedenfarbig
ausgeführten richtungsunabhängigen Gleistasten. Im ausgeleuchteten Zustand zeigt
das Pult-Gleisbild die schematische Signal- und Gleisanlage sowie Betriebsstörungen
des angewählten Stellwerksbereiches an: Der räumliche Aufbau der Bedienungs= einrichtung
ist so vorgenommen, daß Erweiterungen für andere Einrichtungen z. B. für die Zugnummereinwahl;
möglich sind.
-
Aufbau und Wirkungsweise der Erfindung sei an Hand eines zeichnerischen
Ausführungsbeispieles näher erläutert: Die Stellwerkstasten T1 ... Tn. sind
in der dargestellten Bedienungseinrichtung in einer waagerechten Reihe unter den
dazu notwendigen Stellwerkslampen L1 . . . LR angebracht: Unter den eiwvähnten
Tasten und Lampen befindet sich das Pult-Gleisbild. Die Fahrtrichtungstasten 1 bis
16 dienen in Verbindung mit den Gleistasten 27 bis 34 zum Stellen der Signale des
angewählten Stellwerkes. Außer diesen Tasten sind in den durchgehenden Hauptgleisen
noch je eine Zusatzgleistaste 35 und 36 vorgesehen, die der Aufgabe dienen, besondere
Durchrutschwege bei gleichem Einfahrweg zu schaffen. Darüber hinaus dient eine weitere
Gleistaste 37 zur beliebigen Gleiswahl bei überholungsgleisen. Neben den Fahrtrichtungstasten
befinden sich zur besseren Übersicht Richtungspfeile, während sämtliche Gleistasten
richtungsunabhängig sind. Die Gleistasten 27 bis 34 unterscheiden sich von allen
anderen Tasten durch eine besondere Farbgebung. Damit sich die Hauptgleise besser
hervorheben, sind diese stärker gekennzeichnet. Die senkrecht angeordneten Tasten
38 bis 57 rechts neben dem Pult-Gleisbild dienen für besondere Zwecke, wie z. B.
»Signal Halt« oder »Widerruf« usw.
-
Die Einschaltung der Bedienungseinrichtung erfolgt durch Betätigen
der Taste 38. _ Wenn die daneben angeordnete Kontrollampe L3$ aufleuchtet, ist die
Bedienungseinrichtung betriebsbereit. Soll die Betriebseinrichtung wieder ausgeschaltet
werden, ist die Taste 39 zu betätigen. Das Zählwerk Zw neben den Tasten 45, 46 soll
überwadhen, wie oft die Rücknahmetaste 46 betätigt wurde. Die Lampe L47 leuchtet
in Verbindung, mit einer Weckerbetätigung bei Störungen des entralstellwerkes.
-
Ist die Bedienungseinrichtung eingeschaltet und soll z. B. eine Rechtsausfahrt
aus Gleis 1 im Stel1-werksbereich 11 stattfinden, so sind folgende Bedienungshandlungen
notwendig: Zuerst drückt man die Taste T11, worauf die Lampe Ll aufleuchtet, d.
h., der Stellwerksbereich 11 ist empangsbereit. Danach drückt man die Tasten i0
und 28. Im nicht dargestellten Streckenleuchtbild leuchtet die entsprechende Gleisstrecke,
und nachdem alle bekannten notwendigen Stehhandlungen im ausgewählten Stellwerk
abgelaufen sind, wechselt das vorher auf »Halt« stehende Ausfahrsignal in einen
Fahrbegriff usw. Soll im Stellwerksbereich 13 aus Gleis 3 eine Linksfahrt in die
entgegengesetzte Richtung stattfinden, so betätigt man die Taste T13. und danach
die Tasten 15 und 30. Soll der Fahrbegriff des eben bestellten Signals zurückgenommen
werden, so wird die Betätigung der Tasten 15 und 48 erforderlich, die für Signal
»Halt« vorgesehen sind.
-
Welche Gleis- bzw. Fahrtrichtungstaste für den jeweiligen Stellwerksbereich
zutreffen, ersieht man aus dem Streckenleuchtbild. Werden Tasten von Gleisen oder
Signalen betätigt, die es in dem angewählten Stellwerksbereich nicht gibt, so kommt
kein Befehl zur Auslösung.
-
Die Gegenstände der Unteransprüche sind nur im Zusammenhang mit dem
Gegenstand des Hauptanspruchs als Erfindung zu werten.