Einrichtung bei Stellwerken im Eisenbahnsicherungswesen Auf großen
Bahnhöfen hat man nicht nur ein Steilwerk, sondern meist mehrere oder mindestens
ein besonderes Befehlswerk außerhalb des Stellwerks oder in demselben Raum mit einem
der Stellwerke. Der Fahrdi,:nstleiter gibt vom Befehlswerk aus die einzelnen Aufträge
an das oder die Wärterstellwerke. Da der Fahrdienstleiter verschiedenerlei Aufgaben
hat, wäre es zweckmäßig, ihn bei weniger starkem Betrieb auf dem Bahnhof von der
Befehlsabgabe zu entlasten. Es kann auch sein, daß der Wärter, z. B. bei Nacht,
wo der Betrieb geringer wird, das Stellwerk verläßt und der Fahrdienstleiter den
Betrieb allein bewältigen kann. Jedenfalls gibt es verschiedenartige Fälle, in denen
man die besondere Besetzung des Befehlswerks vermeiden, d. h. das Befehlswerk zeitweilig
außer Betrieb setzen möchte. Der Fahrdienstleiter muß dann also die Möglichkeit
haben, das Befehlswerk abzuschalten und das Wärterstellwerk selbst zu bedienen.
Dieses Erfordernis besteht auch in dem Fall, wo man nur ein Stellwerksgebäude hat,
in welchem Befehlswerk und Wärterstellwerk untergebracht sind. Die Schwierigkeit
besteht bei dieser Abschaltung des Befehlswerks darin, daß zu jeder Fahrstraße ein
bestimmter Befehl gehört, ferner daß ver-,schiedene Fahrstraßen und damit auch die
entsprechenden Befehle sich gegenseitig ausschließen und daß auch das Auf-Fahrt-Stellen
der zu den einzelnen
Fahrstraßen gehörigen Signale im Wärter-Stellwerk
davon abhängig ist, daß der zu der betreffenden Fahrt gehörige Befehl im Wärterstellwerk
eingegangen bzw. vom Fahrdienstleiter abgegeben ist. Es ist also weder möglich,
das ganze Befehlswerk abzuschalten, weil der Wärter ohne Befehl, also ohne Ansprechen
seines Befehlsempfangsrelais gar nicht in der Lage ist, eine Fahrstraße @Jinzustellen,
noch ist es möglich, alle Befehlsabgaberelais generell zum Anzug zu bringen, weil
diese Relais sich teilweise gegenseitig ausschließen. Es ist aber auch nicht möglich,
die von den Befehlsabgaberelais abhängigen Befehlsempfangsrelais in den Wärterstellwerken,
von deren Ansprechen das Einstellen der Fahrstraßen abhängig ist, dauernd zum Anzug
zu bringen, weil ihr Abfall jeweils nach beendeter Zugfahrt innerhalb der Stromkreise
des Wärterstellwerks überwacht werden muß. Man könnte also zunächst nur durch eine
besondere Leitung, die vom Befehlswerk zum Wärtertisch führt, eine Überbrückung
aller Befehlsempfangsrelaiskontakte herbeiführen. Dies ist jedoch unzweckmäßig,
weil der Wärter dann sämtliche Befehlegleichzeitigaufleuchten sehen würde und dadurch
also keine Übersicht über die betrieblichen Notwendigkeiten hat. Man könnte also
höchstens den Teil der Befehlsempfangsrelaiskontakte überbrücken, die in den Steuerstromkreisen
liegen. Aber das würde einen großen Aufwand bedeuten, da zu jeder Fahrstraße mehrere
Kontakte gehören, die noch dazu an verschiedenen Stellen der Stromkreise der verschiedenen
Fahrstraßen des Wärterstellwerks liegen. Außerdem würde in diesem Falle die Meldetafel
am Befehlswerk nicht mehr aufleuchten, was unzweckmäßig ist, weil dadurch dem Fahrdienstleiter
und den Zugmeldern die Betriebsübersicht verlorengeht. Gemäß der Erfindung wird
eine vorübergehende Außerbetriebsetzung des Bef:@hlswerks dadurch erzielt, daß vom
Befehlswerk aus generell Befehlsabgabe und Befehlsempfang vorbereitet und vom Wärterstellwerk
aus die einzelnen Befehle ausgelöst werden. Insbesondere wird jeder Befehlstastenkontakt
im Befehlswerk durch zwei in Reihe liegende Kontakte überbrückt, von denen der eine
im Befehlswerk, der andere im Wärterstellwerk liegt. Der Fahrdienstleiter überbrückt
also durch Betätigen eines besonderen Schalters den Befehlstastenkontakt, wobei
diese Überbrückung jedoch erst wirksam wird, wenn der Wärter eine bestimmte Fahrstraße
einstellen will und damit den dem Befehlstastenkontakt entsprechenden Tastenkontakt
in seinem Steiltisch betätigt. Hierdurch erreicht man, d-aß lediglich die Befehlsabgabe
erübrigt wird, daß aber sowohl die Anzeige am Befehlspult bzw. auf einer zugehörigen
Meldetafel wie auch das einwandfreie und gewöhnliche Arbeiten des Wärterstellwerks
erhalten bleibt. Am Wärtertisch wird also dabei, der jeweilige Befehl von diesem
selbst erteilt, ohne daß jedoch das Befehlswerk vollkommen abgeschaltet ist.
Der Erfindungsgegenstand ist in der Figur beispielsweise erläutert.
Normalerweise wird eine Befehlsabgabe an das Wärterstellwerk dadurch bewirkt, daß
der Fahrdienstleiter z. B. zwei Tasten betätigt, durch welche die beiden Kontakte
T i und T 2 geschlossen werden, wodurch die beiden Relais A und
B zum Anziehen gebracht werden. Mit diesen beiden Tasten wählt der Fahrdienstleiter
also eine bestimmte Fahrstraße aus. Durch die beiden Relais A und
B wird nun ein nicht dargestelltes Befehlsab ; gaberelais zum Anziehen gebracht,
über dessen Kontakt ein Stromfluß nach dem Wärterstellwerk bewirkt wird, in welchem
nun ein bestimmtes Befehlsempfangsrelais anzieht. Dieses ermöglicht dem Wärter nunmehr,
die Fahrstraße einzustellen, indem cr bestimmte Kontakte schließt oder öffnet, die
das Einstellen nur dieser einen Fahrstraße ermöglichen und alle feindlichen Fahrstraßen
ausschließen. Um nun die besondere Befehlsabgabe vom Befehlswerk aus für gewisse
Zeiten zu erübrigen, wird gemäß der Erfindung ein Überbrückungsstromkreis L i bzw.
L2 vorgesehen, in welchem sich die Kontakte K i bzw. K 2, die vom Fahrdienstleiter
betätigt werden, und zwei Tastenkontakte T io bzw. T 2o,
die vom Wärterstellwerk
aus geschlossen werden, befinden. Ebenso sind die Kontakte K i i, K 12 usw. sowie
T i i, T 12 USW. weiteren Relais C, D usw. zu= geordnet, die
zu anderen Fahrstraßen gehören. Der Fahrdienstleiter legt also, wenn er das Befehlswerk
abschalten will, einen Hauptschalter um, der ein Relais o. dgl. betätigt, über welches
die Kontakte K i, K2, K i i, K 12 geschlossen «-erden. Der Wärter dagegen betätigt
jeweils durch besondere Tasten immer nur die Kontakte für eine bestimmte Fahrstraße,
z. B. T io und T 20 für eine erforderliche Fahrstraßeneinstellung. Es wird
also nun bei Einstellung einer jeden Fahrstraße genau so wie im Normalfall über
die Relais A und B das Befehlsabgaberelais im Bef-hlswer#< und
das Befehlsempfangsrelais im Wärterstellwerk zum Ansprechen gebracht, nur daß dieser.
Befehl nunmehr gewissermaßen durch den Stellwerkswärter selbst ausgelöst wird. Dadurch,
daß man also die Befehlsabgabe- und Befehlsempfangsrelais trotz vorübergehender
Außerbetriebsetzung des Befehlswerks in Funktion läßt, erzielt man einesteils das
normale Weiterarbeiten der Anzeigevorrichtung am Befehlswerk und des Wärterstellwerks
und hat gleichzeitig ein Mittel, um mit außerordentlich geringem Aufwand den gewünschten
Zweck zu erreichen. Diese Art der vorübergehenden Außerbetriebsetzung der Befehlsabgabe
vom Befehlswerk aus läßt sich auch unabhängig von den jeweiligen besonderen Umständen
zur Anwendung bringen, also gleichgültig, ob das Befehlswerk sich mit dem Wärterstellwerk
in demselben Raum befindet oder getrennt von diesem untergebracht ist und ob noch
weitere Stellwerke angeschlossen sind oder nicht. Es ist für di-, Durchführung des
Erfindungsgedankens auch ohne Bedeutung, ob die Kontakte K i, K2, K i i und
K i2 usw. unmittelbar durch einen Schalthebel oder durch ein vom Schalthebel eingeschaltetes
Relais betätigt werden usw. Sie können auch in anderen Stromkreisen liegen, z. B.
unmittelbar in den Stromkreisen der in der Zeichnung nicht dargestellten Befehlsabgaberelais,
die durch Kontakte der Relais A und B gesteuert werden. Sie würden dann z. B. zu
Kontakten an diesen
Relais A und B parallel geschaltet
werden. Die Kontakte K i, K 2, K i i, K 12 können auch durch
einen gemeinsamen Kontakt ersetzt werden.