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Einstelleinrichtung für Amateurfernrohre Die Erfindung betrifft eine
Einrichtung zur Einstellung eines Amateurfernrohrs mittels eines Stundenteilkreises
und eines damit zusammenarbeitenden Indexes.
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Bei kleineren Fernrohren, z. B. transportablen Amateurfernrohren,
mit parallaktischer Montierung begnügte man sich bisher meistens mit einem unveränderlich
montierten Stundenteilkreis, an dem der Stundenwinkel, das ist also der vom Meridian
aus gerechnete Winkel zum gesuchten Gestirn abzulesen ist. Zum Aufsuchen eines lichtschwachen
Objektes am Himmel durch Einstellung seiner Koordinaten am Fernrohr sind demnach
folgende Bedingungen zu erfüllen: Außer der Rektaszension des gesuchten Objektes
muß auch die am jeweiligen Beobachtungsort und zum jeweiligen Beobachtungszeitpunkt
gül-
tige Sternzeit bekannt sein, zweitens muß durch Rechnung die Differenz
Sternzeit minus Rektaszension gebildet und dieser Wert sodann am Stundenkreis als
Stundenwinkel eingestellt werden, drittens muß das Fernrohr von vornherein so gut
aufgestellt worden sein, daß nach Einstellung des Stundenwinkels das gesuchte Objekt
auch tatsächlich im Gesichtsfeld des Femrohres erscheint.
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Um wenigstens den Rechenvorgang der Differenzbildung Sternzeit minus
Rektaszension zu ersparen, hat man bereits zwei Skalen vorgesehen, nämlich eine
Sternzeitskala und eine Rektaszensionskala. Abgesehen von der Unübersichtlichkeit
bei der Handhabung zweier Skalen besteht aber immer noch der Nachteil, die augenblickliche
Sternzeit am Beobachtungsort kennen zu müssen, und der weitaus schwerwiegendere
Nachteil, nur bei vorhergegangener äußerst genauer Aufstellung des Fernrohres das
gesuchte Objekt ins Gesichtsfeld zu bringen.
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Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, eine Einrichtung zu schaffen,
die auch bei provisorischer und nur annähernd richtiger Aufstellung des Fernrohres
erlaubt, jedes Objekt innerhalb kürzester Zeit ins Gesichtsfeld zu bekommen, die
ferner so einfach ist, daß sie auch für kleinere Amateurgeräte tragbar ist, und
zu deren Bedienung keine weiteren Kenntnisse erforderlich sind als eben die Kenntnis
der Rektaszensionen und der Deklinationen der Himmelsobjekte.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe bei einer Einrichtung zur Einstellung
eines Amateurfernrohres mittels eines Paares zusammenarbeitender Einstellelemente,
nämlich eines Stundenteilkreises und eines damit zusammenarbeitenden Indexes, von
denen das eine Element vom feststehenden, das andere dagegen von dem um die Stundenachse
drehbaren Teil des Fernrohres getragen wird, erfindungsgemäß durch eine an sich
bekannte Wechselkupplung, durch die das eine der beiden Einstellelemente wahlweise
mit dem es tragenden Teil der Fernrohrhalterung oder mit dem anderen Einstellelement
kuppelbar ist.
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Es sind Wechselkupplungen an sich und Kupplungen auch bei Amateurfernrohren
(z. B. aus USA.-Patentschrift 2 649 791) bekannt. Die Kupplung gemäß USA.-Patentschrift
2 649 791 verfolgt jedoch einen anderen Zweck als die erfindungsgemäße Einrichtung,
nämlich die Feinverstellung des Fernrohres, wobei aber eine Festlegung des Teilkreises
zu seinem Zeiger nicht wirksam wird.
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Durch die auf diese Weise willkürlich herzustellende gegenseitige
Festlegung von Stundenteilkreis und Index wird erreicht, daß die am Fernrohr eingestellte
Rektaszension des Objektes dieselbe bleibt, während man es beobachtet und während
sich die Stundenachse, der Sternbewegung folgend, weiterdreht. Weil aber nun statt
der Stundenwinkel die Rektaszensionen der Objekte eingestellt werden, ist der Teilkreis
gegenläufig zur üblichen Bezifferung zu beziffern, d. h. also, daß bei Kupplung
des Stundenteilkreises mit dem dem Index gegenüberliegenden Teil und Bewegung des
Fernrohres von Ost über Süd nach West eine absteigende Ziffernfolge am Index
vorüberläuft.
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Die Aufsuchung eines schwachen Objektes ist nachfolgend an Hand eines
Fernrohres beschrieben, bei dem sich die Stundenskala an dem um die Stundenachse
drehbaren Teil des Fernrohres befindet, jedoch dieser gegenüber zügig drehbar gemacht
wurde (was z. B. durch Einlage einer Leder- oder Kunststoffscheibe, einer Schraubenfeder
usw. möglich ist) und mit dem am feststehenden Teil des Fernrohres befindlichen
Index durch einen Klemmhebel od. dgl. willkürlich klemmbar ist.
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Zur Aufsuchung des Objektes benötigt man nicht die Kenntnis der Lage
des Frühlingspunktes. Man bedient sich vielmehr eines hellen Sternes, dessen Ort
aus
dem Sternkalender entnommen wird. Gesucht wird z. B. der Spiralnebel M
66 im Löwen. Man entnimmt dem Buch seine Koordinate a = llh
17- ö
= 130 17'. Als Leitstern benutzt man einen hellen, möglichst
dem gesuchten Objekt nahen Stern, dessen Koordinaten im Buch verzeichnet sind, z.
B. Regulus im Löwen.
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Man stelle also Regulus mitten in das längstbrennweitige Okular ein
und dreht nun die drehbare Stundenskala auf die Regulus-Koordinate oc
= Joh 5m.
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Dabei muß die Deklination stimmen, da Regulus je in der Mitte
des Gesichtsfeldes zu sehen ist. Stimmt die Deklination nicht, so muß die Aufstellung
des Instrumentes noch etwas berichtigt werden.
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Nun berührt man die Stundenskala nicht mehr, sondern dreht das Fernrohr
mitsamt der Stundenskala, bis sie die Position von M 66 anzeigt, und stellt
die Deklination von M 66 ein.
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Der Spiralnebel muß und wird im Okular erscheinen. Man rückt ihn in
die Mitte, falls er seitlich zu sehen war, überprüft den angezeigten Wert und klemmt
die Stundenskala gegen den Zeiger fest.
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Nun kann das Objekt beliebig lange betrachtet werden, und man muß
auf Regulus als Leitstern nicht wieder zurückgreifen. Denn solange man auch schaut
und nachführt, wird die geklemmte Stundenskala immer die Rektaszension des Spiralnebels
festhalten, und beim nächsten Objekt stellt man eine Rektaszension direkt ein und
zusätzlich die entsprechende Deklination.
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So kann man am Sternenhimmel von Objekt zu Objekt spazierengehen und
als Leitstern dient je-
weils das vorher betrachtete Objekt. Natürlich muß
beim neuen Einstellen die Klemme des Stundenkreises gelöst werden, damit sich dieser
während der Einstellung mitdrehen kann. Die erzielte Genauigkeit der Ortung auf
diese Weise ist verblüffend, da die Wirkung der Aufstellungsfehler des Instrumentes
stark reduziert wird. Will man jedoch in eine gänzlich andere Richtung schauen,
so ist es besser, einen neuen, näheren Leitstern zu wählen.