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Verfahren zur antistatischen Ausrüstung und zum Verträglichmachen
von natürlichen und synthetischen Fasern und Geweben für die menschliche Haut Es
ist bekannt, natürliche und synthetische Fasern sowie Gewebe daraus bei ihrer Verarbeitung
mit Textilhilfsmitteln der verschiedensten Art zu behandeln. In vielen Fällen ist
die Anwendung eines Textilhilfsmittels für die Herstellung eines Fadens oder für
das maschinelle Verspinnen und Verweben der Fasern unumgänglich. Textilhilfsmittel,
die hierbei Verwendung finden, werden je nach ihrem Anwendungszweck als Schmälzen,
Spinnöle, Schlichten oder Appreturen bezeichnet.
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So ist es z. B. nötig, Wollfasern vor dem Webprozeß zu schmälzen oder
mit einem Spinnöl zu imprägnieren. Die Faser wird dadurch glatt und läuft leichter
durch die Webmaschinen. Das fertige Wollgewebe wird dann von diesem Textilhilfsmittel
durch einen Waschprozeß befreit.
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Ähnliche Hilfsmittel wendet man auch bei der Verarbeitung von Flachs
oder auch bei synthetischen Fasern an.
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Es ist weiterhin bekannt, Gewebe der verschiedensten Art mit Schlichte
und Appreturen zu behandeln. Sie dienen dazu, das Gewebe griffiger zu machen, das
Bedrucken zu ermöglichen und andere technische Effekte zu erreichen Textilhilfsmittel
der obengenannten Axt bestehen unter anderem aus pflanzlichen Ölen, Mineralölen
und Emulgatoren oder Stärke, Kunstharzen und Leimstoffen.
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So ist es z. B. seit langem bekannt, Spinnöle und Schmälzen aus Olivenöl,
Erdnußöl, Cocosfett, Rizinusöl, Sesamöl, geblasenem Rüböl und Olein herzustellen.
Seltener werden dazu Mineralöle verwendet. Als Emulgatoren nimmt man z. B. Natriumalkylnaphthalinsulfonate,
eventuell in Mischung mit Leim- oder Eiweißsubstanzen, sowie Triäthanolaminseifen.
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Aus der deutschen Patentschrift 686170 ist es bekannt, zum Schlichten
von Kunstseide Lösungen bzw. Emulsionen von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, z.
B. Linolsäure, Linolensäure und Eläostearinsäure, zu verwenden. Es ist jedoch nur
von der Benutzung dieser Stoffe zum Schlichten die Rede. Die Öle bleiben nicht auf
der Faser, sondern werden anschließend durch eine kurze Behandlung in warmem, sodahaltigem
Bad wieder daraus. entfernt.
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Aus der französischen Patentschrift 837 997 ist es bekannt, den Faserangriff,
der durch den Oxydationsprozeß von ungesättigten Fettsäuren auf der Faser entstehen
kann, durch Mischen von Leinöl mit Japanwachs zu vermeiden. Diese Mischung wird
mit Benzin verdünnt und als Schlichte verwendet. Anschließend wird die Mischung
von der Faser durch Entschlichten wieder entfernt.
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Weitere Patentschriften betreffen den Zusatz von Fichtenharz und Vaselinöl
zu pflanzlichen Ölen zum Zwecke der Herstellung von Schlichten für Kunstseide. Alle
diese Verfahren haben nur den Sinn, die Faser für den technischen Verarbeitungsprozeß
vorzubereiten.
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Im Verfahren der britischen Patentschrift 640 989 dient als Schlichte
für Kunstseide und Celluloseseiden eine Kombination mit Casein, Sojabohnenprotein
und Triäthanolamin.
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Gegenstand der deutschen Patentschrift 692 283 ist die Verwendung
von Baumwollgarnstärkeschlichten, die aus Kondensaten von höheren Fettsäuren und
Eiweißstoffen bestehen.
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Zum Schlichten werden gemäß der USA.-Patentschrift 2180 256 ein sulfoniertes
Reisöl sowie weitere pflanzliche Öle und Wasser benutzt. Auch hier wird die Schlichte
wieder aus der Faser entfernt, und die Öle haben nur den Zweck, der Faser beim Spinnprozeß
einen besseren Lauf durch die Maschinen zu ermöglichen.
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Die Verwendung von pflanzlichen Ölen mit ungesättigten und hochungesättigten
Fettsäuren für die Herstellung von Schlichten und Schmälzen hat, wie allgemein bekannt
ist, den technischen Nachteil, daß die damit behandelte Faser zur Selbsterhitzung
neigt und sich entzünden kann. Diese Gefahr besteht besonders bei der Behandlung
von Wolle mit Spinn-und Schmälzölen, die zum überwiegenden Teil trocknende Öle enthalten.
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Aus der deutschen Patentschrift 849 400 ist es bekannt, Fischereinetze
aus Polyamiden mit Emulsionen
hochungesättigter fetter Öle besonders
Holzöl, zu imprägnieren und zu trocknen, um die Netze zu versteifen.
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Es ist weiterhin bekannt, den Textilhilfsmitteln fungicide Stoffe
zuzugeben, um damit der behandelten Faser einen Schutz gegen Pilzbefall zu geben.
Die dafür bis jetzt verwendeten Stoffe werden jedoch auf der Haut von empfindlichen
Personen oft schlecht vertragen und führen zu allergischen Reizungen und Hauterkrankungen.
Die Ausrüstung des fertigen Gewebes mit antimykotischen Stoffen wird zudem fast
immer separat durchgeführt. Die bis jetzt bekannten Verfahren auf diesem Gebiet
werden stets von den üblichen textiltechnischen Verarbeitungsvorgängen, wie z. B.
Schlichten und Entschlichten getrennt.
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Bei den in der Technik verwendeten Textilhilfsmitteln kommt es darauf
an, die Faser oder das Gewebe so vorzubereiten, daß eine Verarbeitung auf Textilmaschinen
möglich ist. Die Behandlung der Faser und Gewebe, seien sie aus Naturstoffen oder
Kunststoffen mit chemischen Ingredienzien, führt jedoch sehr oft dazu, .daß die
daraus hergestellten Textilien, wenn sie mit der Haut in Berührung kommen, allergische
Erkrankungen auslösen.
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Aber auch »unbehandelte« sogenannte Naturtextilien werden von vielen
Menschen nicht vertragen. Es sei hier an die Unverträglichkeit von Wollstoffen,
die auf der Haut ein Kratzen und Brennen verursachen, erinnert. Auch auf die Unverträglichkeit
von Textilien, die aus Kunstfasern bestehen, muß hingewiesen werden.
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Weitere unangenehme Erscheinungen bei Textilien können durch die statische
Elektrizität, die durch Reibung der Stoffe am Körper entsteht, verursacht werden.
Es kommt zu elektrischen Entladungen, die besonders bei Textilien aus Synthesefasern
sehr häufig sein können.
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Viele Textilhilfsmittel sind nicht aus Naturprodukten aufgebaut, sondern
bestehen aus hochmolekularen komplizierten chemischen Verbindungen, z. B. aus Kunstharzen,
die zur Imprägnierung von Geweben Verwendung finden und deren Hautverträglichkeit
begrenzt ist.
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Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Behandlung von natürlichen
und synthetischen Fasern sowie Geweben daraus, das diesen sowohl hautfreundliche
als auch antistatische und antimykotische Eigenschaften verleiht und das gekennzeichnet
ist durch die Applizierung von ungesättigten und hochungesättigten Fettsäuren und
bzw. oder deren Derivaten in Form einer Emulsion, Dispersion oder Lösung. Zweckmäßig
werden die ungesättigten und hochungesättigten Fettsäuren bzw. deren Derivate in
Form einer wäßrigen Emulsion bzw. Dispersion mit einem Gehalt an Emulgator, z. B.
einem Fettalkohol-Polyglykoläther oder einem ähnlichen Erzeugnis, gegebenenfalls
auch in Mischung mit einem Antioxydans, wie z. B. Tokopherol und einem antimykotischen
Wirkstoff, wie z. B. Verbindungen der Undecylensäure auf das Textilgut aufgebracht.
Erfindungsgemäß soll nicht die Faser oder das Gewebe zur technischen Verarbeitung
vorbereitet sondern die Fasern oder die Gewebe daraus hautfreundlich, antistatisch
und antimykotisch ausgerüstet werden.
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Aus diesem Grund wird das Verfahren erst am Schluß der technischen
Verarbeitung der Faser oder des Gewebes angewandt. Die erfindungsgemäß verwendeten
ungesättigten und hochungesättigten Fettsäuren werden durch den Emulgator in eine
spontan dispergierbare Form gebracht. Es sind jedoch auch Lösungen in Benzin und
vielen anderen Fettlösungsmitteln anwendbar.
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Bei der erfindungsgemäßen Behandlung von Fasern und Geweben mit den
in wäßriger oder Lösungsmittelform verteilten ungesättigten und hochungesättigten
Fettsäuren wird auf der Faser bzw. dem Gewebe ein molekularer Film gebildet. Dieser
Film bildet eine Barriere zwischen der Faser und der Haut des Menschen, auf der
das Gewebe getragen werden soll. Dadurch wird eine bessere Hautverträglichkeit erreicht.
Zusätzlich wird der gewünschte antistatische Effekt erzielt, und bei gleichzeitiger
Anwendung von Undecylensäureverbindungen erfolgt eine antimykotische Ausrüstung.
Angewendet werden zweckmäßig etwa 0,1- bis lo/oige Lösungen, je nach Art und Herkunft
der zu behandelnden Faser oder des zu präparierenden Gewebes.
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Die verwendeten ungesättigten und hochungesättigten Fettsäuren bestehen
vorteilhafterweise aus den Glyceridverbindungen, wie sie in natürlichen pflanzlichen
ölen vorkommen. Für diesen Zweck sind alle pflanzlichen und auch tierischen Öle
mit einem hohen Gehalt an ungesättigten und hochungesättigten Fettsäuren geeignet.
Dazu gehören z. B. Mohnöl, Sojaöl, Leinöl, Sonnenblumenöl, Safloröl und insbesondere
sämtliche Getreidekeimöle. Die Erfindung erstreckt sich nicht nur auf die Öle in
ihrer natürlichen Form, so wie sie aus den Ölsaaten gewonnen werden, sondern auch
auf raffinierte Erzeugnisse daraus und auf Verbindungen der daraus gewonnenen ungesättigten
und hochungesättigten Fettsäuren. So können z. B. für den gleichen Zweck Linolsäureäthylester
oder Arachidonsäuremethylester sowie Ölsäurepropylester benutzt werden. Auch anoxydierte,
geblasene und auf andere Art und Weise veränderte natürliche, pflanzliche Öle können
erfindungsgemäß verwendet werden, falls sie noch hochungesättigte Fettsäuren, die
durch den chemischen Eingriff nicht verändert wurden, enthalten. Beispiele 1. 500
kg rohes Maiskeimöl werden mit Äthylalkohol auf bekannte Art und Weise umgeestert.
Der erhaltene Äthylester wird vom Glycerin getrennt und durch Destillation gereinigt.
Der destillierte Ester wird sorgfältig neutralisiert und stellt eine wasserhelle
klare Flüssigkeit mit einem Gehalt an freien Fettsäuren unter 1% dar. Die Ausbeute
beträgt etwa 450 kg.
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Diese 450 kg Maiskeimöl-Fettsäureäthylester werden gemischt mit 150
kg Fettalkohol-Polyglykoläther und 400 kg raffiniertem Reisöl mit einem Tokopherolgehalt
von 0,10!o und einem Gehalt an freien Fettsäuren unter 10 0/0.
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Von dem so erhaltenen Textilhilfsmittel werden 1 kg in 10001 Wasser
durch intensives Rühren gut dispergiert. Durch diese Waschflotte zieht man nun das
Gewebe, welches behandelt werden soll. Die Trocknung des Gewebes erfolgt ohne Nachwaschung
auf üblichen beheizten Walzen.
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2. 500 kg Sonnenblumenöl werden mit Polyglykol umgeestert. Der entstandene
Polyglykolester wird sorgfältig raffiniert. Die Ausbeute beträgt etwa 470 kg. Zu
diesem Ester gibt man nun 200 kg des Polyoxyäthylenderivats eines Ölsäuresorbitesters
und
30 kg eines Sulfobernsteinsäureesters des Undecylensäuremonoäthanolamides
sowie 300 kg raffiniertes Maiskeimöl mit einem Tokopherolgehalt von 0,08 0/0.
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Von diesem Hilfsmittel wird durch intensives Rühren eine 0,5o/oige
Suspension in Wasser hergestellt. Das zu behandelnde Wollgewebe wird nun durch dieses
Bad bei Zimmertemperatur hindurchlaufen gelassen und schonend bei 40° getrocknet.
Das Gewebe erhält damit sowohl eine hautfreundliche als auch antistatische und antimykotische
Ausrüstung.
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3. 500 kg Sonnenblumenöl werden sorgfältig raffiniert und gebleicht.
Die nach der Behandlung erhaltene Menge von 450 kg raffiniertem Sonnenblumenöl werden
gemischt mit 150 kg Fettalkohol-Polyglykoläther und 400 kg raffiniertem Baumwollsamenöl.
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1 kg dieser Mischung werden in 5001 Waschbenzin gelöst. Zur Reinigung
werden in einer dafür üblichen Anlage die Kleidungsstücke mit diesem Lösungsmittel
behandelt. Auf diese Weise erfolgt neben der Reinigung des Gewebes auch eine Imprägnierung
mit dem Textilhilfsmittel. Die behandelten Kleidungsstücke werden anschließend in
üblicher Weise getrocknet.