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Verfahren zur Herstellung von Polyäthylenimin Es ist bekannt, Äthylenimin
mit Hilfe von Säuren oder anderen Stoffen, die mit Äthylenimin Kationen bilden,
zu polymerisieren (vgl. deutsche Patentschrift 665791 und Houben-Weyl, 4. Auflage,
1958, Bd. 11/2, S. 259 ff.).
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Die so gewonnenen wasserlöslichen Polymerisationsprodukte des Äthylenimins
bewirken als Zusätze zum Papierbrei bei der Papierfabrikation eine Entquellung der
schleimig gemahlenen Zellstoffasern. Dadurch läßt sich der Mahlgrad des Zellstoffs
erniedrigen, die in den Wasserkreislauf der Papiermaschine geratenen Zellstoffasern
lassen sich leichter wieder ausfiocken, und die Naßreißfestigkeit des mit diesem
Zusatz hergestellten Papiers nimmt zu.
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Weiterhin ist es aus der deutschen Patentschrift 689 151 bekannt,
daß man aus 100 Molprozent Äthylenimin und 72 bis 100 Molprozent Phenylisocyanat
wasserunlösliche Harze erhält, welche für die genannten papiertechnischen Zwecke
unbrauchbar sind.
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Ferner werden in der deutschen Patentschrift 907 698 Kondensationsprodukte
aus Alkyleniminen und Harnstoffen oder Thioharnstoffen beschrieben.
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Diese Produkte, die ohne die Mitwirkung von Polymerisationsinitiatoren
hergestellt worden sind, sind ebenfalls als Hilfsmittel für die Papierindustrie
nicht geeignet.
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Aus der deutschen Patentschrift 881 659 ist es außerdem bekannt,
primäre oder sekundäre Amine mit einem Überschuß an Alkyleniminen in Gegenwart von
Säuren oder Säure abspaltenden Stoffen zu Polyalkylenpolyaminen umzusetzen.
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Es wurde nun gefunden, daß man Polyäthylenimin durch Polymerisation
von Athylenimin in wäßriger Lösung mit Hilfe von Säuren oder anderen Stoffen, die
mit Athylenimin Kationen bilden, in Gegenwart von Harnstoff, Phenylisocyanat, Diäthylcarbonat
oder deren Mischungen herstellen kann, wenn man 0,1 bis 40, vorzugsweise 1 bis 40
Molprozent, bezogen auf die Menge des Athylenimins, Harnstoff, Phenylisocyanat,
Diäthylcarbonat oder deren Mischungen verwendet.
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Zweckmäßigerweise legt man bei der Polymerisation eine Mischung des
Athylenimins und der Säure oder des mit Äthyleniruin Kationen bildenden Stoffes
und des Kohlensäurederivates in Wasser vor, leitet die Polymerisation durch Erhitzen
ein und gibt den Rest der Mischung in dem Maße zu, wie die Reaktion fortschreitet.
Die Menge des Wassers beträgt dabei etwa 5 bis 70, vorzugsweise 10 bis 35 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Äthylenimin.
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Es ist auch möglich, dem Reaktionsgefäß die Komponenten einzeln oder
nur zum Teil vorgemischt
(z. B. Harnstoff in Wasser gelöst, Äthylenchlorid in Äthylenimin
gelöst) gleichzeitig zuzuführen. Die Polymerisation kann auch kontinuierlich durchgeführt
werden. Gewünsohtenfalls kann man die Polymerisation auch unter Druck vornehmen.
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Man erhält farblose bis schwach gelbe Reaktionsprodukte von honigartiger
Konsistenz, die sich in kaltem Wasser unter Umrühren, in heißem Wasser durch einfaches
Eingießen lösen lassen.
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Die nachstehenden Tabellen geben eine Übersicht über die papiertechnischen
Eigenschaften der Reaktionsprodukte. Die Naßreißfestigkeit ist in O/o der Trockenreißfestigkeit,
die Mahigraderniedrigung in O/o, bezogen auf den Ausgangsmahlgrad, angegeben. Die
Flockungsgeschwindigkeit sowie die dabei erzielte Klärung wurden nach einer praktischen
Skala mit den Werten 1 bis 5 beurteilt.
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Tabelle 1 Naßverfestigung von Papier, hergestellt unter Zusatz von
verschiedenen Arten Polyäthylenimin
Naßreißfestigkeit in oele, |
bezogen auf die |
Trockenreißfestigkeit |
Polyäthylenimin, hergestellt nach bei einem Zusatz von |
1 2 |
Gewichtsprozent |
500/obigem |
Polyäthylenimin |
Vergleichsbeispiel (nur mit Koh- |
lendioxyd als Polymerisations- |
initiator) . . 6 10 |
Beispiel 1 (mit Zusatz von Harn- |
stoff und'mit Äthylenchlorid als |
Polymerisationsinitiator) . . . 13 18 |
Tabelle 2 Mahlgraderniedrigung von Sulfitzellstoff durch Zusatz
von verschiedenen Arten Polyäthylenimin
Mahigraderniedrigung |
in °io, bezogen auf den |
Ausgangsmahlgrad, |
Polyäthylenimin, hergestellt nach bei einem Zusatz von |
0,25 1 0,50 |
Gewichtsprozent |
500/oigem |
Polyäthylenimin |
Vergleichsbeispiel (nur mit Koh- |
lendioxyd als Polymerisations- |
initiator). . .. 10 18 |
Beispiel (mit Zusatz von Harn- |
stoff undmit Äthylenchiorin als |
Polymerisationsinitiator).. . 20 31 |
Tabelle 3 Flockungsgeschwindigkeit und die dabei erzielte Klärung der 0,5%igen Suspension
von schleimig gemahlenem Sulfitzellstoff durch Zusatz von verschiedenen Arten Polyäthylenimin
Die bei einem Zusatz |
von 10-4 Gewichts- |
prozent Polyäthylen- |
Polyäthylenimin, hergestellt nach imin erzielte |
Flockungs- |
geschwin- Klärung |
digkeit |
Vergleichsbeispiel (nur mit Koh- |
lendioxyd als Polymerisations- |
initiator) . . . . sehr | gering (2) |
gering (1) |
Beispiel (mit Zusatz von Harn- |
stoff un mit Äthylenchlorid als |
Polymerisationsinitiator) . sehr I hervor- |
gut (4) |ragend(5) |
Wie die Tabellen zeigen, bewirken Zusätze des erfindungsgemäß hergestellten Polyäthylenimins
bei den erwünschten Eigenschaften relative Verbesserungen, die ungefähr das Doppelte
der bisher bekannten Wirkung betragen.
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Die in den Beispielen angegebenen Teile und Prozente sind Gewichtseinheiten.
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Vergleichsbeispiel Dieses Beispiel entspricht dem Stand der Technik.
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Es wurde ausgearbeitet, um die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens
zu veranschaulichen.
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50 Teile einer Mischung, die man aus 300 Teilen Äthylenimin und 100
Teilen Wasser hergestellt hat, werden unter Rühren und Rückflußkühlung langsam auf
1000 C erhitzt. Dabei leitet man einen schwachen Kohlendioxydstrom in das Reaktionsgemisch
ein. Man hält die Temperatur so lange auf 1000 C, bis der Rückfluß aufhört, und
gibt dann unter weiterem Einleiten von CO2 den restlichen Teil der Mischung in dem
Maße zu, wie die Reaktion fortschreitet. Wenn kein Rückfluß mehr zu beobachten ist,
erhitzt man das Reaktionsgemisch unter Einleiten von CO2 noch so lange auf 105 bis
11.00 C, bis die Viskosität einer mit Wasser auf 50 °/o Feststoffgehalt verdünnten
Probe ungefähr 300 Poise beträgt.
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Zur Herstellung einer gebrauchsfertigen Polyäthyleniminlösung verdünnt
man das Reaktionsprodukt mit Wasser auf 50 ovo Feststoffgehalt.
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Beispiel Nach den Angaben des Vergleichsbeispiels, jedoch mit Äthylenchlorid
statt Kohlendioxyd als Polymerisationsinitiator, wird eine 50 0/oige Polyäthyleniminlösung
mit der Viskosität 300 Poise hergestellt, mit dem Unterschied, daß der Ausgangsmischung
vor der Polymerisation 1,5 Teile Äthylenchlorid und 18 Teile Harnstoff zugesetzt
werden.