-
Schleuderschutzbremsanlage mit Sandstreueinrichtung für Schienentriebfahrzeuge,
insbesondere Lokomotiven Die Erfindung bezieht sich auf eine Schleuderschutzbremsanlage
für Schienentriebfahrzeuge, insbesondere Lokomotiven, mit einer Sandstreueinrichtung,
die durch eine Steuereinrichtung in Abhängigkeit von der Schleuderschutzbremsanlage
gesteuert ist.
-
Bei diesen bekannten Schleuderschutzbremsanlagen wird die Sandstreuanlage
entweder vor oder gleichzeitig mit der Schleuderschutzbremse in Wirkung gesetzt.
Es kann daher der Fall eintreten, daß sich bei einem oder mehreren schleudernden
Radsätzen, bevor noch die Schleuderschutzbremse eingeschaltet ist oder wirksam eingegriffen
hat, der Reibungswert zwischen Rad und Schiene durch die bereits in Tätigkeit befindliche
Sandstreueinrichtung stark erhöht, so daß in den Triebwerksteilen, z. B. in den
Getrieben und Gelenkwellen von dieselhydraulischen Lokomotiven, durch die in diesen
wirkenden Massenkräften schlagartige Drehmomentsteigerungen und damit Überbeanspruchungen
hervorgerufen werden. Durch diese überbeanspruchungen können leicht schwere Schäden
an den Triebwerksteilen auftreten.
-
Hier setzt nun die Erfindung ein, deren Aufgabe darin zu sehen ist,
die Schleuderschutzbremsanlage an Schienentriebfahrzeugen der eingangs genannten
Gattung so zu verbessern, daß durch die Sandstreueinrichtung hervorgerufene Triebwerksschäden
mit Sicherheit vermieden werden.
-
Die Lösung dieser Aufgabe geschieht bei der eingangs genannten Schleuderschutzbremsanlage
erfindungsgemäß dadurch, daß die Steuereinrichtung für die Sandstreueinrichtung
ein Sandstreuen während der Beaufschlagung der Bremszylinder durch die Schleuderschutzbremsanlage
mindestens bis zu einem vorbestimmten Druck in den Bremszylindern verhindert.
-
Durch diese Maßnahmen wird insofern eine vorteilhafte Lösung der Erfindungsaufgabe
erzielt, als mit verhältnismäßig geringem baulichem Aufwand ein Inbetriebsetzen
der Sandstreuvorrichtung bei schleudernden Radsätzen vermieden wird, während in
allen anderen Fällen die Sandstreueinrichtung nach den Betriebserfordernissen benutzt
werden kann. Die zu verwendenden Einzelteile sind an sich bekannt und bewährt, so
daß die Gefahr von Störungen vermieden ist.
-
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch
dargestellt. Es zeigt A b b. 1 einen Schaltplan einer erfindungsgemäß ausgebildeten
Schleuderschutzbremsanlage einer Lokomotive mit Druckluftbrernsanlage und Druckluftsandstreueinrichtung,
und A b b. 2 bis 7 die in der Schleuderschutzbremsanlage verwendeten an sich bekannten
Vorrichtungen. Bei dem Ausführungsbeispiel handelt es sich um die Schleuderschutzbremsanlage
einer mit direkter und indirekter Druckluftbremse versehenen Lokomotive, deren Druckluftsandstreueinrichtung
mit der Schleuderschutzbremsanlage in der erfindungsgemäßen Weise verbunden ist.
In der Zeichnung ist der Einfachheit halber von den Teilen der Druckluftbremsanlage,
der Sandstreueinrichtung und der Schleuderschutzbremsanlage jeweils nur ein Teil
dargestellt, obwohl diese in der Regel auf einer Lokomotive mehrfach vorhanden sind.
-
Die Druckluft wird in üblicher Weise mittels eines durch einen Motor
angetriebenen Drucklufterzeugers 1 verdichtet und in mindestens einem Hauptluftbehälter
2 gespeichert. An den Hauptluftbehälter 2 ist die Hauptluftbehälterleitung 3 angeschlossen.
Die Hauptluftbehälterleitung 3 ist über ein bekanntes Führerbremsventil 4 mit der
üblichen Hauptluftleitung 5 verbunden, die an jedem Ende mit einem Absperrventil
6 sowie den Anschlußschläuchen 7 für die angehängten Wagen versehen ist. An die
Hauptluftleitung 5 ist ein übliches Steuerventil 8 für die indirekte Druckluftbremse
mit dem zugehörigen Hilfsluftbehälter 9 angeschlossen, das mit seinem freien Anschluß
mit einem Einlaßanschluß eines Doppelrückschlagventils 10 verbunden ist. Am zweiten
Einlaßanschluß des Doppelrückschlagventils 10 ist der Führerbremshahn 11 der direkten
Druckluftbremse angeschlossen, der seinerseits über ein Druckminderventil 12 und
eine Druckluftleitung 13 mit der Hauptluftbehälterleitung 3 in Verbindung steht.
-
Der dritte Anschluß des Doppelrückschlagventils 10, der Ausgangsanschluß,
ist über eine Vorsteuerleitung 14 mit einem bekannten Druckübersetzer 15
(A b b. 2) verbunden. Der Druckübersetzer 15 ist ein
hilfskraftgesteuertes
Durchlaßventil, dessen Ausgangsdruck gleich oder proportional dem in der Vorsteuerleitung
14 vorhandenen Steuerdruck ist. Von dem Druckübersetzer 15 führt eine Druckleitung
16 zu einem Vorratsluftbehälter 17, zwischen dem und der Hauptluftbehälterleitung
3 ein einfaches Rückschlagventil 18 vorgesehen ist, so daß aus dem Vorratsluftbehälter
17 keine Luft in die Hauptluftbehälterleitung 3 zurückfließen kann. Der Druckübersetzer
15 ist weiterhin über eine Steuerleitung 19 mit einem bekannten Auslaßventil 20
(A b b. ;) verbunden. Das Auslaßventil 20 ist ein Durchgangsventil, dessen
Ventilteller 21 mit einem beidseitig beaufschlagbaren Druckluftkolben 22 gekuppelt
ist, der mit einer seine beiden Stirnflächen verbindenden Drosselbohrung 23 versehen
ist. Der Druckluftkolben 22 ist in einem Zylinder geführt, dessen Schließkammer
24 über eine Verbindungsleitung 25 an dem Anschluß B eines bekannten Zweiwegrelaisventils
26 (A b b. 4) verbunden und dessen andere Kammer 27 über eine Druckleitung 28 mit
der Druckluftleitung 13 zum Führerbrentshahn 11 hinter dem Druckminderventil 12
angeschlossen ist. Von der Auslaßöffnung des Auslaßventils 20 führt eine Auslaßleitung
29 zum Einlaßanschluß eines Doppelrückschlagventils 30, dessen Auslaßöffnung in
die Bremszylinderleitung 31 mündet, an der die Bremszylinder 32 der Radsätze 33
angeschlossen sind.
-
In den zweiten Einlaßanschluß des Doppelrückschlagventils 30 mündet
eine von einem bekannten Schleuderschutzventil34 kommende Ausgangsleitung 35. Als
Schleuderschutzventil 34 (A b b. 5) dient ein Zweiwegrelaisventil mit einem doppelseitig
beaufschlagbaren Steuerkolben 36 in einem Zylinder. Eine Kammer 37 des Zylinders
ist mittels einer Zwischenleitung 38 an der Druckleitung 16 zwischen Vorratsluftbehälter
17 und Druckübersetzer 15 und die andere Kammer 39 über die Leitung 40 am Anschluß
C des Zweiwegrelaisventils 26 angeschlossen. Der Steuerkolben 36 des Schleuderschutzventils
34 ist mit einer Drosselbohrung 23 versehen. Zwischen der Zwischenleitung 38 und
der Zuflußöffnung des Schleuderschutzventils 34 ist in einer Zweigleitung
41 ein sogenanntes selbsttätiges Absperrventil 42 (A b b. 6) vorgesehen,
dessen Schließkolbenkammer 43 über die Leitung 44 mit der Ausgangsleitung 35 verbunden
ist.
-
Vom Anschluß A des Zweiwegrelaisventils 26 führt eine Stichleitung
45 zu einem bekannten Gleitschutzregler 46 (A b b. 7), der mit der Achswelle eines
Treibradsatzes 33 gekuppelt ist. Der Gleitschutzregler 46 ist ein durch Federdruck
geschlossenes Absperrventil, das durch einen Fliehkraftregler 47 beim Schleudern
des Radsatzes 33 geöffnet wird. Das Steuerorgan 48 des Zweiwegrelaisventils 26 ist
über eine Verbindungsleitung 49 an der Steuerleitung 19 zwischen Druckübersetzer
15 und Auslaßventil 20 angeschlossen.
-
Gemäß der Erfindung ist nun als Vorrichtung zum Steuern der Sandstreueinrichtung
50 ein Relaisventil vorgesehen, das im Beispielsfalle, um mit möglichst wenig Ventiltypen
auszukommen, ein bekanntes Zweiwegrelaisventil 51 (A b b. 4) ist, dessen Anschluß
B luftdicht verschlossen ist. Der Anschluß A des Zweiwegrelaisventils 51 ist an
der Hauptluftbehälterleitung 3 angeschlossen, während der Anschluß C über eine Sandstreuerleitung
52 mit einem bekannten Ventil 53 zum Beaufschlagen der Sandstreueinrichtung 50 verbunden
ist. Vom Ventil 53 führen zwei Leitungen 54 und 55 zu den Sandstreuventilen 56 der
einzelnen Radsätze 33, von denen eine Leitung 54 bei Vorwärtsfahrt und die andere
Leitung 55 bei Rückwärtsfahrt zum Sanden beaufschlagt werden kann. Das Steuerorgan
48 des Zweiwegrelaisventils 51 ist über eine Steuerleitung 57 mit der Ausgangsleitung
35 des Schleuderschutzventils 34 verbunden.
-
Die Wirkungsweise der Anlage ist wie folgt. Wird mittels des Führerbremsventils
4, d. h. mit der indirekten Druckluftbremse oder mittels des Führerbremshahnes 11
der direkten Druckluftbremse gebremst, so gelangt jeweils nach Einstellung des Führerbremsventils
4 oder Führerbremshahnes 11 durch den Lokomotivführer Druckluft mit entsprechendem
Druck in die Vorsteuerleitung 14, so daß dann durch den Druckübersetzer 15 Druckluft
mit gleicher oder proportionaler Spannung über das Auslaßventi120 und das Doppelrückschlagventil
30 in die Bremszylinderleitung 31 und damit in die Bremszylinder 32 gelangt. Da
das Doppelrückschlagventil 30 ein Eindringen von Druckluft in die Schleuderschutzbremsanlage
verhindert, ist das Zweiwegrelaisventil 51 zum Ventil 53 des Sandstreuers
50 geöffnet, um die Sandstreueinrichtung 50 bei Bedarf ungehindert zu betätigen.
-
Kommen jedoch ein oder mehrere Treibradsätze 33 zum Schleudern, so
öffnet sich der mit diesen gekuppelte Gleitschutzregler 46 und die Luft entweicht
aus der mit dem Zweiwegrelaisventil26 verbundenen Kammer 39 des Steuerkolbens 36
des Schleuderschutzventils 34. Der Steuerkolben 36 drückt das Schleuderschutzventi134
auf, so daß nunmehr aus dem Vorratsluftbehälter 17 Druckluft über das selbsttätige
Absperrventil 42 und das Doppelrückschlagventil 30 in die Bremszylinderleitung 31
strömen kann. Erreicht der Druck in der Ausgangsleitung 35 bzw. Bremszylinderleitung
31 einen vorbestimmten Druck, bei einer Schleuderschutzbremsung etwa 0,8
bis 1,2 atü, so schließt das selbsttätige Absperrventil 42 und hält den Druck in
dieser Höhe etwa konstant, bis das Schleudern der Radsätze 33 aufgehört hat und
der Gleitschutzregler 46 schließt.
-
Wenn nun in der Ausgangsleitung 35 der Schleuderschutzbremsanlage
sich ein Druck einstellt, so wird auch das Steuerorgan 48 des Zweiwegrelaisventils
51 beaufschlagt und schließt das Ventil. Damit kann, solange in der Ausgangsleitung
35 ein überdruck herrscht, d. h. solange die Schleuderschutzbremse nicht wirksam
eingegriffen hat, auch bei Betätigen des Ventils 53 für die Sandstreueinrichtung
50 diese nicht in Wirkung treten.
-
Die Erfindung ist nicht an Druckluftbremsen oder Druckluftsandstreueinrichtungen
gebunden. Es ist ohne weiteres möglich, mit bekannten Einrichtungen vom Ausgang
der Schleuderschutzbremsanlage mittel-oder unmittelbar eine Vorrichtung zu steuern,
die während der Wirkung der Schleuderschutzbremse ein Austreten von Sand aus der
Sandstreueinrichtung verhindert.