-
Verfahren und Schaltungsanordnung zum Betrieb von Entzerrern in Telegrafieübertragungsanlagen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Schaltungsanordnung zum Betrieb von
Entzerrem in Telegrafieübertragungsanlagen.
-
Ein Entzerrer ist eine Schaltungsanordnung, die ankommende, verzerrte
Telegrafiezeichen unverzerrt weitergibt und die neuerdings vorzugsweise elektronisch
ausgebildet ist. Der Einsatz von Entzerrern ist immer dann erforderlich, wenn bei
einer Telegrafieverbindung ein vorgeschriebener zulässiger Verzerrungswert überschritten
wird. Auf Grund dieses vorgeschriebenen Verzerrungswertes läßt sich die maximal
mögliche Anzahl von Leitungsabschnitten ermitteln, über die nichtentzerrt übertragen
werden kann. Treten Verbindungen mit mehr als den maximal zulässigen oder mit schlechteren
als planmäßig vorausgesetzten Leitungsabschnitten auf, was beispielsweise für den
internationalen Fernschreibverkehr zutreffen kann, so müssen Entzerrer eingeschaltet
werden. In der Regel wird jedoch die Mehrzahl aller Fernschreibverbindungen zwischen
den Zentral- und Hauptamtsbereichen, also über nur wenige Leitungsabschnitte hergestellt,
so daß nur für die relativ wenigen Verbindungen, bei denen die zulässigen Verzerrungswerte
überschritten werden, Entzerrer nötig sind. Da aber bei einer im Aufbau befindlichen
Verbindung kein brauchbares Kennzeichen darüber vorhanden ist, über wie viele Leitungsabschnitte
sich die Verbindung erstrecken wird, müssen bisher alle Leitungen, die einen Entzerrereinsatzpunkt
durchlaufen, mit Entzerrern ausgerüstet werden, obwohl in den meisten Fällen gar
kein Entzerrer erforderlich ist. Der Nutzeffekt ist daher insbesondere bei Berücksichtigung
der relativ hohen Kosten eines Entzerrers gering.
-
Durch die Erfindung soll der Einsatz von Entzerrern wirtschaftlicher
gemacht werden und insbesondere nur dann erfolgen, wenn wirklich ein Entzerrer nötig
ist, d. h. wenn der zulässige Verzerrungswert überschritten wird. Bei dem Verfahren
gemäß der Erfindung wird deshalb die Verzerrung der übertragenen Telegrafiezeichen
überwacht, und bei Oberschreiten einer bestimmten Verzerrungsgrenze wird selbsttätig
ein Entzerrer in den Übertragungsweg eingeschaltet. Dabei ist es vorteilhaft, einer
Mehrzahl von Übertragungsleitungen einen einzigen zyklisch an jede dieser Übertragungsleitungen
anschaltbaren Verzerrungsmesser und mindestens einen bedarfsweise in jede dieser
Übertragungsleitungen einschaltbaren Entzerrer zuzuordnen, um eine wirtschaftliche
Überwachung und Verzerrungsmessung durchführen zu können. Zur Verzerrungsmessung
ist es zweckmäßig, in der Aufbaurichtung, d. h. vom rufenden Teilnehmer zum gerufenen
Teilnehmer, die beiden Telegrafierzeichen »Zi« und »D« der »Wer-da«-Frage und in
der Gegenrichtung, d. h. vom gerufenen Teilnehmer zum rufenden Teilnehmer, die beiden
ersten Telegrafierzeichen des Namengebertextes des gerufenen Teilnehmers heranzuziehen,
da der Namengebertext selbsttätig auf die »Wer-da«-Frage zurückgesandt wird und
so ohne zusätzlichen Aufwand Telegrafierzeichen für die Verzerrungsmessung in beiden
Verkehrsrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Tritt dabei jeweils innerhalb
der beiden aufeinanderfolgenden Telegrafierzeichen ein Verzerrungswert auf, der
größer als der zulässige Verzerrungswert ist, so wird ein Entzerrer in die Übertragungsleitung
eingeschleift. Dieses Verfahren hat insbefondere den Vorteil, daß der nachfolgende
eigentliche Schreibverkehr vom Anfang an ohne zu große Verzerrungen abgewickelt
werden kann.
-
Einzelheiten der Erfindung werden an Hand der Zeichnung erläutert.
-
Fig. 1 veranschaulicht das Prinzip der Erfindung; Fig. 2 stellt ein
Ausführungsbeispiel der Erfindung als Blockschaltbild dar.
-
An Hand von Fig. 1 soll zunächst das Prinzip des Verfahrens gemäß
der Erfindung erläutert werden. Über die Leitungen L 1, L 2, .
. . ., Ln werden die hinsichtlich ihrer Verzerrung zu überwachenden Telegrafierzeichen
übertragen. Der Suchwähler SW, der zyklisch umläuft, wenn über mindestens eine Leitung
geschrieben wird, tastet die Leitungen L 1 bis Ln ständig ab. Trifft er auf eine
Leitung, die durch einen Wahlvorgang belegt worden ist, so hält er an und verbindet
somit den Verzerrungsmesser VM mit dieser Leitung. Parallel mit dem Such-
Wähler
SW wird der mit zwei Ebenen ausgerüstete Wähler EW betätigt, der den Entzerrer
E vorbereitend auf die belegte Leitung schaltet. Der rufende Teilnehmer beginnt
den Schreibverkehr mit der »Wer-da«-Frage, deren zwei Telegrafierzeichen »Zi« und
»D« im Verzerrungsmesser VM überprüft werden. Wird dabei ein vorgegebener, in dem
Verzerrungsmesser VM eingestellter Grenzwert überschritten, so erhält der Entzerrer
E einen Einschaltbefehl, der ihn durchschaltet und gleichzeitig den zugehörigen
der überbrückungskontakte k 1, k 2, . . ., kn in der betreffenden Leitung
öffnet.
-
Mit einer gleichartigen Einrichtung für die Gegenrichtung werden die
beiden ersten Telegrafierzeichen des beim gerufenen Teilnehmer auf Grund der »Werda«-Frage
ausgelösten Namengebertextes überprüft. Bei Verzerrungsüberschreitungen sind die
Entzerrer in beiden Schreibrichtungen nach dem Stop-Schritt des jeweils zweiten
Telegrafierzeichens in die übertragungsleitungen eingeschaltet, so daß alle unmittelbar
darauffolgenden Telegrafierzeichen bereits entzerrt übertragen werden.
-
Die gesamte Schaltung kann je nach Zweckmäßigkeit für die einzelnen
Schaltfunktionen in an sich bekannter Weise in Relais-, Transistor- oder Magnetkerntechnik
ausgeführt sein.
-
Fig. 2 zeigt ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel in Blockdarstellung.
Es sei angenommen, daß auf der Leitung L1 vom Teilnehmer T1 zum Teilnehmer T 2 eine
Verbindung hergestellt wird. Nach beendeter Wahl erhalten beide Leitungsadern der
Leitung L1 Dauerpluspolarität und sind damit belegt. Der Besetztschalter BS
1 spricht über die Leitungen 1 und 2 an, belegt über die Leitung
3 den zu der Leitung L1 gehörenden Steuerschalter SS 1 und schaltet
gleichzeitig über die Leitung 4 den Start-Stop-Schalter SSS ein, der den
Taktgeber TG an den Abtastschalter AS legt. Der Abtastschalter
AS läuft von einer beliebigen Ruhelage aus an und fragt durch einen zyklisch
an die einzelnen Steuerschalter SS 1, SS 2, . . ., SSn abgegebenen
Impuls diese so lange ab, bis er über die Leitung 6 auf den bereits vorbereiteten
Steuerschalter SS 1 trifft. Damit wird der weitere Umlauf des Abtastschalters
AS angehalten, und die obere Leitungsader der vom Teilnehmer T1 zum Teilnehmer T
2 führenden Leitung L1 wird über den Besetztschalter BS 1, den Steuerschalter
SS 1 und Leitung 8 zum Verzerrungsmesser VM durchgeschaltet. Gleichzeitig
werden vom Steuerschalter SS 1 aus über Leitung 9 die beiden Schalter
SA 1 und SA 1' für die Entzerrereinschaltung vorbereitet.
Für diese Schaltvorgänge steht eine gewisse Zeit zur Verfügung, die vom Belegungszeitpunkt
ab vergeht, bis der rufende Teilnehmer T1 die »Wer-da«-Frage aussendet. Die damit
zum gerufenen Teilnehmer T 2 abgehenden zwei Telegrafierzeichen »Zi« und
»D« werden im Verzerrungsmesser VM geprüft, der bei Überschreiten eines vorgegebenen
Grenzwertes während des Zeichenablaufs den Verzerrungsschalter VS betätigt. Dieser
Schaltvorgang wird im Steuerschalter SS 1 über die Leitung 11 gespeichert.
Im Zeichenzähler Z werden die dem Verzerrungsmesser VM zugeführten Telegrafierzeichen
gezählt. Nach Ablauf der »Wer-da«-Frage, d. h. während des Stop-Schritts des Telegrafierzeichens
»D«, gibt der Zeichenzähler Z über die Leitung 12 ein Kriterium an den Steuerschalter
SS 1
ab. Vom Steuerschalter SS 1 wird nunmehr über die vorbereiteten
Schalter SA 1 und SA 1' sowie die Leitung 14 der Entzerrer
A in die Verbindung eingeschaltet. Der vom Zeichenzähler Z abgegebene Zählimpuls
wird außerdem über die Leitungen 15 und 16 den Steuerschaltern SS 2 bis SSn
zugeführt, um die durch weitere inzwischen auf den Leitungen L 2 bis Ln aufgebauten
Verbindungen möglicherweise eingespeicherten Vorbelegungen wieder zu löschen. Außerdem
wird über die Leitung 17 der Start-Stop-Schalter SSS wieder eingeschaltet,
sofern gleichzeitig mindestens einer der Besetztschalter BS 1 bis
B Sn belegt ist. Damit wird die Abtastschaltung AS wieder in Umlauf gesetzt.
-
Haben die zu prüfenden Telegrafierzeichen kleinere Verzerrungen als
die im Verzerrungsmesser eingestellten Grenzwerte, so bleibt der Verzerrungsschalter
VS in der Ruhelage, und der Zeichenzähler Z gibt wie vorher den Start- und
Löschimpuls.
-
Für den Fall, daß während der Dauer einer Verbindung mit eingeschaltetem
Entzerrer eine weitere Verbindung mit zu großer Verzerrung zustande kommt, ist der
zweite Entzerrer B vorgesehen, der beim Einschalten des ersten Entzerrers zur Belegung
freigegeben wird. Die Schalter SB 1 bis SBn bzw. SB 1'
bis
SBn übernehmen dabei die Aufgaben der Schalter SA1 bis SAn bzw. SA1' bis SAn'.
-
Wenn die Verbindung beendet ist, fällt der Besetztschalter BSl nach
einer den Betriebserfordernissen angepaßten Verzögerungszeit ab und gibt einen Ausschaltimpuls
über die Leitung 19 an den Steuerschalter SS 1 und über die
Leitung 20 an die Schalter SA 1 und SA 1'. Der
Schalter SA 1 setzt seinerseits über die Leitung 21 den Verzerrungsschalter
VS in die Ruhelage zurück.
-
In der Rückrichtung vom Teilnehmer T 2 zum Teilnehmer T1 wird
für die Prüfung der Verbindung die gleiche Einrichtung verwendet, wobei die Einsatzstelle
ein anderer Ort als für die Schreibrichtung vom Teilnehmer T1 zum Teilnehmer T2
(Aufbaurichtung) sein kann. Durch die »Wer-da«-Frage wird bekanntlich der Namengeber
des Teilnehmers T2 ausgelöst, dessen beide erste Telegrafierzeichen entsprechend
für eine notwendige Entzerrereinschaltung in der Gegenrichtung benutzt werden.
-
Bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig.2 kann von mehreren gleichzeitig
oder während der Umlaufzeit anfallenden Verbindungen immer nur eine geprüft werden.
Einem Verzerrungsmesser darf daher immer nur eine bestimmte Anzahl von zu überwachenden
Verbindungen zugeordnet werden, um die Wahrscheinlichkeit der Gleichzeitigkeit klein
zu halten. Im übrigen gilt für die möglicherweise nicht geprüften Verbindungen die
gleiche Annahme, nämlich, daß die Mehrzahl der Verbindungen ohnehin keinen Entzerrer
benötigen würde. Wird gelegentlich eine Verbindung mit zu großen Verzerrungen aufgebaut,
so wird der Namengeber des gerufenen Teilnehmers nicht ausgelöst, und die Verbindung
muß erneut aufgebaut werden. In diesem Fall erhält der rufende Teilnehmer, der eine
Verbindung hergestellt hat, in der die zulässigen Verzerrungswerte überschritten
werden, nach der »Wer-da«-Frage keine Namensnennung, sofern nicht die Empfangseinrichtung
des gerufenen Teilnehmers einen über den Sollwert liegenden Spielraum aufweist.
Die »Wer-da«-Frage hat zwar den Entzerrer eingeschaltet, aber erst eine zweite Frage
wird dann entzerrt übertragen. Da der rufende Teilnehmer nicht erkennen kann, ob
bei der ersten Frage gerade der Verzerrungsmesser belegt
oder kein
Entzerrer frei war, muß er grundsätzlich ein zweites Mal die »Wer-da«-Frage stellen.
Erst wenn hierauf wieder keine Antwort kommt, weiß er, daß bereits bei der ersten
Frage kein Entzerrer eingeschaltet wurde. Empfängt er jedoch Falschzeichen, so hat
er entweder nicht den richtigen Teilnehmer erreicht, oder in der Rückrichtung wurde
ebenfalls kein Entzerrer eingeschaltet. In beiden Fällen muß die Verbindung neu
aufgebaut werden. Bei richtiger Planung der gesamten Einrichtung dürfte aber der
Fall gleichzeitigen Belegens sowie die Möglichkeit, daß gerade kein Entzerrer frei
ist, nur in Zeiten des dichtesten Verkehrs vorkommen. Im allgemeinen wird immer
nach zwei »Wer-da«-Fragen die entzerrte Verbindung zustande kommen. In den Hauptverkehrszeiten
wird also eine zeitliche Staffelung nur für diejenigen Teilnehmer erzwungen, die
gleichzeitig bzw. innnerhalb der Abfrage- und Prüfperiode belegen und außerdem zu
hohe Verzerrungen aufweisen. Der Prozentsatz dieser Verbindungen ist jedoch erfahrungsgemäß
sehr gering.
-
Für die Rückrichtung vom Teilnehmer T2 zum Teilnehmer T1 gelten die
gleichen Schaltvorgänge. Ist der gerufene Teilnehmer T2 erreicht, so wird nach ungefähr
180 ms der Namengeber dieses Teilnehmers in Betrieb gesetzt. Die Prüfung der Zeiten
wird in der gleichen Weise, wie für die andere Richtung beschrieben wurde, durchgeführt.
Während des Sperrschrittes des zweiten Zeichens des Namengebers wird ein Entzerrer
eingeschaltet, falls eine Verzerrungswertüberschreitung vorliegt. Die folgenden
Zeichen des Namengebers werden also bereits entzerrt an den rufenden Teilnehmer
T1 weitergegeben.
-
Die an Hand der Zeichnungen beschriebene Schaltung stellt lediglich
ein Möglichkeit dar, das Verfahren gemäß der Erfindung schaltungsmäßig zu realisieren.
Selbstverständlich sind auch andere Schaltungen, die, wie bereits erwähnt, auch
in anderer Technik, z. B. in Relaistechnik, ausgeführt sein können, von der Erfindung
mit umfaßt. Zur Verzerrungsmessung können auch mehr oder weniger als zwei Telegrafierzeichen
herangezogen werden.