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Verfahren zur Herstellung von Haferschleim in Trockenform Gegenstand
des Hauptpatents 970 141 ist ein Verfahren zur Herstellung von Haferschleim in Trockenform,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß Hafer bei schonender, nicht über 50° C liegender
Temperatur bis auf einen Feuchtigkeitsgehalt von nicht mehr als 3'°/o getrocknet,
alsdann bis auf eine unweit oberhalb l00° C liegende Temperatur erhitzt, bei Erreichung
dieser Temperatur abgekühlt, nach überführung in Mehlform und Entfernung der Schalenbestandteile
mit einer geringen Menge einer Flüssigkeit, wie Wasser oder Milch, vorzugsweise
im Verhältnis 1:1 bis 1: 3, angeteigt, das angeteigte Gut bei mäßig erhöhten Temperaturen,
z. B. zwischen 60 und 80° C, aufgeschlossen wird, wobei nur eine teilweise Ankleisterung
stattfindet, und dann in Gebrauchsform, wie Puder, Flocken oder Stücke, übergeführt
wird.
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Weitere Versuche haben ergeben, daß das Verfahren mit Vorteil auch
derart durchgeführt werden kann, daß das vorgetrocknete Material rasch auf Temperaturen
erhitzt wird, die unterhalb 100° C und oberhalb 80° C liegen, und daß zur Anteigung
des abgekühlten Guts nur etwa 0,5 bis 1 Gewichtsteil Anteigflüssigkeit auf 1 Gewichtsteil
des Hafermaterials angewendet werden, wobei es sich empfiehlt, den Anteigvorgang
möglichst rasch durchzuführen und den pH-Wert des behandelten Guts auf etwa 6,5
bis 7,5 einzustellen.
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Bei Erhitzung des getrockneten Materials auf Temperaturen von etwa
80 bis 100° C empfiehlt es sich, die Wärme schnell und gleichmäßig den einzelnen
Partikelchen des Guts zuzuführen, z. B. derart, daß das Gut bei der Erhitzung einem
Mischvorgang unterworfen wird, durch den alle Teile des Guts mit den Heizflächen
od. dgl. in Berührung gebracht werden. Die Temperatur ist von der Herkunft, dem
Ernteausfall des Hafers und der Art des angewendeten Ausgangsmaterials abhängig.
Die bestgeeignete Temperatur kann durch Vorversuche ermittelt werden. Im allgemeinen
haben sich Temperaturen von etwa 90 bis 95° C als besonders geeignet erwiesen. Wie
bereits erwähnt, empfiehlt es sich, dafür Sorge zu tragen, daß das Material möglichst
rasch auf geeignete Temperaturen gebracht wird und nach Erreichung dieser Temperatur
rasch abgekühlt wird.
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Nach dem Verfahren des Hauptpatents werden zur Anteigung des vorgetrockneten
und danach erhitzten Guts etwa 1 bis 3 Gewichtsteile Flüssigkeit (Wasser oder Milch)
auf 1 Gewichtsteil des Hafermaterials verwendet. Wie gefunden wurde, kommt man mit
einer geringeren Flüssigkeitsmenge, z. B. 0,5 bis 0,8 Gewichtsteile Wasser auf 1
Gewichtsteil des Hafermaterials aus, wenn das Vermischen unter Bedingungen durchgeführt
wird, welche eine rasche Teigbildung gewährleisten. Dies kann z. B. durch intensives
Rühren und/oder mit Hilfe einer Rüttelmaschine und/oder durch Anwendung von Ultraschallschwingungen
geschehen. Es hat sich gezeigt, daß die Qualität des Erzeugnisses besonders gut
ist, wenn die Anteigung des Guts mit einer möglichst geringen Flüssigkeitsmenge
erfolgt. Die Erniedrigung des Wasserzusatzes scheint mit einer Erniedrigung der
Behandlungstemperatur beim Ankleistern nach dem Anteigen parallel zu gehen.
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Die Einstellung des pH-Wertes des Behandlungsguts auf Werte zwischen
etwa 6,5 und 7,5 kann in einfachster Weise z. B. dadurch erfolgen, daß der Anteigfiüssigkeit
alkalisch reagierende Stoffe, wie Natriumbicarbonat oder Natriumcarbonat, zugesetzt
werden. Die Menge des Zusatzes richtet sich nach der Beschaffenheit des Hafermaterials
und der Reaktion der Anteigflüssigkeit; sie kann durch einfache Vorversuche ermittelt
werden. Durch die Einstellung des pH-Werts auf etwa 6,5 bis 7,5 wird erreicht, daß
ein Abfallen der Viskosität der Stärke noch mehr unterbunden wird und die Dickungskraft
des Klebers im Hafer noch mehr zur Geltung kommt.
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Durch das erfindungsgemäße Verfahren bleibt die natürliche Dickungskraft
der schleimbildenden Stoffe des Hafers erhalten, da ein fermentativer Abbau der
hochmolekularen Schleimstoffe vermieden wird; die nur teilweise Verkleisterung der
Getreidestärke sorgt dafür, daß sich bei der Herstellung des getrockneten Haferschleims
ein Produkt ergibt, das eine besonders
hohe Dickungskraft besitzt
und ausgezeichnete Haltbarkeit aufweist.
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Nach dem Hauptpatent werden Haferkörner als Ausgangsmaterial verwendet,
die in ihren Keimen und Außenschichten wertvolle Wirkstoffe enthalten. Wie gefunden
wurde, kann man auch Haferpräparate, wie Hafermehl oder Haferflocken, verwenden,
wenn bei deren Herstellung das Material keine Vorbehandlung erfahren hat, durch
welche die Zusammensetzung und Eigenschaften der Mehl- und Keimsubstanz des vollen
Haferkorns verändert werden. Diese Ausgangsstoffe dürfen infolgedessen keine Vorbehandlungen
erfahren haben, durch welche diese wertvollen Bestandteile und Wirkstoffe ausgeschieden
oder ihrer charakteristischen Eigenschaften beraubt werden.
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Wie der Fachwelt bekannt ist, gibt es eine Vielzahl von Vorbehandlungen
von Hafermehl und dergleichen Präparaten, die keine merklichen Veränderungen der
Eigenschaften des Haferkorns bewirken, wie z. B. Entstäubung, Waschen, Durchlüftung,
Befreiung von Geruchstoffen, Befreiung des Korns von der äußersten Celluloseschicht,
sogenanntes Kurzschälen, usw. Bei diesen Vorbehandlungen wird der Grundcharakter
des Haferkorns nicht verändert. Die Produkte sind infolgedessen als Ausgangsstoffe
für das vorliegende Verfahren geeignet. Vorbehandlungen, durch welche das Hafermaterial
in für vorliegende Erfindung störender Weise beeinflußt wird, wie z. B. Viskositätsabbau,
Überführung der Mehlsubstanz in lösliche Form, Erzeugung von Dextrin- und Röstprodukten,
liefern Hafererzeugnisse, die als Ausgangsmaterial für das vorliegende Verfahren
ungeeignet sind.
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Beispiel 100 kg Hafermehl, das durch Vortrocknung auf einen 3 % nicht
übersteigenden Wassergehalt gebracht ist, werden in ein schnell umlaufendes Rührwerk
gegeben, das auf seiner gesamten Mantelfläche beheizt ist. Sobald eine Endtemperatur
von z. B. 90°C` erreicht ist, wird schnell abgekühlt und das gekühlte Gut mit einer
geringen Wassermenge (0,5 bis 1 Gewichtsteil Wasser auf 1 Gewichtsteil Hafermaterial)
angeteigt. Der so gebildete Dickteig wird schnell getrocknet, z. B. auf Flächen
ausgestrichen, die auf eine Temperatur von etwa 85° C erwärmt sind. Das so gewonnene
Produkt wird in Gebrauchsform, z. B. Pulver-, Flocken- oder Stückform, übergeführt.