-
Verfahren zur Reinigung unreiner, besonders unangenehm riechender
Kresole oder Kresolgemische Technische Kresole, die aus Teeren, besonders aus Braunkohlenschwelteeren,
gewonnen werden, haben einen unangenehmen, nachhaltigen Geruch, und sie sind daher
für bestimmte Verwendungszwecke, z. B. für Desinfektionsmittel, nicht geeignet.
-
Der unangenehme Geruch der Kresole wird durch geringe Mengen einer
Reihe von Verunreinigungen hervorgerufen, die sich aus dem Kresol infolge ihrer
sehr stark voneinander verschiedenen chemischen Eigenschaften nur schwer und nicht
in einem Arbeitsgang entfernen lassen. So wird z. B. der den Kresolen anhaftende
teerige Geruch durch saure Öle, wie sie im Braunkohlenteerrohöl vorkommen, verursacht.
Stickstoffhaltige Verbindungen, wie aliphatische Amine und pyridinartige Verbindungen,
sind die Ursache für einen fischigen, pyridinartigen Geruch. Unangenehm riechende
Kohlenwasserstoffe und organische Schwefelverbindungen bedingen den fauligen, an
Schwelereiabgase erinnernden Geruch. In ihrer Gesamtheit ergeben diese Verunreinigungen
den diesen Kresolen eigenen unangenehmen Geruch.
-
Bei den bisherigen Verfahren zur Reinigung von Kresolen werden diese
unter verschiedenen Bedingungen destilliert, mit Schwefelsäure behandelt oder mit
Luft verblasen. Bei diesen Verfahren werden die Kresole aber meistens nicht völlig
von ihrem unangenehmen Geruch befreit.
-
Ferner ist es bekannt, verunreinigte Kresole nach vorheriger Destillation
mit einer alkalischen Bleilösung zu versetzen. Auf diese Weise werden die schwefelhaltigen
Verunreinigungen ausgefällt und vom Kresol abgetrennt. Der unangenehme Geruch von
Kresolen oder Kresolgemischen ist nach diesem Verfahren jedoch nicht zu entfernen.
-
Es wurde nun gefunden, daß man die Kresole reinigen und von den ihnen
anhaftenden unangenehmen Gerüchen befreien kann, indem man die zu reinigenden Kresole
oder Kresolgemische mit gelöschtem Kalk in Gegenwart von Wasser in der Hitze in
eine wäßrige Calciumkresolatlösung überführt, diese Lösung mit Kresol oder seinen
Homologen extrahiert, die nach dem Abscheiden der die Verunreinigungen enthaltenden
Kresolschicht verbleibende reine wäßrige Calciumkresolatlösung in an sich bekannter
Weise z. B. mit Säuren zersetzt und das entstandene wasserhaltige Kresol durch Destillieren
vom Wasser trennt. Das gereinigte Kresol ist frei von Schwefel und unerwünschten
Geruchsstoffen.
-
Nach dem Verfahren der Erfindung führt man die Extraktion vorzugsweise
mit dem Kresol durch, das sich aus der wäßrigen Calciumkresolatlösung abscheidet.
wenn man diese mit Wasser bis zu einem Kresolgehalt von 5 bis 15 0/o, vorzugsweise
10 0/o, verdünnt.
-
Die abgeschiedene Kresolschicht enthält alle Verunreinigungen.
-
Unter »Kresolen« werden sowohl Gemische der isomeren Kresole mit
bestimmten Anteilen an homologen Alkylphenolen als auch die einheitlichen, o-, m-
und p-Kresole verstanden.
-
Das Beispiel erläutert das Verfahren der Erfindung.
-
Beispiel 12,710 kg technisches Kresol mit dem unangenehmen Schwelereigeruch
werden mit 25 kg Wasser vermischt. An Stelle von reinem Wasser kann man auch das
bei dem Verfahren entstehende Kresolwasser verwenden. Das erhaltene Kresol-Wasser-Gemisch
wird unter kräftigem Rühren auf 900 C erhitzt und dann werden unter weiterem Rühren
zu der Mischung langsam 4,9 kg trockener gelöschter Kalk gegeben. Es bildet sich
ein aus Calciumkresolat und Wasser bestehender dünnflüssiger Brei, der noch 3 Stunden
bei 900 C gerührt wird. Nach dem Abkühlen filtriert man die Mischung durch ein Saugfilter
oder schleudert sie in einer Schälzentrifuge ab. Der Filterrückstand wird bei einem
folgenden Ansatz an Stelle eines Teils des Kalks wieder verwendet.
-
Das klare Filtrat, das aus 41,3 kg der Calciumkresolatlösung besteht,
wird mit 71,8 kg Wasser verdünnt, so daß die Lösung etwa 10°/oKresol enthält.
-
Nach der Verdünnung mit Wasser trübt sich die Lösung, und es scheiden
sich 5,45 kg einer schwarzen, öligen Flüssigkeit ab, die aus etwa 500/0 Kresol,
80/o Calciumhydroxyd und 41 O/o Wasser besteht; der Rest sind organische Verunreinigungen.
-
Die abgetrennte reine wäßrige Calciumkresolatlösung wird mit etwa
7,5 kg konzentrierter Salzsäure auf einen p11-Wert von 7 bis 7,5 eingestellt. Das
sich ausscheidende wasserhaltige Kresol wird abgetrennt und kann je nach dem Verwendungszweck
entweder unmittelbar verwendet oder durch Destillieren vom Wasser getrennt werden.
-
Die übrigbleibende kresolhaltige Calciumchloridlösung wird durch
Destillieren vom Kresol befreit.
-
Die etwa 55 kg Destillationsrückstand werden verworfen und die etwa
50 kg Destillat werden nach dem Abtrennen des ausgeschiedenen Kresols als Kresolwasser
für den nächsten Ansatz verwendet. Das abgetrennte Kresol wird mit der Hauptmenge
des gereinigten Kresols vereinigt.
-
Im fortlaufenden Betrieb, bei dem die Filterrückstände und das Kresolwasser
laufend wieder verwendet werden, beträgt die Ausbeute an gereinigtem, wasserfreiem
Kresol 86,50/0. Das erhaltene Kresol ist frei von Verunreinigungen und besitzt einen
reinen Kresolgeruch, der weder durch faulige noch teerige Fremdgerüche beeinträchtigt
ist. Es eignet sich besonders zur Herstellung von Desinfektionsmitteln.
-
PATENTANSPROCHE: 1. Verfahren zur Reinigung unreiner, besonders unangenehm
riechender Kresole oder Kresolgemische, dadurch gekennzeichnet, daß man die zu reinigenden
Kresole mit gelöschtem Kalk in Gegenwart von Wasser in der Hitze in eine wäßrige
Calciumkresolatlösung überführt, diese Lösung mit Kresol oder seinen Homologen extrahiert,
die nach dem Abscheiden der die Verunreinigungen enthaltenden Kresolschicht verbleibende
reine wäßrige Calciumkresolatlösung in an sich bekannter Weise z. B. mit Säuren
zersetzt und das entstandene wasserhaltige Kresol durch Destillieren vom Wasser
trennt.