-
Selbsttätige Fadenumlegung für Spulenspinnmas chinen Spulenspinnmaschinen
dienen der Herstellung und Aufwicklung von synthetischen oder anderen Kunstfäden.
Die Fäden werden der Aufwickelvorrichtung meist mit sehr hohen Geschwindigkeiten,
die zwischen 12 und 25 m/Sekunde liegen, zugeführt und sind dabei außerordentlich
fein und empfindlich. Sie werden in bekannter Weise auf umlaufende Spulen aufgewickelt,
die durch Reibung angetrieben werden, derart, daß die Umfangsgeschwindigkeit der
Spulen auch bei zunehmender Wickel stärke konstant bleibt. Bei voller Wicklung muß
der Fadenlauf unterbrochen und die volle Spule gegen eine leere ausgetauscht werden.
Da der Spinnvorgang als solcher nicht unterbrochen werden darf, ist das während
des Spulenwechselvorganges geförderte Material als Abfall zu betrachten, und es
entstehen dadurch Verluste, die bei dem hohen Preis des Rohstoffes beträchtlich
sein können. Außerdem ist das Auflegen der Fäden auf die leere Spule bei den hohen
Spinngeschwindigkeiten sehr schwierig und erfordert viel Geschicklichkeit.
-
Als weiterer Nachteil ist zu erwähnen, daß die Wickelkörper untereinander
ungleiche Gewichte und damit ungleiche Lauflängen aufweisen, wodurch bei der Weiterverarbeitung
wiederum Verluste entstehen.
-
Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung, die das Umlegen der
Fäden von der vollen auf die leere Spule ohne Unterbrechung des Fadenlaufes vollkommen
selbsttätig vollführt, und zwar gleichzeitig für eine Reihe nebeneinander angeordneter
Aufspuleinheiten, beispielsweise für eine ganze Maschinenseite. Bei sehr dünnen
Fäden werden oft zwei oder mehr Fäden nebeneinander auf eine Spule aufgewickelt.
Der Umschaltvorgang ist bei zwei und mehr Fäden wesentlich komplizierter als bei
einem Faden, und in der nachfolgenden Beschreibung sowie in den Abbildungen ist
die Vorrichtung gezeigt, wie sie bei zwei Fäden arbeitet In analoger Weise kann
aber auch mit einem oder mit mehreren Fäden gearbeitet werden.
-
Es sind Fadenumlegevorrichtungen bekannt, die mit zwei gegeneinandergestellten,
schwenkbar angeordneten Spulen arbeiten, die von einer Reibtrommei angetrieben werden
und bei denen die Fadenumlegung entweder durch Verschiebung der Spulengruppe um
eine Spulenteilung oder durch Verschiebung der Fadenführung erfolgt, derart, daß
die Fäden von den vollen Spulen auf die leeren Spulen übergeleitet werden. Diese
Einrichtungen mögen bei niedrigen Fadengeschwindigkeiten und starken Garnen, die
durch die Spule selbst abgezogen werden, gut arbeiten. Bei hohen Fadengeschwindigkeiten
zeigt es sich aber, daß beim Übergleiten des Fadens vom größeren Spulendurchmesser
der bewickelten Spule auf den leeren Spulenhals mit kleinerem Durchmesser eine Faden-
reserve
entsteht, die nicht aufgewickelt wird und die dazu führt, daß sich die Fäden um
die Zuführungsrolle schlingen und abreißen. Außerdem muß vom Faden der Spalt zwischen
den beiden Stirnseiten der Spulen überbrückt werden. Dies kann nur reibungslos geschehen,
wenn die Überbrückung in Form einer steilen Schraubenlinie erfolgt, weil sonst der
Faden in den Spulenspalt gleitet, nicht abgezogen wird und sich dadurch wiederum
auf die Zuführungsrolle aufwickelt und abreißt.
-
Zur Erzeugung einer steilen Schraubenlinie ist es aber notwendig,
daß die Spulengruppe oder - was ja relativ dasselbe ist - die Fadenführungsgruppe
im Augenblick des SpuIenwechsels mit großer Geschwindigkeit verschoben wird, die
um so höher sein muß, je höher die Fadengeschwindigkeit selbst ist. Der Geschwindigkeit
der Verschiebung der Spulen- oder Fadenführungsgruppen sind aber durch die Massen,
die zu bewegen sind, enge Grenzen gesetzt.
-
Diese Schwierigkeiten können dadurch vermíeden werden, daß die Fäden
beim Spulenwechsel durch eine Hilfseinrichtung abgefangen und erst nach erfolgter
Spulenverschiebung freigegeben werden, so daß sie augenblicklich und masselos von
der vollen Spule über den Spulenhals und den Spulenspalt auf die leere Spule übergleiten.
Der Spulenwechselvorgang bzw. die Spulenverschiebung kann dabei so langsam erfolgen,
wie es die Bewegung der schweren Massen erfordert. Die Wirkungsweise der Einrichtung
ist in den Abbildungen dargestellt.
-
Abb. 1 zeigt einen Querschnitt durch die Spulenanordnung, Abb. 1
a ein Schema des Verschiebeantriebes für die Spulen, Abb. 2 bis 5 den Fadenlauf
in den verschiedenen Phasen des Spulenwechselvorganges, dargestellt für die Umlegung
von zwei Fäden pro Spule.
-
Die Fäden F werden durch die Rollen M und -kontinuierlich gefördert
und über die Fadenführer G und G1 den Spulenkörpern S und St zugeführt, auf denen
sie durch die hin- und hergehende Bewegung der Fadenführer G und G1 in Form einer
Kreuzwicklung aufgewunden werden. Die Spulen S und S, sind in schwenkbaren Trägern
T und T1 gelagert Sie erhalten ihren Antrieb durch eine Reibtrommel R, die mit gleicher
Umfangsgeschwindigkeit wie die Zu führungsrollen M und M, läuft und die Spulen so
schnell antreibt, wie es der Fadengeschwindigkeit entspricht Da die Spulen S und
S1 mit dem größten Durchmesser ihrer Wicklung auf der Reibtrommel R aufliegen, bleibt
die Umfangsgeschwindigkeit auch bei zunehmender Wickelstärke konstant.
-
Aus Abb. 1 ist zu ersehen, daß die Fäden F senkrecht auflaufen, wobei
sie durch die Fadenführer G und G1 eine hin- und hergehende Bewegung erhalten und
sich so gleichmäßig am Umfang der Spule verteilen. Ist nun auf diese Weise ein Wickelkörper
von bestimmter Dicke entstanden, so muß die volle gegen die leere Spule ausgetauscht
werden.
-
Abb. 2 zeigt den Fadenlauf im Augenblick der vollen Bewicklung der
Spulen. Soll nun der Spulenwechselvorgang eingeleitet werden, so wird durch Drehung
des Zahnrades A (Abb. la) entweder von Hand oder mechanisch die Kurbei B gedreht,
die mit ihrem Zapfen C in einer Kulisse D läuft Der Zapfen C hebt zunächst eine
Führungsstange N an, die über einen Lenker Q eine durchlaufende Welle W dreht. An
der Welle W sind über Hebel H U-förmige, gebogene Gleitschienen L angeordnet, die
sich zusammen und gleichläufig mit der Spulengruppe verschieben. Durch die Drehung
der Welle W wird die Gleitschiene L gedreht und drückt mit ihrer Kante K die Fäden-F
aus den Fadenführern G und G1 heraus, so daß sie nicht mehr der hin- und hergehenden
Bewegung der Fadenführer folgen. Bei Weiterdrehung der Gleitschiene L kommt der
Faden mit der Kante K2 in Berührung, die im Abstand der beiden Fäden Einschnitte
E trägt.
-
Diese Einschnitte halten die Fäden fest und nehmen sie bei der Verschiebung
der Spulengruppe durch die Welle V mit. Die Fäden laufen nun - einerseits gehalten
durch die fest angeordneten Fadenführer r1 und andererseits gehalten durch die Einschnitte
1? - noch immer auf die volle Spule, ohne daß dadurch eine Änderung der Fadengeschwindigkeit
eintritt. Ist die Verschiebung der Welle V vollendet, so kehrt die Kurbel B wiederum
in ihren Ausgangspunkt C zurück und dreht die Welle W in ihre Ausgangsstellung.
Dabei geben die Einschnitte E der Kante K2 die Fäden frei. Die Fäden F versuchen
nun, auf dem kürzesten Weg zur leeren Spule S1 zu geIangen, und überbrücken augenblicklich
und masselos sowohl den Spulenhals als auch den Spulenspalt und wickeln sich auf
die
leere Spule St auf. Dieser Moment ist in Abb. 4 dargestellt Die Fäden F kommen
nun wiederum mit den Fadenführern G und Gl in Berührung, die so ausgebildet sind,
daß sie bei ihrer hin- und hergehenden Bewegung die Fäden F selbsttätig erfassen
und in ihre hin- und hergehende Bewegung zwingen. Die Aufwicklung der Fäden erfolgt
dann wiederum in Form einer Kreuzwicklung auf die leere Spule S1, wie in Abb,S~dargestellt.
ist die Spule S1 voll bewickelt, vollzieht sich der Umschaltvorgang in analoger
Weise in entgegengesetzter Richtung.
-
Durch diese Einrichtung wird erreicht, daß die Fäden unabhängig von
der Verschiebungsgeschwindigkeit der Spulengruppe von der vollen auf die leere Spule
übergleiten und den Spalt zwischen den beiden Spulen in einer steilen Spirale mit
hoher Geschwindigkeit überbrücken. Fadenbrüche beim Spulenwechsel werden dadurch
mit Sicherheit vermieden.
-
Der Spulenwechselvorgang für eine Reihe nebeneinander angeordneter
Aufspulgruppen kann beispielsweise durch Betätigung eines Druckknopfes ausgelöst
werden, der einen Motor zum Antrieb des Zahnrades A (Abb. 1 a) einschaltet und so
den Wechselvorgang für eine ganze Maschinenseite automatisch ablaufen läßt.
-
Man erhält auf diese Weise Spulen von genau gleicher Lauflänge, unter
Vermeidung jeglichen Abfallens beim Spulenwechsel.
-
PATENTANSPRESCHE: 1. Vorrichtung zum selbsttätigen Fadenumlegen für
Spulenspinnmaschinen mit axial zur Fadenmitte verschiebbaren Spulengruppen, gekennzeichnet
durch eine schwenkbare Fadenleitschiene (L), die die Fäden (F) während des Spulenwechselvorganges
aus den Fadenführern (Gi, G2) herausdrückt, durch Einkerbungen (E) festhält und
nach Beendigung der Spulenverschiebung freigibt, so daß die Fäden auf die leere
Spule übergleiten und wieder von den Fadenführern (G1, G2) erfaßt werden.