-
Polierscheibe Die bekannten Polierscheiben, Schwabbelscheiben. Polierringe
od. dgl. stellen Gebilde dar, die als kreisrunde Platten oder in Ringform zugeschnitten
sind.
-
Es ist üblich, zur Herstellung von Polierscheiben Gewebe zu verwenden,
die schon einem anderen Zweck gedient haben und Altmaterial darstellen oder die
für einen anderen Zweck hergestellt worden sind, z. B. Abfälle aus neuen Geweben.
Diese entsprechen in ihrer Gesamtstruktur erklärlicherweise nicht den beim Polieren
auftretenden besonderen Erfordernissen und zeigen daher hohen Verschleiß und ungleiche
Polierwirkung.
-
Man hat ferner vorgeschlagen, bei diesen Polierscheiben und Ringen
vorzugsweise stuhlrohe Baumwollgewebe zu verwenden, also solche Gewebe, die aus
Gespinsten von Rohbaumwolle gewoben und nach Verlassen des Webstuhles keinerlei
Nachbehandlung und Veredelung unterworfen sind. Polierkörper dieser Art besitzen
zwar eine gleichbleibende Qualität, weisen aber auch eine verhältnismäßig geringe
Verschleißfestigkeit auf. Die Polierwirkung derartiger schnell rotierender Scheiben
wird außerdem dadurch vermindert, daß unter dem Einfluß der Zentrifugalkraft und
anderen mechanischen Kräften Einzelfasern oder ganze Fadenstücke aus dem Gewebe
herausgelöst werden, wodurch unruhiger Lauf und ungleichmäßige Einwirkung auf das
Poliergut hervorgerufen werden.
-
Auch hat man bereits vorgeschlagen, Baumwollgewebe zu verwenden, das
zur Erzielung einer besseren Haltbarkeit, zur Erhöhung der Steifigkeit und für Naßpolierarbeiten
bzw. zur Vorsehung von Auflagerungen verschiedenster Metalle imprägniert ist. Solche
Imprägnierungen bilden einzelne, die Fasern umkleidende Ummantelungen. Es hat sich
herausgestellt, daß auch diese bekannten Ausführungen keine große Haltbarkeit herbeiführen.
Vielmehr bringen die Umkleidungen der einzelnen Fasern bei den mannigfaltigsten
Beanspruchungen solcher Gewebe durch Temperatur und mechanische Kräfte sehr viele
Nachteile mit sich. Sie verursachen z. B. ein außerordentlich häufiges Brechen der
Einzelfasern und damit das bekannte Abfliegen einzelner Gewebeteile.
-
Es ist fernerhin bekannt, Baumwollgewebe durch Alkalibehandlung zu
festigen. Die Zerreißfestigkeit des Gewebes steigt durch die Alkalibehandlung an.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Polierscheibe, auf
deren Gewebekranz irgendwelche Poliermittel aufgebracht werden, zu schaffen, welche
die eingangs genannten Mängel nicht aufweist, vielmehr eine gesteigerte Gebrauchstüchtigkeit
erwarten läßt.
-
Dies wird erfindungsgemäß durch die Verwendung eines in bekannter
Weise alkalibehandelten Baumwollgewebes erreicht, das Einlagerungen von Siliziumdioxyd
aufweist. Der Erfindung liegt dabei die Erkenntnis zugrunde, daß ein solches in
an sich bekannter Weise alkalibehandeltes Baumwollgewebe neben der ihm dadurch innewohnenden
vergrößerten Zerreißfestigkeit in der Hauptsache eine wesentlich verbesserte Haftfähigkeit
und Aufnahmefähigkeit für alle mit dem Gewebe in Berührung kommenden Poliermittel
aufweist. Werden z. B. Polierpasten oder Schleifpasten oder Polierflüssigkeiten
auf die laufende Scheibe gebracht, haften diese in wesentlich größerem Maße, als
es bei den bisher verwendeten Geweben der Fall ist. Die Paste wird vollständig ausgenutzt.
-
In der gleichen Richtung wirkt das weitere Merkmal, daß der Gewebekranz
in an sich bekannter Weise Einlagerungen von Siliziumdioxyd aufweist. Diese dem
Polierzweck ebenfalls förderlichen Einlagerungungen führen zu einer erhöhten Adhäsion
für insbesondere fetthaltige Polierpasten. Die bisherige Verwendung von Siliziumdioxyd
bei Geweben erfolgt aus Gründen ihrer Veredelung, insbesondere zur Steigerung der
Festigkeit und Wasserundurchlässigkeit.
-
Ein Verfahren zur Behandlung des Gewebes zur Erzielung des erfindungsgemäßen
Gewebekranzes besteht darin, daß das Gewebe mit heißer a-Amylase-Lösung vorbehandelt
und nach Zwischenspülung mit einer Natriumhydroxydlösung hoher Konzentration hauptbehandelt,
anschließend nachgespült und dann mit einer 50°/oigen Lösung einer organischen Siliziumverbindung
bei 20° C behandelt wird.
-
Die an sich bekannte Vorbehandlung mit heißer a-Amylase-Lösung führt
zunächst zu einer absoluten Säuberung der Fäden, insbesondere in Anbetracht ihrer
stärkeabbauenden Eigenschaft zu einer vollständigen Entfernung der Schlichte des
Gewebes. Die nachträgliche Einwirkung der Natriumhydroxydlösung ist dann besser.
Im Gegensatz zu dem bekannten
Mercerisieren wird diese Einwirkung
vorgenommen, ohne daß eine Streckung des Gewebes erfolgt, so daß die physikalische
Veränderung der Faser optimal vor sich gehen kann, so daß die aus der physikalischen
Veränderung der Faser resultierende Verformung des gesamten Gewebes maximal ist
und damit sowohl hinsichtlich der Festigkeitsvergrößerung als auch hinsichtlich
der vergrößerten Haftfestigkeit zu den optimalsten Werten führt.
-
Bei der Alkalibehandlung findet eine strukturelle Veränderung der
Faser und damit des Gewebes statt. Die Veränderung der Faser, vornehmlich der Baumwollfaser,
besteht darin, daß sie infolge Quellung andere Dimensionen annimmt; sie verkürzt
sich in ihrer Länge, ihr Durchmesser wird größer, und ihre Form wird zylindrisch.
Diese Dimensionsveränderung ist irreversibel. Parallel zur Umdimensionierung der
Elementarfasern erfolgt gleichzeitig eine Schrumpfung des Gewebes, wobei sich die
Fasern dichter aneinanderlegen und die innere Faserreibung im Gewebeverband vergrößert
wird. Zufolge aller dieser physikalischen Veränderungen rücken die Kett- und Schußgarne
einander näher, so daß sie sich insbesondere an ihren Kreuzungsstellen enger umschlingen.
Hierdurch ergibt sich nicht nur die an sich bekannte Festigkeitserhöhung in optimalem
Maße, sondern auch eine erhebliche Steigerung der Haftfähigkeit aller mit dem Gewebe
in Berührung kommender und vom Gewebe getragener Substanzen. Zur Vergrößerung der
Haftfähigkeit trägt nicht nur die umgewandelte Struktur des Gesamtgewebes bei, sondern
auch die bei der Alkalibehandlung erfolgende irreversible ÜUberquellung einer jeden
Faser selbst.
-
Ein Beispiel zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
in folgendem beschrieben: Zunächst wird stuhlrohes Baumwollgewebe in eine Flotte
von 75° C mit 2 g a-Amylase C 1,2 im Liter, einem pH Wert 6,5 und einem Flottenverhältnis
1:3 gebracht. Die Einwirkungszeit beträgt 2 Stunden bei langsamer Flottenzirkulation
und konstanter Temperatur. Nach Beendigung dieser Behandlung wird heiß ausgewaschen
bei 55° C und zweimal kalt gespült.
-
Das so behandelte Gewebe wird in eine wäßrige Natriumhydroxydlösung
(35° Be) von einer Temperatur von 15° C getaucht. Die Einwirkungszeit ist beendet.
wenn das Gewebe ein glasiges Aussehen bekommen hat, und beträgt etwa 10 Minuten.
Hierauf wird das Gewebe durch ein Heißwasserbad von 80° C gefahren (Einwirkungszeit
etwa 1 Minute) und hinterher einmal warm bei 50° C und zweimal kalt gespült bis
zum Neutralpunkt.
-
Daraufhin wird das Gewebe durch eine 50°/o Kieselsäurelösung (Si 02)
bei 20° C gefahren, abgequetscht und über einer Zylindertrockenmaschine spannungslos
getrocknet. Die aus diesem behandelten Gewebe ausgeschnittenen einzelnen Blätter
der Vollblattscheibe oder die einzelnen Lagen des Polierringes werden mit einer
Polyvinylazetatlösung mittels einer stempelähnlichen Vorrichtung punktiert, in Scheibenstärke
aufeinandergelegt und gepreßt.
-
Zum Zwecke der Reinigung eignen sich auch wäßrige Lösungen von Säuren,
Alkalien, oxydativen Bleichmitteln oder Enzyme.
-
Die Einwirkungszeit, die Temperatur und die Konzentration solcher
wäßriger Lösungen bewegen sich im Bereich ihrer jeweils optimalen Löse- und Abbauwirkung
je nach der Art und der Herkunft des Ausgangsmaterials.
-
Ebenso ist bei der Behandlung mit einer Hydroxydlösung, deren Konzentration
zwischen 15 und 50° Be liegt, entsprechend der vorliegenden Baumwollprovenienz zu
wählen, wobei die Temperatur der Alkalilauge angepaßt wird.
-
Die Temperatursteigerung ist sowohl durch Einführen des Gewebes oder
Gespinstes in heiße Bäder, Heißwasser oder auch durch Aufblasen überhitzten Dampfes
möglich.