DE1054714B - Verfahren zur Herstellung von polymeren Hydroxycarbonsaeuren - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von polymeren HydroxycarbonsaeurenInfo
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Description
D.A.S. 1054 714 (D 28 439); Kl. 39c, Gr. 25/01; angemeldet
am 3. 7. 1958; bekanntgemacVit am 9.4.1959 - Erf.: Dr.
WiiHNEP. Keh.v, Dr. Rolf C. Schulz, und Dr. Erwin Mullür,
Mainz. Inh.: Deutsche Gold- und Silber-S
c h c i d e a η s t a 1 t vormals R υ e s s 1 e r, Frankfurt/
Main. — Verfahren zur Herstellung von polymeren Hy droxycarbonsäuren. Makromolekulare Polyacroleine oder
Mischpolymerisate des Acroleins werden, gegebenenfalls nach vorheriger Überführung in eine reaktionsfähige Form,
mit Lösungen von Alkalihydroxyden und/oder anderen starken
anorganischen und/oder organischen. Basen behandelt.
Cm.
JTSCHES
PATENTAMT
ISLEGESCHRIFT
kl 39c 25/01
INTERNAT. KL. C 08 f
C08L 61/02
D 28439 IVb/39 c
AN M E LDE TA G: 3.JULI1958
BEKANNTMACHUNG
DER ANMELDUNG
UND AUSGABE DER
AUSLEGESCHRIFT: 9.APRIL1959
DER ANMELDUNG
UND AUSGABE DER
AUSLEGESCHRIFT: 9.APRIL1959
Es ist bekannt, makromolekulare Polymerisationsprodukte des Acroleins im sauren oder alkalischen
Medium mit Verbindungen, die mit Aldehydgruppen reagieren können, zu polymeren funktionellen löslichen
Derivaten umzusetzen.
Es ist auch schon vorgeschlagen worden, hochmolekulare Polyacroleine durch Behandlung mit organischen
oder anorganischen Oxydationsmitteln in polyvalente makromolekulare Säuren überzuführen.
Eine für bestimmte niedermolekulare Aldehyde typische Reaktion ist die Disproportionierung nach
Cannizzaro in je 1 Mol Säure und Alkohol. Als Katalysatoren werden hierbei starke Basen benutzt.
Die Reaktion ist auf solche Aldehyde beschränkt, die kein α-ständiges Η-Atom enthalten und daher nicht
zur Adolkondensation befähigt sind.
In Polyacroleinen, die durch Spontan-, Redox- oder andere Radikalpolymerisationen hergestellt werden,
liegen makromolekulare Stoffe vor, die entlang einer paraffinartigren Hauptkette eine große Zahl von Aidehydgruppen
enthalten. Diese Aldehydgruppen sind zwar maskiert, aber doch zu einer Reihe charakteristischer
Aldehydreaktionen befähigt (R. C. Schulz und W. Kern, Makromolekulare Chemie, 18/19, S. 4
[1956]; R. C. Schulz, Kunststoffe, 47, S. 303 [1957]).
Es ist ferner bekannt, einen Latex oder eine Dispersion von Methylacrolein-Polymerisaten oder
-Mischpolymerisaten bei erhöhter Temperatur von wenigstens 70° C mit einer Base zu behandeln, die
eine höhere Dissoziationskonstante als Ammoniumhydroxyd aufweist (vgl. deutsche Auslegeschrift
1024 714). Das so gewonnene modifizierte polymere
Produkt ist durch eine Anzahl Hydroxyl- und Carboxylgruppen gekennzeichnet, die längs des Makromoleküls
angeordnet sind.
Es wurde nun gefunden, daß man polymere Hydroxycarbonsäuren herstellen kann, wenn man die
obengenannten makromolekularen Polyacroleine oder Mischpolymerisate des Acroleins, gegebenenfalls nach
vorheriger Überführung in eine reaktionsfähige Form, mit Lösungen von Alkalihydroxyden und/oder anderen
starken anorganischen und/oder organischen Basen, insbesondere tertiären Aminen, wie Triäthylamin, behandelt.
Diese werden zweckmäßigerweise in solchen Lösungsmitteln angewendet, die auf die entstehenden
Polymeren nicht fällend einwirken und keine Sekundärreaktionen eingehen. Vorzugsweise wird hierfür
Wasser verwendet. Unter den Mischpolymerisaten des Acroleins werden insbesondere solche-verstanden, die
noch in wäßrigen SO2-Lösungen löslich sind. Vorteilhaft
können Mischpolymerisate aus Acrolein und Vinyh'erbindungen, insbesondere Acrylnitril, verwendet
werden.
Verfahren, zur Herstellung von polymeren Hydroxycarbonsäuren.
Anmelder: Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt
vormals Roessler, Frankfurt/M., Weißfrauenstr. 9
Dr. Werner Kern, Dr. Rolf C. Schulz
und Dr. Erwin Müller, Mainz, sind als Erfinder genannt worden
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren findet offenbar eine Disproportionierung statt. Es war neu und
durchaus überraschend, daß die Aldehydgruppen derartiger Polyacroleine diese Reaktion eingehen können.
Da die CarbonyJgruppeh an sekundären C-Atomen stehen, wäre zu erwarten gewesen, daß an Stelle der
Cannizzaro-Reaktion eine Adolkondensation eintritt (s. Houben-Weyl, 4. Auflage, Bd. 7/1, S. 135
oben).
Es ist zweckmäßig, bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Konzentration der Alkalihydroxyde
und der anderen Basen über Vznormal zu wählen. Die Reaktionstemperatur kann zwischen 20 und 100ö C
liegen; es wird dadurch die Reaktionsgeschwindigkeit und in gewissen Grenzen auch der Umsetzungsgrad
beeinflußt. Der Umsetzungsgrad kann durch Titration der entstehenden Carboxylgruppen verfolgt und beliebig
eingestellt werden. Falls die Isolierung des polymeren Reaktionsproduktes erforderlich ist, gelingt
sie durch Zusatz von Fällungsmitteln, wie z. B. Methanol, oder durch Ansäuern des Reaktionsgemisches.
Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß die Polyacroleine
vor der Einwirkung der Alkalien in geeigneter Weise vorbehandelt, d. h. in eine reaktionsfähige
Form übergeführt werden. Diese A^orbehandlung kann darin bestehen, daß die Polyacroleine zunächst
durch Auflösen in wäßriger schwefliger Säure oder in Natriumbisulfitlösung in die Schwefligsäure-Additionsverbindung
übergeführt werden. Eine andere Vorbehandlung besteht in der Überführung der PoIy-
809 789/532
acroleine in eine hydratisierte Form durch Einwirkung von Wasser,· verdünnten Säuren oder verdünnten
Alkalien (z. B. 10n-Natronlauge) oder a.nderen verdünnten Basen, die an sich noch keine Disproportionierung
herbeiführen.
Besonders vorteilhaft ist es, unmittelbar von einem durch Emulsionspolymerisation gewonnenen Latex
auszugehen, da hierin das Polyacrolein in einer besonders reaktionsfähigen Form vorliegt.
Die Reaktionsprodukte stellen bei vollständigem Umsatz Polyhydroxy-Polycarbonsäuren dar, die pro
Molekül eine gleiche Anzahl primärer Alkoholgruppen und Carboxylgruppen enthalten. Sie sind starke PoIyelekrolyte
und lösen sich außer in Ammoniak und Natronlauge auch in organischen Basen, Formamid
und Dimethylformamid.
Die Alkohol- und die Carboxylgruppen können in bekannter Weise in Derivate, wie z. B. Ester, übergeführt
werden. Durch starke Säuren oder höhere Temperatur kann auch eine intermolekulare Veresterung
erzielt werden, die zur Vernetzung und dadurch zu Unlöslichkeit führt.
Die Polymeren bzw. die Salze oder Derivate sind geeignet als Schutzkolloide, A^erdickungsmittel und
Netzmittel. Sie können in der Gerberei, Papier- und Textilindustrie, bei der Herstellung von Klebstoffen
und Antsrichmitteln, in der Textil- und Lederfärberei, bei der Herstellung und Veredelung von Filmen,
natürlichen und synthetischen Fasern und Fäden vielseitig eingesetzt werden.
Sie sind ferner geeignet zur Kombination oder Umsetzung mit Polyalkoholen, polymeren Kohlenhydraten,
natürlichen oder synthetischen Polyamiden und anderen Kunststoffen.
Die für die verschiedenen Anwendungsgebiete bisher bekannten Hilfsmittel können im allgemeinen mit
den erfindungsgemäßen Stoffen zusammen angewendet werden.
1 g Polyacrolein, das durch Redoxpolymerisation gewonnen wurde, wird mit 5 ml Wasser angefeuchtet
und etwa 12 Stunden bei Zimmertemperatur stehengelassen. Dann fügt man unter kräftigem Rühren
25 ml 1 η-Natronlauge zu, wobei je nach der Art des Polymeren innerhalb von 1 bis 60 Minuten vollständige
Auflösung eintritt. Der Carboxylgruppengehalt kann durch Titration entnommener Proben verfolgt
werden. Bei 20° C haben sich nach 24 Stunden 0,25 Mol COOH pro Grundmol Acrolein gebildet,
bei 50° C nach 3 Stunden 0,27 und bei 100° C nach einer Stunde 0,29 Mol COOH pro Grundmol Acrolein.
Die theoretisch mögliche Menge beträgt 0,5.
Durch Neutralisieren mit Essigsäure werden die Reaktionsprodukte ausgefällt.
Man übergießt 10 g Polyacrolein, das durch Redoxpolymerisation gewonnen wurde, mit 100 ml einer
7%igen wäßrigen Lösung von Schwefeldioxyd und läßt bei Zimmertemperatur stehen, bis eine klare viskose
Lösung entstanden ist, was je nach den Poly-i
ίο merisationsbedingungen 2 bis 4 Stunden dauert. Marj
fügt 250 ml 1 η-Natronlauge zu und erwärmt 3 Stunden auf 50° C. Das Reaktionsgemisch kann nach Einstellung
auf den gewünschten pH-Wert als solches verwendet werden. Gegebenenfalls können die Salze
durch Dialyse oder Ionenaustauscher abgetrennt werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung polymerer Hydroxycarbonsäuren, dadurch gekennzeichnet,
daß makromolekulare Polyacroleine oder Mischpolymerisate des Acroleins, gegebenenfalls nach
vorheriger Überführung in eine reaktionsfähige Form, mit Lösungen von Alkalihydroxyden und/
oder anderen starken anorganischen und/oder organischen Basen behandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung bei Temperaturen
zwischen 20 und 100° C durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß wäßrige Lösungen der Basen
verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wäßrige Lösungen der Alkalihydroxy
de bzw. der Basen verwendet werden, deren Konzentration höher als '^normal ist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur Überführung in eine
reaktionsfähige Form eine Lösung von schwefliger Säure oder Natriumbisulfit in Wasser verwendet
wird.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zur Überführung in
eine reaktionsfähige Form Wasser oder eine verdünnte Säure oder verdünntes Alkalihydroxyd
oder eine andere verdünnte Base verwendet wird.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das makromolekulare
Polyacrolein in Form eines durch Emulsionspolymerisation gewonnenen Latex verwendet wird.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 024 714.
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 024 714.
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