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Die
Erfindung betrifft Verfahren und eine Anordnung zur GMP-gerechten
Herstellung von dreidimensionalen, vitalen und mechanisch widerstandsfähigen Zellkulturen,
vorzugsweise Knorpelzellkonstrukten, die hierbei auf neuartige Weise
in einem abgeschlossenen Mini-Bioreaktor gleichzeitig, aufeinanderfolgend
oder nach einem zeitlich gesteuertem Ablauf kultiviert und stimuliert
werden können.
Diese so gezüchteten
Transplantate stehen als Gewebeersatzmaterial zur Therapierung von
z.B. Binde- und Stützgewebsdefekten,
direkten Gelenkstraumata, Rheumatismus und degenerativen Gelenkserkrankungen
zur Verfügung
und können
wie z.B. bei der Kniegelenksarthrose eine Alternative zu den herkömmlichen
(operativen) Therapieansätzen
wie z.B. der Mikrofrakturierung bzw. der Anbohrung sein.
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Beim
Tissue Engineering, das sich vor allem der in-vitro Vermehrung von
körpereigenem,
so genannten autologem Zellmaterial widmet, versucht man funktionelle
Zell- und Gewebeersatzstrukturen zu züchten, die in einem Transplantationsschritt
in das defekte Gewebe eingebracht werden können.
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Hierzu
werden im Labor routinemäßig Zellkulturen
(z.B. Gelenksknorpelzellen) vermehrt. Die eigentliche Vermehrung
dieser Zellen (z.B. Chondrozyten) erfolgt in einer Monolayerkultur
auf dem Boden einer beschichteten Zellkulturflasche bzw. -schale
nach Standardprotokollen, welche auch den Zusatz von gewebespezifischen
Wachstumsfaktoren, Mediatoren und Induktoren beinhalten.
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Das
Ziel dieser additiven Faktoren ist es, beispielsweise die besondere
Fähigkeit
von Knorpelzellen anzuregen, ausreichende extrazelluläre Matrixkomponenten
(EZM) zu synthetisieren, um bei der in-vitro Vermehrung das Massenverhältnis von
1 Chondrozyten zu 99 % extrazellulärer Matrixbestandteile, wie
es im funktionellem Gelenksknorpel gegeben ist, zu erreichen (Stockwell
RA: The cell density of human articular and costal cartilage. J
Anat. 1967;101(4):753-763; Hamerman D, Schubert M: Diarthrodial
joints, an essay. Amer J Med. 1962;33:555-590).
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Da
dies durch die einfache Zugabe von Mediumsupplementen nicht möglich erscheint,
wird versucht, diese Knorpelzellen auf unterschiedlichste Art und
Weise zu Reizen bzw. zu Stimulieren, um geeigneten autologen (hyalinen)
Knorpelersatz mit hohem Differenzierungsgrad im Labor anzüchten zu
können.
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Die
beschriebene Vermehrung von Zellkulturen und Züchtung von Gewebeersatzstrukturen
ist mit einer Reihe von Nachteilen verbunden.
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Diese
passive Kultivierung von Knorpelzellkulturen in einer zweidimensionalen
Oberflächenkultur
auf einer einfachen Kulturschale, welche mit Nährmedium bedeckt ist, zeigt
dabei keine aktive Stimulierung der differenzierungsfähigen Knorpelzellen.
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Aus
Minuth, W. W., Kloth S., Aigner J., Steiner P.: MINUSHEET-Perfusionskultur:
Stimulierung eines gewebetypischen Milieus. Bioscope 1995; 4:20-25
ist ein Konzept bekannt, das versucht diesen Nachteil zu umgehen,
indem man das Patientenzellmaterial in eine künstliche Trägerstruktur einbringt, die
dem Knorpelgewebe in seinen biophysikalischen Eigenschaften ähnelt und
eine netzwerkartige Verbindung zwischen den vielschichtig angeordneten Zellen
zulässt
und dann eine Perfusionskultivierung in einem geeigneten Bioreaktor
durchführt.
Eine Vielzahl von Experimenten zeigt eine erhöhte Differenzierungsfähigkeit
der Zellen durch vermehrt synthetisierter EZM an, welches auf diese
dreidimensionale Kultivierung von Chondrozyten in unterschiedlichsten biokompatiblen
und bioresorbierbaren Matrizes, wie z.B. den Hydrogelen, Alginaten,
Agarosen (Benya and Shaffer: Dedifferentiated chondrocytes reexpress
the differentiated collagen phenotype when cultured in agarose gels.
Cell. 1982;30:215-224.) variabler Konzentrationen zurückzuführen ist.
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Diese
dabei erzeugte spatiale Dimension simuliert somit die originären Verhältnisse
der Chondrozyten im lebenden Gewebe, wie z.B. in dem Knie- und Hüftgelenk,
und stellt somit eine vorteilhafte Adaption von in-vivo Verhältnissen
dar.
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Bei
der adhärenten
Oberflächenkultivierung der
Zellen gestaltet sich die ausreichende Versorgung mit Mediumsupplementen
relativ einfach, da sich diese Nährstoffe
unmittelbar über
bzw. an den Zellen befinden und einen ungehinderten Stoffaustausch über Diffusion
zulassen.
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Bei
der Verwendung von dreidimensionalen Matrizes mit darin eingebetteten
Zellen in einem statischen Kultivierungsschema hingegen kommt es
zur Ausbildung von Konzentrationsgefällen bzw. -gradienten, welche
den Stofftransport in mediale Konstruktregionen limitieren können und
somit einem optimalen Nährstoffangebot
an den Zellverbänden
entgegensteht.
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Diese
Beeinträchtigung
bei der Züchtung von
Zellmaterial in räumlichen
Trägermatrizes
wird durch die Induzierung von Mediumperfusion bzw. -transfusion
durch das Konstrukt begegnet.
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Dieser
aktive Prozess durch diese Trägerstruktur
stellt eine homogene Nährstoffversorgung
an den Zellen sicher und führt
zu einem stetigen Metabolitenabtransport von den Chondrozyten. Darüber hinaus
kann das dynamische Kultivierungsschema einen höheren Gaseintrag gewährleisten
und stimuliert so die Zellverbände
in Abhängigkeit
von der gewählten
Mediumperfusionsströmung,
durch eine dadurch hervorgerufene Scherkraft im μPa mechanisch. (Raimondi, M.
T., F. Boschetti, et al.: Mechanobiology of engineered cartilage
cultured under a quantified fluid-dynamic environment. Biomechan Model
Mechanobiol. 2002;1:69-82)
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Ein
weiterer Nachteil bei der Vermehrung von Zellen und einer Transplantatsherstellung
besteht in der nicht gegebenen absoluten Sterilität des Systems „Zellkulturflasche". Selbst routinemäßige Arbeitsabläufe, wie
z.B. der Medienwechsel, die Zelleinsaat aber auch die Zellernte
sind mit erhöhter
Infektionsgefahr für
die darin befindliche Zellkultur verbunden, da das dazugehörige Kulturgefäß geöffnet werden
muss und durch die Arbeit in einer Laminar Flow-Workbench keine
100%-ige Sterilität
der Arbeitsumgebung im Sinne der „Grundregeln der Weltgesundheitsorganisation
für die
Herstellung von Arzneimitteln und die Sicherung ihrer Qualität" (Good Manufacturing
Practice – Richtlinie
der WHO) garantiert werden kann.
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Weiterhin
ist durch dieses passive System kein maximaler Gasaustausch durch
den diffusionsdurchlässigen
Deckel, sowie dem Nährmedium
zu dem am Boden befindlichen Zelllayer möglich.
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Um
diese gegebenen Nachteile der Kulturflaschen zu umgehen, wird in
den letzten Jahren verstärkt
die Entwicklung von automatisierten, abgeschlossen Bioreaktorensystemen
zur Generierung von Gewebeersatzstrukturen forciert. Sie können so (Freed
und Vunjak-Novakovic: Microgravity tissue engineering. In Vitro
Cell Dev Biol Anim. 1997;33:381-385) den Vorteil einer sterilen,
kontrollierbaren Kultivierung und Stimulierung von dreidimensionalen
Transplantaten bieten. Durch die Kombination des Tissue Engineerings
mit den Möglichkeiten
der Verfahrens- und Biotechnologie ist die Steuerung und die Kontrolle
ausgewählter
Kultivierungsparameter wie z.B. der Begasung mit CO2 bzw.
O2, Temperaturregelung, Kulturmedienaustausch,
Probennahme etc. in den Bioreaktorsystemen gegeben. (Obradovic,
Carrier, Vunjak-Novakovic
and Freed: Gas exchange is essential for bioreactor cultivation
of tissue engineered cartilage. Biotechnol Bioeng. 1999;63:197-205).
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Bei
der Konstruktion von Bioreaktoren gilt es stets, ein gut durchdachtes
System zu schaffen, in dem künstlich
Prozesse reguliert werden können. Wenn
es darum geht, ein bestimmtes Gewebe zu züchten, muss das System des
Bioreaktors in der Lage sein, die physiologischen Bedingungen und Prozesse
in vivo möglichst
genau nachzustellen. Jedes Bioreaktorsystem wirkt mit mindestens
einer Art eines mechanischen Reizes auf das gezüchtete Material.
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Die
Verknüpfung
der positiven Eigenschaften einer gesteuerten Bioreaktorkultivierung
autologer Gewebeersatzmaterialien in einer biogenen Matrix unter
Perfusionsstimulierung mit Kulturmedium stellt daher die logische
Konsequenz zur Gewährleistung
einer automatisierten, sterilen bzw. GMP-geeigneten Transplantatskultivierung
zur Züchtung
von z.B. vitalen Knorpelzellen mit erhöhter EZM-Syntheseleistung dar.
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Aus
der
DE 4306661 A1 und
aus Sittinger M, Bujia J, Minuth WW, Hammer C, Burmester GR: Engineering
of cartilage tissue using bioresorbable polymer carriers in perfusion
culture. Biomaterials. 1994;15(6):451-456 ist ein Perfusionsreaktor
bekannt, bei dem die Zellen in eine Polymerschicht eingebettet sind
und zudem von einer Agarosekapsel umgeben werden. Dieser zylindrische
Glasreaktor wird mit künstlichen
Nährmedium,
bei einer Fliessgeschwindigkeit von 0,016 ml/min durchströmt. Der
Reaktor selbst befindet sich in einem entsprechenden Gewebebrutkasten
mit standardisierten Bedingungen. Sterile Filter am Nährbodenspeicher
ermöglichen
einen Gasaustausch mit der äußeren Umgebung.
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Weiterführende Experimente
mit diesem Reaktortypen von Bujia J, Rotter N, Minuth W, Burmester
G, Hammer C, Sittinger M: Cultivation of human cartilage tissue
in a 3-dimensional
perfusion culture chamber: characterization of collagen synthesis.
Laryngorhinootologie. 1995;74(9): 559-563 und Kreklau B, Sittinger
M, Mensing MB, Voigt C, Berger G, Burmester GR, Rahmanzadeh R, Gross
U: Tissue engineering of biphasic joint cartilage transplants. Biomaterials.
1999;20(18):1743-1749 verwendeten Copolymergewebe aus Vicryl- und
Polydioxanonschichten, die mit Poly-L-Lysin oder kollagenen Fasern des Typs
II getränkt
sind. Menschliche Chondrozyten wurden in diese Schichten eingebettet
und zwei Wochen lang unter Perfusion kultiviert. Unter Verwendung
eines Zwei-Phasen-Modells aus einem Copolymer einer polyglycolischen
Säure und
einer poly-L-lactischen Säure
(Ethicon), das an einem Kalzium-Carbonat-Produkt befestigt war,
wurde die Zeitspanne auf 70 Tage erhöht.
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Ein
weiteres, dem o. g. Perfusionsbioreaktor sehr ähnliches System wurde von Mizuno
S, Allemann F, Glowacki J: Effects of medium perfusion on matrix
production by bovine chondrocytes in three-dimensional collagen
sponges. J Biomed Mater Res. 2001;56(3):368-375 konstruiert. Im
Gegensatz zum bereits beschriebenen Reaktor, besitzt dieser einen geschlossenen
Bereich für
das künstliche
Nährmedium.
Der Hauptanteil des kultivierten Materials befindet sich in einer
zylindrischen Glassäule,
die 1 cm breit und 10 cm lang ist. Die Säule ist mit zahlreichen Zell-/Polymergerüsten gefüllt, die
jeweils eine Größe von 7 × 15 mm
haben und nicht zusätzlich
verkapselt sind. Das künstliche
Nährmedium
wird mit einer Fliessgeschwindigkeit von 300 μl/min von einem Speicher aus
durch die Säule
und das gesamte System geleitet. Mit Hilfe dieses Systems werden
Rinderchondrozytengerüste
in kollagenen Schwämmen
hinsichtlich ihrer Reaktion auf Perfusion über einen Kultivierungszeitraum
von 15 Tagen untersucht.
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Aus
dem US-Patent 5,928,945 ist ebenfalls eine Bioreaktorvorrichtung
bekannt, bei der adhärente
Knorpelzellen in einer Wachstumskammer definierten Strömungen bzw.
Scherkräften
ausgesetzt werden und demzufolge eine verstärkte Kollagen Typ II-Synthese
detektiert wurde.
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Parallel
zur Entwicklung von Perfusionsbioreaktoren befassten sich Forschergruppen
mit der Konstruktion von Bioreaktoren, welche diverse mechanische
Belastungsvorgänge
auf Explantate, Zellproben oder Zell-/Polymergerüste ausüben. Bei der Konstruktion von
Bioreaktoren zur Knorpelzellstimulation richtet sich deren Aufbau
auf die Implementierung von mechanischen Druckstempeln o.ä. aus, da diese
uniaxialen Druck auf Knorpeltransplantate erzeugen, um die wichtigste
Form der Belastung auf das menschliche Knorpelgewebe zu imitieren.
Bei vielen dieser Drucksysteme werden große Ähnlichkeiten in der Konstruktion
deutlich.
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Die
Druckkammer eines von Steinmeyer J, Torzilli PA, Burton-Wurster
N, Lust G: A new pressure chamber to study the biosynthetic response
of articular cartilage to mechanical loading. Res Exp Med (Berl).
1993,193(3):137-142 entwickelten Systems besteht aus einem Titangehäuse, das
im Innern mit einer Polyethylen-Schicht bedeckt ist. Das Versuchsexemplar
mit einem maximalen Durchmesser von 10 mm kann in einem Behälter am
Boden der Kammer platziert und mit etwa 7 ml künstlichem Nährmedium bedeckt werden. Da
das Modell kein Perfusionssystem des künstlichen Kulturmedium besitzt,
sind nur schubweise Druckerzeugungen bei kurzen Kultivierungszeiten
möglich.
Das Lastensystem, das entsprechenden Druck auf das Versuchsexemplar
ausübt,
besteht aus einem durch den Kammerverschluss führenden, porösen Drucktiegel
und wird entweder durch einfache Gewichte oder einen Luftzylinder
mit Druckkolben, der über
der Kammer befestigt ist, bewegt.
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Auch
das von Lee DA, Bader DL: Compressive strains at physiological frequencies
influence the metabolism of chondrocytes seeded in agarose. J Orthop
Res. 1997;15(2):181-188 veröffentlichte
System, das durch einen Antrieb in Gang gesetzt wird, ist in der
Lage, auf 24 Versuchsexemplare gleichzeitig Druck auszuüben. Der
Antrieb ist auf einem Rahmen, der um den Brutkasten herumführt, montiert
und überträgt die Kraft
hinunter zur Ladeplatte innerhalb der sterilen Box. Die Ladeplatte
aus Stahl besitzt 24 Stahlbolzen mit einer Plexiglaseinkerbung von
11 mm Durchmesser. Der Antrieb sorgt für verschiedene Belastungen,
die vom Grad der Verformung abhängig
gemacht werden. Dieses System wird für die Kultivierung von Rinder-Chondrozyten/-Agarose-Gerüste über einen
Zeitraum von zwei Tagen verwendet. Statische und zusätzliche
zyklische (0,3 bis 3 Hz) Belastungen mit einer maximalen Spannungsamplitude von
15 % werden erzeugt.
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Der
Nachteil, einer Vielzahl von Druckstimulationsreaktoren ist, dass
die Zellkulturkonstrukte während
einer Druckbelastung nicht mit Nährmedium perfundiert
werden können
und somit nicht der Effekt einer multiplen Zellreizung untersucht
werden kann. Weiterhin steht diese fehlende Nährstoffversorgung einem optimalen
Stoffwechselaustausch sowie der maximalen Synthese von z.B. extrazellulären Matrixbestandteilen
bei Knorpelzellen entgegen.
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Druck-
und Perfusionssysteme, wie sie beispielsweise in dem US-Patent 6,060,306 und
dem DE-Patent 198 08 055 beschrieben werden, ermöglichen eine gleichzeitige
Mehrfachstimulierung mit Parametern wie Perfusionsströmung, den
dadurch induzierten Scherkräften
und einer uniaxialen Druckbelastung.
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Nachteilig
bei Reaktoren die eine Druckstimulation ermöglichen ist vor allem, dass
die durch Stellmotoren o.ä angetriebenen
Druckmediatoren, zumeist Stößel, Kolben
u.a. in den Bioreaktorraum, in dem sich vorzugsweise ein autologes
Transplantat befindet, hereingeführt
werden und dann eine definierte Druckbelastung auf das Zellkonstrukt
ausüben.
Durch das Einbringen dieses Druckapplikators in das sterile System
gestaltet sich die Konstruktion von abgeschlossenen Druckapplikationsreaktoren äußerst schwierig,
so dass diese Systeme eine erhöhte
Komplexität
aufweisen. Ein Einsatz dieser (potentiell unsterilen) Systeme ist
deshalb nur in der Grundlagenforschung gegeben, da eine Anwendungen
dieser Vorrichtungen und Verfahren im medizinischen Bereich den
Richtlinien des bestehenden Arzneimittelgesetzes entgegenstehen.
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Somit
unterliegen sämtliche
Bioreaktorapparaturen die der Züchtung,
aber auch einer Stimulierung von autologen Gewebeersatzstrukturen
dienen der Good Manufacturing Practice-Richtlinie der WHO („Grundregeln
der Weltgesundheitsorganisation für die Herstellung von Arzneimitteln
und die Sicherung ihrer Qualität"), weiterhin dem
deutschen Arzneimittelgesetz (AMG), der „pharmazeutischen Inspektions-Convention" sowie der GMP-Richtlinie 91/356/EWG.
Das Risiko einer Infektion bzw. die nicht vollständig zu garantierende Sterilität der Systeme
geben daher keinen Anlass zur Erteilung einer Herstellungserlaubnis
nach § 13
des AMG.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren und einen Bioreaktor
zur Herstellung von dreidimensionalen, vitalen und mechanisch widerstandsfähigen Zellkulturen
zu schaffen, bei dem im engen zeitlichen Zusammenhang oder gleichzeitig kultiviert
und stimuliert werden kann. Der Bioreaktor soll eine GMP-gerechte
Transplantatkultivierung unter garantiert sterilen Bedingungen ermöglichen.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das
im Anspruch 1 beschriebene Verfahren und den im Anspruch 13 beschriebenen
Bioreaktor gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
des Verfahrens werden in den Ansprüchen 2 bis 12 ausgeführt; die
weitere Ausgestaltung des Bioreaktors wird in den Ansprüchen 14
bis 57 ausgeführt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
und der erfindungsgemäße Bioreaktor
verbinden die Kultivierung und Stimulierung von GMP-gerecht hergestellten,
dreidimensionalen, vitalen und mechanisch widerstandsfähigen Zellkulturen,
vorzugsweise Knorpelzellkonstrukten in einem Reaktor. Hierbei kann
die Stimulierung und Kultivierung gleichzeitig, aufeinander folgend
oder nach einem zeitlich gesteuerten Ablauf durchgeführt werden.
Diese so gezüchteten Transplantate
stehen als Gewebeersatzmaterial zur Therapierung von z.B. Binde-
und Stützgewebsdefekten,
direkten Gelenkstraumata, Rheumatismus und degenerativen Gelenkserkrankungen
zur Verfügung.
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Das
wesentlich Merkmal des erfindungsgemäßen Verfahrens und des erfindungsgemäßen Bioreaktors
ist, dass sich in einem abgeschlossenen Reaktorraum ein Transplantat
befindet, welches in mehrfacher Hinsicht in-vivo-adaptiven Stimulis
ausgesetzt werden kann. Dazu zählt
eine Perfundierung des spatialen Zellkulturkonstruktes mit einem
konditionierten Nährmedium,
welches einerseits organotypische Scherkräfte an den Zellmembranen hervorruft und
darüber
hinaus einen erhöhten
Stoffwechselaustausch erlaubt. In diesem geschlossenen Bioreaktor befindet
sich oberhalb des Transplantats ein magnetischer, kolbenähnlicher
Druckstempel, der als Belastungsapplikator auf die Zellkultur fungiert.
Der Stempel wird kontaktlos durch den Bioreaktorraum gesteuert und
dabei eine gerichtete uniaxiale Druckstimulierung auf das Gewebetransplantat
herbeigeführt.
Die berührungslose
Kontrolle des Mini-Aktuators erfolgt durch extern angeordnete Kontrollmagneten,
deren ausgerichtetes (Elektro-)magnetisches Feld eine Positionsänderung
des Stempels im Bioreaktor bewirkt und eine organotypische dynamische bzw.
statische Druckstimulierung nach sich zieht.
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Das
Verfahren und der Bioreaktor haben den bereits aufgeführten Vorteil,
dass während
der Züchtung
auch eine Stimulierung der Zellkulturen erfolgen kann. Es ist vor
allem die Züchtung
bzw. Regeneration von Binde- sowie Stützgewebsstrukturen und funktionellen
Gewebesystemen (Knorpel, Knochen etc.) möglich.
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Die
Apparatur ermöglicht
bei einer sterilen Verfahrensweise die Züchtung von Zelltransplantaten
die, insbesondere synchron, perfundiert und druckbelastet werden
und sich demnach durch eine erhöhte
Produktion von Matrixbestandteilen (z.B. Knorpelzellkulturen) auszeichnen.
Aufgrund seines Automatisierungsgrades minimiert diese Vorrichtung die
Zahl der Arbeitsgänge
und mindert so das Infektionsrisiko der Zellkultur. Weiterhin garantiert
die automatisierte Züchtung
und Stimulierung der Transplantate definierte und reproduzierbare
Prozessabläufe.
Aufgrund der Konstruktionsmerkmale des erfindungsgemäßen Bioreaktors
ist ein abgeschlossener Bioreaktorkreislauf gewährleistet und demzufolge eine
streng autologe Kultivierung bzw. Stimulierung von Gewebeersatzstrukturen
unter Einhaltung der GMP-Richtlinien möglich.
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Für den Bioreaktor
ergibt sich als weiteres Einsatzgebiet die pharmazeutische Wirkstofftestung für die Charakterisierung
von proliferations- sowie differenzierungsrelevanten Stoffen bzw.
Stoffkombinationen auf Transplantate.
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Im
Folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren
und der erfindungsgemäße Bioreaktor
in Ausführungsbeispielen
erläutert.
Die dazugehörigen Abbildungen
zeigen:
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1:
Verfahren zur Herstellung von Transplantaten
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2:
Schema GMP-Bioreaktorsystem
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3:
Schema Einkammerbioreaktor
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4:
Schema Zweikammerbioreaktor
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5: Aufbau und Ausführungsformen des Mini-Aktuators
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6: Schema der Konstruktherstellung und Konstrukteinsaat
im Bioreaktor
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7: Schema der technischen Einrichtung zur
Konstruktperfundierung und Mediendurchmischung im Einkammerbioreaktor
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8: Schema der technischen Einrichtung zur
Konstruktperfundierung und Mediendurchmischung im Zweikammerbioreaktor
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9: Fixierungsschema des Transplantates
im Bioreaktor
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10: Magnetsysteme zur Steuerung des Mini-Aktuators
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11: Stimulationsschema im Zweikammerreaktor
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Beispiel 1
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Verfahren
zur Herstellung von Transplantaten
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In
der 1 wird am Beispiel der Knorpelgewebstransplantation
der Einsatz des Bioreaktors zur synchronen Kultivierung und Stimulierung
von dreidimensionalen Zelltransplantaten dargestellt.
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Dazu
wird dem Patienten als erstes (I) gesundes Zellmaterial (z.B. artikulärer Knorpel)
und Blut minimalinvasiv entnommen. Über enzymatische Verdauung
werden die gewonnenen Zellen vereinzelt, ausgezählt und in Abhängigkeit
davon entweder über
Standardmethoden des Tissue Engineerings in Monolayerflaschen (II)
ausgesät
und streng autolog vermehrt oder aber sofort der Konstruktherstellung zugeführt (III).
Hierbei werden die Zellen in eine dreidimensionale Transplantatsstruktur,
die aus biokompatiblen bzw. -resorbierbaren Trägermaterial (z.B. Hydrogele,
Agarosen, Kollagene, Hydroxylapatite, Polymerkomplexe etc.) besteht,
eingebracht. Dazu werden die suspendierten Zellen (z.B. Chondrozyten)
mit der biogenen Stützstruktur
(z.B. Agarose) vermischt, in einem Einsaatkolben eingebracht und z.B.
in einer zylindrischen Transplantatsform (z.B. Knorpel-Agarose-Matrix)
ausgehärtet.
Diese in-vivo adaptive, dreidimensionale Struktur führt vor
allem bei Zellen des Binde- und Stützgewebes (z.B. Chondrozyten)
zu einer (Re-) Differenzierung und einhergehend damit zu einer Synthese
gewebstypischer Substanzen und Matrixbestandteile (z.B. Kollagene, Proteoglykane).
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Dieser
Einsaatkolben, mit dem innen liegenden spatialen Zelltransplantat,
wird in den Bioreaktor eingeführt
(IV), das Transplantat herausgepresst und im Bioreaktor positioniert.
Anschließend
erfolgt die GMP-geeignete entweder gleichzeitige, aufeinander folgende
oder zeitlich gesteuertem Kultivierung und Stimulierung dieses Zellkonstruktes
in der neu entwickelten geschlossenen Bioreaktorapparatur (V). In dieser
Phase kann das Zelltransplantat mit dieser multiplen in-vivo ähnlichen
Reizung (Stimuli wie Scherkraft, Perfusion, Deformation, mechanische Belastung)
zu einer erhöhten
Differenzierung und Expression von organotypischen Markern gebracht werden.
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Nach
kurzer Zeit hat sich ein hochvitales, matrixreiches Zellkulturkonstrukt
in dem Bioreaktor regeneriert. Dieses autologe Transplantat wird
entnommen (VI), gegebenenfalls an die Geometrie des Gewebsdefektes
angepasst und anschließend
in das defekte Binde- oder Stützgewebe
transplantiert.
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Beispiel 2
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Schema des
Bioreaktorsystem
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2 veranschaulicht
eine Ausführungsform
des Bioreaktorsystems (mit dem Zweikammerbioreaktor) zur autologen
Kultivierung und multiplen Stimulierung von Zelltransplantaten in
einer abgeschlossenen Reaktorstruktur mit GMP-gerechter Verfahrensweise.
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In
diesem Ausführungsbeispiel
befindet sich die gesamte Vorrichtung zur Gewährleistung der optimalen Temperatur,
Luftfeuchtigkeit und -zusammensetzung in einem temperierbaren und
gasregulierbaren Inkubator. Ebenso ist auch ein getrennter Aufbau
möglich,
bei der der Bioreaktor 1 und das Medium im Inkubator und
die weiteren Technikkomponenten zur Kontrolle außerhalb des Inkubators angeordnet
sind.
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Der
Bioreaktor 1 selbst und die darin eingesetzten Bauteile
sind biologisch sowie chemisch inert und autoklavierbar. Darüber hinaus
besteht der Bioreaktorkorpus und der verschraubbare Deckel aus nicht-
(z.B. Kunststoffe) bzw. schwach-magnetische Materialien (z.B. Vanadium-4-Stahl).
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Das
Kulturmedium wird aus dem Mediumreservoir 2 durch das Schlauchsystem 4 mit
dem 3-Wege-Ventil 6 und dem 4-Wege-Ventil 7 mittels
der Umwälzpumpe 5 in
den Bioreaktor 1 geführt.
Dieses Kulturmedium kann mit, aus Patientenblut gewonnenen, autologen
additiven Faktoren (z.B. Wachstumsfaktoren, Mediatoren etc.) aus
dem Supplementenreservoir 3 angereichert werden. Das Medium
wird entweder im Batch, Fed-Batch oder im kontinuierlichen Verfahren
dem Bioreaktor 1 und somit dem Transplantat 11 zugeführt.
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Das
Medium gelangt dann bei geschlossenem Kreislauf über das Schlauchsystem 4 in
das Mediumreservoir 2, welches mit Messsonden zur Kontrolle
der physikochemischen Parameter, wie z.B. pH, pCO2 und
pO2, ausgestattet ist. Wird das Medium als
verbraucht angesehen, kann es über
das Schlauchsystem 4 in ein externes, abgeriegeltes Abfallgefäß abgeleitet
werden. In beiden Fällen
besteht die Möglichkeit über die
Ventilvorrichtung 7 eine sterile Mediumprobe aus dem Reaktorkreislauf
in eine Probennahmestrecke 8 zur weiteren Analyse abzuleiten.
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Im
Bioreaktor 1 liegt das zu kultivierende und stimulierende
Transplantat 11 in medialer Position auf dem Reaktorboden.
Unterhalb des Transplantates 11 kann sich eine zweite,
kleinere Kammer befinden. Dieser Strömungsraum wird über das Schlauchsystem 4 mit
Medium versorgt und kann mit einem stark porösen jedoch dünnen Sintermaterial 16 ausgefüllt sein.
Diese untere Kammer kann durch eine dünne Klarglasscheibe 17 abgeriegelt
sein und als Mikroskopieröffnung
für inverse
Mikroskope dienen.
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Innerhalb
der oberen Kammer des Bioreaktor 1 befindet sich neben
den, im Bioreaktordeckel eingelassenen Biosensoren 9 der
Mini-Aktuator 14. Dieser als magnetischer Stempel ausgeführte Mini-Aktuator 14 wirkt
als Druckapplikator kontaktlos, und wird durch den Kontrollmagneten
bzw. die Spule 15 gesteuert.
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Beispiel 3
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Schema Einkammerbioreaktor
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3 zeigt
eine mögliche
Ausführungsform des
Bioreaktors 1 bestehend aus einer Kulturkammer, die der
Implementierung des kontaktlos steuerbaren Mini-Aktuators 14 dient.
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Der
als Einkammerbioreaktor ausgeführte Bioreaktor 1 besteht
aus einem Korpus und dem Bioreaktorverschluss 21, der zusätzlich über einen Quetschring 20 abgedichtet
ist. In der Deckelkonstruktion sind Biosensoren 9 eingelassen,
die der online-Messung von z.B. Glukose- und Laktatkonzentrationen
u.a. Mediumbestandteilen dienen. In dem Reaktorraum befindet sich
ein passgenau eingelassener Mini-Aktuator 14 oberhalb
des Transplantates 11, welches auf einem speziellen Reaktorboden
mit eingesetzter Klarglasscheibe 17 ruht.
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Zur
Mediumversorgung des Transplantates 11 führen mindestens
je ein Zu- und Ablauf über
Luer-Anschlüsse 19 in
den Bioreaktor 1. An mindestens einen der Abläufe 19 wird über ein
3-Wege-Ventil 6 eine Probennahmestrecke 8 integriert.
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Beispiel 4
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Schema Zweikammerbioreaktor
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4 skizziert
eine weitere Ausführungsform
eines Bioreaktors 1 bestehend aus zwei Kammerräumen, wobei
die obere den Druckstempel 14 beinhaltet und die untere
der Anströmung
unterhalb des Transplantates 11 dient. Diese Ausführungsform unterscheidet
sich in Funktion, Eigenschaft und Anforderung der Bauteile 1, 6, 8, 9, 14, 19-21 nicht
von dem im Beispiel 3 beschriebenen Bioreaktor 1.
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In
der Apparatur sind mindestens jeweils ein Zu- und Ablauf 19 in
die obere und untere Reaktorkammer eingelassen, um eine ventilgeregelte
Anströmung
der jeweiligen Kammer und des Transplantates 11 zu erreichen.
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Die
untere Kammer ist in ihrer Dimension so gestaltet, dass ihr Durchmesser
geringer als der des Transplantates 11 ist. Diese Kammer
nimmt eine flache passgenaue Scheibe aus porösem Sintermaterial 16 auf,
so dass eine inverse Mikroskopierung durch die abschließende Glasscheibe 17 und
die Membran 18 zum Transplantat 11 unbeeinträchtigt erfolgen
kann. Diese Scheibe aus gesintertem Material 16 in der
unteren Reaktorkammer erfüllt
in der vorliegenden Apparatur eine weitere wichtige Funktion. Sie
verhindert, bei mechanischer Belastung des Transplantates 11 durch
den Druckstempel 14 ein nicht erwünschtes Hereinpressen des gelartigen
Zellkonstruktes 11 in den Kammerraum. In Abhängigkeit der
verwendeten Stützmatrix
und seiner Viskosität
ist die Verwendung einer fluiddurchlässigen Membran 18 zwischen
dem Sintermaterial 16 und dem Transplantat 11 vorgesehen,
um eine Vermengung des Trägermaterials
mit dem Sintermaterial 16 zu verhindern.
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Beispiel 5
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Aufbau und Ausführungsformen
des Mini-Aktuators 14
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Die 5 zeigen den Aufbau, die Geometrie und
differierende Formen des Mini-Aktuators 14,
welcher passgenau im Reaktorraum (hier exemplarisch im Zweikammermodell)
vertikal gleitet und axiale Druckkräfte auf das auf dem Reaktorboden
liegende Transplantat 11 überträgt.
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Dieser
magnetische Druckapplikator 14 wird erfindungsgemäß (siehe 5a)
berührungslos durch
extern angeordnete Kontrollmagneten 15 in seiner vertikalen
Position im Bioreaktor 1 gesteuert. Eine absolut senkrechte
Kompression kann einerseits durch die mediale Positionierung des
Transplantates 11 im Bioreaktor 1 sichergestellt
werden. Andererseits muss eine passgenaue Dimensionierung des Druckstempel-Außendurchmessers
D2 an den Bioreaktor-Innendurchmesser D2 erfolgen. Dies ermöglicht eine
vertikale Führung
des Mini-Aktuators 14 im Bioreaktor 1, ohne ein
Verkanten bzw. eine Schrägstellung
des Stempels zu bewirken. Bei sämtlichen
Bioreaktormodellen ist dieser Durchmesser D2 größer zu dimensionieren als der
Außendurchmesser
D1 des Transplantates 11.
-
5b stellt
den charakteristischen Aufbau dieser Druckeinheit 14 dar.
Er besitzt einen extrem leistungsfähigen Permanentmagneten 22,
vorzugsweise aus einer Neodym-Eisen-Bor-Verbindung, der sich bereits
bei geringsten magnetischen und elektromagnetischen Feldern nach
der jeweiligen Feldrichtung bewegt. Dieser Permanentmagnet 22 ist
in einer lackierten oder galvanisierten Form in einen biologisch
inerten Kunststoff – dem
Hüllkörper 23 – eingekapselt.
Dieser, vorzugsweise zylindrische, Hüllkörper 23 gleitet mit
seinem passgenauen Außendurchmesser
reibungsarm und exakt senkrecht im Bioreaktorzylinder. Auf der Unterseite
des plastischen Hüllkörpers 23 können neben
ebener Fläche auch
andere organotypische Negativformen als Stempelfläche 24 aufgeprägt sein,
um in-vivo adaptive Positivformen (u.a. Wölbungen, Bögen etc.) nachzustellen.
-
Die
hier vorliegende neuartige Aktuatorgeometrie, ohne etwaige Strömungskanäle 33 im
Hüllkörper 23,
ermöglicht
darüber
hinaus eine Pumpfunktion bedingt durch eine zyklische Magnetfelderzeugung.
Durch die bestehenden Druck- und Ventilverhältnisse im Bioreaktor 1 wird
durch eine Aufwärtsbewegung
des Mini-Aktuators 14 Medium in den Reaktorraum angesaugt.
Durch Abwärtsbewegung
bzw. Druckkompression auf das Transplantat 11 wird dieses
Medium aus dem Bioreaktor 1 herausgepresst.
-
5c zeigt
eine weitere exemplarische Ausführungsform
des Mini-Aktuators 14, der ebenfalls aus einem starken
Permanentmagneten 22 und einem Hüllkörper 23 mit individueller
Stempelfläche 24 aufgebaut
ist. Dieses Modell weist zur Strömungsoptimierung
am Rand seines Hüllkörpers 23 so
genannte Strömungskanäle 33 auf.
Hierdurch ist eine Medienumströmung
des Mini-Aktuators 14 im Bioreaktorraum möglich und
es werden geringere Stellkräfte
zur Überwindung
des Medienwiderstandes benötigt.
Der Hüllkörper 23 muss
mindestens 3 Führungsnasen
mit einem passgenauen Außendurchmesser
D2 aufweisen, um eine planare Positionierung des gesamten Mini-Aktuators 14 auf
dem Transplantat 11 sicherzustellen.
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5d stellt
einen modifizierten Druckstempel 14 basierend auf 5b dar,
welcher zur Schaffung einer räumlichen
Distanz von Permanentmagneten 22 und Zellkulturkonstrukt 11 einen
Verlängerungssteg 34 aufweist.
Ursache dieser Distanzierung des Permanentmagneten 22 in
dem oberen Zylinderkopf zu dem Transplantat 11 ist die
Minimierung etwaiger Feldeinflüsse
auf Zellkulturen 11.
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5e zeigt
einen Mini-Aktuator 14 basierend auf 5d,
welcher mindestens 3 Strömungskanäle 33 und 3 Führungsnasen
mit einem Außendurchmesser
D2 aufweist.
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Beispiel 6
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Schema der Konstruktherstellung
und Konstrukteinsaat im Bioreaktor 1
-
Die 6 stellen das Verfahren und die Vorrichtung
zur Herstellung und Einsaat von dreidimensionalen, vorzugsweise
zylindrischen, Zellmatrixkonstrukten dar.
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In
der 6a (Zellmatrixeinsaat) werden vermehrte (siehe 1,
II) oder frisch isolierte (siehe 1, III)
und präparierte
Zellen 12 mit der biogenen Trägerstruktur 13 vermengt,
bis zur Homogenität suspendiert
und mit dem Zielvolumen der Zellmatrix in den Einsaatkolben 25 eingespritzt.
-
Der
passgenaue Einsaatkolben 25 entspricht in seinem Innendurchmesser
D1 dem zukünftigen Außendurchmesser
des Transplantates 11 sowie in seinem Außendurchmesser
D2 dem Innendurchmesser des Bioreaktor 1.
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In
der 6b (Stempeleinsatz) ist der Stempeleinsatz 26 in
dem Einsaatkolben 25 dargestellt. Während des Aushärtens bzw.
des Polymerisierens der jeweiligen Zellmatrix im Reaktorkolben 25 wird auf
der ebenen Schiebeplatte 27 der passgenaue planare Stempel 26 mit
dem Außendurchmesser
D1 in den Kolbenhohlzylinder eingeführt.
-
Die
Unterseite dieses Stempels 26 kann analog zu der Stempelfläche 24 des
Mini-Aktuators 14 mit
organotypischen Strukturen geprägt
sein.
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In
der 6c (Stempelaufsatz) ist der Aufsatz des Stempels 26 auf
das Transplantat 11 in dem Einsaatkolben 25 aufgezeigt.
Der Stempel 26 wird auf das Zellgerüst mit leichtem Anpressdruck
aufgesetzt, um einer Meniskusbildung bzw. Wölbung der Matrixoberseite des
Transplantates 11 entgegen zu wirken, um z.B. eine zylindrische
Transplantatsform zu erhalten.
-
Soll
eine in-vivo adaptive Oberfläche
auf das Transplantat 11 aufgeprägt werden, so muss dieser Stempelaufsatz 26 während der
Aushärte-
bzw. Polymerisationsphase erfolgen.
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In
der 6d (Entfernen der Schiebeplatte) wird der aufgesetzte
Stempel 26 nach der Formgebung des Transplantates 11 abgehoben
und die sich am Boden des Einsaatkolbens 25 befindliche,
vorzugsweise hydrophobe, Schiebeplatte 27 entfernt. Um
zu verhindern, dass ein gelartiges Zellkonstrukt 11 an
die Schiebeplatte 27 und den Einsaatkolben adhäriert, wird
z.B. eine inerte Folie bzw. ein inertes Polymervlies zum Auskleiden
der Oberflächen
verwendet.
-
Die 6e (Konstrukteinsaat
im Bioreaktor) zeigt die Einsaat eines zylindrischen Konstruktes
am Beispiel des Zweikammerbioreaktors. Hierbei wird der passgenaue
Einsaatkolbens 25 in den Bioreaktor 1 implementiert,
dann mittels Druckstempel 26 das Zellkonstrukt 11 medial
in den präparierten
Reaktor eingebracht und die Einsaatvorrichtung aus dem Bioreaktor 1 entfernt.
Dieser präparierte
Bioreaktor 1 beinhaltet das poröse Sintermaterial 16 und
gegebenenfalls eine diffusionsdurchlässige Membran 18.
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Beispiel 7
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Schema der technischen
Einrichtung zur Konstruktperfundierung und Mediendurchmischung im
Einkammerbioreaktor
-
In
den 7 ist die Konstruktion und der
Aufbau des Einkammerreaktorkorpus und deren Auswirkung auf die Diffusion
und Perfusion im Transplantat 11 dargestellt.
-
In
der in der 7a dargestellten Ausführungsform
münden
vier Zu- und Abläufe
mit integrierter Luer-Kupplung 19 in den Bioreaktor 1.
Diese können
zur Strömungsoptimierung
sowohl in ihrer Lage und Position differieren, also auch z.B. tangential
in den Bioreaktorkorpus 1 eintreten. Die Zahl der in den Bioreaktor 1 führenden
Zu- bzw. Abläufe 19 beträgt mindestens
zwei. An jedem abfließend
gerichteten Luer-Anschluss 19 kann
mit z.B. einem 3-Wege-Ventil 6 eine Probennahmestrecke 8 installiert
werden.
-
Bei
einer statischen Kultivierungsweise im Bioreaktor diffundiert das
Medium vor allem in die oberen und seitlichen Randbereiche des z.B.
zylindrischen Gewebetransplantates 11 und versorgt die Zellkultur
u.a. mit Nutrienten und führt
gleichzeitig Stoffwechselendprodukte aus der Trägermatrix ab.
-
Die 7b zeigt
eine kontinuierliche Zufuhr von Nährmedium aus dem Mediumreservoir 2 mit
dahinter liegendem fakultativem Supplementenreservoir 3 (nicht
dargestellt) mittels einer dosierbaren Umwälzpumpe 5 durch das
Schlauchsystem 4 in mindestens einen Zulauf 19 des
Bioreaktors 1.
-
Der
Abfluss des Mediums erfolgt durch mindestens einen Ablauf 19 in
das Schlauchsystem 4, an dem an mindestens einer Stelle über ein
3-Wege-Ventil 6 eine abgekoppelte Probennahmestrecke 8 integriert
sein kann.
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Das
verbrauchte Medium kann, wie hier dargestellt, im Kreislauf verbleiben,
indem es in das Mediumreservoir 2 gelangt und von da aus
wieder zur erneuten kontinuierlichen Perfundierung des Transplantates 11 herangezogen
wird. Anderenfalls kann es aus dem Kreislauf vollständig entnommen
werden. Die Kultivierung des Transplantates 11 erfolgt dann
im Batch- bzw. Fed-Batch-Verfahren.
-
Eine
gezielte kontinuierliche Zufuhr von Kulturmedium in den Reaktorraum
kann die An- und Durchströmung
des Transplantates 11 im Vergleich zum statischen Schema
der 7a deutlich verbessern. Durch die induzierte Perfundierung
werden tiefere Konstruktregionen mit Medium durchgespült. Demzufolge
wird der Stoffaustausch optimiert, was eine erhöhte Zelldifferenzierung nach
sich ziehen kann. Weiterhin wird durch diese Ausführung der Konstruktanströmung eine
Scherkraftstimulierung auf die eingebetteten Zellen ausgeübt.
-
Beispiel 8
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Schema der technischen
Einrichtung zur Konstruktperfundierung und Mediendurchmischung im
Zweikammerbioreaktor
-
Die 8 zeigen einen Zweikammerbioreaktor, welcher
eine optimierte Strömung,
Diffusion und Perfusion des Transplantates zulässt und so die Qualität des Gewebeersatzes
verbessern hilft.
-
In
der 8a wird eine Variante mit statischer Kultivierung
und Diffusion dargestellt.
-
Die
in den Bioreaktor 1 mündenden
Zu- bzw. Abläufe 19 sind
mindestens zwei, wobei mindestens je einer in der unteren und oberen
Reaktorkammer münden
muss. Die hier aufgeführten
zwei Zu- bzw. Abläufe 19 pro
Kammer können
zur Strömungsoptimierung
sowohl in ihrer Lage, Position und Dicke differieren.
-
Die
Probennahmestrecke 8 kann an jedem abfließend gerichteten
Luer-Anschluss 19 beider Kammern mit z.B. einem 3-Wege-Ventil 6 o.ä. installiert
werden.
-
Neben
einer Mediendiffusion in die oberen und seitlichen Transplantatsbereiche
führt die
in dieser Konstruktion neu eingerichtete Kammer unterhalb des Transplantates 11 während der
statischen Kultivierungsphase zu einer Diffusion des Kulturmediums
aus dem porösen
Sintermaterial in die bodennahen Regionen der Trägerstruktur, so dass daraus eine
verbesserter Stoffwechsel im gesamten Transplantat 11 resultiert.
-
Die 8b zeigt
die kontinuierliche Zufuhr von Nährmedium
aus dem Mediumreservoir 2 mit dahinter angeordneten fakultativen
Supplementenreservoir 3 (nicht dargestellt) mittels einer
dosierbaren Umwälzpumpe 5 o.ä. durch
das Schlauchsystem 4 in mindestens einen Zulauf 19 der
unteren und oberen Kammer des Bioreaktors 1.
-
Der
Abfluss des Mediums erfolgt durch mindestens einen Ablauf 19 je
Kammer in das Schlauchsystem 4, an dem an mindestens einer
Stelle über
ein 3-Wege-Ventil 6 eine abgekoppelte Probennahmestrecke 8 integriert
sein kann.
-
Das
verbrauchte Medium kann wie hier dargestellt im Kreislauf verbleiben,
indem es in das Mediumreservoir 2 gelangt und von da aus
wieder zur erneuten kontinuierlichen Perfundierung des Transplantates 11 herangezogen
wird. Anderenfalls kann es aus dem Kreislauf vollständig entnommen
werden. Die Kultivierung des Transplantates 11 erfolgt
im Batch- bzw. Fed-Batch-Verfahren.
-
Die
erfindungsgemäße Integration
einer zweiten Kammer, hier unterhalb des Transplantates 11,
zeigt seine positiven Eigenschaften vor allem bei einer gezielten
Anströmung
des biologischen Konstruktes auf. Wird demzufolge mittels des 3-Wege-Ventils 6 der
Medienstrom aus dem Mediumreservoir 2 in die untere Kammer
geschalten, erfolgt eine induzierte aufwärtsgerichtete Perfundierung
des Transplantates 11 bei geschlossenem unteren Ablauf,
da das Medium den Reaktorraum nur durch den oberen Ablauf verlassen
kann.
-
Analog
zu diesem Schema lässt
sich durch eine Umschaltung der 3-Wege-Ventile 6 eine Transplantatsdurchströmung von
der oberen zur unteren Kammer durch das Konstrukt 11 erwirken.
Resultat dieser aufgezeigten Vorrichtung ist neben der vollständigen Perfundierung
eine weitere Zellstimulation über
eine induzierte Scherkraft, die auf die Zellen wirkt und über den
Volumenstrom der Umwälzpumpe 5 eingestellt
werden kann. Möglich
ist auch eine partielle bzw. totale Öffnung der 3-Wege-Ventile 6,
um einen schnelleren Mediumaustausch im Bioreaktor 1 zu
erzielen.
-
Beispiel 9
-
Fixierungsschema des Transplantates 11 im
Bioreaktor 1
-
Die 9 zeigen das Fixierungsschema des Transplantates 11 im
Bioreaktor 1 entweder in der Einkammer- oder Zweikammerausführung.
-
Die 9a zeigt
das zu stimulierende Transplantat 11, das medial oberhalb
des Klarglases 17 im Einkammerbioreaktor 1 fixiert
ist. Mit mindestens 3 dieser Fixierwände 28 soll eine durch
einströmendes Medium
hervorgerufene, horizontale Bewegung des Transplantates 11 am
Reaktorboden verhindert werden, um eine optimale Perfusion und Druckstimulation
durchführen
zu können.
Diese im Reaktor 1 eingelassenen, biokompatiblen Fixierwände 28 müssen in ihrer
Höhe unterhalb
der zu applizierenden Druckamplitude auf das Transplantat 11 dimensioniert
werden.
-
In
der 9b ist der Einsatz von mindestens 3 dieser
Fixierwände 28 im
Zweikammerbioreaktor skizziert, um eine horizontale Fixierung des
Transplantats 11 bei den verschiedenen Strömungsverhältnissen
zu erreichen und eine ideale senkrechte Perfundierung sowie eine
mechanische Druckbeaufschlagung zu ermöglichen.
-
Beispiel 10
-
Magnetsysteme zur Steuerung
des Mini-Aktuators 14
-
Die 10 stellen (dargestellt am Einkammerbioreaktor)
charakteristische Vorrichtungen und Apparaturanordnungen für das kontaktlos
steuerbare Stimulationsverfahren des Mini-Aktuators 14 auf
das Transplantat 11 dar.
-
In
der 10a (Magnetischer Steuerungseffekt – Magnetanziehung)
sind die charakteristische Vorrichtung und das Prinzip zur berührungslosen Kontrolle
des magnetischen Mini-Aktuators 14 im Bioreaktor 1 zur
Druckdeformation des Transplantates 11 aufgeführt. Die
Ausrichtung der Permanentmagneten im Mini-Aktuator 14 erfolgt nach der
vorherrschenden Magnetfeldrichtung, die durch extern angeordneten
Kontrollmagneten 15 erzeugt wird. Durch diesen Kontrollmagneten 15,
der z.B. mindestens ein Permanentmagnet oder mindestens eine Spule
ist, wird ein definiertes (elektro-)magnetisches Feld generiert,
welches mit seinen Feldlinien in den gesamten Bioreaktorraum 1 herein
reicht und eine feldrichtungsabhängige
Bewegung des Druckstempels des Mini-Aktuators 14 auslöst. In dem
Beispiel der 10a wird durch den, hier exemplarisch
oberhalb angeordneten, Kontrollmagneten 15 das Prinzip
der Magnetanziehung aufgezeigt.
-
In
dem in der 10b (Magnetischer Steuerungseffekt – Magnetabstoßung) dargestellten
Ausführungsbeispiel
wird durch die Magnetabstoßung der
zweite magnetische Steuerungseffekt zwischen dem magnetischen Kontrollsystems 15 und
dem Mini-Aktuator 14 dargestellt. Durch einen Wechsel der Magnetfeldrichtung
des Kontrollmagneten 15 ändert sich die Bewegungsrichtung
des Mini-Aktuators 14, welcher nun abwärtsgerichtet auf das Transplantat 11 gesteuert
wird. Durch Erhöhung
der Leistung bzw. magnetische Flussdichte ausgehend vom Kontrollmagneten 15 verstärkt sich
auch die Druckbelastung des Transplantates 11 bis zum Zielwert
der in-vivo adaptiven Stimulation.
-
Die 10c-10e zeigen
Anordnungen von Steuerungselementen, mit denen es möglich ist, den
Mini-Aktuator 14 zyklisch und mit hoher Frequenz in einem
abgeschlossenen Bioreaktor 1 zu steuern.
-
Die 10c (Steuerung des Mini-Aktuators 14 mittels
einer Kontrollmagnetführungsplatte)
stellt eine Ausführungsform
eines permanentmagnetischen Steuerungssystems dar. In dieser Magnetfeldvariante
arbeitet eine Anordnung von mehreren Permanentmagneten 32 unterschiedlicher
Größe, Polung
und somit Feldstärke
sowie -richtung auf einer linear gesteuerten Führungsplatte 31, die
hier beispielhaft oberhalb des Reaktorprototyps positioniert ist.
-
Hierbei
wird durch einen Linearmotor 29 eine Führungsschiene 30 mit
den in der Magnethalterung 31 eingesetzten Permanentmagneten 32 angetrieben.
Diese mobile Phase des Magnetsystems macht eine Bewegung des Bioreaktors 1 unnötig.
-
Das
Steuerungssystem in 10d (Steuerung des Mini-Aktuators 14 mittels
rotierenden Permanentmagneten) basiert ebenfalls auf einer Steuerung
des magnetischen Druckstempels 14 mittels einer Dauermagnetenanordnung
auf einer rotierenden Scheibe.
-
Hierbei
treibt ein Stellmotor 29 eine Magnethalterung 31 mit
eingepassten Permanentmagneten 32 alternierender Polungen
in rotierender Weise an. Diese rotierende Magnethalterung kann beispielsweise
mit vier alternierend gepolten Magneten 32 besetzt sein
und bewirkt infolge dessen bei einer vollen Umdrehung zwei komplette
Druckbeaufschlagungen auf das Transplantat 11. Die Kombination
dieser Magnetbesetzung der Rotationsscheibe mit der Umdrehungsgeschwindigkeit
des Stellmotors 29 ergibt eine höher frequente Magnetfeldänderung
und demzufolge ein hochdynamisches Stimulationsschema auf das Transplantat 11.
Die Vorderansicht verdeutlicht beide Magneteffekte des Rotationssystems
anhand zweier Bioreaktoren 1. Die Ausführungsform dieser Vorrichtung
ist für
eine Vielzahl von Bioreaktoren 1 geeignet, solange diese
exakt ober- bzw. unterhalb des Kontrollmagnetmittelpunktes platziert
werden können.
-
Die 10e (Steuerung des Mini-Aktuators 14 mittels
Eisenkernspule 35) stellt eine Magnetvorrichtung basierend
auf einer Spulenanordnung dar.
-
Dieses
Magnetspulensystem arbeitet mit einer Induktionsspule 35,
die hier oberhalb des Bioreaktors 1 fixiert wird, unter
Erzeugung eines definierten Elektromagnetfeldes, welches sich über die
zugeführte
elektrische Leistung stufenlos regeln lässt und somit jegliche Positionen
des Mini-Aktuators 14 im Bioreaktorkorpus ermöglicht.
Durch eine Umpolung der Stromrichtung erfolgt eine Umkehrung der vorhandenen
Feldrichtung und des elektromagnetischen Effektes. Die verwendete
Eisenkernspule 35 baut senkrecht zur Spulenwicklung ihr
elektrisches Feld auf und wirkt auf den statischen Permanentmagneten
des Mini-Aktuators 14 anziehend sowie abstoßend ein.
-
Eine
automatisierte Station dieses Systems besteht aus einer leistungsfähigen Spule 35 mit
geringer Wärmeentwicklung
mit einem angeschlossenen regulierbaren Transformator, dessen Leistung mittels
eines Multimetermessgerätes überwacht
wird. Darüber
hinaus gewährleistet
der Einsatz einer Mikrocontrollers die Ansteuerung eines Relais,
welches den Strom in gewünschter
Richtung schaltet, den gewünschten
Effekt einer intermittierenden Druckapplizierung auf das Zellkonstrukt.
-
Beispiel 11
-
Stimulationsschema
im Zweikammerreaktor
-
Die 11 zeigen das gesamte Stimulationsschema
des neuartigen GMP-fähigen Bioreaktors 1.
Hierbei laufen die mechanische Druckstimulation, die Perfusion und
die scherkraftinduzierte Strömung in
dem dreidimensionalen Transplantat 11 parallel ab.
-
In
der 11a (Perfusionsstimulierung
ohne mechanische Belastung) erfolgt eine Stimulierung des Zellkonstruktes 11 nur über eine
gerichtete Medienanströmung,
die zu einer Konstruktpertundierung mit einer Scherkraftausübung auf
die Zellmembran im μPa-Bereich
führt.
Dargestellt ist in diesem Verfahrensbeispiel eine kontinuierliche
Nährmedienzufuhr
in zwei Zuläufe 19,
so dass jede Reaktorkammer versorgt wird, sich zuerst ein Konzentrationsausgleich
im Transplantat 11 einstellt und hiernach, in Abhängigkeit
der gewählten
Volumenströme,
sich eine obere- und untere Perfusionszone im Konstrukt ausbildet.
Dieses verbrauchte Medium verlässt über zwei
weitere Abläufe 19 den
Reaktorraum. Während dieser
Strömungsstimulierung
erfolgt hier keine Druckbeaufschlagung, da der Druckstempel 14 vom Kontrollmagnetsystem 15 in
eine obere Position im Bioreaktor 1 gehalten wird.
-
In
der 11b (Perfusionsstimulierung
und Stempelaufsatz) ist der zweite Schritt einer multiplen Stimulierung
von Gewebeersatzmaterialien 11 in dem Bioreaktor 1 aufgezeigt.
Zuerst werden, wie in diesem Beispiel, die Strömungsverhältnisse modifiziert. Über die
3-Wege-Ventile 6 wird der Nährmedienstrom nur in die untere
Reaktorkammer geleitet, von wo es durch das Transplantat 11 perfundiert,
den Stoffaustausch herbeiführt
und den oberen Reaktorraum über
ein Abfluss verlassen kann. Durch eine Umpolung des Kontrollmagnetsystems,
hier einer Eisenkernspule 35 bei geringer Leistungsinduktion, kommt
es zum Aufsatz des magnetischen Mini-Aktuators 14 auf den z.B. zylindrischen
Gewebeersatz 11. Dieser Stempelaufsatz mit einer 0%-igen
Konstruktdeformation markiert einen Umkehrpunkt des Mini-Aktuators 14 bei
einer dynamischen hochfrequenten Deformation der Zellmatrix 11.
-
Im
nächsten
Schritt des Stimulationsverfahrens wird, wie in 11c (Perfusionsstimulierung und mechanische Belastung)
dargestellt, die von der Spule 35 ausgehende Magnetfeldstärke erhöht. Das Resultat
dieser erhöhten
magnetischen Flussdichte ist eine verstärkte Kompression des Transplantates 11 auf
die gewünschte
Zieldeformation, die vorzugsweise in-vivo-ähnliche Prozesse imitiert.
Nach dieser erfolgten Druckstimulation kann in intermittierender Verfahrensweise
ein Wechsel zwischen Zellreizung und Stempelaufsatzes herbeigeführt werden.
-
Auch
eine statische Kompression des Ersatzmaterials ist mit dem aufgeführten Apparatur
und dem dargelegten Verfahren möglich.
-
Grundsätzlich kann
während
dieser mechanischen Belastung eine gerichtete Konstruktperfusion
durch die Trägermatrix
eingeführt
werden, welche den Zellen benötigte
Nutrienten liefert und Metaboliten abführt, die vor allem während stoffwechselaktiver
Phasen, wie z.B. bei der Proliferation und der Differenzierung (extrazelluläre Matrixsynthese),
ausgetauscht werden.
-
Nachdem
das Druckbelastungsprotokoll abgearbeitet wurde, führt man
die Stempelvorrichtung in den Ausgangszustand zurück, perfundiert
die Zellkultur z.B. weiter kontinuierlich und entnimmt, z.B. bei ausreichend
synthetisierter extrazellulärer
Matrix, das Transplantat 11.
-
- 1
- Bioreaktor
- 2
- Mediumreservoir
- 3
- Supplementenreservoir
- 4
- Schlauchsystem
- 5
- Umwälzpumpe
- 6
- 3-Wege-Ventil
- 7
- 4-Wege-Ventil
- 8
- Probennahmestrecke
- 9
- Biosensoren
Glu/Lac
- 10
- Messsonden
pH, pCO2, pO2
- 11
- Transplantat
- 12
- Zellen/Gewebe
- 13
- Stützmatrix
- 14
- Mini-Aktuator
- 15
- Kontrollmagnet
- 16
- poröses Sintermaterial
- 17
- Klarglas
- 18
- Durchlässige Membran
- 19
- Schlauchkupplung/Luer-Anschluss
- 20
- Quetschring
- 21
- Reaktorverschluss
- 22
- Permanentmagnet
- 23
- Hüllkörper
- 24
- Stempelfläche
- 25
- Einsaatkolben
- 26
- Stempel
- 27
- Schiebeplatte
- 28
- Fixierwand
- 29
- Stellmotor
- 30
- Führungsschiene
- 31
- Magnethalterung
- 32
- Permanentmagnet
- 33
- Strömungskanäle
- 34
- Verlängerungssteg
- 35
- Spule