Aufgabe
der Erfindung ist es, eine Vorrichtung aufzuzeigen, mit der die
Vermehrung, Verankerung und/oder Differenzierung der Zellen steuerbar ist.
Zur Lösung
dieser Aufgabe ist eine Vorrichtung entsprechend dem Patentanspruch
1 ausgebildet.
Weiterbildungen
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
sind Gegenstand der Unteransprüche.
Bei
der Erfindung erfolgt eine gezielte Steuerung der Zellvermehrung,
Zellverankerung und/oder Differenzierung durch die im Kapilarnetz
enthaltenen Informationen. Ein Material bzw. eine Matrix mit derartigen
Eigenschaften werden nachstehend auch als „smart" bezeichnet.
Zellen
und Gewebe im natürlichen
Organismus funktionieren in der Regel perfekt. Werden diese Zellen
oder Gewebe aber unter Kulturbedingungen gehalten, so sind wichtige
Eigenschaften nur noch teilweise oder gar nicht mehr vorhanden.
Werden derartige suboptimal generierte Gewebe z.B. beim Tissue engineering
als Implantate in der Medizin verwendet, so kann dies fatale Folgen
haben. Anstatt typischer Proteine werden z.B. atypische Eigenschaften
entwickelt. Werden solche suboptimal hergestellten Gewebe für die Implantation
verwendet, so kann dies zu Entzündungsund
Abstoßreaktionen
führen. Werden
derartige suboptimal generierte Gewebe für die Biomaterialtestung oder
Toxikologie verwendet, so kann nicht davon ausgegangen werden, daß diese Gewebe
dann die gleichen Reaktionen zeigen, wie sie vom Organismus her
bekannt sind. Der Grund für diese
zelluläre
Dedifferenzierung liegt häufig
an den suboptimalen Kulturbedingungen.
Der
Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß zur Verbesserung der Kulturbedingungen
u.a. eine möglichst
optimale, auch gasblasenfreie und gleichmäßige Zuführung von Kulturmedien an die
jeweils verwendeten Kulturcontainer bzw. in die dortigen Kammern
auch bei geringen Flußraten
sowie eine gleichmäßige, dreidimensionale
Versorgung der Kulturen mit den jeweiligen Kulturmedium bzw. mit der
jeweiligen Nährflüssigkeit
notwendig sind, was bei bisher bekannten Systemen oder Vorrichtungen nicht
gewährleistet
ist.
Gewebe
bzw. Zellkulturen müssen
zum optimalen Kultivieren und/oder Differenzieren und/oder Halten
kontinuierlich oder in Intervallen mit immer frischem Medium versorgt
werden. „Halten" bedeutet im Sinne
der Erfindung insbesondere, daß das
betreffende Gewebe oder die betreffende Zellkultur zumindest über einen
gewissen Zeitraum in einem bestehenden Zustand (beispielsweise natürlichen
Zustand) gehalten wird, um so z.B. Untersuchungen an bzw. mit dem
Gewebe durchführen
zu können.
Für die
Versorgung benutzt man vorzugsweise eine Peristaltikpumpe mit individuell
wählbaren
Pumpraten. Dabei wird das Kulturmedium aus einer Flasche oder einem
Beutel über
einem speziellen Schraubverschluß angesaugt. Wird Medium hierbei
mit hohen Pumpraten abgesaugt, besteht in der Regel kein Problem.
Allerdings bestehen erhebliche Probleme bei niedrigen Pump- oder
Flußraten.
Müssen Gewebe
mit geringen Pumpraten versorgt werden, so wird die Flüssigkeit
häufig
nicht oder nur verzögert
angesaugt, weil über
Mikroundichtigkeiten in den Ansaugteilen auch Luft angesaugt wird.
Weiterer Nachteil bekannter Methode besteht auch darin, daß das Kulturmedium über eine Reihe
sehr unterschiedlicher Materialien angesaugt wird. Im typischen
Fall geschieht dies zuerst über
ein Glasrohr, dann über
einem Silikonschlauch mit großem
Durchmesser, dann über
das Kanalsystem der eigentlichen Verschlußkappe und schließlich über einen
gesteckten Lueranschluß,
der das Medium dann über
einen kleinlumigen Schlauch zur Kulturkammer leitet.
Im
typischen Fall werden Medien vom Boden einer Flasche in die Höhe angesaugt,
um im Flaschenhals über
eine Schraubkappe den abführenden Schlauch
zu gelangen. Dabei muß durch
Pumpenunterdruck ein Höhenunterschied
der jeweiligen Flaschenhöhe überwunden
werden.
Da
bei dieser Anwendung dicklumige Ansaugschläuche verwendet werden, ist
das Totvolumen extrem groß.
Daher dauert es lange, bis bei kleinen Pumpraten Medium angesaugt
wird, was dann mit Luftblasen versetzt in der Kammer erscheint. Speziell
für Gradientenkammerversuche
ist diese Methode nicht geeignet, da die Totvolumina der Ansaugwege
nicht identisch groß sind.
Dadurch dauert es unterschiedlich lange, bis das Kulturmedium beide Kompartimente
der Gradientenkammer füllt.
Durch Über- oder Unterdruck
in der jeweiligen Hälfte
einer Gradientenkammer führt
dies zum Durchbruch des Gewebes. Gradienten können dadurch nicht mehr aufgebaut
werden.
Experimentelles
Ziel bei der künstlichen
Herstellung von Geweben in allen Bereichen der Biomedizin ist es,
daß möglichst
serumfreie Kulturmedien verwendet werden. Zudem müssen den
Medien häufig
Hormone und Wachstumsfaktoren in sehr geringer Dosierung zugegeben
werden, die in vielen Fällen
schlecht löslich
sind. Wenn zum Ansaugen eines Mediums aus einem Vorratsbehälter nacheinander unterschiedliche
Flüssigkeitskanalmaterialien
wie Glas, Silikon, Polysulfon und Polypropylen verwendet werden,
ist nicht auszuschließen,
daß essentielle Bestandteile
des Mediums an diese Materialien gebunden werden und damit den Kulturen
nicht mehr zur Verfügung
stehen. Die Bioverfügbarkeit
dieser Mediumkomponenten ist damit nicht mehr gegeben.
Während die
Verwendung der herkömmlichen
auf dem Markt erhältlichen
Anschluß- bzw. Schraubkappen,
wie ausgeführt,
bei großen
Pumpvoluminar grundsätzlich
zu keinen Problemen führt, ist
beim Ansaugen des Kulturmediums mit einem kleinen Pumpvolumen nicht
zu verhindern, daß über Leckagen
in den Leitungen und Anschlüssen
Luft mit angesaugt wird, so daß häufig Luftblasen
im Medium zu beobachten sind.
Im
ungünstigsten
Fall bestehen diese Probleme darin, daß das Medium bei kleinen Flußraten überhaupt
nicht angesaugt wird. Verursacht wird dies durch äußerlich
nicht erkennbare Miniaturundichtigkeiten zwischen dem Glasrohr,
dem ausgestreckten dicken Silikonschlauch, dem daran anschließenden Rohrsystem
in der Schraubkappe und dem aufgesteckten und damit abführenden
Luerstecker. In dieses Leitungssystem soll Medium eingeleitet werden, daß zur optimalen
Versorgung der Kulturen z.B. maximal mit Sauerstoff beladen ist.
Beim Ansaugen des Mediums entstehen in der Flüssigkeitssäule mit dem Auge zuerst nicht
erkennbare Gasblasen, die mit zunehmendem Transport des Mediums
immer größer werden
und schließlich
wie ein Embolus eine Weiterleitung des Mediums massiv behindern.
Beobachtet
wird auch, daß sich
bei konventionellen Ansaugsystemen Gasblasen auch dort sammeln und
immer größer werden,
wo das Kulturmedium an Stellen vorbeifließt, deren Wandung aus unterschiedlichen
Materialien besteht. Da bei den bisherigen Versuchen sowohl eine
Absaugflasche, als auch eine Abfallflasche für das Medium benötigt wird,
bereiten immer größer werdende
Gasblasen in beiden Gefäßen Probleme.
Wenn sich immer größer werdende
Gasblasen im Ansaugstutzen befinden, so führt dies nach einiger Zeit
zum Abriß der
Flüssigkeitssäule und
die Gasblase gelangt dadurch in das Leitungssystem, danach folgt
wiederum Flüssigkeit. Speziell
bei Leitungen mit kleinem Durchmesser oder bei kapillarähnlichen
Schläuchen
führt dies
zu massiven Druckveränderungen.
Müssen wie
z.B. in einer Gradientenkammer zwei Leitungen parallel mit gleichen
Flüssigkeitsmengen
geführt
werden, so kommt es beim Ansaugvorgang zu ungleichen Transportraten
des Mediums und zu Druckunterschieden, was wiederum das Gewebe in
der Gradientenkammer durchbricht.
Nach
Durchströmen
des Mediums durch einen Kulturcontainer muß es gesammelt werden. Dies geschieht
im typischen Fall über
einen Schlauch, der über
eine Steckverbindung mit einer Verschlußkappe und einem einleitenden
Schlauchsystem am Boden des Sammelbehälters endet. Das Medium wird
dabei auf der Höhe
des Behälterhalses
eingepumpt und wird dabei meist mehrere Zentimeter tiefer am Behälterboden
eingeleitet. Wie beim Ansaugen des Mediums sind beim Sammeln mehrere
Materialien wie Polypropylen, Polysulfon, Silikon und Glas miteinander verbunden.
Auch an diesen unterschiedlichen Materialübergängen sammeln sich kleine Luftblasen,
die bei geringen Perfusionsraten des Mediums immer größer werden.
Das wesentliche Problem besteht darin, daß sich diese Luftblasen immer
am höchsten Punkt
des Verschlusses sammeln, somit nicht auf den Boden des Gefäßes gelangen
und dort das Schlauchsystem nicht verlassen können. Durch diese Gasblasenbildung
baut sich ein immer größer werdenden
Druck auf, da sich die nachgepumpte Flüssigkeit an diesen Luftblasen
vorbeidrücken
muß.
Werden
z.B. in einer Gradientenkammer zwei parallel laufende Schlauchverbindungen
benötigt,
so entstehen trotz gleicher Förderraten
des Medium aufgrund der Gasblasenbildung unterschiedliche Druckbedingungen
in der Kammer, die sich drastisch auf das im Innern befindliche
Gewebe auswirken. Wenn in einer Gradientenkammer im luminalen und
baselen Kompartiment unterschiedliche Drücke auftreten, führt dies
zum Platzen des Gewebes, welches seine Barrierefunktion jetzt nicht
mehr ausüben kann.
Vielfach
ist es auch erforderlich, flüssige
Kulturmedien mit Sauerstoff oder anderen Gasen oder Gasgemischen
zu versorgen, was nach dem derzeitigen Stand der Technik so erfolgt,
daß das
betreffende Gas bzw. Gasgemisch über
eine Schlauchleitung in die das Kulturmedium enthaltende Vorratsflasche eingeleitet
wird. Dies hat vielfach zur Folge, daß sich Gase in Form von Bläschen im
Kulturmedium befindet. Wird ein solches, mit Gas angereichertes
Kulturmedium über
ein Schlauchsystem dem Kulturbehälter
bzw. -container zugeführt,
so perlen im Verlauf des Mediumtransportes Gasblasen aus, die sich
an beliebigen Stellen des Versorgungssystems sammeln können und
dort in das Kulturmedium verdrängen
und damit zumindest den gleichmäßigen Fluß des Kulturmediums
stören.
Derartige Gasblasen lassen sich dann auch nicht ohne weiteres entfernen. Entstehen
derartige Gasblasen innerhalb des Kulturbehälters oder gar innerhalb des
dortigen, zu kultivierenden Gewebes, so führt dies zu Störungen in
der Versorgung des Gewebes oder aber zu dessen Zerstörung.
Viele
Gewebe in unserem Organismus üben ihre
Funktion an Grenzschichten aus, wobei sie auf der einen Seite einem
anderen Milieu als auf der unteren Seite ausgesetzt sind. Dieses
natürliche
Vorkommen von Geweben läßt sich
in Gradientenkulturkammern simulieren, wobei oberhalb und unterhalb des
Gewebes ganz unterschiedliche Kulturmedien vorbeigepumpt werden.
Denkbar ist, daß das
Gewebe nicht nur Flüssigkeiten,
sondern auch einer gasförmigen
Umgebung auf der einen Seite ausgesetzt ist. Das Gewebe befindet
sich dabei in einer Gradientenkammer. Dabei kann es direkt zwischen
zwei Halbkammern eingespannt oder auf einem speziellen Träger gehalten
werden. Zur Versorgung des Gewebes wird über ein Schlauch- oder Kanalsystem Kulturmedium
in den Gradientencontainer eingeleitet.
Nachteilig
ist hierbei, daß eine
mehr oder weniger stark pulsierende, d.h. insbesondere hinsichtlich
Menge und Druck schwankende Flüssigkeitswelle
das Gewebe in der Kammer des Kulturcontainers bzw. -behälters erreicht.
Besonders nachteilig ist dies in Gradientenkammern von Perfusionskulturen, wenn
hierdurch in der oberen und unteren Teilkammer (oberes und unteres
Kompartiment) unterschiedliche Drücke entstehen. Da ausschließlich das
Gewebe die Trennung zwischen oberem und unterem Kompartiment bewirkt,
kommt es bei unterschiedlichem Druck in der Kammer zuerst zu einer
Ausstülpung
des Gewebes zu der Seite mit niedrigem Druck. Wird der Druck auf
der einen Seite größer und
ist dieser Druckunterschied zu stark, dann reißt das Gewebe und beide Kompartimente
vermischen sich miteinander. Damit ist die Wirkung der Gradientenkammer aufgehoben.
Unterschiedliche
Drucke in der Gradientenkammer werden nicht nur durch das Einleiten
des Kulturmediums erzeugt, sondern entstehen vor allem auch durch
auch durch Luftblasen, die durch nicht vollständig gasequilibrierte Medien
entstehen. An einer beliebigen Stelle im Schlauchsystem oder in
der Kammer entsteht ein Gasbläschen.
Durch Vorbeiströmen
des Kulturmediums lagern sich immer mehr Bläschen an, wodurch die Primärblase immer
größer wird.
Dadurch wird der Strömungskanal
für das
Kulturmedium immer mehr eingeschränkt, und verschließt sich
mit der Zeit. Das Kulturmedium wird aber kontinuierlich weitergefördert, muß sich an
der Luftblase vorbeiquetschen. Dies geschieht bei langsamen Pumpraten
nicht kontinuierlich, sondern in Wellen, da die verstopfende Blase
eine gewisse Elastizität
aufweist. Experimente zeigen, daß durch die Luftblasenbildung
Druck auf und abgebaut wird.
Geschieht
dies in einer Gradientenkammer nur auf einer Seite und auf der anderen
Seite nicht, dann kommt es zu Druckunterschieden zwischen dem oberen
und unteren Kammerkompartiment. Dadurch wiederum wird das die Kammer
trennende Gewebe mal in die eine und dann in die andere Richtung gedrückt. da
lebendes Gewebe solchen Druckunterschieden nicht beliebig standhalten
kann, wird es nach einer gewissen Zeit zerreißen. Folge davon ist, daß sich oberes
und unteres Kompartiment in der Gradientenkammer vermischen und
damit die gewünschte
Wirkung aufgehoben ist.
Nachteilig
ist bei bekannten Systemen insbesondere auch, daß insbesondere bedingt durch
die Gasblasenbildung in den Leitungen zum Zuführen und Abführen des
Kulturmediums speziell bei niedrigen Flußraten für dieses Kulturmedium Druckschwankungen
auftreten, die dann direkt an das in der Kammer des Kulturbehälters befindliche
Gewebe übertragen
werden, und zwar durch das in dieser Kammer befindliche flüssige Kulturmedium,
welches wie in hydraulischer Stempel auf die Zellen bzw. das Gewebe
einwirkt. Bei derartigen Druckschwankungen kann es somit zumindest
zu Beschädigungen
an den Geweben kommen.
Mit
der Erfindung wird eine optimale Versorgung der in dem jeweiligen
Kulturcontainer befindlichen Zellen und Gewebe mit dem jeweiligen
Medium erreicht und somit die Voraussetzung für die Ausbildung gewebetypischer Differenzierungsleistungen geschaffen.
Weiterhin wird verhindert, daß durch Gasblasenbildung
Oberflächen
oder Teile des Gewebes oder des Innenraumes des Containers nicht gleichmäßig vom
Medium erreicht und durchströmt werden.
Erzielt wird diese dadurch, daß der
das Gewebe umgebende Raum der Kulturkammer (auch künstlicher
interstitieller Raum) mit dem das durchströmbare Kapillarnetz (auch artifizielle
interstitielle Matrix) bildenden Material ausgefüllt ist, über welches eine gleichmäßige Verteilung
des jeweiligen Kulturmediums auf das gesamte, zu kultivierende Gewebe
erfolgt und die auch verhindert, daß Druckschwankungen bei der
Zuführung
des Kulturmediums sich auf das Gewebe auswirken und dieses zerstören könnten.
Durch
die erfindungsgemäße Ausbildung wird
weiterhin vermieden, daß Druckschwankungen beispielsweise
in der Versorgungsleitung sich unmittelbar auf die in der jeweiligen
Kammer angeordneten Zellen oder Gewebe auswirken können.
Als
poröse
oder durchströmbare
Material oder Kapillarnetz wird ein biokompatiebles Material, d.h.
ein Material verwendet, durch welches das Kultivieren und Differenzieren
der Zellen und Gewebe in der gewünschten
Weise nicht beeinträchtigt
wird. Durch die kapillare Wirkung des Kapillarnetzes werden insbesondere
auch nicht mit dem Kulturmedium versorgte Bereich sowie Blasenbildung
vermieden. Für
das Kapillarnetz eignen sich beispielsweise Vlies-Materialien aus
Cellulose, Glasfasern oder schwammähnliche Materialien aus Kunststoff.
Speziell durch die Verwendung von flexiblen und/oder schwammartigen
Materialien besteht auch die Möglichkeit,
den Innenraum der Kammer vollständig
oder nahezu vollständig
mit dem das Kapillarnetz bildende Material auzufüllen und/oder dieses Material
in direktem Kontakt mit dem zu kultivierenden Gewebe anzubringen,
wobei sich das Kapillarnetz dann der jeweiligen Form des Gewebes
anpassen kann.
Beispielsweise
durch geeignete Beschichtungen des das Kapillarnetz bildenden Materials
bzw. der Fasern dieses Materials mit Silikon oder Silan kann verhindert
werden, das zu kultivierende Zellen in den Raum des Kapillarnetzes
hineinwandern.
Zusätzlich kann
der Kapillarraum auch genutzt werden, um über einen Sezidierungsmechanismus
spezielle, auf die zu kultivierende Zellen bzw. auf das zu kultivierende
Gewebe einwirkende Wirkstoffe einzubringen, und zwar beispielsweise
dadurch, daß diese
Wirkstoffe mit Trenn- oder Hilfsstoffen überschichtet sind, die sich
im Kulturmedium nach einer vorbestimmten Zeitdauer abbauen und den
jeweiligen Wirkstoff freigeben. Hierbei ist es auch möglich, diese
Wirkstoffe in mehreren Schichten übereinander vorzusehen, so
daß zeitlich
aufeinander folgend unterschiedliche Wirkstoffe und/oder unterschiedliche Wirkstoffkonzentrationen
freigegeben werden. Grundsätzlich
besteht auch die Möglichkeit,
die in den Kapillarraum eingebrachten Wirkstoffe in einer die Freisetzung
dieser Wirkstoffe verzögernden,
abbaubaren Masse einzubetten. Als Wirkstoffe können beispielsweise Wachstumsfaktoren,
Morphogene und Hormone verwendet werden, um einen möglichst
hohen zellulären
Differenzierungsgrad im kultivierten Gewebe zu erhalten.
Die
Einbringung dieser Wirkstoffe in das Kapillarnetz hat auch den Vorteil,
daß viele
derartige Substanzen leicht an Fremdmaterialien, wie z.B. an den
Schläuchen
der Zuführung
für das
Kulturmedium absorbiert werden und es deshalb besonders vorteilhaft
ist, diese Wirkstoffe möglichst
dicht an dem jeweils zu kultivierenden Gewebe freizusetzen.
Das
kapillare Netz kann mit den Wirkstoffen getränkt werden. Durch die Dicke
der Überschichtung
läßt sich
die Verzögerungsdauer
für das
Freisetzen des jeweiligen Wirkstoffen optimal einstellen.
Das
verwendete Kapillarnetz hat weiterhin den Vorteil, daß eine Kulturkammer,
beispielsweise eine Grandientenkammer, bei der ein derartiges Kapillarnetz
den Innenraum der Kammer, beispielsweise die Teilräume beidseitig
des zu kutlivierenden Gewebes ausfüllt, problemlos geöffnet werden
kann, ohne daß das
Kulturmedium ausfließt.
Vielmehr wird dieses in dem das Kapillarnetz bildenden Material
zurückgehalten.
Bei Kammern ohne ein derartiges Kapillarnetz besteht nicht nur die Gefahr,
daß das
Kulturmedium ausfließt,
sondern auch die Gefahr, daß Kulturmedium
beim erneuten Verschließen
der Kammer teilweise aus dem Öffnungsspalt
in die Kammer zurückgelangt
und dann zu einer Kontamination des Gewebes führt.
Das
Kapilllarnetz bzw. der von diesen Netz gebildete künstliche
interstitielle Raum in einem Kulturcontainer für wachsendes Gewebe läßt sich
somit auf wenigstens vier verschiedene Arten herstellen:
- 1. Anwendungen von Vliesen und Schaumstoffen, konventionell
oder bioabbaubar wie z.B. Poly-lactid/glycol-Säure
- 2. Verwendung eines isolierten, natürlichen und chemisch aufgearbeiteten
Materials aus extrazellulären
Matrixproteinen
- 3. Biotechnologisch hergestellte (rekombinante) Proteinen von
extrazellulären
Matrixproteinen mit smartem Struktur und Funktionscharakter
- 4. Chemisch definierte Komponenten mit smarten Eigenschaften.
Mit
diesen vier ganz unterschiedlichen Konzepten lassen sich interstitielle
Räume in
Gewebecontainern bauen, die Informationen von biologischen Sequenzen
für Stoffwechselaktivitäten enthalten,
zudem Informationen für
Zellvermehrung und Zellverankerung definieren. Damit wird es möglich Grenzen
zwischen dem wachsenden Gewebe und dem interstitiellen Raum festzulegen,
zu verschieben und beliebige Oberflächenkonturen des wachsenden Gewebes
zu erzeugen.
1. Anwendung von Schaumstoffen:
Für die Simulierung
eines artifiziellen und klar strukturierten Raumes, der ein wachsendes
Gewebe umgibt, können
im einfachsten Fall Vliese aus Fasermaterial wie z.B. Cellulose
den Konturen der Kulturkammer entsprechend zugeschnitten werden. Solche
Fasermaterialien finden sich z.B. bei technischen Filterpapieren.
Eine
andere Möglichkeit
sind bioverträgliche chemische
Polymere mit gleichmässiger
Faser- bzw. Porenverteilung, Vernetzungsgrad und guter Elastizität. Diese
Eigenschaft ist besonders wichtig bei allen den geschilderten Matrices.
Einerseits muß sich
die Matrix dem wachsenden Gewebe gut anlegen und andererseits kann
durch die gleichmässige
Porenverteilung eine optimale Verteilung des vorbeiströmenden Mediums
erreicht werden.
2. Verwendung eines isolierten
natürlichen
und chemisch aufgearbeiteten Materials aus extrazellulären Matrixproteinen:
Zur
Konstruktion eines artifiziellen Interstitiums können natürliche und chemisch aufgearbeitete Matrixproteine
verwendet werden. Dazu gehören z.B.
Kollagenpräparationen
von beliebigen Spezies z.B. aus der Haut, Knochen, Knorpel, Horn,
Huf und aus Gewebepräparationen
wie Schwimmblasen von Fischen, Hahnenkämmen und Luftröhren. Spezielle Kollagene
können
zudem aus individuellen Organpräparationen
hergestellt werden. Dabei gibt es die Möglichkeit neben den unterschiedlichen
Kollagenformen andere für
die Gewebeentwicklung wesentlichen Matrixproteine wie Proteoglykane,
Fibronektine, Vitronektine und Laminine individuell in der Präparation
zu belassen, zu entfernen oder zusätzliche Moleküle hinzuzufügen.
Eingesetzt
werden in den Kulturcontainer oder -behälter dann Kollagenpräparate,
die individuelle Vernetzungsgrade besitzen und für das Zellwachstum hemmende
oder fördernde
Eigenschaften haben. Dieser artifizielle Raum umhüllt das
wachsende Gewebe, sorgt für
eine gleichmäßige Flüssigkeitszufuhr
und definiert wie unter natürlichen
Bedingungen die Grenze des wachsenden Gewebes. Dadurch kann die
Expansion des Gewebes, die Oberflächenstruktur und ein nicht
gewolltes somit unkontrollierbares Auswachsen der Zellen verhindert
werden.
3. Biotechnologisch hergestellte
(rekombinante) Proteine von extrazellulären Matrixbestandteilen mit Struktur
und Funktionscharakter:
Artifzielle
interstitielle Matrices können
aus biotechnologisch hergestellten, rekombinanten Matrixproteinen
bestehen. Analog zur Aminosäureesquenz
von bekannten Sturkturproteinen lassen sich beliebige fibrilläre Proteine
mit Kollagen bzw. nicht nicht-kollagen artigen Eigenschaften von
extrazellulären
Matrixproteinen herstellen. Diese Bestandteile können dann miteinander polymersiert
werden, so daß dreidimensional
Netze mit unterschiedlichen Maschenweiten entstehen. Solche Konstrukte
lassen sich im Gegensatz zu natürlich
vorkommenden Kollagenen noch im Hinblick auf funktionelle Eigenschaften
optimieren.
Da
rekombinante Kollagene und andere Matrixproteine Stück für Stück aus einzelnen
Aminosäuren
aufgebaut werden, können
während
der Synthese neben der natürlichen
Sequenz noch zusätzliche Informationsmotive
eingebaut werden. Diese Motive sind besonders wichtig für die Zelladhäsion und
nehmen Zellverankerungsproteine wie Integrine, Cadhrine, Immunglobuline
und Selektive auf. Solche Peptidsequenzen bestehen z.B. aus Arg-Gly-Asp
(RGD Sequenz), welche bei Vitronektin, Fibronektin und Kollagenen
gefunden wird. Tyr-Ile-Gly-Ser-Arg (YIGSR Sequenz) wird in β1 Laminin
gefunden. Arg-Glu-Asp-Val (REDV Sequenz) ist Bestandteil von Fibronektin.
Mit
solchen oder ähnlichen
Motiven lassen sich Informationen für Zellanhaftung, Zellwandungen,
Zellteilung oder Differenzierung individuell einarbeiten und dienen
damit dem gezielten Fernsteuern von Zellen. Wird eine solche smarte
Matrix auf ein wachsendes Gewebe aufgelegt, so können damit die einzelnen Zelleigenschaften
an der Grenzfläche
des Wachstums beeinflußt
werden. Damit lassen sich Bereiche definieren, an denen Zellen in
die Matrix einwachsen können
oder wo das Einwachsen der Zellen speziell verhindert werden soll.
Daraus resultieren natürlich
Abschlüsse
bzw. Oberflächen
von künstlich hergestellten
Geweben, wie sie z.B. bei der Implantation von Knorpel notwendig
sind. Es können
nicht nur die Verteilung von Zellen, sondern auch spezielle Zelleigenschaften
und Differenzierungsäußerungen über diese
interstitielle Matrix vermittelt und damit gesteuert werden.
Zudem
können
die Informationsmotive in natürlichen
Konzentrationen eingearbeitet werden oder in beliebigen Abwandlungen.
So können
z.B. Sequenzabschnitte für
jeweils zwei Informationen alternierend, im Block oder randomisiert
in die Sequenz eingearbeitet werden. Vorstellbar ist, daß die Information
für Zellverankerung
A von Zelltyp A mehrmals in einem grössern Block verweigert wird,
während
die Information B für
Zelltyp B in einem darauffolgenden Block erscheint. Damit kann z.B.
erreicht werden, daß ein
funtkioneller Zelltyp im wachsenden Gewebe bleibt, während ein
anderer Zelltyp dies Areal verläßt.
Ein
artifizielles Interstitium, welches ein wachsendes Gewebe umhüllt, muß für sein Größerwerden
Raum schaffen. Durch die Zuführung
von speziellen Enzymen (Proteasen, Metalloproteinasen) oder durch
eine eigene Gewebeproduktion können Teil
jedes Fasernetzes ganz gezielt aufgelockert werden. Durch speziell
eingebaute Sequenzen in den Peptidketten können die Proteasen an ganz
gezielten Orten wirksam werden und so für eine Auflockerung des Netzwerkes
sorgen. Bedingt durch diese Proteaseauflösung können wiederum neue Informationssequenzen
für das
wachsende Gewebe freigesetzt und abgelesen werden, die vor der Proteasewirkung
für die
Zellen nicht erreichbar waren. Damit kann eine wachstums/differenzierungs
-fördernde bzw.
wachstums/differenzierungs -hemmende Wirkung erreicht werden.
4. Chemisch definierte
Komponenten mit modifizierten smarten Eigenschaften
Eine
weitere Möglichkeit
einen interstitiellen Raum zu konstruieren sind organische Polymere,
die mit entsprechenden funktionellen Gruppen für die Zellinformation ausgestattet
werden. So können
z.B. RGD Motive u.a. auf
Polyethylentherephthalat (PET)
Polytetrafluonethylen
(PTFE)
Polyvinylalkohol(PVA)
Polyacrylamid und
Polyurethan
aufgebracht
werden. Oberflächenmodifikationen
auf der Basis von Aminosäuresequenzen
sind außerdem machbar
z.B. auf hydrophilen Polymeren bestehend u.a. aus
Polyvinylpyrollidon
(PVP)
Polyethylenglykol (PEG)
Polyethylenoxid (PEO) und
Polyhydroxyethylenmetacrylat
(HEMA).
Zudem
können
zusätzliche
Motive für
Zellfunktionen eingebaut werden, wie sie schon unter 3. beschrieben
wurden. Bei dieser Ausbildung der interstitiellen Matrix bzw. des
Kapillarnetzes werden also Substanzen, die das Wachsen, Verhalten
usw. von Zellen beeinflussen in das die matrixbildende Kettenmaterial
eingebaut. Als „Grundmaterial" für dieses Kettenmaterial
eignen sich biotechnologisch herstellbare fibriläre Proteine. Die Konzentration
der Motive im Kettenmaterial oder in der Matrix, die Art und Sequenz
dieser Motive usw. können
dem jeweiligen Ergebnis entsprechend gewählt werden. Durch diese Ausbildung
der Matrix ist es beispielsweise insbesondere auch möglich, Grenzschichten
zu bilden, die ein Auswandern von Zellen auf einem Gewebe verhindern
und/oder die eine gewünschte
Differenzierung der Zellen und/oder Formgebung eines kultivierten Gewebes
ermöglichen.
Durch entsprechende Wahl des Kettenmaterials für die Matrix bzw. der in diesem Kettenmaterial
enthaltenen Motive ist es beispielsweise auch möglich, Implantate mit definierten
Oberflächen
und definierten Eigenschaften dieser Oberflächen biotechnologisch herzustellen.
Bei
dieser Ausführung
dienen die auf chemischen Wege definierten bzw. gewonnenen organischen
Polymere beispielsweise als Träger,
auf die die biotechnologisch hergestellten rekombinanten Matrixproteine
mit den eingebauten Motiven aufgebracht sind.
Da
es mit den vorgenannten artifiziellen interstitiellen Matrices möglich ist,
Gewebe auch über längere Zeit
im natürlichen
Zustand zu halten und insbesondere auch ein Auswandern von Zellen
zu verhindern, eröffnet
die Erfindung auch die Möglichkeit
von pharmakologischen und toxikologischen Anwendungen.
Nicht
nur bei der Implantation von generierten Geweben in den menschlichen
Körper,
sondern auch beim Testen von Pharmaka und bei Wirkstoffuntersuchungen
von Toxinen zeigt das neu konzipierte System bisher unerreichte
Möglichkeiten.
Da in den vorgestellten Containern nicht nur Zellen, sondern ganze
funktionelle Gewebe generiert werden können, wird experimientell und
biotechnologisch eine klaffende Lücke zwischen der reinen Zellkultur
und dem Organismus geschlossen. Mit der vorgestellten Technik können isolierte
Gewebe oder Teile von Organen oder daraus entstehende Konstrukte
in bisher nicht gekannter Qualität
und in beliebig langen Zeiträumen
erhalten werden. Da bei den Konstrukten die natürlich vorkommenden unterschiedlichen
Zelltypen miteinander kultiviert werden, können Aussagen zur Zellinteraktion
nach Pharmakapplikation oder Intoxikation getroffen werden, die
allein an reinen Zellkulturen oder am Organismus nicht gemacht werden können.
Z.B.
können
embryonale, halb gereifte und terminal differenzierte Gewebe über beliebig
lange Zeiträume
kontinuierlich oder diskontinuierlich mit Pharmaka oder Toxinen
in den neu konstruierten Bontainern behandelt werden. Dies eröffnet neue Perspektiven
bei Langzeitversuchen, in den nicht bekannt ist, wie, in welchem
Ausmaß und
an welchen Zellen applizierte Moleküle verstoffwechselt, gespeichert
und wieder abgegeben werden. Besondere Bedeutung hat die Technik,
weil Gewebe unter naturalistischen Bedingungen gehalten werden können.
Bindegewebe
wird in den neu konzipierten Containern z.B. mit einem Medium versorgt.
Epithelien können
wie unter natürlichen
Bedingungen mit unterschiedlichen Medien auf der luminalen und basalen
Seite wie in einem natürlichen
Gradienten kultiviert werden. Dabei kann das Gewebe ganz unterschiedliche
Flüssigkeiten
oder gasförmigen
Medien ausgesetzt werden, wie dies für die einzelnen Gewebe in einem
Organismus typisch sind.
Besondere
Vorteile der Methode bestehen darin, daß das für den Test benutzte Pharmakon
oder Toxin für
beliebige Zeit von derjenigen Seite aus appliziert werden kann,
von der auch im Organismus das Gewebe entweder von luminal oder
von basal versorgt werden würde.
Das Gewebe wird dabei von einem kontinuierlichen Mediumstrom versorgt.
Durch geeignete Messung im Effluat kann festgestellt werden, in
welchem Maße
ein Pharmakon oder Toxin in Gewebe aufgenommen, hindurchtransportiert,
verstoffwechselt, gespeichert und wieder ausgeschieden wird.
Das
erfindungsgemäße System
ermöglicht es
weiterhin Wechselwirkungen zwischen Geweben zu untersuchen, und
hierbei insbesondere auch zu untersuchen, welche Bedeutung solche
Wechselwirkungen von unterschiedlichen Geweben bei der Entstehung
von Krankheiten haben. Dieses Wissen ist für die Therapie von Krankheiten
und für
die Entwicklung neuer Pharmaka von entscheidender Bedeutung.
Die
Vorteile bestehen darin, daß auf
der Basisplatte eines Kulturcontainers ein Gewebetyp kultiviert
werden kann, während
in dem artifizellen Interstitium ein zweites Gewebe gehalten wird.
Durch die Interaktion besteht die Möglichkeit eines der Gewebe zu
schädigen.
Gleichzeitig kann damit untersucht werden, wie die Schädigung entsteht
und welche Möglichkeiten
es gibt, mit Pharmaka die Entzündung oder
irreversible Schädigung
zu unterdrücken.
Beispiele für
solche Untersuchungen wäre
z.B. die Entstehung von chronischen bzw. akuten Krankheiten wie
Rheuma, Osteoporose, Morbus, Parkinson und Multipler Sklerose.
Bei
derartigen Untersuchungen werden also beispielsweise das kranke
Gewebe in dem Kapillarnetz bzw. in der artifiziellen interfiziellen
Matrix angeordnet, und zwar ohne Berührung mit dem zu kultivierenden
Gewebe. Auf diese Weise können
dann Einflüsse
beispielsweise des kranken Gewebes auf das kultivierte Gewebe untersucht
werden, die ohne einen direkten Zell-Zell-Kontakt auftreten. Selbstverständlich ist
es dann auch möglich
durch direkten Kontakt des kranken Gewebes mit dem kultivierten Gewebe
Einflüsse
zu untersuchen, die durch Zell-Zell-Kontakt auftreten. Auch bei
diesen „interaktiven
Gewebesystemen" ist
es für
die Untersuchungen wesentlich, daß ein Auswandern der Zellen
bei der Probe des kranken oder geschädigten Gewebes und bei dem
kultivierten Gewebe durch die verwendete Matrix bzw. durch das verwendete
Kapillarnetz verhindert wird.
In
weiterer Ausgestalltung sieht die Erfindung einen verbesserten Anschluß zwischen
einem Behälter
oder einer Flasche zur Versorgung des Systems mit dem Kulturmedium
bzw. zur Aufnahme von rückgeführtem Kulturmedium
vor. Hierfür
wird der Schlauch, über
den das jeweilige Kulturmedium dem Behälter bzw. der Flasche entnommen
oder dieser zugeführt
wird, direkt durch den Behälterverschluß hindurchgeführt, und
zwar unter Verwendung einer Abdichtung, die den Spalt zwischen Verschluß und Schlauchaußenfläche dicht
abschließt.
Da der Versorgungsschlauch direkt in das Innere des jeweiligen Behälters reicht,
also auf die üblichen
Schraub- oder Verschlußkappen
verzichtet ist, sind auch Anschlüsse
und Übergänge im Zuführ- und
Abführkanal
für das
Kulturmedium, die zu Leckagen führen
könnten ebenso
vermieden, wie sich ändernde
Querschnitte dieses Kanales, die (Querschnitte) zu Störungen im Fluß und/oder
zu unerwünschten
Anlagerungen von Luft- und Gasblasen führen könnten. Auch ständig wechselnde
Materialien mit unterschiedlichen Adsorptionseigenschaften sind
verhindert.
An
der Anschlußkappe
kann dann zusätzlich noch
ein Port vorgesehen sein, der beispielsweise zur Entnahme von Kulturmedium
aus der Flasche, auch zur Entnahme von Proben usw. verwendet werden
kann. Weiterhin ist an der Verschlußkappe beispielsweise ein Füllstandsensor
vorgesehen und/oder ein als Belüftung
bzw. Entlüftung
dienender Durchlaß mit
einem Filter bzw. Sterilfilter.
In
weiterer Ausgestalltung sieht die Erfindung eine Begasungs- oder
Dosiereinrichtung vor, mit der Gase oder Gasgemische sehr fein verteilt durch
Diffusion in das Kulturmedium eingebracht werden können, und
zwar insbesondere auch in der Weise, daß diese Gase oder Gasgemische
vollständig
im Kulturmedium gelöst
sind und Überschüsse wirksam
vermieden sind, welche zu Gasblasen führen könnten, die das Zu- und Abführen des
Kulturmediums sowie die Versorgung der Zellen und Gewebe in der
Kulturkammer mit dem Kulturmedium stören, embolische Effekte erzeugen
und/oder zu Druckschwankungen im System führen könnten.
Die
Begasungseinrichtung besteht im wesentlichen aus einem Schlauch
aus einem gaspermeablen Material, der von dem Kulturmedium durchströmt wird
und in einem Raum untergebracht ist, der mit einer Atmosphäre ausgefüllt ist,
die das dem Kulturmedium zuzuführende
Gas oder Gasgemisch enthält
bzw. aus diesem Gas oder Gasgemisch besteht. Der Innendurchmesser,
die Wandstärke
und die Länge
des Schlauches bestimmt die Diffusionsrate. Als Material für den Schlauch
eignet sich beispielsweise Silikon. Der Schlauch ist beispielsweise
in einer geschlossenen Kammer aufgenommen, die einen Gaseintritt
und einen Gasauslaß aufweist.
Der Schlauch bildet in dieser Kammer z.B. eine Spirale, an der das Gas
bzw. Gasgemisch vorbeiströmt.
Wird Kulturmedium durch den Schlauch langsam hindurchgepumpt, so
kommt es durch Diffusion durch die Wandung des Schlauches zur Anreicherung
des Gases oder Gasgemisches im Kulturmedium. Hierdurch können unter
absolut sterilen Bedingungen und unter hypo-Iso- oder hyperbaren
Bedingungen beliebige Gase im Kulturmedium angereichtert werden.
Umgekehrt ist es aber auch möglich,
bestimmte Gase aus dem Kulturmedium zu entfernen. Simulieren lassen sich
hiermit u.a. auch sehr sauerstoffarme und sauerstoffreiche Medien.
Mit
der Dosierungseinrichtung ist aber nicht nur ein Zuführen oder
Entfernen von Gasen möglich, sondern
auch anderer Stoffe, die in einem gas- oder dampfförmigen Zustand
vorliegen. Weiterhin ist es möglich,
die Kammer mit einem flüssigen
Medium zu durchströmen,
welches die dem Kulturmedium zuzusetzenden Stoffe in gelöster Form
enthält,
wie z.B. ein Narkotikum, welches dem Kulturmedium durch Division
durch das Schlauchmaterial hindurch zugeführt wird.
Die
Dosiereinrichtung kann weiterhin auch so ausgebildet sein, daß der von
dem Kulturmedium durchströmte
Schlauch in das Lumen eines weiteren äußeren Schlauches eingeführt ist,
der dann beispielsweise aus einem inperbeablen Material besteht.
Der zwischen den beiden Schläuchen
gebildete Raum wird dann mit dem Gas oder Gasgemisch oder aber mit
dem flüssigen
Medium durchströmt, und
zwar für
das Zuführen
oder Entfernen von Stoffen an das Kulturmedium bzw. aus dem Kulturmedium.
Die
Erfindung sieht weiterhin in einer vorteilhaften Ausbildung eine
Ausgleichseinrichtung vor, in der nach dem Dosieren beispielsweise
mit einem Gas- oder
Gasgemisch im Kulturmedium vorhandene, zur Gasblasenbildung neigende Überschüsse an Gas
entfernt werden, bevor das Kulturmedium der jeweiligen Kulturkammer
zugeführt
wird. Die Ausgleicheinrichtung besteht im wesentlichen aus einem Gasausgleichsbehälter. In
diesem wird das mit Gas beladene Kulturmedium auf der basalen Seite
zugeführt,
und zwar beispielsweise über
eine Pumpe. Im Inneren des Behälters
steigt das zugeführte
Medium auf und kann sich in diesem Behälter, der bis zu einem vorgegebenen
Niveau mit dem flüssigen
Kulturmedium gefüllt
und darüber
einen Gasraum bildet, äquilibrieren.
Gasblasen des überschüssigen,
nicht gelösten
Gases treten aus dem Medium aus. Das gasblasenfreie Medium wird
an einem beispielsweise trichterartigen Auslaß gesammelt und über eine Schlauchleitung
beispielsweise dem Kulturbehälter oder
Container zugeführt.
Mit
Hilfe einer geeigneten Ansaugung von Kulturmedium, eines Gasanreicherungsmodul,
eines Gasausgleichsbehälter
sowie eines artifiziellen Kapillarnetzes, welches dem kutlivierten
Gewebe vorgeschaltet ist, lassen sich neue Kammersysteme vom Mikromaßstab bis
zum technischer Maßstab
z.B. für die
Generierung von artifitiellem Gewebe für das Tissue engineering, für die Biomaterial- und die Pharmaforschung
konzipieren. Gezüchtet
werden damit Zellen und Gewebe, die über einen typischen körpereigenen
Differenzierungsgrad verfügen
und über
beliebig lange Zeiträume
unter Kulturbedingungen gehalten werden sollen.
Dabei
werden Zellen oder Gewebe auf einem geeigneten Träger in ein
neu konzipiertes Kammersystem eingebracht. Ein Typ dieser Kammer
besteht aus einem Basisteil oder -platte mit Deckel. Dieser Typ
von Perfusionskammer ist so aufgebaut, daß auf die Basisplatte ein Zellträger oder
ein Gewebestück
aufgelegt wird. Dann wird ein Deckelteil aufgelegt, welches innen
mit einem artifiziellen Kapillarnetz ausgefüllt ist. Zwischen Deckelteil
und Basisplatte ist eine Dichtung ausgebildet. Im Deckelteil oder
in der Basisplatte ist mindestens ein Einlaß für das Kulturmedium vorgesehen.
Auf der gegenüberliegenden Seite
ist mindestens ein Auslaß für das Medium
vorhanden. Wird das Deckelteil auf die Basisplatte gesetzt, so wird
die Kammer durch Anpressen mit Hilfe eines Verschlusses abgedichtet.
Im Inneren der Kammer legt sich das artifizielle Kapillarnetz dicht
an das vorhandene Gewebe.
Eine
Gradientenkammer läßt sich
aus zwei gleichartigen Deckelteilen und einer modifizierten Basisplatte
herstellen. Dabei kann die Kammer luminal und basal mit gleichen
oder unterschiedlichen Medien durchströmt werden. Für den Zusammenbau wird
in die Basisplatte ein Zell- oder Gewebeträger eingelegt. Eine folienartige
oder schnurartige Dichtung ist im Bereich des eingelegten Gewebes
mit einer Öffnung
versehen und dient zur Abdichtung zwischen oberem und unterem Kammerkompartiment. Oberhalb
und unterhalb der Bödenplatte
wird dann jeweils ein Deckelteil montiert, welches mit einem Verschlußmechanismus
befestigt wird. Das obere und unter eDeckelteil können jetzt
jeweils getrennt mit gleichen oder unterschieldichen flüssigen oder gasförmigen Medien
durchströmt
werden. Damit lassen sich Gradienten an Geweben erzeugen, wie sie unter
natürlichen
Bedingungen in unserem Organismus vorgefunden werden. Außerdem können Substanzen
wie Hormone oder Pharmaka unter realistischen Bedingungen für das Gewebe
appliziert werden.
Der
Vorteil dieser neuartigen Ausbildung besteht auch darin, daß für die einzelnen
Kulturkammern nur noch minimale Höhen erforderlich sind und hierdurch
das Totvolumen des gesamten Systems reduziert und der Austausch
von Medien optimiert wird.