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Verfahren zur Gewinnung von Mutterkornrohalkaloiden Zur Gewinnung
von Alkaloiden aus Mutterkorn sind schon eine Vielzahl von Verfahren bekannt, deren
Grundlagen entweder auf einer der Alkaloidextraktion vorangehenden Extraktion der
hauptsächlich aus Fetten bestehenden Nebenbestandteile oder auf einer unmittelbaren
Extraktion der Droge mit organischen Lösungsmitteln und anschließender Aufarbeitung
der Auszüge durch saure Extraktion teilweise mit wäßrigen Lösungsmitteln beruhen.
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Die bekannten Verfahren, bei denen eine solche Vorextraktion zur Entfettung
angewandt wird, sind z. B. in der britischen Patentschrift 438 486, in der USA.-Patentschrift
2 082 343, in der schweizerischen Patentschrift 190 268. in der ungarischen Patentschrift
111 025 und in der kanadischen Patentschrift 389 523 beschrieben (vgl. hierzu auch
Klein, Handbuch der Pflanzenanalyse, ßd. 4. Teil 3, 1. Hälfte. 1933, S. 679. Zeile
4 bis 9).
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Verfahren ohne eine solche besondere Vorextraktion sind in der tschechischen
Patentschrift 45 213 und in den deutschen Patentschriften 697 760 und 830 19;5 erläutert.
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Neben der Verlängerung des Arbeitsverfahrens liegt der besondere Nachteil
der Vorentfettung darin, daß wesentlich niedrigere Ausbeuten erzielt werden als
bei den Verfahren ohne Vorentfettung und daß eine erhöhte Umwandlung des Ergotamins
in Ergotainiinin eintritt.
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In einigen der bekannten Verfahren, in denen auf eine Vorentfettung
verzichtet wird, erfolgt die Extraktion in Gegenwart von Alkalien, besonders von
Ammoniak, und die entstehenden Extrakte werden anschließend eingeengt. Die Zugabe
von Alkalien und das Einengen erniedrigt ebenfalls die Ausbeute und bewirkt darüber
hinaus eine verstärkte Umlagerung der physiologisch wirksamen linksdrehenden Mutterkornalkaloide.
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Es wurde nun ein Verfahren gefunden, das eine einfache und vollständige
Entfernung der Nebenbestandteile aus den Mutterkornextrakten ermöglicht und wodurch
beste Ausbeuten erhalten und Umlagerungen des Ergotamins in Ergotaminin vermieden
werden. Außerdem ist die übliche entfettende Vorextraktion der Droge nicht notwendig.
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Nach dein Verfahren der Erfindung bereitet die Aufarbeitung von Mutterkornextrakten,
die aus nicht vorextrahierter Droge mit in der Alkaloidchemie bekannten, nicht wassermischbaren
Lösungsmitteln und Methoden gewonnen werden, keine Schwierigkeiten, wenn in-,in
den Extrakt mit wasserlöslichen organischen Lösungsmitteln, vorzugsweise Alkoholen,
vermischt und nach dein Ansäuerm durch Zugabe von Wasser eine Schichtentrennung
herbeiführt. Werden niit einem mit Wasser mischbaren Lösungsmittel, vorzugsweise
Alkoholen, hergestellte Extrakte aufgearbeitet, so wird nach dem Ansäuern derselben
bei anschließendem Versetzen mit einem mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittel,
vorzugsweise Chloroform, nach Zugabe von Wasser die Schichtentrennung vorgenommen.
Die saure wäßrigalkoholische Lösung enthält die Alkaloide und wird neutralisiert.
Nach der Aufnahme der sich abscheidenden Alkaloide in chlorierten Kohlenwasserstoffen
und dem gegebenenfalls schonenden Einengen der Lösung werden aus dem Extrakt mit
einer überschüssigen konzentrierten Weinsäurelösung in ?Methanol und anschließender
Zugabe von Äther die Alkaloidtartrate ausgefällt. Die Tartrate scheiden sich voluminös
amorph, mitunter in dichter mikrokristalliner Form ab. Das auf diese \@'eise entstandene
Rohtartrat enthält in sehr guter Ausbeute die in der Droge vorhandenen hauptsächlich
wasserunlöslichen 2#-Iutterkornalkaloide und kann in der üblichen Weise auf reine,
kristallisierte Alkaloide aufgearbeitet oder auch sogleich auf Arzneifertigwaren
verarbeitet werden. Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen erläutert. Beispiel
1 375 kg .Mutterkorn (Secale cornutum contusum) werden ohne Erhitzen in an sich
bekannter Weise finit 9001 Chloroform oder Äthv_ lenchlorid erschöpfend extrahiert.
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Der Extrakt in einer Menge von etwa 7001 wird mit überschüssiger 80o/oiger
Phosphorsäure und mit etwa 1501 Methanol vermischt. Anschließend setzt man das gleiche
Volumen Wasser zu, das vorher an Methanol zugefügt worden ist. Dadurch tritt sofort
eine Schichtentrennung ein, indem die obere wäßrige
methanolische
Schicht die Alkaloide und die untere den chlorierten Kohlenwasserstoff mit den Nebenbestandteilen
enthält, ohne daß die sonst übliche Emulsionsbildung auftritt. Enthält die untere
Schicht noch nennenswerte Mengen an Alkaloiden, dann kann eine zweite derartige
Schichtentrennung angeschlossen werden. Die untere Schicht wird dabei mit überschüssiger
Phosphorsäure und etwa einem Fünftel ihres Volumens an Methanol vermischt. Die weitere
Aufarbeitung erfolgt wie bei der ersten Schichtentrennung.
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Die wäßrige methanolische Schicht wird mit konzentriertem Ammoniak
neutralisiert und mit einem kleinen Volumen Methvlenchlorid erschöpfend ausgerührt.
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Der erhaltene 1'lethylenchloridauszug wird mit phosphorsaurem Wasser
ausgerührt. Aus dem sauren Wasser werden die Alkaloide nach dem Alkalischmachen
mit Ammoniak mit Äther ausgezogen. Die Ätherm,enge,n werden so klein gehalten.,
daß daraus ohne weiteres Einengen mit konzentrierter methanolischer Weinsäurelösung
die Alkaloide als Tartrate ausfallen.
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Das gefärbte Tartrat enthält etwa 60% Alakolide. Der Ergotamininanteil
beträgt bis zu 35%. Die Ausbeute an Gesamtalkaloiden beträgt etwa 45°/o. Beispiel
2 275 kg Mutterkorn (Seeale cornutum contusum) werden in bekannter Weise mit 5201
Methanol erschöpfend extrahiert, und der Auszug wird nach dem Ansäuern mit Phosphorsäure
mit einem Fünftel bis einem Viertel des Volumens des Extraktes mit Chloroform versetzt.
Anschließend gibt man zu dieser Mischung dasselbe Volumen Wasser, wodurch die Schichtentrennung
eintritt. Die Weiterverarbeitung erfolgt wie im Beispiel 1. Das erhaltene bräunliche
Rohalkaloid enthält bis zu 30% Ergotaminin. Die Ausbeute beträgt etwa 55 0/0. Der
Gesamtalkaloidgehalt beträgt etwa 700'0. Beispiel 3 375 kg Mutterkorn (Seeale cornutum
contuslzm) werden in bekannter Weise mit einer Mischung aus einem mit Wasser nicht
mischbaren Lösungsmittel, nämlich 1801 Chloroform, und einem mit Wasser mischbaren
Lösungsmittel, nämlich 7201 Methanol, erschöpfend extrahiert und der Auszug mit
Phosphorsäure angesäuert. Anschließend gibt man dasselbe Volumen Wasser zu, wodurch
die Schichtentrennung eintritt. Die Weiterverarbeitung erfolgt wie im Beispiel 1.
Das entstandene gelbweiße Rohalkaloid besitzt einen Alkaloidgehalt bis zu 85% und
bis zu 254/o Ergotatninin. Die Ausbeute liegt bei etwa 60°/o an Gesamtalkaloiden.
Beispiel 4 200 kg Mutterkorn (Seeale cornütum contusum) wurden zweimal mit etwa
3001 Aceton extrahiert. Jede Extraktfraktion, etwa 250 1, wird gesondert aufgearbeitet.
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Der Extrakt wird mit etwa 20% seines Volumens mit Chloroform versetzt,
die Mischung mit Phosphorsäure unter Rühren angesäuert und durch Zusatz von etwa
2001 Wasser mit zwei Schichten getrennt. Der abgeschiedene Chloroformextrakt wird
noch einmal in der gleichen Weise nach Zusatz von etwa 101 Aceton mit Phosphorsäure
angesäuert und nach Zugabe von etwa 20 1 Wasser aufgearbeitet.
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Die vereinten wäßrigen Aceton enthaltenden Schichten werden mit Ammoniak
alkalisch gemacht und mit Methylenchlorid ausgezogen. Die weitere Aufarbeitung der
Auszüge erfolgt wie im Beispiel 1. Der zweite Acetonauszug wird in gleicher
Weise aufgearbeitet. Man erhält ein fast weißes Produkt mit einem Alkaloidgehalt
bis zu 90% und einem Ergotaminingehalt von höchstens 200!0. Die Ausbeute beträgt
bis zu 751/o an Gesamtalkaloiden. Beispiel s Die gleichen Ergebnisse werden bei
der Verwendung von einem mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittel, nämlich Methylenchlorid
erzielt, wenn der erhaltene Extrakt nach der Vermischung mit einem mit Wasser mischbaren
Lösungsmittel, nämlich Äthanol oder Aceton versetzt, die homogene Mischung angesäuert
und dann durch Zusatz von Wasser in zwei Schichten getrennt wird. Die weitere Aufarbeitung
erfolgt wie im Beispiel 4.
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Man erhält ein fast weißes Produkt mit einem Alkaloidgehalt bis zu
90°/o und einen Ergotaminingehalt von höchstens 20%.
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Die Ausbeute beträgt bis zu 75% an Gesamtalkaloiden.