-
Die
vorliegende Erfindung betrifft das technische Gebiet radioaktiv
markierter Kohlenstoffverbindungen. Insbesondere betrifft die vorliegende
Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines radioaktiv markierten
Peptids sowie die Verwendung einer radioaktiv markierten Isocyanocarbonsäure
zur Herstellung eines radioaktiv markierten Peptids.
-
Die
Entwicklung der Festphasen- und Flüssigphasenchemie ermöglicht
heutzutage die Herstellung von sequenziell definierten Peptiden
und Proteinen mit Molekulargewichten von 3.000–10.000 Da und
Kupplungsausbeuten von mehr als 99,5%. Bei der 1963 von Merrifield
konzipierten Festphasensynthese wird das zu synthetisierende Peptid über
einen Linker, d. h. eine abspaltbare Ankergruppe, an ein unlösliches
Trägerharz aus vernetztem Polymer gekoppelt. Die Aminosäuren
werden in der gewünschten Sequenz nacheinander mit einem
aktivierten C-Terminus und in großem Überschuss
an die Aminofunktion, der jeweils letzten angehängten Aminosäure
gekuppelt. Übrige Reaktanden und Nebenprodukte können
aus dem Reaktionsgefäß gespült werden,
da das Zwischenprodukt bzw. Produkt am unlöslichen Harz
gebunden ist. Im letzten Schritt wird der Linker vom Harz abgespalten,
sodass das Peptid frei vorliegt.
-
Sowohl
die Festphasen- als auch die Flüssigphasenpeptidsynthese
beruhen auf einer komplexen Schutzgruppenchemie. Die alpha-Aminoschutzgruppe
der Aminosäure muss temporär für die
Kupplung geschützt werden, da die Aminosäure sonst nach
der Aktivierung der Carbonsäure mit sich selbst reagieren
würde. Nach der Kupplung muss diese Schutzgruppe schnell
und mild abgespalten werden, damit eine weitere Kupplung erfolgen
kann.
-
Im
Organismus physiologisch aktive Peptide und Proteine, in deren chemische
Struktur ein oder mehrere Radionuklide eingebaut werden, liefern
die Basis für die Herstellung von Radiopharmaka. Der Organismus
unterscheidet zumindest bei chemisch identischen Radiopharmaka nicht
zwischen Radiopharmaka und den entsprechenden nicht radioaktiv markierten
Verbindungen, sodass Radiopharmaka physiologisch verstoffwechselt
werden. Anhand des Zerfalls des Radionuklids kann das Radiopharmakon aufgespürt
und optisch dargestellt werden.
-
Radioaktiv
markierte Peptide sind wertvolle Tracer für die Positronen-Emissions-Tomographie (PET),
einem Verfahren der Nuklearmedizin, das Schnittbilder von lebenden
Organismen erzeugt. Bei der PET wird aus der zeitlichen und räumlichen
Verteilung der registrierten Zerfallsereignisse auf die räumliche
Verteilung des Radiopharmakons im Körper geschlossen und
Vorgänge wie Absorption, Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung
können abgebildet werden.
-
Die
Verwendbarkeit von Radiopharmaka wird durch die kurze Halbwertszeit
der Radionuklide von typischerweise unter 2 Stunden eingeschränkt. Eine
besonders kurze Halbwertszeit weist das Radionuklid 11C
mit nur ca. 20 Minuten auf. Der unerwünschte Abfall der
Radioaktivität beginnt bereits bei der Herstellung des
Radionuklids im Zyklotron und setzt sich bei der Herstellung des
Radiopharmakons, dessen Lieferung zum PET-Standort und schließlich bis
zur Verabreichung an den Patienten und die Messung fort.
-
Um
einen möglichst weiten Lieferradius, in dem sich der zu
beliefernde Positronen-Emissions-Tomograph befindet, um das Zyklotron
herum zu erreichen, muss eine möglichst hohe Radioaktivität des
Radiopharmakons nach dessen Herstellung vorliegen. Dies kann durch
eine möglichst kurze Herstellungszeit des Radiopharmakons
aus dem Radionuklid erreicht werden, da der Abfall der Radioaktivität
für ein gegebenes Radionuklid von der Zeit abhängt.
-
Jedoch
sind die meisten Radiomarkierungsverfahren für Peptide
mehrstufig, zeitaufwändig, schwierig zu automatisieren
und nur mit geringen radiochemischen Ausbeuten darzustellen. Herkömmliche
Verfahren zur Herstellung von Radiopharmaka nutzen den Weg über
das Methylierungsagens 11CH3I,
um zum Beispiel Amine oder Carbonsäuren sowie Aminosäuren
mit 11C radioaktiv zu markieren (Denutte
et al., 1983; Vandersteene und Slegers, 1996).
Dabei muss jedoch das im Zyklotron anfallende 11CO2 noch in einem zweistufigen Prozess mit LiAlH4 und HI zu 11CH3I umgesetzt werden. Erst in einer dritten
Stufe kann das radioaktiv markierte Methylierungsagens auf das zu
markierende Pharmakon übertragen werden. Durch diese langwierige Synthese
des Radiopharmakons geht ein hoher Anteil der ursprünglich
durch 11CO2 bereitgestellten
Radioaktivität verloren.
-
Eine
wichtige Technologie wurde für neue PET-Kontrastmittel
im Bereich der 18F-Markierung durch die
sogenannte ”Klick-Chemie” eingeführt.
Dieses Verfahren erlaubt die Synthese von radioaktiven Kontrastmitteln
in einem einzigen Schritt (Devaraj et al., 2009; Li
et al., 2007). In der Arbeit von Bruus-Jensen (2006) werden
HYNIC-funktionalisierte Peptide und Proteine als Vorläufer
zur Darstellung 18F- und 99mTc-markierter
Radiopharmaka verwendet. Mit Technetium oder Fluor markierte Radiopharmaka, wie
z. B. 18F-6-Fluoro-DOPA oder 18F-Fluor-2-desoxy-D-glucose,
unterscheiden sich allerdings von ihren analogen nicht markierten
Ursprungsmolekülen im Organismus.
-
Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein effizientes
und schnelles Syntheseverfahren bereitzustellen, das innerhalb einer
kurzen Herstellungszeit eine hohe Ausbeute an radioaktiv markierten
natürlichen und artifiziellen Peptiden liefert.
-
Diese
Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Herstellung eines radioaktiv
markierten Peptids gelöst, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Bereitstellen eines Vorläufermoleküls,
das aus der Gruppe ausgewählt ist, bestehend aus einer Aminosäure,
einem Peptid und einem primären Amin, in einem organischen
Lösungsmittel;
- (b) Hinzufügen einer radioaktiv markierten Verbindung
zu dem Vorläufermolekül, die eine Carboxylfunktion
aufweist;
- (c) Aktivieren der Carboxylfunktion der radioaktiv markierten
Verbindung; und
- (d) Verknüpfen der aktivierten radioaktiv markierten
Verbindung mit dem Vorläufermolekül zu dem radioaktiv
markierten Peptid,
wobei die radioaktiv markierte Verbindung
eine Isocyanocarbonsäure ist.
-
Außerdem
betrifft die Erfindung die Verwendung einer radioaktiv markierten
Isocyanocarbonsäure zur Herstellung eines radioaktiv markierten Peptids.
-
Die
abhängigen Patentansprüche enthalten vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung.
-
1 zeigt
eine konventionelle Festphasen-Peptidsynthese mit Aminosäuren,
deren Aminofunktion durch die Schutzgruppe 9-Fluorenylmethoxycarbonyl
(Fmoc) blockiert ist.
-
2 zeigt
eine erfindungsgemäße Festphasen-Peptidsynthese
mit markierter Isocyanocarbonsäure.
-
Der
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
eines radioaktiv markierten Peptids, umfassend die folgenden Schritte:
- (a) Bereitstellen eines Vorläufermoleküls,
das aus der Gruppe ausgewählt ist, bestehend aus einer Aminosäure,
einem Peptid und einem primären Amin, in einem organischen
Lösungsmittel;
- (b) Hinzufügen einer radioaktiv markierten Verbindung
zu dem Vorläufermolekül, die eine Carboxylfunktion
aufweist;
- (c) Aktivieren der Carboxylfunktion der radioaktiv markierten
Verbindung; und
- (d) Verknüpfen der aktivierten radioaktiv markierten
Verbindung mit dem Vorläufermolekül zu dem radioaktiv
markierten Peptid,
wobei die radioaktiv markierte Verbindung
eine Isocyanocarbonsäure ist.
-
Der
Begriff ”Peptid”, wie hier verwendet, bezeichnet
eine organische Verbindung, die aus mindestens zwei über
eine Amid- bzw. Peptidbindung miteinander verknüpften Aminosäuren
aufgebaut ist. Der Begriff ”Peptid” umfasst Oligopeptide
aus bis zu 10 Aminosäuren, Polypeptide aus mehr als 10
Aminosäuren und Makropeptide aus mehr als 100 Aminosäuren
sowie Proteine unabhängig von der Primär-, Sekundär-,
Tertiär- und Quartärstruktur. Peptide umfassen
artifizielle als auch natürlich vorkommende organische
Verbindungen. Sie können chemisch und auch mittels Biosynthese
hergestellt werden.
-
Der
Begriff ”Vorläufermolekül”,
wie hier verwendet, bezeichnet Monomere, Oligomere und polymere
Ausgangsmoleküle der Peptidsynthese, die Aminosäuren,
Peptide und/oder primäre Amine der Formel RNH2 umfassen.
-
Der
Begriff ”Carboxylfunktion”, wie hier verwendet,
bezeichnet eine funktionelle Gruppe der Carbonsäure mit
der Formel -COOH oder des Carbonats mit der Formel -COO–.
-
Der
Begriff ”Aktivieren der Carboxylfunktion”, wie
hier verwendet, bezeichnet das Umwandeln einer Carbonsäure
in eine reaktive Substanz.
-
Der
Begriff ”Isocyanocarbonsäure”, wie hier verwendet,
bezeichnet eine organische Verbindung, die eine Carboxylgruppe,
-COOH, oder ein Carboxylat, -COO–,
und eine Isocyanogruppe, -CN, umfasst. Die Isocyanocarbonsäure
weist z. B. die Summenformel CNR1R2CCOOH oder CNR1R2CCOOX auf.
-
Die
Reste R, R1, R2 etc.,
wie hier verwendet, bezeichnen identische oder unterschiedliche
aromatische, heteroaromatische und aliphatische Reste sowie Stickstoff-,
Halogenverbindungen und Wasserstoffgruppen. Die aliphatischen Reste
umfassen azyklische verzweigte und unverzweigte, zyklische und alizyklische,
gesättigte und ungesättigte Kohlenstoffverbindungen.
X umfasst Metallionen, wie Alkali- und Erdalkalimetallionen, z.
B. Lithium.
-
Zur
Herstellung eines radioaktiv markierten Peptids wird beim erfindungsgemäßen
Verfahren radioaktiv markierte Isocyanocarbonsäure eingesetzt. Die
Isocyanogruppe der Isocyanocarbonsäure muss in der Peptidsynthese – anders
als die Aminogruppe einer Aminosäure – nicht durch
eine Schutzgruppe blockiert werden. Daher wird wertvolle Reaktionszeit eingespart,
die bei der konventionellen Synthese mittels Verknüpfen
von Aminosäuren erforderlich ist, um 1.) die Schutzgruppe
in einem zusätzlichen Reaktionsschritt an die Aminogruppe
anzulagern und 2.) die Schutzgruppe nach der Verknüpfung
der Aminosäure mit dem Peptid in einem weiteren Reaktionsschritt wieder
abzuspalten. Somit wird durch das erfindungsgemäße
Verfahren die Peptidsynthesedauer verkürzt.
-
Durch
die verkürzte Peptidsynthesezeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden radiochemische Ausbeuteverluste durch den natürlichen
Zerfall des Radionuklids in Abhängigkeit von der Zeit verringert.
Die in der Synthese des radioaktiv markierten Peptids eingesetzte
Menge an radioaktiver Ausgangssubstanz kann daher verringert werden,
wodurch Kosten eingespart werden und die Belastung des Radiochemikers
bei der Synthese verringert wird.
-
Die
Herstellung von radioaktiv markiertem Peptid mittels radioaktiv
markierter Isocyanocarbonsäure ist sehr einfach und mit
vergleichsweise geringem Aufwand durchzuführen. Das erfindungsgemäße
Verfahren kann daher direkt in der Klinik oder radiologischen Praxis
angewandt werden.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das organische
Lösungsmittel Methylenchlorid, Chloroform, Dichlorethan,
Dimethylformamid, Dimethylacetamid, Tetrahydrofuran, Ethylacetat,
Acetonitril und/oder eine Kombination davon.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst die
radioaktiv markierte Isocyanocarbonsäure radioaktiv markierten
Kohlenstoff, vorzugsweise 11C.
-
Die
Isocyanocarbonsäure wird durch die Carboxylierung von CNR1R2CH oder CNR1R2CX mit radioaktiv
markiertem Kohlendioxid, z. B. 11CO2, hergestellt. Der Einbau des Radionuklids
erfolgt also im letzten Syntheseschritt der radioaktiv markierten Isocyanocarbonsäure,
die unmittelbar in der erfindungsgemäßen Peptidsynthese
verwendet werden kann. Somit wird bereits in der Isocyanocarbonsäuresynthese
Reaktionszeit eingespart, wodurch radiochemische Ausbeuteverluste
durch den Zerfall des Radionuklids verringert werden und die eingesetzte
Menge radioaktiv markierter Isocyanocarbonsäure verringert wird.
Dadurch werden wiederum Kosten eingespart, und die Belastung des
Radiochemikers bei der Peptidsynthese wird verringert.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße
Verfahren ferner die Schritte:
- (a1) Hinzufügen
einer weiteren Aminosäure oder einer nicht markierten Isocyanocarbonsäure,
die jeweils eine Carboxylfunktion umfassen, zu dem bereitgestellten
Vorläufermolekül;
- (a2) Aktivieren der Carboxylfunktion der weiteren Aminosäure
oder der nicht markierten Isocyanocarbonsäure;
- (a3) Verknüpfen des bereitgestellten Vorläufermoleküls
mit der weiteren Aminosäure oder der nicht markierten Isocyanocarbonsäure über
eine Amidbindung zu einem Peptid; und
- (a4) Wiederholen der Schritte (a1) bis (a3) bis eine erwünschte
Größe des Peptids erreicht ist.
-
In
den Schritten (a1) bis (a4) der Ausführungsform werden
im Anschluss an Schritt (a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens oligomere und polymere Vorläufermoleküle
synthetisiert, wie Oligo- und Polypeptide, indem weitere monomere
Aminosäuren zu dem Vorläufermolekül,
d. h. der Aminosäure, dem Peptid oder dem primären
Amin, hinzugefügt werden. Die radioaktiv markierte Isocyanocarbonsäure kann
im erfindungemäßen Verfahren daher zu Vorläufermolekülen
beliebiger Länge hinzugefügt werden (vgl. Schritt
(b) oben).
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform ist die Isocyanocarbonsäure
eine alpha-Isocyanocarbonsäure. Der Begriff ”alpha-Isocyanocarbonsäure”,
wie hier verwendet, bezeichnet eine organische Verbindung, die eine
Carboxylgruppe oder ein Carboxylat und eine Isocyanogruppe am selben
Kohlenstoffatom umfasst (IUPAC-Bezeichnung: 2-Isocyanocarbonsäure).
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das Aktivieren
der Carboxylfunktion, das Umwandeln der Isocyanocarbonsäure
und/oder der weiteren Aminosäure in eine reaktive Substanz,
die Aktivester, Anhydrid, Pentafluorphenylester, Thioester, Imidazolid,
Carbonsäurehalogenid und/oder Dimethylaminopyridin umfasst.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Isocyanocarbonsäure
mit einem Kopplungsreagenz zu dem Aktivester umgesetzt, wobei das
Kopplungsreagenz Guanidiniumreagenz, ein Uroniumreagenz, vorzugsweise
2-(H-Benzotriazol-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluroniumhexafluor-phosphat
(HBTU), O-(Benzotriazol-1-yl)-N,N,N',N'-tetramethyluroniumtetrafluor-borat
(TBTU) oder 2-(1H-7-Azabenzotriazol-1-yl)-1,1,3,3-tetramethyluronium-hexafluorophosphate
(HATU), ein Benzotriazolreagenz, vorzugsweise 1-Hydroxybenzotriazolreagenz
(HOBt), ein Immoniumreagenz, ein Carbodiimidreagenz, vorzugsweise
N,N'-dicyclohexylcarbodiimide (DCC) oder Diisopropylcarbodiimid
(DIPCDI), ein Imidazoliumreagenz, ein organophosphoriges Reagenz,
ein saures halogenierenden Reagenz, ein Phosphoniumreagenz, vorzugsweise
Benzotriazol-1-yl-oxy-tris-(dimethylamino)-phosphonium-hexafluorphosphat
(BOP; auch als Castros-Reagenz bekannt) oder Benzotriazol-1-yl-oxytripyrrolidinophosphoniumhexafluor-phosphat
(PyBOP), ein Morpholinreagenz, vorzugsweise N-Methylmorpholin (NMM),
ein Chloroformatreagenz und/oder eine Kombination davon umfasst.
-
HOBt
ist vorteilhaft, weil es die Bildung der Peptidbindung beschleunigt,
die Racemisierung unterdrückt und bewirkt, dass z. B. die
Asn und Gln Seitengruppen nicht dehydratisieren. Mit Hilfe von DCC lassen
sich die Aminosäuren in situ in Aktivester überführen,
die so stabil sind, dass sie isoliert und chromatographiert werden
können.
-
Besonders
bevorzugt wird ein Gemisch aus HOBt und DCC eingesetzt. DCC aktiviert
die Carbonsäure unter Bildung eines sehr reaktiven Acylisoharnstoffs.
Dieser regiert mit dem HOBt zu einem HOBt-Aktivester, der einen
sehr großen Teil der anfänglichen Reaktivität
konserviert. Der HOBt-Aktivester wird nukleophil von der Aminofunktion
des Peptids oder einer weiteren Aminosäure angegriffen.
Unter der Abspaltung von Wasser wird eine Peptidbindung gebildet.
Eine direkte Umsetzung des Acylisoharnstoffs ist wenig ratsam, da
die Reaktivität so hoch ist, dass eine Racemisierung eintritt.
Der Zusatz von DIPEA zu HOBt wirkt als Katalysator, der die Racemisierungstendenz
von HOBt reduzieren.
-
Alternativ
zum DCC wird häufig DIPCDI mit HOBt verwendet, da der sich
in dieser Reaktion bildende Harnstoff löslicher ist und
leichter abgetrennt werden kann.
-
Besonders
bevorzugt wird ferner BOP oder ein Gemisch aus HBTU und HOBt. Wichtig
ist, dass das Gegenion von BOP bzw. HBTU sehr wenig nukleophil ist,
wie z. B. PF–. Das BOP-Reagenz
ist stabil, nicht hygroskopisch und in organischen Lösungsmitteln
sehr gut löslich. Generell ist das BOP-Reagenz effizienter
als die Kombination DCC/HOBt. Ein Nachteil des BOP-Reagenz ist jedoch,
dass während der Reaktion carcinogenes Hexamethylphosphorsäuretriamid
entsteht. Das neue Reagenz PyBop weist dagegen keine Carzinogenität
auf. Dieses Reagenz besitzt Pyrrolidineinheiten statt Methylgruppen.
-
Die
Reagenzien HBTU und HATU weisen eine besonders hohe Reaktivität
auf. Carbonsäurechloride und -fluoride sind einfach erhältliche
und preisgünstige Reagenzien.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform wird/werden eine Funktion
einer Seitenkette des Vorläufermoleküls, der Isocyanocarbonsäure
und/oder der weiteren Aminosäure durch eine Schutzgruppe blockiert.
Die Funktion umfasst eine Hydroxylfunktion, eine Carboxylfunktion
und eine Aminofunktion.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform wird/werden eine Carboxylfunktion
und/oder Aminofunktion einer Hauptkette des Vorläufermoleküls und/oder
eine Aminofunktion einer Hauptkette der weiteren Aminosäure
durch eine Schutzgruppe blockiert.
-
Der
Begriff „Schutzgruppe”, wie hier verwendet, umfasst
Verbindungen, welche die Reaktionsfähigkeit von chemischen
Gruppen gezielt blockieren und ausschalten, indem sie an diese chemischen Gruppen
binden. Der Begriff „Seitenkette”, wie hier verwendet,
umfasst die Reste R1, R2 etc.,
die vom Hauptstrang des Vorläufermoleküls, der
Isocyanocarbonsäure oder der weiteren Aminosäure
abzweigen. Der Begriff „Hauptkette”, wie hier
verwendet, bezeichnet das N- und C-terminale Rückgrat,
das die Achse bzw. den Stamm des Vorläufermoleküls,
der Isocyanocarbonsäure oder der weiteren Aminosäure bildet.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die Schutzgruppe
eine basenstabilen Schutzgruppe, eine t-Butyloxycarbonyl-Schutzgruppe
(Boc) und/oder eine 9-Fluorenylmethoxycarbonyl-Schutzgruppe (Fmoc).
-
Wird
der N-Terminus mit Fmoc geschützt, so werden für
die Seitenketten z. B. basenstabile, säurelabile Schutzgruppen
verwendet. Beispiele hierfür sind Boc, das die Aminofunktionen
z. B. in Lysin schützt; tert-Butyl, das die Carboxyl- und
Hydroxylgruppen z. B. in Asparaginsäure und Serin schützt; und
Trityl, das Amide z. B. in Glutamin schützt.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße
Verfahren ferner die Schritte:
- (a1) Abspalten
der Schutzgruppe von der Aminofunktion der Hauptkette des bereitgestellten
Vorläufermoleküls;
- (a2) Hinzufügen der weiteren Aminosäure, deren Aminogruppe
der Hauptkette geschützt ist, zu dem Vorläufermolekül;
- (a3) Aktivieren der Carboxylfunktion der Hauptkette der weiteren
Aminosäure
- (a4) Verknüpfen des Vorläufermoleküls
mit der weiteren Aminosäure über eine Amidbindung
zu dem Peptid; und
- (a5) Wiederholen der Schritte (a1) bis (a4) bis eine erwünschte
Größe des Peptids erreicht ist.
-
In
den Schritten (a1) bis (a5) der Ausführungsform werden
im Anschluss an Schritt (a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens oligomere und polymere Vorläufermoleküle
synthetisiert, wie Oligo- und Polypeptide, indem weitere monomere
Aminosäuren zu dem Vorläufermolekül,
d. h. der Aminosäure, dem Peptid oder dem primären
Amin, hinzugefügt werden. Die N-terminale Aminofunktion
des Vorläufermoleküls ist durch die abspaltbare
Schutzgruppe blockiert. Die radioaktiv markierte Isocyanocarbonsäure kann
daher im erfindungemäßen Verfahren zu mit Schutzgruppen
versehenen Vorläufermolekülen beliebiger Länge
hinzugefügt werden (vgl. Schritt (b) oben).
-
Die
Fmoc-Schutzgruppe wird in einer bevorzugten Ausführungsform
durch Ammoniak, ein primäres Amin oder ein sekundäres Amin,
vorzugsweise 4-Aminomethylpiperidin, Piperidin oder Tris(2-aminoethyl)amin,
abgespalten.
-
Die
t-Butyloxycarbonyl-Schutzgruppe wird in einer bevorzugten Ausführungsform
durch Protonen abgespalten.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße
Verfahren ferner den Schritt des Hydrolysierens der an das Vorläufermolekül
geknüpften Isocyanocarbonsäure. Dadurch wird die
Isocyanogruppe in eine funktionelle Aminogruppe umgewandelt. An
dieser Aminogruppe kann die Peptidsynthese abbrechen oder fortgesetzt
werden. Das Radionuklid kann sich daher innerhalb der Peptidkette
oder an einem Ende der Peptidkette befinden. Ferner kann das erfindungsgemäß synthetisierte
radioaktiv markierte Peptid ein oder mehrere Radionuklide aufweisen.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst das
erfindungsgemäße Verfahren ferner den Schritt
des Abspaltens der Schutzgruppe von dem radioaktiv markierten Peptid.
Nach Abschluss der Peptidsynthese werden z. B. bedingt säurestabile Schutzgruppen
durch Halogenwasserstoffe, wie HF, und säurelabile Schutzgruppen
durch Trifluoressigsäure (TFA) abgespalten.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform ist das Vorläufermolekül
an eine Festphase gekoppelt.
-
Der
Begriff „Festphase”, wie hier verwendet, bezeichnet
einen polymeren festen Träger, an den das Peptid während
seiner Synthese gebunden ist. Durch dieses Immobilisieren können
die verwendeten Substanzen in großem Überschuss
zugesetzt und sehr schnell ausgewaschen werden, wodurch die Kupplungsausbeute
beim erfindungemäßen Verfahren deutlich gesteigert wird.
Die Festphasenchemie ermöglicht es ferner, die Peptidsynthese
zu automatisieren. So wird bei der Peptidsynthese an der festen
Phase eine sequentielle Wiederholung der Schritte Hinzufügen
der Vorläufermoleküle, Monomere und Reagenzien,
Aktivieren der Carboxylfunktion, Verknüpfen von Vorläufermolekül
und Monomer und Abspalten der temporären Schutzgruppe durchgeführt.
-
Die
Festphase umfasst einen Linker, der das Bindeglied zwischen dem
polymeren Träger und dem Peptid darstellt.
-
In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist die Festphase
ein Polystyrolharz, ein 2',4'-Dimethoxyphenyl-hydroxymethylphenoxy-Harz,
ein p-Methylbenzhydrylamin-Harz, ein Phenalacetamidomethyl-Harz
und/oder ein Oxim-Harz.
-
Polystyrolharz
quillt leicht, sodass die Reagenzien leicht an die Synthesestelle
gelangen können. Zudem ist es inert gegenüber
den Reagenzien. Das Polystyrol ist zur Quervernetzung vorzugsweise mit
1% m-Divinylbenzol versetzt. Die Funktionalisierung geschieht z.
B. über eine Chlormethylierung. Zwischen die Chlormethylgruppe
und die erste Aminosäure wird vorteilhafterweise ein Linker
gesetzt, z. B. ein p-Alkoxybenzylesterlinker, der die Abspaltung des
fertigen Peptides vom Harz am Ende der Synthese erlaubt. Polystyrolharze
mit Alkoxybenzylesterlinkern werden vorzugsweise im Rahmen der Fmoc-Peptidsynthese
eingesetzt, ermöglichen die Synthese von C-terminalen Carbonsäuren
und werden durch Umsetzen der Chlormethylpolystyrole mit 4-Hydroxybenzyl-alkohol
hergestellt. Das Abspalten des fertigen Peptids erfolgt mit TFA.
-
2',4'-Dimethoxyphenylhydroxymethyl-phenoxy-Harze
werden entweder als Amid- oder Säure-Harze eingesetzt.
Das Amid-Harz liefert C-terminale Amide und wird für die
Fmoc-Synthese eingesetzt. Das Säure-Harz ermöglicht
eine Peptidsynthese mittels der N-terminalen Boc-Schutzgruppe. Es liefert
C-terminale Carbonsäuren. Der Linker des Säureharzes
ist ebenso wie der Chlortrityl-Linker so säurelabil, dass
die Peptide z. B. mit verdünnter TFA geschützt
vom Harz abgespalten werden können. Diese Fragmente können
dann in einer Fragmentkondensation eingesetzt werden.
-
p-Methylbenzhydrylamin-Harze
und Phenalacetamidomethyl-Harze werden im Rahmen der Boc-Peptidsynthese
verwendet. Die Abspaltung der fertigen Peptide erfolgt am Ende mit
HF. Mit den p-Methylbenzhydrylamin-Harzen werden Peptidamide erhalten.
Die Phenalacetamidomethyl-Harze liefern Carbonsäuren.
-
Mittels
Oxim-Harze können vollständig Boc-geschützte
Peptide hergestellt werden. Die Spaltung findet mit NH3 oder
H2N-NH2 statt.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform umfasst das erfindungsgemäße
Verfahren ferner den Schritt des Entkoppelns des radioaktiv markierten Peptids
von der Festphase.
-
Um
das radioaktiv markierte Peptid freizusetzen, wird es nach Abschluss
der Peptidsynthese von der Festphase oder dem Linker der Festphase
entkoppelt. Im Fall der N-terminalen Boc-Schutzgruppe wird die Spaltung
mit HF und im Fall der N-terminalen Fmoc-Schutzgruppe mit ca. 80%-iger
TFA realisiert. Neben diesen unterschiedlich starken Säuren
werden z. B. Nitrobenzyl-Harze mit Licht und Allyl-Harze mit Pd(0)
orthogonal abgespalten.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform findet das Hydrolysieren
zeitgleich mit dem Entkoppeln des Vorläufermoleküls
von der Festphase statt.
-
In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform findet das Hydrolysieren
zeitgleich mit dem Entkoppeln des radioaktiv markierten Peptids
von der Festphase und dem Abspalten der Schutzgruppe vom radioaktiv
markierten Peptid statt.
-
Das
gleichzeitige Entkoppeln und Hydrolysieren bzw. Entkoppeln, Hydrolysieren
und Abspalten verringert die Prozesszeit und reduziert damit radiochemische
Ausbeuteverluste. Daher kann die in der Synthese eingesetzte Menge
radioaktiver Isocyanocarbonsäure verringert werden.
-
Das
gleichzeitige Hydrolysieren und Entkoppeln des radioaktiv markierten
Peptids von der Festphase sowie das Abspalten der Boc-Schutzgruppe erreicht
man mit flüssigem HF, Trifluormethansulfonsäure
in Trifluoressigsäure oder HBr in Essigsäure. Im
Fall der Fmoc-Schutzgruppe wird TFA (ca. 80%-ig) in CH2Cl2 verwendet. Vorzugsweise werden Abfangreagenzien,
wie Anisol, Ethandithiol oder Dimethylsulfid zugesetzt, um reaktive
Intermediate abzufangen, die das Peptid schädigen können.
-
In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung einer
radioaktiv markierten Isocyanocarbonsäure zur Herstellung
eines radioaktiv markierten Peptids.
-
1 zeigt
eine konventionelle Festphasensynthese zur Herstellung von Peptiden.
Das Vorläufermolekül ist ein durch Fmoc geschütztes
primäres Amin, das über einen Aminomethyl-3,5-dimethoxyphenoxyvaleryl-Linker
(PAL) an eine Festphase (doppelt schraffierter Kreis) gekoppelt
ist. Fmoc wird durch eine Base vom Amin abgespalten, und eine hinzugegebene
Aminosäure wird als HOBt-Ester aktiviert. Anschließend
wird die Aminosäure, deren Aminogruppe ebenfalls durch
Fmoc geschützt ist, mit dem immobilisierten Amin verknüpft.
In einem weiteren Schritt wird die Fmoc-Gruppe von der Aminogruppe
des immobilisierten Vorläufermoleküls wiederum
abgespalten, und eine weitere hinzugegebene und aktivierte Aminosäure
wird an das Vorläufermolekül geknüpft.
Diese Schritte werden wiederholt bis die erwünschte Länge
des Peptids erreicht ist. Abschließend werden die Schutzgruppen
abgespalten, und das Peptid wird von der Festphase abgekoppelt.
-
2 zeigt
schematisch eine erfindungsgemäße Synthese eines
radioaktiv markierten Peptids mittels radioaktiv markierter Isocyanocarbonsäure. Zunächst
wird konventionell aus einer Fmoc-Aminosäure und einem
an eine Festphase gekoppelten Amin ein Vorläufermolekül
synthetisiert (vgl. 1). An das Vorläufermolekül
wird eine aktivierte radioaktiv markierte alpha-Isocyanocarbonsäure
angelagert, deren CN-Gruppe nicht geschützt werden muss,
wodurch Reaktionszeit eingespart wird. Die CN-Gruppe wird anschließend
zur NH2-Aminogruppe hydrolysiert, und gleichzeitig
wird das synthetisierte radioaktiv markierte Peptid von der Festphase
abgekoppelt.
-
Referenzen
-
-
Bruus-Jensen, Dissertation, INSTITUT
FÜR RADIOCHEMIE DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN,
2006 (Einleitung)
-
Denutte et al., J Nucl Med 24, 1185–1187, 1983
-
Abstract zu Devaraj et al., Bioconjugate Chem 20 (2), 397–401,
2009
-
Abstract zu Li et al., Bioconjugate Chem, 18 (6), 1987–1994,
2007
-
Erste Seite von Merrifield, J Am Chem Soc, 85, 2149–2154,
1963
-
Abstract zu Vandersteene und Slegers, Applied Radiation
and Isotopes 47 (2), 201–205, 1996
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Denutte et
al., 1983 [0008]
- - Vandersteene und Slegers, 1996 [0008]
- - Devaraj et al., 2009 [0009]
- - Li et al., 2007 [0009]
- - Bruus-Jensen (2006) [0009]