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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Unifärben von Leder, wobei das Leder
nach der Gerbung in einem ersten Schritt mit einer sich an das Leder
chemisch anbindenden Grundfarbe grundgefärbt wird, und wobei in einem
zweiten Schritt zur Egalisierung der Farbgebung eine Zurichtung
des behandelten Leders erfolgt. Die Erfindung betrifft weiter ein derart
unigefärbtes
Leder.
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Ein
unigefärbtes
Leder ist ein wertvoller Handelsartikel, der zur industriellen Weiterverarbeitung von
vielen und sehr unterschiedlichen Branchen benötigt wird. So besteht Bedarf
für ein
unigefärbtes
Leder beispielsweise in der Bekleidungs-, der Schuh-, der Polstermöbel- und
der Automobilindustrie. Dabei werden spezifische Anforderungen an
die Qualität des
Leders zum einen und an die Färbung
zum anderen gestellt. So verlangt beispielsweise die Mode- oder
Bekleidungsindustrie sich der ständig
im Wandel befindlichen Mode angepasste und neuartige Farbtöne oder
Oberflächenbeschaffenheiten.
In der Automobilindustrie ist wiederum ein Leder mit einer möglichst
homogenen Oberflächenbeschaffenheit und
einer einheitlichen Farbgebung notwendig, wobei die Färbung mit
einer äußerst geringen
Toleranz reproduzierbar erzielt werden muss und zudem eine hohe
Abriebfestigkeit zeigen sollte. Auch in der Polstermöbelindustrie
soll eine vorgegebene Farbgebung möglichst ohne Nuancen reproduzierbar
erzielt werden, wobei jedoch die Oberflächenbeschaffenheit je nach
Polstermöbel
variieren kann.
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Als
ein natürlicher
Rohstoff für
Lederware werden Tierhäute
eingesetzt, die jeweils von einzigartiger Individualität sind.
Jede Tierhaut zeichnet dabei die Lebensumstände des Tieres in einzigartiger Art
und Weise nach. Das aus der Tierhaut gefertigte Leder zeigt insofern
neben Variationen seiner grundlegenden Oberflächeneigenschaften auch stets
individuelle Charakteristiken, wie Einstiche, Einrisse oder Vernarbungen.
Um dennoch aus dem einzigartigen Naturprodukt einer Tierhaut einen
industriell verarbeitbaren Handelsartikel homogenen Aussehens und homogener
Färbung
zu erhalten, bedarf es einer Reihe von teils komplexen Verfahrensschritten zur
Behandlung des aus der Tierhaut hergestellten Leders.
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Neben
der Gerbung, die gleichzeitig eine Umwandlung der Tierhaut in das
Leder und die Haltbarkeit des tierischen Produktes gewährleistet,
ist als ein Teilvorgang der Lederherstellung das Färben von Leder
mit der wichtigste chemische Prozess, um die Eigenschaften des Leders
im Hinblick auf sein Aussehen und die Anforderungen beim praktischen
Gebrauch in weiten Grenzen zu variieren. Um eine gleichmäßige Färbung des
gegerbten Leders zu erzielen, existieren eine Reihe von Färbeverfahren,
die sich grundsätzlich
in kontinuierliche und diskontinuierliche Verfahren unterscheiden
lassen. Das am häufigsten
eingesetzte Färbeverfahren
ist die diskontinuierliche Fassfärbung,
wobei die gegerbten Leder in einem rotierenden Fass mit der Färbeflotte,
d. h. der Farbstofflösung,
in Kontakt gebracht und hierdurch gefärbt werden. Als kontinuierliche
Färbeverfahren
sind das Spritzfärben,
das Gießfärben oder das
Färben
auf einer Druckmaschine zu nennen. Mit den kontinuierlichen Färbeverfahren
wird keine Durchfärbung
des Leders und insbesondere in der Regel keine Färbung der Fleischseite bewirkt.
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Allen
Färbeverfahren
ist gemeinsam, dass sich die in der Flotte eingesetzte Farbe chemisch
an das Leder bindet. Je nach Gerbung werden saure, basische oder
substantive Farbstoffe sowie Schwefelfarbstoffe, Metallkomplexfarbstoffe
oder natürliche Farbstoffe
eingesetzt. Saure Farbstoffe sind beispielsweise Salze von Farbsulfosäuren, die
mit basischen Komponenten des Leders Verbindungen eingehen. Basische
Farbstoffe sind Salze organischer Farbbasen und reagieren mit den
pflanzlichen Gerbstoffen im Leder. Substantive Farbstoffe sind insbesondere
für chromgegerbte
Leder geeignet und färben
direkt, d. h. ohne Säurezusätze. Auch
die substantiven Farbstoffe sind Salze von Farbsulfosäuren, jedoch
mit einem höheren
Molekulargewicht als die sauren Farbstoffe. Substantive Farbstoffe
dringen nicht in das Innere des Leders ein, sondern werden sofort
auf der Lederoberfläche
gebunden. Schwefelfarbstoffe eignen sich für sämisch und synthetisch gegerbte
Leder. Alle zur Färbung
des Leders verwendeten Farbstoffe enthalten Farbstoffmoleküle, die
mit dem Leder eine chemische Reaktion eingehen. Eine solche Färbung wird
im folgenden als Grundfärbung bezeichnet.
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Nach
der beschriebenen Grundfärbung
des Leders mit einer Grundfarbe, die sich dem Leder chemisch anbindet,
erfolgt zur Herstellung eines gewünschten Handelsartikels zur
industriellen Weiterverarbeitung die so genannte Zurichtung. Dabei
wird auf das grundgefärbte
Leder eine Deckschicht aufgebracht, die eine Schicht aus einem Haft-
oder Bindemittel, eine darauf aufgebrachte Farbschicht sowie gegebenenfalls
eine Lack- oder Schutzschicht umfasst. Durch die Zurichtung wird
die Oberfläche
und das Farbaussehen des Leders egalisiert. Zudem dient die Deckschicht
zur Herstellung gewünschter Oberflächeneigenschaften
des Leders, wie Glanz, Wasser- oder Säurebeständigkeit, oder Haptik. Im Unterschied
zur Färbung
werden für
die Farbschicht Pigmentfarben verwendet, die über das Haft- oder Bindemittel
auf das Leder aufgeklebt, d. h. der Oberfläche physikalisch angebunden
werden. Damit der Narbenwurf des Leders und die Elastizität der gesamten
Zurichtschicht nicht beeinträchtigt
werden, muss die letzte Schutzschicht, auch Appretur genannt, einen
möglichst
dünnen
Film ergeben. Dieser kann seine Schutzwirkung nur dann voll entfalten, wenn
er durch das Verhalten des Untergrunds entsprechend unterstützt wird.
Es besteht grundsätzlich die
Gefahr, dass die Zurichtung aufgrund der Elastizität des Leders
leicht aufbricht oder die natürliche Haptik
durch die Dicke der Zurichtung verloren geht. Auch kann durch die
Zurichtung die Feuchteaufnahme und Wasserdurchlässigkeit des Leders ungünstig beeinflusst
werden.
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Eine Übersicht über die
dargestellten und weitere Färbeverfahren
sowie über
verschiedene Zurichtverfahren des Leders finden sich in der „Bibliothek
des Leders", Herausgeber:
Prof. Dr.-Ing. habil. Hans Herfeld, Band 5 „Das Färben von Leder" und Band 6 „Lederzurichtung
Oberflächenbehandlung des
Leders", Dr. phil
Kurt Eitel, Umschau-Verlag, Frankfurt am Main.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Unifärben von
Leder der eingangs genannten Art anzugeben, womit sich eine möglichst
hohe Farbegalität
bei einer zugleich möglichst
gut erhaltenen natürlichen
Haptik des Leders erzielen lässt.
Daneben ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein unigefärbtes Leder
mit einer möglichst
hohen Farbegalität
bei möglichst
guter natürlicher
Haptik anzugeben.
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Die
Aufgabe hinsichtlich des Färbeverfahrens
wird durch ein Verfahren zum Unifärben von Leder, wobei das Leder
nach der Gerbung in einem ersten Schritt mit einer sich an das Leder
chemisch anbindenden Grundfarbe grundgefärbt wird, und in einem zweiten
Schritt zur Egalisierung der Farbgebung eine Zurichtung des behandelten
Leders erfolgt, erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass zur Zurichtung auf das behandelte Leder mittels eines Zwischenträgers ein
Farbstoff auf das Leder übertragen
wird, wobei sich der Farbstoff bei der Übertragung vom Zwischenträger auf
das Leder mit der Grundfarbe verbindet.
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Die
Erfindung geht dabei in einem ersten Schritt von der Erkenntnis
aus, dass bei einem grundgefärbten
Leder die Grundfarbe an das Leder chemisch und insofern dauerhaft
angebunden ist. Während
die Zurichtung des grundgefärbten
Leders nach bisherigem Stand der Technik zur Farbegalisierung das
Aufbringen einer physikalisch angebundenen Deckschicht mit darin
enthalten Farbpigmenten vorsieht, was mit den geschilderten Nachteilen
hinsichtlich der Dauerhaftigkeit, der Haptik und der Wasserdurchlässigkeit
verbunden ist, geht die Erfindung nun aber in einem zweiten Schritt
von der Überlegung aus,
anstelle der Farbpigmente einen Farbstoff auf das Leder zu übertragen,
der sich mit der bereits an das Leder angebundenen Grundfarbe verbindet. Durch
diese Bindung an die Grundfarbe wird eine bessere Anbindung des
Farbstoffs an das Leder erreicht, als bei einer physikalischen Anbindung
an der Oberfläche.
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Um
unabhängig
von der Oberflächenbeschaffenheit
des Leders einen gleichmäßigen Farbübertrag
zu erzielen, sieht die Erfindung in einem dritten Schritt vor, den
Farbstoff mittels eines Zwischenträgers auf das Leder zu übertragen.
Dabei geht die Erfindung davon aus, dass sich bei einem solchen
indirekten Verfahren der Farbstoff von dem Zwischenträger löst und insofern
unter Überbrückung von
Zwischenräumen
auf das Leder übertragen
werden kann. Auch kann beispiels weise ein flexibler Zwischenträger verwendet
werden, der Ungleichmäßigkeiten
in der Dicke des Leders ausgleicht. Unabhängig von einer Variation der
Lederoberfläche
erfolgt somit ein gleichmäßiger Übertrag
des Farbstoffs von dem Zwischenträger auf das Leder. Hierdurch
wird eine hohe Farbegalisierung erzielt. Zudem werden die Narben
des Leders durch die Verwendung des Zwischenträgers kaum belastet.
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Wie
Untersuchungen ergeben haben, wird mit dem angegebenen Verfahren
ein zugerichtetes Leder erzielt, dessen Färbung eine hohe Egalität, d. h.
eine hohe Gleichmäßigkeit
unabhängig
von der individuellen Narbengestaltung aufweist, wobei gleichzeitig
die natürliche
Haptik des Leders einschließlich des
ursprünglichen
Narbenbildes, d. h. eines feinporigen Aussehens, erhalten bleibt.
Durch die Anbindung des Farbstoffs an die Grundfarbe wird zudem eine
hohe Migrationsechtheit erzielt. Ein Abplatzen oder dergleichen
der bisher als Zurichtung aufgebrachten Deckschicht ist nicht zu
befürchten.
Weiter bietet die Erfindung den Vorteil, dass bei geringen Arbeitskosten
eine hohe Produktivität
erzielt wird, da die Übertragung
des Farbstoffs mittels eines Zwischenträgers gegenüber der bisher eingesetzten
Zurichtung ein wesentlich vereinfachtes Verfahren darstellt. Da
der Farbübertrag
vom Zwischenträger
auf das Leder im Wesentlichen unabhängig von der Oberflächenbeschaffenheit
des behandelten Leders ist, wird mit dem angegebenen Verfahren eine
hohe Reproduzierbarkeit der Farbgebung erzielt. Die endgültige Färbung weist
nur geringe Nuancen auf.
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Als
Leder können
grundsätzlich
beliebig gegerbte Leder, d. h. mit mineralischer, insbesondere mittels
Chromsalz, pflanzlicher oder synthetischer Gerbung, herangezogen
werden. Das Verfahren ist auch unabhängig von der Art des eingesetzten
Leders. So können
Narbenleder, z. B. Nappa aus Schaf, Ziege oder Rind, und Boxcalf-
oder Rindboxleder ebenso wie beispielsweise Velourleder, Spaltvelour, Wildleder
und Nubukleder auf die angegebene Weise unigefärbt werden. Ebenso ist das
Verfahren für
Leder verschiedenster Dicke, wie Buchbinderleder, Handschuhleder,
Schuhleder, Leder für
Handtaschen, Schuhsohlenleder, Polsterleder, Kofferleder, Riemenleder
oder Leder für
Sportartikel geeignet. Die grundgefärbten Leder werden insbesondere auch
als Crustleder bezeichnet.
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Auch
die vorangegangene Färbung
des Leders spielt an sich keine Rolle, da die sowohl bei den kontinuierlichen
als auch bei den diskontinuierlichen Färbeverfahren eingesetzten Farbstoffe
sich grundsätzlich
dem Leder chemisch anbinden. Ist jedoch die Grundfärbung keine
Durchfärbung,
sondern lediglich auf einer Oberflächenschicht des Leders aufgebracht,
so liefert die angegebene Übertragung
des weiteren Farbstoffs vom Zwischenträger eine Färbung, die im Wesentlichen
auf den Bereich der Grundfarbe eingeschränkt sein wird.
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Das
erzielte Resultat kann vorteilhafterweise dadurch verbessert werden,
dass eine Beize aufgebracht wird, und dass nach einer Trocknungs-
und Aushärtungszeit
der Farbstoff übertragen
wird, wobei sich der Farbstoff gegebenenfalls zusätzlich mit
der Beize verbindet. Durch den Einsatz einer Beize, die sich ebenfalls
an das Leder chemisch anbindet, werden die Anbindungsstellen in
dem Leder für
den Farbstoff erhöht,
was für
die Egalisierung der Färbung
von Vorteil ist.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung wird als Leder ein durchgefärbtes Leder
eingesetzt, wobei die Grundfarbe bei der Färbung in das Leder eingedrungen
und sich dort an das Leder chemisch angebunden hat. Bei der Übertragung
des Zwischenträgers wird
der Farbstoff in das Leder eindringen und sich dort mit der Grundfarbe
und gegebenenfalls mit der Beize verbinden. Innerhalb der vom Farbstoff
bei der Übertragung
durchdrungenen Schicht des Leders wird eine Färbung hoher Gleichmäßigkeit
erzielt.
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Vorteilhafterweise
verbindet sich der Farbstoff mit der Grundfarbe und gegebenenfalls
mit der Beize reaktiv, wobei Farbstoffgruppen an vorhandene OH-Gruppen ankoppeln
Die Farbstoffe koppeln dabei an die OH-Gruppen zu einer dauerhaften
Verbindung, die insbesondere durch weitere Bestandteile der Beize
stabilisiert werden kann. Der Farbstoff ist mit dem Leder selbst
dauerhaft und ständig
verbunden, wobei gleichzeitig die natürliche Oberflächenbeschaffenheit
des Leders erhalten bleibt.
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Zur Übertragung
des Farbstoffs können
verschiedene Druckverfahren angewendet werden. Es bietet sich insbesondere
an, den Farbstoff mittels einer Walze aufzubringen. Dabei wird der
Farbstoff vom Tiefdruckzylinder auf einen Gummizylinder und von
diesem auf das Leder übertragen.
Die Druckform selbst wird geschont, weil sie nur auf den Gummizylinder
abdruckt. Der Gummizylinder passt sich im Übrigen der Oberflächenbeschaffenheit
des Leders an, so dass ein gleichmäßiger Farbübertrag erfolgen.
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In
einer Weiterbildung kann der Farbstoff auch mittels eines Flexodrucks
unter Verwendung des Zwischenträgers
aufgebracht werden. Dabei wird der Farbstoff von einem Tiefdruckzylinder
auf eine flexible Druckplatte aufgebracht, die dann den Farbstoff
auf das Leder überträgt. Auch
diese flexible Druckplatte passt sich den Oberflächenbeschaffenheiten des Leders
an, so dass ein Farbübertrag
mit hoher Qualität
erfolgt.
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Bevorzugt
wird der Farbstoff unter einer Druck- und/oder einer Temperaturbeaufschlagung mittels
Thermotransfer von dem Zwischenträger auf das Leder übertragen.
Bei diesem Verfahren löst
sich der Farbstoff infolge der Druck- und/oder Temperaturbeaufschlagung
von dem Zwischenträger
und wird gegebenenfalls unter Änderung
seines Aggregatszustands auf das Leder übertragen. Unabhängig von Schwankungen
in der Dicke des Leders und unabhängig von dem Narbenbild wird
aus diesem Grund der Farbstoff sicher und gleichmäßig auf
das Leder übertragen,
was zu einer hohen Farbegalität
führt.
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Zweckmäßigerweise
wird der Farbstoff durch die Druck- und/oder Temperaturbehandlung
in den gasförmigen
Zustand und/oder in ein Aerosol überführt und
auf diese Weise unabhängig
von der Beschaffenheit des Leders gleichmäßig auf dieses übertragen.
Hierdurch wird zugleich sichergestellt, dass der Farbstoff zumin dest
teilweise in das Volumen des Leders eindringt, so dass eine gute
Volumenfärbung
mit hoher Migrationsbeständigkeit
erzielt wird.
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Das Übertragen
des Farbstoffes auf das Leder mittels einer Druck- oder Temperaturbeaufschlagung
kann hierbei mit Hilfe einer beheizbaren Presse erfolgen, beispielsweise
einer Furnierpresse, wie sie aus der Holzverarbeitung bekannt ist.
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Als
Zwischenträger
kann neben den aufgeführten
Walzen des Tiefdruck- oder Flexodruckverfahrens insbesondere ein
Papier oder eine Kunststofffolie verwendet werden. Hiervon wird
sich insbesondere bei einer Druck- oder Temperaturbeaufschlagung
der Farbstoff leicht lösen.
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Als
Farbstoffe werden bevorzugt so genannte Beizenfarbstoffe verwendet,
die sich überraschend als
besonders gut geeignet herausgestellt haben. Unter Beizenfarbstoffe
werden dabei solche Farbstoffe verstanden, die sich nach einer Vorbehandlung des
zu färbenden
Substrates mit Metallsalzen oder Gerbstoffen unter Bildung von Metallhydroxiden über eine
Komplexverbindung dem Substrat dauerhaft anbinden. Ein solcher Beizenfarbstoff
ist beispielsweise ein Farbstoff, welcher zur Farbstoffgruppe der
Anthrachinone gehört.
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Der
Farbstoff kann insbesondere auch als ein Dispersionsfarbstoff verwendet
werden, wobei sich bei der Übertragung
das Lösungsmittel
verflüchtigt
oder verdampft und der in der Dispersion vorhandene Farbstoff auf
das Leder übertragen
wird. Insbesondere bei einer Temperatur- und/oder Druckbehandlung
wird der in der Dispersion vorhandene Farbstoff in den gasförmigen Zustand
und/oder in ein Aerosol überführt, wodurch
sich die bereits erwähnte Färbung des
Leders mit hoher Farbegalität
ergibt.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird als Farbstoff
ein so genannter Sublimationsfarbstoff verwendet. Ein derartiger
Farbstoff zeichnet sich dadurch aus, dass der Farbstoff bei einer
Temperaturbehandlung vom festen Aggretatszustand direkt in den gasförmigen Zustand überführt wird.
Derartige Farb stoffe eignen sich daher insbesondere zur Durchführung des
angegebenen Verfahrens mittels einer Temperaturbehandlung, wobei durch
die Temperaturbehandlung rasch der zur Färbung notwendige gasförmige oder
aerosolartige Zustand des Farbstoffs erreicht wird. Als Sublimationsfarbstoffe
können
beispielsweise die käuflich
erwerbbare Farbe BAFIXAN, einem Handelsprodukt der BASF, oder vergleichbare
Ausführungen
von anderen Herstellern verwendet werden.
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In
einer weiter bevorzugten Ausgestaltung ist der Farbstoff und/oder
die Beize derart aufgebracht, dass das gefärbte Leder auf der Oberfläche einen neutralen
pH-Wert von etwa 7 erhält.
Untersuchungen haben gezeigt, dass der pH-Wert des unigefärbten Leders
von Bedeutung für
die Stabilität
der reaktiven Verbindung zwischen dem Farbstoff und der Grundfarbe
ist. Wird der Farbstoff ohne Beachtung des pH-Wertes aufgebracht,
so stellt sich im Leder ein eher sauerer pH-Wert ein. Dies liegt
darin begründet,
dass im Handel befindliches Leder an sich einen saueren pH-Wert
im Bereich zwischen 3 und 4 hat. Ein sauerer pH-Wert kann sich jedoch
negativ auf die Stabilität
der reaktiven Verbindung, insbesondere auf die Stabilität der Bindung
mit OH-Gruppen, auswirken. Wird der Farbstoff und/oder die Beize
in einem alkalischen Bereich mit einem pH-Wert von etwa 7,5 bis
9 aufgebracht, so besitzt das gefärbte Leder auf der Oberfläche einen
in etwa neutralen pH-Wert. Hierdurch wird die Dauerhaftigkeit der
reaktiven Verbindung des Farbstoffs erhöht.
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Hinsichtlich ökologischer
Gesichtspunkte ist es sinnvoll, wenn als Farbstoff ein wasserlöslicher Farbstoff
verwendet wird.
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Für die Beize
ist es vorteilhaft, dieser Acrylate oder Polyacrylate beizufügen. Der
Mengenanteil der Acrylate und Polyacrylate an der Beize beträgt vorzugsweise
weniger als 40%. Die als Beize verwendete Flüssigkeit mit Acrylaten oder
Polyacrylaten ermöglicht
durch ihre chemische Zusammensetzung eine Reaktion mit dem Leder
sowie dem aufgebrachten Farbstoff und damit zusätzlich in einem insbesondere
umweltfreundlichen Verfahren eine beständige Färbung des Leders.
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Die
verwendete Beize kann auf das Leder gestrichen, gepinselt, gerakelt,
gerollt, gesprüht
oder anderweitig, beispielsweise durch Eintauchen, aufgebracht werden.
In der sich anschließenden
Trocknungs- und Aushärtungszeit
verteilt sich die Beize im Leder und verbindet sich mit der Lederoberfläche, ohne
jedoch deren Oberflächenstruktur,
etwa durch Bildung einer geschlossenen, ebenen Schicht, zu zerstören. Zusätzlich zur
Trocknung erfolgt die Aushärtung
der Beize im Leder, insbesondere durch eine Polymerisationsreaktion.
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Die
Trocknung des Leders kann insbesondere bevorzugt bei 100°C bis 150°C, insbesondere
bei etwa 130°C
erfolgen. Alternativ ist es auch möglich, die Trocknung bei Raumtemperatur
durchzuführen. Bei
den genannten höheren
Temperaturen dauert die Trocknung etwa 10 bis 60 Sekunden, insbesondere ca.
50 Sekunden bei 130°C.
Nach dieser Trocknung können
die mit der Beize behandelten Lederstücke bereits gestapelt werden.
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Die
Aushärtung
der Acrylate und Polyacrylate der Beize, wobei eine Polymer-Selbstvernetzung erfolgt,
dauert bei Temperaturen von ca. 130°C bis 170°C etwa 30 Sekunden bis 2 Minuten.
Die Trocknungs- und Aushärtungszeit
können
nahtlos ineinander übergehen,
wobei die Temperatur während
der Aushärtungszeit
nicht notwendigerweise höher
als während
der vorangehenden Trocknungszeit ist.
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Als
Beize wird bevorzugt eine wässrige
Dispersion verwendet, wobei die fertige Beize aus einem Beizenkonzentrat
gewonnen wird, welches mit Wasser verdünnt wird. Das Beizenkonzentrat
besteht dabei vorzugsweise aus 60 bis 90 Gew.-% Ethylacrylat und
10 bis 40 Gew.-% Butylacrylat. Dieses Konzentrat wird dann vor der
Anwendung im Verhältnis
1:3 bis 1:5 mit Wasser verdünnt.
Aufgrund von Polymerisationsreaktionen ist es nicht in jedem Fall
möglich, den
Feststoffanteil der fertigen Beize arithmetisch aus der Zusammensetzung
der Ausgangsstoffe zu bestimmen. Bei der in dem Verfahren bevorzugt
angewendeten Beize stellt sich ein Feststoffanteil von etwa 63%
ein. Der bevorzugte Feststoffanteil bewegt sich in einem Bereich
zwischen 30 und 70%.
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Die
verwendete Beize ist weiter vorzugsweise ölfrei und weist – abgesehen
von Wasser – keinerlei
anorganische Bestandteile, wie beispielsweise Chrom, Nickel oder
Silizium in für
die Wirkung der Beize relevanten Konzentrationen auf. Durch die
Verwendung einer Beize auf Wasserbasis wird das Verfahren auch hohen ökologischen
Aspekten gerecht.
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In
einer Weiterbildung des Verfahrens wird als abschließender Verfahrensschritt
eine Schutzschicht aufgebracht. Eine derartige Schutzschicht kann
insbesondere als eine wässrige
Dispersion selbst vernetzender Polymere aufgebracht werden. Durch
diese Selbstvernetzung kann eine dauerhafte Imprägnierung des Leders erzielt
werden.
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Die
weitere Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein unigefärbtes, zugerichtetes
Leder, welches nach dem vorbeschriebenen Verfahren hergestellt ist.
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Die
Erfindung wird anhand des folgenden Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Beispiel:
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Ein
gegerbtes Leder wird mit einem Metallkomplexfarbstoff unter üblichen
Bedingungen in einem rotierenden Faß grundgefärbt. Dabei diffundiert der
Farbstoff in das Leder und wird an diesen fest und dauerhaft chemisch
gebunden. Es werden hierbei die Fleisch- und Narbenseite sowie der
Lederquerschnitt dauerhaft gefärbt.
Die natürlich
gewachsenen Strukturen sowie mechanische Beschädigungen des Leders nehmen
den Farbstoff unterschiedlich stark auf. Insofern treten derartige
Merkmale des Leders heller oder dunkler gegenüber der übrigen Farbgebung auf.
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Auf
das grundgefärbte
Leder wird eine Beize in Form einer wässrigen Dispersion von Polyacrylaten
und Acrylaten aufgesprüht.
Nach einer Trocknungszeit von 50 Sekunden bei ca. 130°C wird mittels
eines Papiers als Zwischenträger
durch indirekten Tiefdruck bei leichtem Druck, bei einer Temperatur
von 250°C
und einer Einwirkdauer von 30 Sekunden auf das vorbehandelte Leder
ein Anthrachinon- Farbstoff
(z. B. der Sublimationsfarbstoff BAFIXAN der BASF) homogen aufgebracht
bzw. übertragen.
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Das
erhaltene Leder zeigt nach der Behandlung bei Erhalt der natürlichen
Haptik eine außergewöhnlich hohe
Farbegalität.
Farbvariationen sowie Flecken heller oder dunkler Farbgebung aufgrund natürlicher
Variationen in der Struktur des Leders sind kaum mehr erkennbar.
Die erzeugte Färbung
ist dauerhaft, abriebfest und von hoher Lichtbeständigkeit.