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Lederfärbeverfahren
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Es wurde gefunden, dass durch eine besondere Kombination von bestimmten
Farbstoffen mit bestimmten Hilfsmitteln, Leder aus wässrigem Medium hervorragend
durchgefärbt werden kann und dass das durchgefärbte Leder gegebenenfalls auch als
Substrat für weitere Färbungen dienen kann. Die Erfindung betrifft das entsprechende
Färbeverfahren und die Verwendung der gefärbten Leder als Substrat für weitere Färbungen
oder Drucke.
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Gegenstand der Erfindung ist also ein Verfahren zum Durchfärben von
gegerbtem Leder, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man das Leder mit wasserlöslichen
sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoffen aus wässrigem Medium in Gegenwart von farbstoffaffinen
Aufziehhilfsmitteln färbt.
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Als Leder, die im erfindungsgemässen Verfahren eingesetzt werden können,
eignen sich beliebige Ledersorten, wie sie üblicherweise aus wässrigem Medium gefärbt
werden, z.B. Narbenleder (beispielsweise Nappa aus Schaf, Ziege oder Rind und Boxcalf-
oder Rindboxleder), Veloursleder (beispielsweise Velours aus Schaf- oder Ziegenleder
und auch Huntingleder), Spaltvelours (z.B. aus Rind- oder gegebenenfalls auch Kalbhäuten),
Wildleder und Nubukleder; ferner auch Wollfelle und Pelzfelle (z.B. Pelzvelours).
Die Leder können beliebig gegerbt worden sein, z.B. vegetabil-, mineralisch-, synthetisch-
oder kombiniertgegerbt, z.B. chromgegerbt, zirkongegerbt oder aluminiumgegerbt.
Gewünschtenfalls können die Leder auch nachgegerbt und/ oder gefettet sein; zum
Nachgerben eignen sich beliebige, übliche Gerbmittel, wie sie zum Nachgerben üblicherweise
verwendet werden, z.B. mineralische, vegetabile und synthetische Gerbstoffe Ez.B.
Chrom-, Zirkonyl- oder Aluminiumderivate, Eichen-, Quebracho- oder Mimosaextrakte,
aromatische Syntane, Copolymere auf (Meth)acrylsäurebasis oder Harnstoff/Formaldehyd-Harzel.
Vor dem Färben können die Leder auch gefettet worden sein, wozu sich beliebige übliche
Fettungsmittel eignen, insbesondere wie sie Ublicherweise aus wässrigem Medium verwendet
werden, z.B. tierische, pflanzliche
oder mineralische Fette, Oele,
Harze oder Wachse und deren chemische Modifikationsprodukte, z.B. Hydrierungs-,
Oxydations-, Verseifungs- oder Sulfierungsprodukte von tierischen und pflanzlichen
Fetten und Oelen oder Ciilor}r:ngs- und/oder Sulfierungsprodukte von mineralischen
Fetten oder Oelen, sowie synthetische Fettungsmittel. Solche Lederfettungsmittel
sind z B. in F. Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie", Akademieverlaq
Berlin, 1967, 4. Auflage, im Kapitel 21, auf den Seiten 517-535, beschrieben; vorzugsweise
werden zum Fetten wässrige Fettlickeremulsionen verwendet, worin der Fettlicker
mit Hilfe eines Emulgators und/oder durch chemische Modifikation emulgiert ist.
Die Emulgatoren können nicht-ionogen, anionaktiv oder kationaktiv sein, je nach
Fettungsmittel und sind z.B. auch im genannten Werk von Stather beschrieben. Wird
das Leder vor dem erfindungsgemässen Färbeverfahren gefettet, so wird vorteilhaft
dazu ein nichtionogener oder besonders bevorzugt ein anionischer Fettlicker (vorzugsweise,
worin Fettungsmittel und/oder gegebenenfalls vorhandener Emulgator minßestens z.T.
sulfo- und/oder carboxygruppenhaltig sind) verwendet. Auf die im genannten Werk
von Stather genannten Fettungsmittel und Emulgatoren wird hier ausdrücklich Bezug
genommen. Besonders erwähnenswert sind die Verseifungs- und/oder Sulfierungsprodukte
(Sulfitierung, Sulfatierung oder Sulfonarung) von Talg, Tranen, Klauenöl, Olivenöl,
Rizinusöl, Rüböl, Leinöl, Kokosöl, Holzöl, Baumwollsamenöl, Sesamöl, Maisöl oder
Japantalg und deren Gemische mit den nicht-modifizierten Fetten oder Oelen und/oder
mit Wollfett, Bienenwachs, Ceresin, Mineralöl oder gegebenenfalls sulfonierten Paraffinen.
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D eder können verschiedener Stärke sein und es können sehr dünne Leder,
wie z.B. Buchbinderleder oder Handschuhleder (Nappa), Leder mittlerer Stärke, wie
z.B. Schuhoberleder, Bekleidungsleder und Leder für Handtaschen oder auch starke
Leder, wie Schuhsohlenleder, Polsterleder, Koffer leder, Riemenleder und Leder für
Sportartikel eingesetzt werden; gelegentlich können auch Woll- und Pelzfelle eingesetzt
werden. Vorteilhaft wird der pH-Wert des eingesetzten Leders nach dem Gerben und
vor dem erfindungsgemässen Färbeverfahren auf Werte im Bereich von 4-9 eingestellt
(das Leder wird "neutralisiert"), wobei je nach Stärke des Leders und Festigkeit
der Faserstruktur desselben ein optimaler pH-8ereich gewählt werden kann, so z.B.
für Narbenleder und starke Leder (Nubuk), pH-Werte im Bereich von
4-6,
für Veloursleder und Spaltvelours, sowie für sehr dünne Leder pH-Werte im Bereich
von 5-9, wobei für zwischengetrocknetes Veloursleder und zwischengetrocknetes Spaltvelours
die pH-Werte im Bereich von 6-9 schwanken können. Bevorzugt wird allerdings der
pH-Bereich bei neutralen bis schwachsauren Werten gehalten, bevorzugt innerhalb
4,5-7. Zur Einstellung des pH-Wertes des Leders können übliche Hilfsmittel verwendet
werden; für sauer-anfallende, gegerbte Leder kann der pH-Wert durch Zugabe entsprechender
üblicher Basen eingestellt werden, z.B. durch Zugabe von Ammoniak oder Ammoniumbicarbonat
oder von Alkalimetallsalzen schwacher Säuren. z.B.
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Natriumformiat, Natriumacetat, Natriumbicarbonat, Natriumcarbonat
oder Natriumbisulfit, darunter sind Natriumformiat und Ammoniak bevorzugt, wobei
Natriumcarbonat und -bicarbonat als Zweitbasen verwendet werden können, um den oberflächlichen
pH-Wert des Leders genau einzustellen. Bei der Nachgerbung, sofern eine solche durchgeführt
wird, wird der pH-Wert vorteilhaft im Bereich von 4-7 gehalten.
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Die erfindungsgemäss einzusetzenden wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen
Schwefel farbstoffe sind insbesondere sogenannte Bunte-Salze, wie sie z.B.
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in Venkataraman "The Chemistry of Synthetic Dyes", vol. VII, 1974,
Akademic Press, im Kapitel II (Seiten 35-68) definiert sind, vorzugsweise solche,
wie sie im Colour Index unter der Bezeichnung "Solubilized Sulphur Dyes" und "Condense
Sulphur Dyes" definiert sind, und im einzelnen auch wie dort unter diesen Bezeichnungen
aufgezählt sind. Sie können in den üblichen Handelsformen eingesetzt werden.
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Als farbstoffaffine Ausziehhilfsmittel kommen im allgemeinen beliebige
solche Hilfsmittel in Betracht, wie sie sonst beim Färben mit anionischen Farbstoffen
aus wässrigem Medium üblicherweise verwendet werden, vornehmlich hochoxäthylierte
und gegebenenfalls quaternierte tenside Fettamine oder Fettaminoalkylamine. Der
Fettrest in den Fettaminen bzw. Fettaminoalkylaminen ist vorteilhaft ein aliphatischer,
linearer Fettrest mit mindestens 12 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise Alkyl oder Alkenyl
mit 16-22 Kohlenstoffatomen; das Alkylenbrückenglied in den Fettaminoalkylaminen
enthält vorteilhaft 2-6 Kohlenstoffatome und ist vorzugsweise ein lineares Polymethylen,
insbesondere Aethylen, Propylen oder Hexamethylen, worunter Propylen besonders bevorzugt
ist. Der Oxäthylierungsgrad ist vorteilhaft mindestens so
hoch,
dass pro Mol Fettamin oder Fettaminoalkylamin mindestens 20 Mol Aethylenoxid angelagert
sind, vorzugsweise beträgt der Oxäthylierungsgrad 20-110, insbesondere bei quaternierten
Produkten 20-70, vorzugsweise 25-50 und bei nicht-quaternierten Produkten 50-110,
vorzugsweise 70-110. Durch die Quaternierung werden vorteilhaft Methyl- oder Aethylreste
eingeführt (vorzugsweise Methyl) und das Gegenion im quaternären Produkt ist am
einfachsten dasjenige, das dem Quaternierungsmittel entspricht, vornehmlich Methylsulfat,
Aethylsulfat oder ein Halogenid (Iodid, Bromid oder vorzugsweise Chlorid). Bevorzugte
farbstoffaffine Aufziehhilfsmittel entsprechen der durchschnittlichen Formel
worin R Alkyl oder Alkenyl mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen, q eine ganze Zahl von
2 bis 6, vorzugsweise 3, m, n und p je mindestens 1 und m + n + p 20 bis 110 bedeuten,
oder den Quaternierungsprodukten davon.
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Zur Quaternierung wird vorteilhaft mindestens eine Methyl- oder Aethylgruppe
eingeführt und das Gegenion ist vorteilhaft ein Methyl- oder Aethylsulfatanion oder
ein Halogenidion Einzelne erwähnenswerte Aufziehhilfsmittel sind die folgenden:
Talgfettaminopropylamin mit 30-35 Mol Aethylenoxid oxäthyliert und monoquaterniert
mit Dimethylsulfat, Talgfettaminopropylamin oxäthyliert mit 100 Mol Aethylenoxid,
Behenyl ami nopropyl ami n und/oder Arachidyl aminopropyl amin oxäthyliert mit 100-105
Mol Aethylenoxid. Vorzugsweise werden nicht-quaternäre Aufziehhilfsmittel für das
erfindungemässe Verfahren eingesetzt. Pro 100 Gewichtsteile wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen
Schwefel farbstoff werden vorteilhaft 5-100 Gewichtsteile, vorzugsweise 10-50 Gewichtsteile
des farbstoffaffinen Aufziehhilfsmittels eingesetzt.
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Die Färbung erfolgt in wässrigem Medium, vorteilhaft unter milden
Temperaturbedingungen, vorzugsweise im Temperaturbereich von 15-500C, insbesondere
im Bereich von 20-400C; der pH-Wert liegt vorteilhaft im Bereich von 3,5 bis 9,
vorzugsweise 5-8, wobei für Substrate mit einer festeren und kompakteren Faserstruktur
die niedrigeren pH-Werte bevorzugt sind (z.B. bei Rindboxleder) während für Substrate
mit weniger kompakter Faserstruktur die höheren pH-Werte bevorzugt werden (z.B.
für Spaltvelours) - analog wie weiter oben für die Leder-"Neutralisation" beschrieben
-; der pH im Lederschnitt beträgt dabei meistens niedrigere Werte als in der Flotte.
Die Farbstoffkonzentration kann in einer sehr breiten Spanne variieren und je nach
Substrat und gewünschtem Farbeffekt gewählt werden und liegt im allgemeinen vorteilhaft
im Bereich von 0,05-10%, bezogen auf das falzfeuchte Leder. Die optimale Auswahl
von Farbstoff, Hilfsmittel und Paramentern (Konzentration, Temperatur, pH, Färbedauer,
Flottenlänge), zur Erreichung einer optimalen Durchfärbung, kann durch einige Vorversuche
ermittelt werden.
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Nach der Behandlung mit dem wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoff
wird das Leder im Färbebad vorteilhaft noch mit einer Säure nachbehandelt und dazu
wird zweckmässig das Färbebad mit einer üblichen Säure, z.B. Salzsäure, Essigsäure
oder vorzugsweise Ameisensäure, auf pH-Werte im Bereich zwischen 2,5 und 5 angesäuert.
Das so behandelte Leder kann dann auf übliche Weise mit Wasser gewaschen oder gespült
werden und, nach dem Trocknen, auf übliche Weise fertiggestellt werden. Gewünschtenfalls
kann das so gefärbte Leder noch gefettet, wasserdicht ausgerüstet und/oder mit einem
elastischen Polymerbezug oder einem Glanz-topping ausgerüstet werden. Gewünschtenfalls
kann eine Fettung, insbesondere mit Sulfierungsprodukten von natürlichen Fetten
oder Oelen, auch gleichzeitig mit der Färbung mit dem wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen
Schwefelfarbstoff durchgeführt werden.
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Erfindungsgemäss können die Leder, insbesondere auch solche mittlerer
Stärke und sehr starke Leder (insbesondere solche deren Stärke l,Omm und mehr beträgt)
sehr gut und in hoher Farbausbeute durchgeführt werden und die Färbungen weisen
optimale Echtheiten auf.
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Die wie beschrieben gefärbten Leder eignen sich aber (im noch feuchten
oder auch getrockneten Zustand) mit besonderem Vorteil als Substrate für weitere
Färbungen oder Drucke und dazu sind vorteilhaft wasserlösliche insbesondere mittel-
bis hochaffine Lederfarbstoffe geeignet, welche anionischen oder auch basischen
bzw. kationischen Charakter haben können.
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Unter den anionischen Farbstoffen können insbesondere die als Lederfarbstoffe
und Wollfarbstoffe geeigneten sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoffe (wie oben
erwähnt), Azofarbstoffe und Metall komplexe von Azofarbstoffen erwähnt werden, wie
sie z.B. im C.I. unter Acid Dyes, Mordant Dyes, Solubilized und Condense Sulphur
Dyes und gegebenenfalls Direct Dyes bezeichnet sind. Als Farbstoffe mit basischem
bzw. kationischem Charakter eignen sich im allgemeinen beliebige solche Farbstoffe,
wie sie für das Färben von Leder üblicherweise eingesetzt werden (siehe auch Colour
Index: Basic Dyes), insbesondere auch hochaffine Metallkomplexfarbstoffe. Unter
den genannten Farbstoffen sind die wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoffe
und die wasserlöslichen kationischen Farbstoffe bevorzugt. Besonders bevorzugt sind
die kationischen Farbstoffe, vor allem solche, die im Durchschnitt mehr als 1 kationische
Ladung, vorzugsweise mindestens 1,3, insbesondere mindestens 1,5 kationische Ladungen
pro Farbstoffmolekül enthalten; auf die in den europäischen Patentanmeldungen 41
040 Al (insbesondere wie in Formel III oder IV davon definiert) und 92 520 A2 (insbesondere
wie in Formel II davon definiert, bevorzugt mit einem Rest der dortigen Formel (aa7)
im Moleküls enthaltenen Farbstoffe wird hier ausdrücklich Bezug genommen.
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Für die Ueberfärbung des durchgefärbten Leders mit den anionischen
oder kationischen Farbstoffen kann die entsprechende wässrige Farbstofflösung (gegebenenfalls
in Gegenwart üblicher Färbehilfsmittel) auf übliche Weise auf das Leder aufgebracht
werden, z.B. durch Aufsprühen oder Aufstreichen oder besonders bevorzugt durch eine
weitere Ausziehfärbung in einem entsprechenden Färbebad. Für das Ueberfärben des
durchgefärbten Leders in solchen Färbebädern können an sich übliche Färbebedingungen
eingehalten werden, insbesondere 0,02-2% Farbstoffkonzentration, bezogen auf das
Gewicht des falzfeuchten Substrats und Färbetemperaturen im Bereich von Raumtemperatur
(= 20°C) bis 700C, vorteilhaft im Bereich
von 40-600C. In einer
besonderen Ausbildung des erfindungsgemässen Verfahrens wird das mit einem basischen
Farbstoff überfärbte Material mit einem wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen Schwefel
farbstoff, wie oben beschrieben, weiter überfärbt. Für die zweite Ueberfärbung kann
die Farbstoffkonzentration auch höher sein als für die erste, z.B. bis zu 4% bezogen
auf falzfeuchtes Leder; mit Konzentrationen im Bereich von 0,02 bis 2% werden aber
auch schon sehr gute Resultate erzielt.
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Die uberfarbten Leder konnen wie bereits oben erwahnt fertiggestellt
werden und gewunschtenfalls nachgefettet, wasserdicht ausgerustet und/oder gegebenenfalls
mit einem speziellen Topping z.B. glanzausgerustet und/oder wasser- und/oder scheuerfest
ausgerustet werden. Fur die abschliessende Fettung kennen auch Phosphorsaurepartialester
gegebenenfalls oxathylierter hoher Fettalkohole eingesetzt werden, z.B. wie in der
DE-OS 32 30 925 beschrieben; ftir spezielle Toppings konnen z.B. hartbare Lacke,
wie z.B. in der DE-OS 32 40 279 beschrieben, oder hartbare wasserlosliche Polyurethane
eingesetzt werden. Wird vor der Ueberfarbung mit einem basischen Farbstoff das durchgefarbte
Leder gefettet, dann kennen ausser den genannten Fettungsmitteln auch kationaktiv-emulgierte
Fettlicker dazu verwendet werden.
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In einer Abänderung des erfindungsgemässen Verfahrens zum Durch-
und Ueberfärben kann das Leder, insbesondere sehr dünnes Leder, auch ohne das farbstoffaffine
Hilfsmittel mit dem wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen Schwefel farbstoff in der
ersten Färbestufe gefärbt werden. Zum Ueberfärben werden in diesem Fall vorzugsweise
basische bzw. kationische Farbstoffe verwendet. Die Verfahrensweise mit dem farbstoffaffinen
Hilfsmittel ist aber bevorzugt.
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Mit der erfindungsgemässen Kombination von Durchfärbung und Ueberfärbung
kann eine Vielzahl von Farbeffekten erreicht werden; besonders interessant ist die
tongleiche Ueberfärbung des durchgefärbten Leders, insbesondere mit sogenannten
Sandwichfärbungen, wodurch oberflächliche Schäden, die durch den Gebrauch des Leders
eintreten können, soweit wie möglich unsichtbar bleiben. Die Färbeverfahrensvariante
mit zwei Ueberfärbungen, wie oben definiert - d.h. insbesondere eine erste tongleiche
Ueberfärbung mit
einem kationischen Farbstoff wie oben definiert und eine zweite tongleiche Ueberfärbung
mit einem wasserlöslichen sulfogruppenhaltigen Schwefelfarbstoff, vorzugsweise mit
dem gleichen wie für die Durchfärbung verwendet - liefert Färbungen besonders hoher
Qualität und ist entsprechend vor allem für Leder hoher Qualität, wie Bekleidungs-
und Polsterleder, angezeigt.
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Bei dem Durchfärben von Wollfellen und Pelzfellen kann es bei einigen
Schwefelfarbstoffen vorkommen, dass nur das Leder durchgefärbt wird, während das
Haar nur leicht angefärbt wird; wenn es in solch einem Fall gewünscht ist, das Haar
im gleichen Ton wie das Leder zu färben, kann dies erfindungsgemäss dadurch erreicht
werden, dass ein entsprechender wolleaffiner Farbstoff für die Ueberfärbung verwendet
wird.
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Die erfindungsgemäss erhältlichen Färbungen und insbesondere Ueberfärbungen
zeichnen sich durch optimale Echtheiten aus, wie sie mit den entsprechenden zum
Färben bzw. zum Ueberfärben von Leder verwendeten Farbstoffen erreichbar sind und
können diese sogar übertreffen, wenn zum Ueberfärben ein basischer Farbstoff verwendet
wird, und besonders wenn in einer zweiten Ueberfärbung ein wasserlöslicher, sulfogruppenhaltiger
Schwefel farbstoff, wie oben definiert, verwendet wird. Besonders erwähnenswert
sind Nassechtheiten wie Schweissechtheit, Waschechtheit, Nassreibechtheit und Wassertropfenechtheit
und weitere Echtheiten wie Lichtechtheit, Trockenreinigungsechtheit, Trockenreibechtheit,
Migrationsechtheit auf Weich-PVC und Acetonechtheit.
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In den folgenden Beispielen bedeuten die Prozente Gew.% und, soweit
es nicht um die Konzentration von Lösungen geht, sind die Prozente alle auf das
eingesetzte Substrat (dh., wenn nicht anders angegeben, auf falzfeuchtes Leder)
bezogen; die Farbstoffkonzentrationen sind als Konzentration Aktivsubstanz angegeben.
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Beispiel la (Fassfärbung) 2,2mm dickes reinchromgegerbtes Rindleder
wird in 150% Wasser mit 0,5% Natriumformiat und 0,8% Natriumbicarbonat auf pH 4,5
bis 5,5 gestellt
und das Bad wird abgelassen. Zur Nachgerbung werden
150% Wasser, 4% Relugan RE (ein Poly(meth)acrylat-Harz der Firma BAYER AG], 3% Mimosaextrakt
und 1% Di-(sulfonaphthyl)-methan (Dispergator) zugegeben und es wird 40 Minuten
bei 350C nachgegerbt; danach wird das Bad agbelassen und das Leder mit 150% Wasser
und 10% Fettstoffen (7,5% sulfitiertes Fischöl, 2% sulfatiertes Kokosöl und 0,5%
Klauenöl) 90 Minuten lang gefettet und dann mit 1% Ameisensäure angesäuert und 30
Minuten weiterbehandelt. Das Bad wird abgelassen und das Leder wird mit 150% Wasser,
1,8% C.I. Solubilized Sulphur Black 1 und 2% eines farbstoffaffinen Aufziehhilfsmittels
der Formel (I), worin R ein Gemisch aus Behenyl und Arachidyl ist, q 3 bedeutet
und die Summe m + n + p = 105 ist, bei 250C 120 Minuten lang gefärbt, wonach die
Durchfärbung erreicht ist; danach wird mit 100% Wasser und allmählich mit 3% Ameisensäure
(85%mg) angesäuert und 60 Minuten lang bei 5O0C weiterbehandelt. Das Bad wird abgelassen-
und das Leder mit 300% Wasser 5 Minuten bei 500C gewaschen.
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Das Leder wird hängend getrocknet und auf übliche Weise fertiggestellt.
Es ist regelmässig schwarz durchgefärbt.
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Beispiel lb Man verfährt wie im Beispiel la bis zum 5-minütigen Waschen
mit 300% Wasser; danach wird das Bad abgelassen und anschliessend wird das Leder
mit 200% Wasser und 0,5% des Farbstoffes vom Beispiel 35a der EP 92520 A2 20 Minuten
bei 5O0C gefärbt. Nach dieser Zeit wird das Leder gespült, getrocknet und wie üblich
fertiggestellt.
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Das so gefärbte Leder ist schwarz durchgefärbt und schwarz überfärbt
und weist sehr hohe Echtheiten auf.
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Beispiel 2a (Fassfärbung) 2,2mm dickes reinchromgegerbtes Rindleder
wird in 200% Wasser bei 40"C mit 1% Natriumformiat 20 Minuten lang behandelt. Danach
werden 1% Natriumsulfit und 0,2% Natriumbicarbonat zugegeben und es wird 45 Minuten
bei
400C weiterbehandelt ("neutralisiert"). Es stellt sich ein
pH-Wert von 4,8 bis 5 im Lederschnitt ein. Das Bad wird abgelassen und das Leder
wird mit 300% Wasser 10 Minuten bei 400C gespült. Danach wird das Bad abgelassen
und das Leder mit 100% Wasser, 2% CJ. Solubilized Sulphur Black 1 und 2% eines farbstoffaffinen
Aufziehhilfsmittels der Formel (I), worin R ein Gemisch aus Behenyl und Arachidyl
ist, q 3 bedeutet und die Summe m + n + p = 105 ist, bei 400C 360 Minuten lang gefärbt,
wonach die Durchfärbung erreicht ist. Anschliessend wird mit 100% Wasser, 3% Relugan
RE und 5% Fettstoffen (sulfitiertes Fischöl) 45 Minuten lang bei 400C gefettet -
danach wird mit 100% Wasser und allmählich mit 2% Ameisensäure (85%-ig) angesäuert
und 30 Minuten lang bei 400C weiterbehandelt. Das Bad wird abgelassen und das Leder
mit 300% Wasser 5 Minuten bei 250C gewaschen und wie üblich fertiggestellt.
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Beispiel 2b Man verfährt wie im Beispiel 2a bis zum 5-minütigen Waschen
mit 300% Wasser; danach wird das Bad abgelassen und anschliessend wird das Leder
mit 200% Wasser und 0,5% des Farbstoffes vom Beispiel 35a der EP 92520 A2 20 Minuten
bei 500C gefärbt. Nach dieser Zeit wird das Leder gespült, getrocknet und wie üblich
fertiggestellt.
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Das so gefärbte Leder ist schwarz durchgefärbt und schwarz überfärbt
und weist sehr hohe Echtheiten auf.
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In der folgenden Tabelle sind weitere Beispiele von erfindungsgemässen
Färbungen angeführt, die analog den obigen Beispielen la und lb durchgeführt werden,
wobei die Beispiele 3a, 4a, 5a, 6a, 7a, 8a und 9a analog Beispiel la durchgeführt
sind und die Durchfärbung mit dem entsprechenden Schwefel farbstoff beinhalten,
während die Beispiele 3b, 4b, 5b, 6b, 7b, 8b und 9b die zusätzliche Ueberfärbung
mit dem kationischen Farbstoff, analog Beispiel lb, beinhalten.
Farbton der |
Beispiel Schwefelfarbstoff Konzen- kationischer Farbstoff Konzen-
Durchfärbung |
(Colour Index So- tration der EP 41 040 A1 tration und der |
lubilized Sulphur % Ueberfärbung |
3a + 3b Brown 14 1,8% von Beispiel 128 der EP 41040 0,5% Schwarzbraun |
4a + 4b Red 6 1,8% von Beispiel 139 der EP 41040 0,5% Rotbraun |
5a + 5b do. 1,8% von Beispiel 141 der EP 41040 0,5% Rotbraun |
6a + 6b Brown 10 1,8% von Beispiel 151 der EP 41040 0,5% Goldgelb |
7a + 7b Brown 14 1,8% von Beispiel 154 der EP 41040 0,5% Olivebraun |
8a + 8b do. 1,8% von Beispiel 157 der EP 41040 0,5% Braun |
9a + 9b Brown 10 1,8% von Beispiel 157 de r EP 41040 0,5% Braun |
Beispiel 10 (Fassfärbung) 1,8 mm dickes reinchromgegerbtes Kalbleder
wird im 100% Wasser mit 0,8% Natriumformiat 15 Minuten lang und dann mit 0.8% Natriumbicarbonat
35 Minuten lang bei 350C auf pH 4,5 bis 5,5 gestellt. Das Bad wird abgelassen und
das Leder wird mit 150% Wasser und 2% eines farbstoffaffinen Aufziehhilfsmittels
der Formel (I), worin R ein Gemisch aus Behenyl und Arachidyl ist, q 3 bedeutet
und die Summe m + n + p = 105 ist, bei 250C 15 Minuten vorbehandelt; danach wird
mit 200% Wasser, 2% C.I. Solubilized Sulphur Blue 11 und 3% Fettstoffen (2% sulfitiertes
Fischöl und 1% sulfatiertes Kokosöl) 45 Minuten lang gefärbt und gefettet, wonach
die Durchfärbung erreicht wird; dann wird mit 1% Ameisensäure angesäuert und 30
Minuten weiterbehandelt. Das Bad wir abgelassen und das Leder wird mit 200% Wasser
von 500C und 0,5% C.I. Solubilized Sulphur Blue 11, 30 Minuten lang bei 500C überfärbt,
danach mit 1% Ameisensäure angesäuert und 20 Minuten lang weiterbehandelt. Das Bad
wird abgelassen und das Leder gespült und wie üblich fertiggestellt. Die erhaltene
Färbung weist optimale Echtheiten auf.
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Beispiel 11 (Fassfärbung) (Die Prozente beziehen sich auf das Trockengewicht)
1,6mm dickes chromgegerbtes, synthetisch nachgegerbtes Spaltleder wird mit 200%
Wasser von 400C, 3% Ammoniak, 2% des gleichen farbstoffaffinen Aufziehhilfsmittels
der Formel (I) wie im Beispiel 1 und 0,8% C.I. Solubilized Sulphur Red 6, 60 Minuten
lang bei 400C gefärbt. In das gleiche Bad werden alsdann 400% Wasser von 50°C mit
2% sulfatiertem Kokosöl zugegeben. Nach einer Behandlung von 20 Minuten wird das
Leder mit 1,5% Ameisensäure angesäuert und 30 Minuten weiterbehandelt. Dann wird
das Bad abgelassen. Danach wird das Leder mit 600% Wasser von 500C, 0,24% des roten
Farbstoffes der Formel
und 1% Ameisensäure, 60 Minuten lang bei 5O0C gefärbt. Das Bad
wird dann abgelassen und das Leder gespült und wie üblich fertiggestellt.
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Die erhaltene Färbung weist optimale Echtheiten auf.
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Beispiel 12 Man verfährt analog wie im Beispiel 11 beschrieben, setzt
aber, anstelle von C.I. Solubilized Sulphur Red 6, C.I. Solubilized Sulphur Blue
11 und anstelle des roten Farbstoffes der Formel (1), den blauen Farbstoff der Formel
ein. Die erhaltene Färbung weist optimale Echtheiten auf.
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Beispiel 13 Man verfährt wie im Beispiel 12 beschrieben, setzt aber
anstelle des blauen Farbstoffes der Formel(2), 0,16% des türkisen Farbstoffes der
Formel
und 0,08% des schwarzen Farbstoffs von Beispiel 35a der EP 92520 A2 ein.
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Die erhaltene Färbung weist optimale Echtheiten auf.
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Beispiel 14 Man verfährt wie im Beispiel la und lb beschrieben, setzt
aber im Beispiel la anstelle von C.I. Solubilized Sulphur Black 1, C.I. Solubilized
Sulphur Yellow 23 ein und setzt im Beispiel lb anstelle des Farbstoffes vom Beispiel
35a EP 92520 A2 den gelben Farbstoff der Formel
oder den gelben Farbstoff der Formel
ein. Man erhält gelb durchgefärbtes und überfärbtes Leder optimaler Echtheiten.
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Beispiel 15 Man verfährt wie im Beispiel 14, setzt aber anstelle von
C.I. Solubilized Sulphur Yellow 23, C.I. Solubilized Sulphur Orange 5 zum Durchfärben
und anstelle des Farbstoffes der Formel (4) oder (5) den orangen Farbstoff der Formel
zum Ueberfärben ein. Man erhält ein orange durchgefärbtes.und überfärbtes Leder
optimaler Echtheiten.
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Beispiel 16 Man verfährt wie im Beispiel 11 beschrieben, setzt aber
anstelle von C.I.
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Solubilized Sulphur Red, 1% C.I. Solubilized Sulphur Black und anstelle
vom Farbstoff der Formel (1), den Farbstoff vom Beispiel 35a den EP 92520 A2 ein.
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Beispiel 17 Man verfährt wie im Beispiel 16 beschrieben, nach dem
Spülen wird zusätzlich noch im 200% Wasser mit 0,5% C.I. Solubilized Sulphur Black
1, 30 Minuten bei 500C überfärbt, danach mit 1% Ameisensäure angesäuert und 20 Minuten
lang weiterbehandelt. Das Bad wird abgelassen und das Leder wird gespült, getrocknet
und wie üblich fertiggestellt. Man erhält ein schwarz durchgefärbtes und überfärbtes
Leder hervorragender Echtheiten.
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Beispiel 18 (Soweit es nicht um Lösungskonzentrationen geht, beziehen
sich die Prozente auf das Trockengewicht des Leders.) (Fassfärbung) Schaffnappa-Crust
(0,8 mm dick) wird in 100% Wasser bei 5O0C mit 2%igem Ammoniak und 0,5% Octylphenoldecaglykoläther
60 Minuten lang aufgewalkt.
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Danach wird das Bad abgelassen. Anschliessend wird das Leder mit 800%
Wasser bei 500C und 2% eines Fettstoffes (sulfatiertes Kokosöl), 10 Minuten lang
behandelt. Danach werden 2% C.I. Solubilized Sulphur Black 1 zugegeben und es wird
bei 500C, 60 Minuten lag gefärbt. - Dann wird das Bad allmählich mit 3% 85%iger
Ameisensäure angesäuert und 30 Minuten lang weiterbehandelt. Das Bad wird abgelassen
und anschliessend wird das Leder mit 600% Wasser und 1% des Farbstoffes vom Beispiel
35a den EP 95420 A2, 20 Minuten bei 500C überfärbt. Nach dieser Zeit wird das Leder
gespült und wie üblich fertiggestellt. Das so gefärbte Leder ist schwarz durchgefärbt
und schwarz überfärbt und weist sehr hohe Echtheiten auf.