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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verringerung von Mikrofarbstreifen
bei der Herstellung eines Druckprodukts in einer Druckmaschine,
die wenigstens ein Farbwerk umfasst, dessen Betriebszustand mit
einer Anzahl von einstellbaren Parameter beeinflussbar ist, wobei
die Druckmaschine im Fortdruck betrieben wird.
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Langsamer,
stetiger Farbaufbau in einem Farbwerk eine Druckmaschine im stationären Betrieb kann
zu feinen streifenförmigen
Strukturen oder Muster auf den Farbwalzen führen. Im Zusammenspiel mit
der Rasterung der Farbauszüge
im Rasterdruck können
die streifenförmigen
Strukturen einen unerwünschten
Moiré-Effekt
bewirken, so dass eine qualitätsmindernde
Auswirkung auf ein Druckprodukt resultiert. Aufgrund ihrer Größenordnung
im Vergleich zu Dimensionen der Druckmaschine, der Komponenten des
Farbwerks und des Druckproduktes werden die streifenförmigen Strukturen
im Allgemeinen als Mikrostreifen oder Mikrofarbstreifen bezeichnet.
Als hypothetische Ursache für
die Mikrostreifen wird angenommen, dass diese in einem auslaufenden
Walzenspalt entstehen, wo sich die Farbe nicht homogen, sondern
aufgrund einer Störungsinstabilität mit einer
bestimmten Teilung spaltet. Durch Interferenz mit der Rasterwinkelung
oder durch Mehrfachüberrollung
an den Reibwalzen können
die Streifen in unterschiedlichen Winkeln und mit unterschiedlichen Teilungen
im Druckbild sichtbar werden.
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Geläufigerweise
wird diesem Problem beispielsweise mit dem Einsatz von so genannten
Hannecard Walzen, das heißt
rauen Walzen, welche eine Zerstörung
des Streifenmusters bewirken, oder mit Zusätzen in der Druckfarbe zur
Veränderung
deren rheologischen Eigenschaften begegnet. Auch kann mit der Wahl
möglichst
unempfindlicher Rasterungen versucht werden, eine Moiré Bildung
zu verhindern.
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Des
Weiteren wird versucht, die Farbwerkseinstellungen, insbesondere
den Hub von Verreiberwalzen, derart als Gegenmaßnahme zu modifizieren, dass
die Streifenbildung minimiert ist. Alle genannten Maßnahmen
haben aber in der Praxis massive Anwendungseinschränkungen.
In Bezug auf Modifikationen von Farbwerkseinstellungen ist festzuhalten, dass
diese gerade für
die Herstellung des gewünschten
Druckprodukts zu optimieren sind, wobei die optimalen Einstellungswerte
nicht zwangsläufig
auch die Streifenbildung minimieren.
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In
diesem Zusammenhang sei festgehalten, dass beispielsweise aus dem
Dokument
DE 195 42 158
A1 ein einstellbares Farbwerk bekannt ist, welche eine
Mehrzahl von changierenden Walzen (Verreiber) aufweist. Das Farbwerk
verfügt über eine Steuerung,
mit welcher der Verreibereinsatzzeitpunkt, der Verreiberhub und
die Verreibergeschwindigkeit eingestellt werden können.
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Kurz
gesagt, im stationären
Betriebszustand einer Druckmaschine, insbesondere während des Fortdrucks,
können
Mikrofarbstreifen auftreten und im Druckbild auf einem Druckprodukt
sichtbar werden.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, dem Auftreten von Mikrofarbstreifen
auf Druckprodukten entgegenzutreten.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein
Verfahren zur Verringerung von Mikrofarbstreifen bei der Herstellung
eines Druckprodukts in einer Druckmaschine mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1
gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen charakterisiert.
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Im
erfindungsgemäß Verfahren
zur Verringerung von Mikrofarbstreifen bei der Herstellung eines Druckprodukts
in einer Druckmaschine, die wenigstens ein Farbwerk umfasst, dessen
Betriebszustand mit einer Anzahl von einstellbaren Parameter beeinflussbar
ist, wird die Druckmaschine im Fortdruck, insbesondere in einem
stationären
Betriebszustand der Druckmaschine beziehungsweise des Farbwerks,
betrieben. Dabei wird wenigstens einer der Anzahl von Parametern
während
des Betriebes der Druckmaschine langsam verändert, so dass der Aufbau von
Mikrostrukturen der Druckfarbe im Farbwerk verhindert wird, ohne
eine Veränderung
der Färbung des
Bildes des Druckprodukts, insbesondere der Färbungsverteilung einer Farbe über der
Fläche
des Druckprodukts und/oder des Passers zwischen einzelnen Farbauszügen beim
Mehrfarbendruck, über einer
Toleranzgrenze (für
eine maximal zulässige oder
akzeptable Veränderung)
zu bewirken.
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Unter
einer Verringerung ist insbesondere auch eine Vermeidung oder vollständige Reduktion (bevorzugt)
der Mikrofarbstreifen zu verstehen. Die Druckmaschine kann eine
Offsetdruckmaschine sein. Das Farbwerk kann ein Feuchtwerk umfassen. Das
Farbwerk umfasst nicht den Druckformzylinder und auch nicht gegebenenfalls
existierende weitere entlang des Farbflusses bis zum Druckprodukt
dem Druckformzylinder nachgeordnete Zylinder, beispielsweise einen
Umdruckzylinder oder einen Gummituchzylinder. Das Farbwerk kann
ein Offsetfarbwerk sein. Das Druckprodukt kann insbesondere ein Druckbogen
oder eine Signatur sein. Die Veränderung
kann insbesondere eine Verstellung oder eine Variation des Wertes
des Parameters sein. Die Veränderung
des Parameters kann mittels eines auf einen den Parameter beeinflussenden
Teil des Farbwerks einwirkenden Stellelementes, insbesondere eines
angetriebenen Stellelementes, erfolgen. Für den durch diese Offenbarung
angesprochenen Fachmann ist unmittelbar klar, dass die für eine Veränderung
zur Verfügung
stehenden Parameter und die aus einer Veränderung einzelner Parameter
resultieren Auswirkungen von der Art und Ausführung des Farbwerks abhängen, aber
für jedes
Farbwerk eindeutig definiert sind. Des Weiteren ist für den Fachmann
klar, dass die konkrete Ausprägung
der Mikrofarbstreifen, insbesondere die Zeitkonstante für deren
Bildung, ebenfalls von der Art und Ausführung des Farbwerks abhängt, aber
für jedes
Farbwerk eindeutig bestimmbar ist. Die Toleranzgrenze kann insbesondere
ein Kriterium für
die menschliche Wahrnehmung eines Farbeindrucks, beispielsweise
eine maximale ΔE
Schwelle sein.
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Es
wurde beobachtet, dass das Auftreten von Mikrofarbstreifen im Druck
erst nach mehreren hundert bis tausend Druckabzügen eine bezüglich der
Sichtbarkeit störende
Grenze erreicht. Mit anderen Worten, die als Mikrofarbstreifen sichtbaren Farbanhäufungen
bauen sich erst über
viele Druckprodukte beziehungsweise Maschinenumdrehungen auf. Wird
nunmehr beim Auftreten dieser Mikrofarbstreifen der wenigstens eine
Parameter des Farbwerks verändert,
so wird der Aufbau der feinen Strukturen gestört beziehungsweise die existierenden
Strukturen werden wieder abgebaut. Der Vorgang kann von neuem beginnen,
aber gegebenenfalls andere Ausprägungen
haben. Es kann wiederum viele Druckabzüge dauern, bis Mikrostreifen
unter anderen Winkeln wieder sichtbar werden. Eine langsame Veränderung
eines Parameters bezieht sich insbesondere auf die verstrichene
Zeit zwischen einer Einstellung des Parameters zu einer nächsten und/oder
auf die Zeitdauer, in welcher sich der Wert des Parameters signifikant ändert. Die
Zeit soll lang im Vergleich zur benötigten Zeit zur Herstellung
eines Druckprodukts (Maschinentakt) sein. Insbesondere kann die
(differenzierbare) Funktion des Wertes des Parameters in Abhängigkeit
der Zeit eine kleine erste Ableitung nach der Zeit aufweisen. Die
erste Ableitung kann beschränkt
sein.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
ist es bevorzugt, wenn der veränderte
Parameter die Phasenlage einer Verreiberwalze – kurz auch als Verreiber bezeichnet – des Farbwerks
ist. Eine Verreiberwalze ist eine Walze, welche im Wesentlichen
entlang ihrer Achse oszillieren oder changieren kann, so dass insbesondere
Einfluss auf die laterale Farbverteilung genommen werden kann. Die
Veränderung
der Phasenlage des Verreibers kann mittels eines auf die Verreiberwalze
wirkenden Stellelementes im Farbwerk erfolgen. Das Stellelement
kann einen Antrieb aufweisen. Die Phasenlage ist auf den Maschinenwinkel
oder den Maschinentakt bezogen. Die Phasenlage entspricht dem Einsatzzeitpunkt
der Verreibung. Beispielsweise kann das erfindungsgemäße Verfahren
in einem Farbwerk ausgeführt
werden, dessen Steuerung Merkmale, wie im Dokument
DE 195 42 158 A1 beschrieben,
aufweist.
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Bekanntermaßen hat
die Phasenlage der Verreiberwalze Einfluss auf den Farbabfall in
Richtung der Drucklänge,
auf klassische Streifenbildung und auf das Schablonieren. Ausgehend
von diesem Kenntnisstand hat der Fachmann keine Veranlassung eine
Veränderung
der Phasenlage im Betrieb des Farbwerks der Druckmaschine, wie es
in dieser bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
vorgesehen ist, zuzulassen, da er eine einmal aufgefundene vorteilhafte
Parametereinstellung nicht kompromittieren möchte.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
zur Verringerung von Mikrofarbstreifen kann die langsame Veränderung
schrittweise oder kontinuierlich erfolgen. Insbesondere kann die
langsame Veränderung
systematisch erfolgen. Eine schrittweise Veränderung, auch als stufenweise
bezeichnet, kann insbesondere vorteilhaft zum Einsatz gelangen,
wenn große
Periodenlängen
für eine
langsame Veränderung
notwendig sind, so dass die Belastung der Antriebe der Stellelemente
reduziert wird, indem ein Dauerbetrieb vermieden wird.
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Des
Weiteren oder alternativ dazu kann im erfindungsgemäßen Verfahren
die langsame Veränderung
ständig
während
des Betriebes der Druckmaschine im Fortdruck, insbesondere während der Druckproduktion
eines Fertigungsloses, erfolgen. Anders ausgedrückt, ein Betrieb im Fortdruck
umfasst notwendigerweise die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird überwacht,
ob Mikrofarbstreifen entstehen, und die langsame Veränderung
wird vorgenommen, sobald das Auftreten von Mikrofarbstreifen festgestellt
worden ist. Mit anderen Worten das erfindungsgemäße Verfahren kann den Schritt
umfassen, dass das Auftreten von Mikrostreifen, insbesondere während des
Fortdrucks, festgestellt oder gemessen wird.
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In
einzelnen Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
können
ein oder mehrere Parameter verändert
werden. Die Menge der Parameter kann insbesondere die Parameter
Verreiberwalzenphasenlage, Verreiberwalzenhub, Einstellung der Walzenpressung,
Druckgeschwindigkeit, Changieren der Farbauftragswalzen, Einstellung
von Schlupfverhältnissen
zwischen Walzen und Differenzgeschwindigkeit bezüglich einer Feuchtauftragswalze
(so genannter Variobetrieb) umfassen. Es kann sich auch um Untermengen
dieser angegebenen Menge handeln.
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Es
ist bevorzugt, wenn im erfindungsgemäßen Verfahren die langsame
Veränderung
zyklisch erfolgt. Insbesondere kann die Periode der langsamen zyklischen
Veränderung
in der Größenordnung (Zehnerpotenz)
der Zeitkonstante des Aufbaus von Mikrostrukturen im Farbwerk liegen.
Dabei kann die Periode im Wesentlichen gleich der Zeitkonstante oder
geringfügig
kürzer
bis zur halben Zeitdauer sein. Eine zyklische Veränderung
um einen Durchschnitts- oder Mittelwert des Parameters kann auch
als Modulation bezeichnet werden.
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Wenn
das Farbwerk eine Mehrzahl von changierenden Walzen, insbesondere
Verreiberwalzen, aufweist, wobei gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
wenigstens ein Parameter des Farbwerks verändert wird, wird bevorzugt
die Phasenlage derjenigen einen oder mehreren changierenden Walzen
langsam verändert,
welche möglichst
wenige nachgeordnete Walzen im Farbfluss bis zum Druckformzylinder
aufweisen. Dabei kann insbesondere vorgesehen werden, dass vorgeordnete
Verreiberwalzen, beispielsweise eine direkt einer Heberwalze nachgeordnete
Verreiberwalze, keine erfindungsgemäße Veränderung der Phasenlage während des Fortdrucks
erfahren.
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In
einer vorteilhaften Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
erfolgt die langsame Veränderung
des Parameters mit kleiner Amplitude um den für den Fortdruck vorgesehen
Wert des Parameters. Insbesondere für den Fall der Veränderung der
Phasenlage einer Verreiberwalze kann die Spanne der Phasenverstellung
klein gegenüber
360 Grad Maschinenwinkel sein.
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Im
Zusammenhang des erfinderischen Gedankens steht auch eine Druckmaschine
mit wenigstens einem einstellbaren Farbwerk und einer Steuerungseinrichtung
für das
Farbwerk. Erfindungsgemäß weist
die Steuerungseinrichtung einer derartigen Druckmaschine in einer
Rechnereinheit oder einer Speichereinheit ein Computerprogramm auf,
das wenigstens einen Abschnitt umfasst, mit welchem wenigstens ein
Stellelement des Farbwerks mit einem Verfahren mit Merkmalen oder
Merkmalskombinationen gemäß dieser
Darstellung ansteuerbar ist. Mit anderen Worten, die Steuerungseinrichtung
einer erfindungsgemäßen Druckmaschine
kann ein Computerprogramm umfassen, welches das erfindungsgemäße Verfahren
ausführt.
Das Computerprogramm kann das Steuerungsprogramm der gesamten Druckmaschine
sein.
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Die
Druckmaschine kann insbesondere eine Offsetdruckmaschine sein. Die
Druckmaschine kann eine Bogendruckmaschine oder eine Rollendruckmaschine
sein. Die Druckmaschine kann eine Mehrfarbendruckmaschine sein.
Eine Bogendruckmaschine kann einen Anleger, mehrere Druckwerke,
insbesondere vier, fünf,
sechs, acht, zehn oder zwölf
Druckwerke, und einen Ausleger aufweisen. Des Weiteren kann die
Bogendruckmaschine auch ein Veredelungswerk, wie ein Lackwerk, ein
Stanzwerk, ein Folienprägewerk
oder dergleichen aufweisen.
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Weitere
Vorteile und vorteilhafte Ausführungsformen
und Weiterbildungen der Erfindung werden nachfolgend unter Bezugnahme
auf die beigefügte
Figur beschrieben. Es zeigt:
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1 ein
schematisches Ablaufdiagramm einer vorteilhaften bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Die 1 stell
den Ablauf einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
grafisch dar. In dieser Ausführungsform
wird die Phasenlage einer Verreiberwalze eines Offsetfarbwerks einer
Bogendruckmaschine für
den Mehrfarbendruck langsam, zyklisch und mit kleiner Amplitude
verändert.
Kurz gesagt, es erfolgt eine kleine Modulation der Verreiberphase
während
des Betriebes der Offsetbogendruckmaschine.
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Die
Druckmaschine wird im Fortdruck betrieben 10. Es wird nach
einiger Zeit im stationären
Betriebszustand festgestellt 12, dass Mikrofarbstreifen auftreten.
In der Auslegung dieser Ausführungsform wird
eine sinusförmige
Verstellung der Phasenlage der Verreiberwalze mit einer Periodenlänge, gemessen
in einer Anzahl von Bogen, und einer Amplitude, gemessen in Grad
Maschinenwinkel, vorgenommen 14.
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Es
ist zu beachten, dass die Verreibung selbst periodisch mit zwei
Maschinenumdrehungen, äquivalent
zu zwei Druckprodukten, also 720 Grad Maschinenwinkel betrieben
wird. Die Periodenlänge ist
derart hoch gewählt,
dass eine Reduzierung der Mikrofarbstreifen erreicht wird, gleichzeitig
ist sie aber auch so niedrig, dass keine Störungen in der Färbung oder
im Zusammendruck der Farbauszüge auftreten.
Im konkreten Ausführungsbeispiel
treten ohne Gegenmaßnahmen
Mikrofarbstreifen nach etwa 1000 Bogen störend auf, so dass eine Periodenlänge über einer
unteren Grenze, welche zwischen 20 und 40 liegt, für die Veränderung
der Phasenlage bestimmt ist, bevorzugt beträgt die Periodenlänge 500
bis 1000 Bogen. Grundsätzlich
kann die Periodenlänge
auch höher
als 1000 Bogen sein, es besteht keine obere Grenze. Die Amplitude
für die kleine
Modulation liegt dabei zwischen 5 und 10 Grad, maximal sind 90 Grad
vorgesehen.
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- 10
- Betrieb
der Druckmaschine im Fortdruck
- 12
- Feststellen
des Auftretens von Mikrofarbstreifen
- 14
- Langsame
Verstellung der Phasenlage einer Verreiberwalze