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Die
Erfindung betrifft ein Herstellungsverfahren für Kaliumsulfat aus Kaliumchlorid
und Schwefelsäure ohne
Anfall von Chlorwasserstoff oder Salzsäure. Als Nebenprodukt entsteht
Magnesiumchloridlösung
oder Calciumchloridlösung.
Das Verfahren eignet sich auch für
den Einsatz von Schwefelsäure
mittlerer Konzentration bis etwa 30-35 % H2SO4-Gehalt.
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Die
Herstellung von Kaliumsulfat erfolgt üblicherweise aus den Rohstoffen
Kaliumchlorid und konzentrierter Schwefelsäure im sog. Mannheim-Ofen bei
Reaktionstemperaturen von 450 bis 600 °C. Dabei wird das Chlorid des
eingesetzten Kaliumchlorids als gasförmiger Chlorwasserstoff ausgetrieben,
wobei je Tonne hergestelltes Kaliumsulfat etwa 420 kg Chlorwasserstoff
oder nach Absorption des Chlorwasserstoffs in Wasser etwa 1,4 t
30-prozentige Salzsäure
anfallen. Dieser Zwangsanfall von HCl ist mitunter ein Nachteil
des ansonsten bewährten
Herstellungsverfahrens. Weitere Nachteile sind die hohen zur Reaktion
notwendigen Temperaturen und die dafür notwendige Energie und die
nicht unbeträchtliche
Korrosion. Die Kaliumsulfatherstellung aus Schwefelsäure bei
gewöhnlicher
Umgebungstemperatur ist bekannt, erfordert aber eine Flüssig-flüssig-Extration
des Chlorwasserstoffs mit einem geeigneten Extraktionsmittel, etwa
Isopentanol. Nachteile dieses Prozesses sind die Notwendigkeit des
Arbeitens mit einem toxischen brennbaren Extraktionsmittel, das möglichst
vollständig
zurück
gewonnen oder teilweise ersetzt werden muss. Außerdem entsteht als Nebenprodukt
eine gering konzentrierte und mit Schwefelsäure und Organika verunreinigte
wässrige
Salzsäure,
deren Nutzbarkeit kaum möglich
ist.
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Das
Ziel der Erfindung ist ein Herstellungsverfahren für Kaliumsulfat
auf Basis Schwefelsäure
und Kaliumchlorid, welches völlig
ohne Anfall von Chlorwasserstoff oder wässriger Salzsäure arbeitet
sowie die Verwendbarkeit von Schwefelsäurequalitäten. von bis zu ≥ 30% H2SO4 gestattet. Die
Erfindung muss die Aufgabe lösen,
das Zielprodukt Kaliumsulfat aus den Einsatzstoffen Kaliumchlorid
und Schwefelsäure
in Gegenwart von Wasser und ohne jegliche Extraktionsmittel mit
hoher Reinheit und hoher Ausbaute herzustellen und die Chloridkomponente
des Kaliumchlorids nicht in Form von Chlorwasserstoff oder Salzsäure, sondern
in Form einer leicht zu entsorgenden neutralen Salzlösung hoher
Chloridkonzentration aus dem Kaliumsulfatherstellungsprozess auszuschleusen.
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Diese
Aufgaben werden durch die Erfindung dadurch gelöst, dass eine äquimolare
Menge einer basischen Magnesiumverbindung zur sofortigen Neutralisation
der entstehenden Salzsäure
simultan mit der Schwefelsäure
in den Herstellungsprozess eingebracht wird, wodurch einerseits die
freie Säure
gebunden und andererseits das aus dem eingeführten Kaliumchlorid entstammende
Chlorid als konzentrierte neutrale Magnesiumchloridlösung anfällt, die
entweder als solche entsorgt, oder in Ausgestaltung der Erfindung
mit Kalkhydrat umgesetzt wird, wodurch die für den Prozess erforderliche
basische Magnesiumverbindung als Magnesiumhydroxid ausgefällt wird.
In diesem Falle entsteht Calciumchloridlösung als Nebenprodukt und das
für den Prozess
notwendige Magnesiumhydroxid wird wieder gewonnen.
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Es
wurde gefunden, dass sich in wässriger
Phase durch Zusammengeben annähernd äquivalenter Mengen
von konzentrierter oder auch wasserhaltiger Schwefelsäure, einer
basischen Magnesiumverbindung aus der Gruppe Magnesiumcarbonat,
Magnesiumhydroxid oder reaktivem Magnesiumoxid sowie überschüssigem Kaliumchlorid
in fester, aber teils auch gelöster
Form ein für
die weitere Kaliumsulfatgewinnung geeignetes Zwischenprodukt gewinnen
lässt,
ohne dass Chlorwasserstoff oder Salzsäure entsteht. Dieses Zwischenprodukt
ist eine Suspension aus den gebildeten festen Umsetzungsprodukten,
hauptsächlich
bestehend aus Kalium-Magnesiumdoppelsalzen, wie K2SO4·MgSO4·6H2O (Schönit)
oder K2SO4·MgSO4·4H2O (Leonit) sowie einer Lösungsphase, deren Hauptbestandteil
das Reaktionsprodukt Magnesiumchlorid ist.
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Der
Reaktionsverlauf kann etwa folgendermaßen beschrieben werden:
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Dabei
befindet sich das gebildete Magnesiumchlorid als neutrale Salzkomponente
in einer Lösung
mit den Bestandteilen MgCl2, KCl, MgSO4 + Wasser, während das Stoffgemisch aus
Kalium-Magnesiumsulfat
und ggf. etwas Kaliumchlorid auskristallisiert. Die Umsetzung dieses
Stoffgemisches kann, wie an sich vorbekannt, bei Temperaturen von
25 bis 35 °C
mit Kaliumchlorid und Wasser erfolgen, wobei kaliumchloridhaltige
Mutterlauge mit 80 bis 100 g/l MgCl2, 50-65
g/l MgSO4 und 160-195 g/l KCl und reines
Kaliumsulfat als feste Phase resultieren.
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Um
eine ausreichend konzentrierte Magnesiumchloridlösung als Voraussetzung für eine akzeptabel hohe
Kalium- und Sulfatprozessausbeute zu erhalten, werden in Ausgestaltung
der Erfindung im Prozess anfallende Lösungen anstelle von reinem
Wasser verwendet und alle überschüssigen,
nicht auf diese Weise verwertbaren Prozesslösungen eingedampft.
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Solche
Lösungen
sind zum einen die etwa 190-210 g/l MgCl2 enthaltende
Lösung
aus der ersten Reaktionsstufe und zum anderen die 80-100 g/l MgCl2 enthaltende Kaliumsulfatmutterlauge. Beide
werden entsprechend dem Anfall vermischt und gemeinsam auf etwa
300-315 g/l MgCl2 eingedampft und diese
eingeengte Lösung
auf 25 bis 35 °C
gekühlt.
Die dabei anfallenden Kristallisate werden abgetrennt und in feuchter
Form oder als hocheingedickte Suspension in der ersten Prozessstufe
wieder eingesetzt.
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Der
erfindungsgemäße Prozess
der Kaliumsulfatherstellung aus Kaliumchlorid und Schwefelsäure ohne
Zwangsanfall von Chlorwasserstoff oder Salzsäure ist demzufolge wie folgt
charakterisiert:
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Prozessstufe 1:
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Umsetzung
von H2SO4 und MgCO3 (oder Mg(OH)2 oder
MgO), Kaliumchlorid und rückgewonnener Salze
aus der 3. Prozessstufe mit Wasser und/oder Kaliumsulfatmutterlauge
aus der 2. Prozessstufe bei 25-35 °C. Abtrennung des K-Mg-SO4-haltigen Kristallisates von der etwa 180-210 g/l MgCl2 enthaltenden Umsetzungslösung.
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Prozessstufe 2:
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Umsetzung
des K-Mg-SO4-haltigen Kristallisates aus
Prozessstufe 1 mit Kaliumchlorid und Wasser zu festem Kaliumsulfat
bei etwa 25-35 °C.
Abtrennung des kristallisierten Kaliumsulfates von der etwa 80-100
g/l MgCl2 enthaltenden Kaliumsulfatmutterlauge,
die teilweise in der Prozessstufe 1 verwendet wird, während die überschüssige Lösung in
die Prozessstufe 3 geht.
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Prozessstufe 3:
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Eindampfung
zur Umsetzungslösung
aus Prozessstufe 1 zusammen mit dem Überschuss der Prozesslösung von
Prozessstufe 2 bis auf 300-315 g/l MgCl2 bei
Temperaturen zwischen 110 bis 50 °C
mit ausschließender
Abkühlung
auf 30-35 °C.
Abtrennung der festen kristallisierten K-Mg-SO4-Salze und
deren Rückführung in
Prozessstufe 1 und Ausschleusung der MgCl2-haltigen
Lösung
nach der Kristallisatabtrennung aus dem Prozess.
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Optional
kann eine vierte Prozessstufe angeschlossen werden, wenn Magnesiumhydroxid
hergestellt werden soll. Diese an sich bekannte Stufe 4 besteht
aus folgenden Schritten:
- a) Fällung des
Magnesiums mit einer annähernd äquivalenten
Menge an Kalkmilch, Dolomitmilch oder anderen geeigneten Hydroxiden,
wie NaOH oder NH4OH
- b) Abtrennung des Mg(OH)2 von der CaCl2-haltigen Lösungsphase durch Filtration
- c) Wäsche
des Magnesiumhydroxides mit Wasser in Einführung des feuchten Magnesiumhydroxides
als Filterkuchen oder bei Verwendung niedrig konzentrierter Schwefelsäure auch
als wässrige
Suspension in Prozessstufe 1.
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Die
Erfindung wird durch Ausführungsbeispiele
erläutert:
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Beispiel 1 (Hierzu 1)
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Zu
einem Mischgefäß werden
nacheinander folgende Stoffmengen zur Reaktion gebracht 1. Prozessstufe
500
kg | Magnesiumcarbonat
(92 % MgCO3) |
2.100
kg | 32-prozentige
Schwefelsäure |
135
kg | Kaliumchlorid
(95 % KCl) |
1,35
m3 | Kaliumsulfatmutterlauge
(80 g/l MgCl2) |
825
kg | K-Mg-SO4-Kristallisat mit |
0,56
m3 | anhaftender
Magnesiumchloridlösung
(315 g/l MgCl2) |
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Die
zugeführten
Stoffe werden unter Kühlung
1-3 Stunden intensiv bei etwa 25 bis 30 °C verrührt.
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Nachdem
die freigesetzte CO2-Gasmenge entwichen
und das Stoffgemisch neutralisiert ist, wird die Umsetzungslösung vom
Kristallisat durch Eindicken und Zentrifugieren getrennt.
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Es
entstehen 1.910 kg feuchtes Kristallisat mit 3,4 % KCl, 34,0 % K2SO4, 24,5 % MgSO4, 3,0 % MgCl2, 35,0
% H2O sowie etwa 3,0 m3 Umsetzungslösung mit
105 g/l KCl, 65 g/l MgSO4, 189 g/l MgCl2, 888 g/l H2O.
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Das
feuchte Kristallisat wird in einem Rührreaktor bei etwa 25 °C zur Reaktion
gebracht und in diesem mit 2.150 kg Wasser und 880 kg Kaliumchlorid
(95 % KCl) ebenfalls 1-2 Stunden gerührt (2. Prozessstufe). Es entsteht
1.000 kg reines Kaliumsulfat, 3,05 m3 Kaliumsulfatmutterlauge
mit 196 g/l KCl, 55 g/l MgSO4, 80 g/l MgCl2 und 886 g/l H2O,
von denen 1,35 m3 in das Mischgefäß der ersten
Prozessstufe gehen. 1,70 m3 Kaliumsulfatmutterlauge
und 3,0 m3 Umsetzungslösung werden vermischt. Die
resultierende Mischung von 4,7 m3 und 137
g/l KCl, 61 g/l MgSO4, 150 g/l MgCl2 und 887 g/l H2O
wird zweistufig bei 105 und 70 °C
eingedampft und dabei 2,15 t H2O entzogen
(3. Prozessstufe). Nach Abkühlung
auf 30 °C
wird 1,73 m3 kristallisatfreie Lösung mit
50 g/l KCl, 40 g/l MgSo4, 315 g/l MgCl2, 875 g/l H2O aus
dem Prozess ausgeschleust.
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Etwa
1 m3 Suspension, bestehend aus 825 kg K-Mg-SO4-Kristallisat (64,9 % KCl, 24,5 % MgSO4, 10,6 % H2O) und
0,56 m3 Lösung mit 315 g/l MgCl2 gehen in das Mischgefäß der ersten Prozessstufe zurück.
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Den
Prozess verlässt
1.200 kg feuchtes Kaliumsulfat mit 83,6 % K2SO4 , 2,8 % KCl, 3,9 % MgSO4,
0,8 % MgCl2, 8,8 % H2O,
das auf der Zentrifuge mit wenig Wasser gewaschen wird, so dass
der Chloridgehalt < 1 %
Cl liegt und anschließend
getrocknet wird sowie 1,73 m3 MgCl2 Lösung
(315 g/l MgCl2).
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Beispiel 2 (Hierzu 2)
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Zur
Herstellung von 1.000 kg Kaliumsulfat werden folgende Stoffmengen
eingesetzt:
675
kg | 98
%ige Schwefelsäure |
1.830
kg | Mg(OH)2 – Suspension
(390 kg Mg(OH)2 + 1.440 kg H2O) |
135
kg | KCl
(95 % KCl) |
1,35
m3 | Kaliumsulfatmutterlauge
(80 g/l MgCl2) |
825
kg | K-Mg-SO4-Kristallisat |
0,56
m3 | Magnesiumchloridlösung |
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Die
Umsetzung erfolgt zweistufig analog Beispiel 1 zunächst zu
Kalium-Magnesiumsulfathydrat und anschließend zu Kaliumsulfat. Die überschüssigen 1,73
m3 MgCl2-Lösung werden
mit etwa 480 kg Ca(OH)2 in Form von Kalkmilch
umgesetzt und auf diese Weise etwa 365 kg Mg-Hydroxid und etwas
Gips gefällt.
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Das
gefällte
Magnesiumhydroxid wird filtriert, mit Wasser gewaschen und in die
Prozessstufe 1 eingespeist. Die Differenzmenge von etwa 25 kg Mg-Hydroxid
wird von außen
zugeführt.
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Den
Prozess verlässt
neben Kaliumsulfat eine Calciumchloridlösung.