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Verfahren zur Herstellung von a-Aminosulfonen Die Erfindung bezieht
sich auf die Herstellung von Aminen, bei denen das Stickstoffatom der Aminogruppe
einen oder zwei Reste der allgemeinen Formel R- SO,-CH,-trägt, in der R einen aliphatischen,
cycloaliphatischen, aromatischen oder heterocyclischen Rest bedeutet. Derartige
Verbindungen wurden bisher nach E. v. Meyer (Journ. f. prakt. Chemie [2], 63 (1901),
167) oder nach Kohler und Reimer (Am. Chem. J., 31 (1904), 166) hergestellt. Danach
wird zunächst ein Carbinol der allgemeinen Formel R-S02-CH.-OH hergestellt, das
mit primären oder sekundären aliphatischen, aromatischen oder heterocyclischen Aminen,
Di-oder Polyaminen, umgesetzt wird, wobei unter Wasseraustritt Kondensation erfolgt.
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Es wurde nun gefunden, daß die gleichen Verbindungen auf wesentlich
einfachere Weise und mit ungleich besseren Ausbeuten erhalten werden können, wenn
man die drei zur Herstellung erforderlichen Komponenten, nämlich die Sulfinsäure,
den Formaldehyd und Ammoniak bzw. das Amin, ohne Isolierung eines Zwischenproduktes
in einem Ein-Stufen-Verfahren umsetzt, wobei die Reihenfolge der Zugabe der Komponenten
beliebig gewählt werden kann. Es ist vielfach zweckmäßig, an Stelle der freien und
unbeständigen Sulfinsäure von deren Metallsalzen, z. B. den N atriumsalzen, auszugehen.
Hierdurch braucht die Sulfinsäure aus dem bei deren Herstellung oft zuerst anfallenden
Salz nicht isoliert zu werden.
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Ebenso ist es zweckmäßig, statt von den Aminen von deren Salzen, z.
B. Hydrochloriden, auszugehen. Auf diese Weise läßt sich die Durchführung des Verfahrens
mit in Wasser schwer löslichen Sulfinsäuren bzw. Aminen in wäßriger Lösung vornehmen.
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Die Umsetzung wird im allgemeinen bei Zimmertemperatur durchgeführt,
in manchen Fällen ist es jedoch vorteilhaft zu kühlen, in anderen wiederum zu erwärmen.
Als Lösungsmittel kommen Wasser, aber auch organische Lösungsmittel, z. B. Alkohole,
Ester, Ketone und Äther, in Frage. Besonders vorteilhaft ist die Anwendung eines
Lösungsmittels, in dem die Ausgangsstoffe leicht löslich sind und der Endstoff schwer
löslich ist, z. B. Wasser, Methanol und Äthanol, gewisse Äther, Tetrahydrofuran
und Dioxan.
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Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, eine der Reaktionskomponenten
zur Erzielung der bestmöglichen Ausbeute im Überschuß zu verwenden. Vorzugsweise
wird Formaldehyd im Überschuß verwendet. Will man Amine herstellen, in denen 2 `'Wasserstoffatome
durch den Rest R - SO, - C H2 substituiert sind, so ist es zweckmäßig, von
sulftnsauren Salzen und Ammoniak in Form seiner Salze bzw. von Aminsalzen auszugehen
und diese in Gegenwart von einem oder mehreren Äquivalenten Säure mit dem Formaldehyd
umzusetzen. Vorzugsweise wird diejenige Säure verwendet, an die das Amin gebunden
ist. Die Umsetzung verläuft dann z. B. nach folgender Gleichung 2 RS02Na -f- WNH,C1
'-, 2 HCHO + HCl = (RS02 - CH2)2NR' -f- 2 NaCl -t- 211,0 Sollte bei dieser Reaktion
ein Teil der Sulfinsäure zwischendurch ausfallen, so wird die Umsetzung unter gelindem
Erwärmen zu Ende geführt.
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Nach einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens geht man
statt von Sulfinsäure von dem Sulfoschlorid aus. In Ausübung dieses Verfahrens wird
bei der reduzierenden Verseifung des Sulfochlorids mit Sulfit und Soda die ganze
bzw. ein Teil der zur Aufrechterhaltung annähernd neutraler Reaktion verwendeten
Soda durch das Amin ersetzt und die Verseifung in Gegenwart des überschüssigen Aldehyds
durchgeführt.
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Beispiel 1 p-Tolylsulfonmethyl-anilin H,C-C,H4-S02-CH2-NHCEHS Trockene,
frisch dargestellte p-Toluolsulfinsäure wird in der 1,5fachen Gewichtsmenge Methanol
gelöst und bei Zimmertemperatur mit der äquivalenten Menge Anilin versetzt. Eventuell
ausfallendes Anilinsalz wird durch weitere Methanolzugabe wieder gelöst. Mit 10°/oigem
Überschuß 40 °/oigen Formaldehyds entsteht bei normaler Temperatur sofort oder mit
nur geringer Verzögerung ein
kristalliner Niederschlag, der das
gewünschte Produkt darstellt. F. 137' (aus Methanol). Ausbeute 83"/, der Theorie.
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Das Sulfonamin wird kurz nach der Herstellung abgesaugt.
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Auf gleiche Weise .kann p-Tolylsulfonmethyl-äthylanilin
hergestellt werden. F. 105' (aus Methanol). Ausbeute 80 °/o der Theorie. Dieselbe
Verbindung kann auch dargestellt werden, indem man zu einer 30 bis -10°!'oigen methanolischen
Äthylanilin@l7ösung zuerst 40 °Eigen Formaldehyd in 10 °/oigem V berSChuß gibt und
dann erst eine äquivalente Menge p-Toluolsulfinsäure, am besten ebenfalls in der
1,5fachen Gewichtsmenge Methanol gelöst.
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Analog wird p-Tolylsulfonmethyl-methyl-p-toluidin
gewonnen. F. 112,5' (aus :Methanol). Ausbeute 700/, der Theorie. Beispiel 2 (p-Tolylsulfonmethyl)-
(p-tolylsulfonmethylphenyl) - äthylamin CH, ' C,H, ' S02 ' CH2 ' N(C2H5)
- C6H, - CH2 - S02 - C6Ha - CH3 10g p-Toluolsulfinsäure werden in 15 ccm Methanol
gelöst und mit 5,5 ccm 40°/oiger Formaldehydlösung versetzt. Anschließend gibt man
unter Rühren 7 g Äthylanilin in 5 ccm Methanol zu und läßt die Lösung im verschlossenen
Gefäß 3 Tage bei 50' stehen. Der primär gebildete Niederschlag von p-Tolylsulfonmethyl-äthylanilin
löst sich nach kurzer Zeit wieder auf. Bald darauf folgt die Abscheidung von (p-Tolylsulfonmethyl)-(p-tolylsulfonmethylphenyl)-äthylamin.
Nach 3 Tagen läßt man abkühlen, saugt den kristallinen Niederschlag ab und kristallisiert
aus Methanol um. F. 147'-(aus Methanol). Ausbeute 80 °/6 der Theorie. Beispiel 3
N-Methyl-bis-(p-tolylsulfonmethyl)-amin (H,C-C6H,,-S02-CH2)2N-CH3 Trockene, frisch
dargestellte p-Toluolsulfinsäure wird in der 1,5fachen Gewichtsmenge Methanol gelöst,
mit etwa 30 °/6iger wäßriger Methylaminolösung etwa zur Hälfte neutralisiert und
sodann bei normaler Temperatur in 10 °/oigem Überschuß 40 °/oiges Formaldehyd hinzugegeben
und gelinde erwärmt. Nun wird gekühlt und nach einigem Stehen in der Kälte der entstandene
Niederschlag scharf abgesaugt und aus Dioxan umkristallisiert. F. 166 bis 168' (aus
Dioxan). Ausbeute 72 °/o der Theorie.
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Dieselbe Verbindung kann in ähnlicher Weise wie folgt erhalten werden:
Kalium- oder Natrium-p-toluolsulfinat wird in der 10fachen Gewichtsmenge Wasser
gelöst und mit einem 10 °/6igen Überschuß 40 °/oiger Formaldehydlösung versetzt.
Nun gibt man die genau stöchiometrische Menge an Methylaminhydrochlorid, gelöst
in wenig Wasser, hinzu. Sodann fällt man das Sulfonamin unter Rühren mit konzentrierter
Ameisensäure, wobei die Lösung keinesfalls saurer als px = 4 werden darf. Den Niederschlag
läßt man noch 12 Stunden stehen, saugt dann ab und kristallisiert aus Dioxan um.
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F. 168' (aus Dioxan). Ausbeute 766/o der Theorie. Beispiel 4 Bis-(p-tolylsulfonmethyl)-amin
(H,C - C,H, - S02 - CH2)2NH 10,5 g kristallwasserhaltiges toluolsulfinsaures Natrium
werden in 50 ccm Wasser unter Zusatz von 10 ccm 40 °/oigem Formaldehyd gelöst und
mit einer Lösung von 1,4 g Ammoniumchlorid in 7,5 ccm Wasser und 2,5 ccm konzentrierter
Salzsäure versetzt, wobei sofort ein breiiger Niederschlag ausfällt. Das Reaktionsgemisch
wird nun einige Minuten auf einem Wasserbad unter Rühren auf 60 bis 70' erwärmt
und nach dem Erkalten gut abgesaugt, mit Wasser, wenig Methanol und wenig Äther
gewaschen. F. 173' (aus Dioxan). Ausbeute 70 °/6 der Theorie. Beispiel 5 N-Methyl-bis-(p-tolylsulfonmethyl)-amin
(I-1,C - C,H1 - S02 - CH2)2N - CH,
63 g p-Toluolsulfonchlorid werden im Verlauf
von 15 Minuten unter kräftigem Rühren in eine 70 bis 80' heiße wäßrige Lösung von
50 g Natriumsulfit und 56 g Natriumbicarbonat in 500 ccm Wasser gegeben. Das Rühren
wird danach noch 1/2 Stunde fortgesetzt, die heiße Lösung von geringen Rückständen
abfiltriert und auf Zimmertemperatur abgekühlt. Ungeachtet des abgeschiedenen Sulfinats
gibt man, wieder unter kräftigem Rühren, nacheinander 30 ccm 40 °/6ige Formaldehydlösung
und 17 ccm 30 0/,ige Methylaminlösung hinzu, wobei die Lösung völlig klar wird.
Während man rasch 28 g konzentrierte Ameisensäure zufließen läßt, wird weitergerührt.
Dabei scheidet sich das N-Methyl-bis-(p-tolylsulfonmethyl)-amin ab. Ausbeute 49,5
g = 70 °/o der Theorie. F. 168' (aus Dioxan).
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Auf ähnliche Weise können hergestellt werden: N-Methyl-bis-(ß-naphthylsulfonmethyl)-amin
mit einer Ausbeute von 70 °/6 der Theorie. N-Methyl-bis-(n-heptylsulfonmethyl)-amin
mit einer Ausbeute von 60 °!o der Theorie. Beispiel 6 N'-Methyl-bis-(ß-naphthylsulfonmethyl)-amin
10g ß-Naphthalinsulfochlorid werden unter Rühren nach und nach in eine auf 40' erwärmte
Lösung von 6 g Natriumsulfit und 7,5 g Natriumbicarbonat in 75 ccm Wasser eingetragen.
Nach 1 Stunde wird die Temperatur auf 70 bis 80' erhöht und noch eine weitere Stunde
gerührt. Man filtriert die heiße Lösung und versetzt sie mit 100 ccm Wasser. Nach
dem Abkühlen gibt man 5 ccm 40 0/,ige Formaldehyd- und 2,5 ccm 30 °/oige Methylaminlösung
hinzu und fällt mit 4 ccm konzentrierter Ameisensäure unter Rühren. Man kristallisiert
zweimal aus Benzol um. F. 155' (aus Benzol). Ausbeute 690i, der Theorie.
Beispiel 7 N-Methyl-bis-(heptylsulfonmethyl)-amin Unter Rühren werden im Verlauf
von 1 Stunde 10 g n-Heptansulfochlorid zu einer 50 bis 60' warmen Lösung von 4,5
g Natriumsulfit und 11,5 g Natriumbicarbonat in 100 ccm Wasser zugetropft. Dann
wird noch 2 Stunden lang bei 70 bis 80' gerührt. Man läßt erkalten und trennt
von
etwa 1 g öligem Rückstand ab. Anschließend wird das Sulfonamin nach Zusatz von 5
ccm 40 °/oiger Formaldehydlösung und 3 ccm 30 °/oiger Methylaminlösung unter Rühren
mit 4,5 ccm konzentrierter Ameisensäure gefällt. F. 100 bis 102° (aus Methanol).
Ausbeute 56 °/o der Theorie. Beispiel 8 N-Butyl-bis-(2-thienylsulfonmethyl)-amin
5 g trockene Thiophensulfinsäure werden in 7,5 ccm Methanol gelöst. Unter Rühren
werden unter Eiskühlung 1,24 g n-Butylamin, in 5 ccm Methanol gelöst, langsam zugetropft.
Anschließend tropft man ebenfalls unter Eiskühlung und Rühren 4,38 g 35 °/oiges
Formaldehyd hinzu. Direktes Sonnenlicht ist zu vermeiden. Man fügt zur Erleichterung
der Kristallisation des Sulfonamins 2 bis 4 Tropfen konzentrierte Ameisensäure hinzu.
Nach 48stündigem Stehen im Kühlschrank hat sich alles Sulfonamin abgeschieden. Das
Sulfonamin ist schon im kalten Methanol beträchtlich löslich. Der Niederschlag wird
nach dem Absaugen mit wenig eisgekühltem Methanol und Äther gewaschen. F. 83° (aus
Methanol). Ausbeute 62 °/a der Theorie.