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Dispatchereinrichtung, insbesondere zur Überwachung des Zuglaufs auf
einer längeren Eisenbahnstrecke Für die Erhöhung der Durchlaßfähigkeit der Eisenbahnstrecken
ist es notwendig geworden, einem Streckendispatcher, der seinen Sitz an einem zentralen
Punkt der Strecke (Zentrale) hat, die Bewegung der Züge, die Stellung der Signale
und auch andere Merkmale der Zugbewegung ohne wesentliche Zeitverzögerung zur Kenntnis
zu bringen. Da die Übermittlung der Zugbewegung mittels Fernsprecher oder Telegraph
von den auf der Strecke liegenden Blockstellen oder Bahnhöfen zur Zentrale verhältnismäßig
lange dauert und außerdem von jeweils zwei Personen, dem Meldenden und dem Empfangenden,
durchgeführt werden muß, wird in letzter Zeit die Forderung nach automatischer Meldung
dieser Betriebszustände (Kriterien) erhoben. Für die Ermittlung dieser Kriterien
sind bereits drei Systeme bekanntgeworden 1. Ein auf Telegraphiebasis mit Frequenzcode
beruhendes Fernsteuersystem.
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2. ein Fernstewersystem, das auf dem Wählerprinzip beruht und mit
Zahlencode nach dem Summenvergleichsverfahren arbeitet, 3. ein von J. M. K u t j
i n in »Dispatcherkontrolle des Zugverkehrs« beschriebenes System.
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Das letzte System arbeitet mit einem Wähler, der von der Zentrale
die an der Strecke liegenden »Prüfstellen« ansteuert und mittels Brückensystem die
Kriterien ermittelt. Die an der Strecke liegenden Prüfstellen werden in einem regelmäßigen
Zyklus von 50 Sekunden abgetastet. Die Prüfung der einzelnen Prüfstelle dauert 0,5
Sekunden, so daß in den 50 Sekunden 100 Prüfstellen erfaßbar sind.
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Die Systeme zu 1 und 2 arbeiten zwar sehr schnell, erfordern aber
einen großen technischen Aufwand. Sie werden daher auch niemals allein für den eingangs
erwähnten Zweck eingesetzt, sondern immer in Verbindung mit Fernbedienung bzw. Fernsteuerung
von auf der Strecke liegenden Stellwerken.
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Das System zu 3 erfordert zwar keinen so großen technischen Aufwand
und entspricht dem eingangs erwähnten Anwendungszweck, hat aber noch zwei Mängel.
Diese sind: A. Es arbeitet zu langsam, da im ungünstigsten Fall die Anzeige einer
Veränderung bei einer Prüfstelle -erst nach 50 Sekunden in der Zentrale erscheint.
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B. Da das System für die Anzeige die Verstimmung einer Brückenanordnung
in der Zentrale durch die Prüfstellen an der Strecke, die einen Brückenzweig darstellen,
benutzt, müssen alle Prüfstellen der Strecke einreguliert werden.
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Diese Nachteile werden erfindungsgemäß dadurch behoben, daß ein in
einer zentralen Überwachungsstelle befindlicher Schrittschalter von den längs der
zu überwachenden Strecke angeordneten, sich durch die Funktion der Prüfstellenrelais
A . . . C selbsttätig weiterschaltenden Prüfstellen mittels Gleichstromimpulsen
weitergeschaltet wird und daß die an seinen Ausgängen angeschlossenen Überwachungsrelais
P1 . . . Px durch von der Stellung der Kriteriumskontakte K abhängigen Gleichstromimpulse
entgegengesetzter Polarität so betätigt werden, daß sie Funktionen auslösen, die
den durch die Kriteriumskontakte K an den Prüfstellen angezeigten Streckenvorgängen
synchron entsprechen.
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Die Vorteile der erfindungsgemäßen Einrichtung gegenüber dem Bekannten
sind darin zu erblicken, daß rotierende Teile wie Drehwähler u. dgl., deren Kontaktbahnen
sowie Stoßklinkenanordnungen bei dem erforderlichen Dauerbetrieb einem relativ hohen
Verschleiß unterworfen sind, vermieden werden. Weiterhin ist mit der Einrichtung
nach der Erfindung die Möglichkeit einer selbsttätigen Störanzeige gegeben, weil
beispielsweise bei Drahtbrüchen oder Kontaktstörungen auf der Strecke die- selbsttätige
Weiterschaltung der Prüfstellen aufhört und das Schrittschaltwerk auf dem der gestörten
Prüfstelle zugehörigen Überwachungsrelais stehentleibt und somit die sichere Anzeige
der gestörten Prüfstelle gewährleistet ist.
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Zum besseren Verständnis wird nachstehend der Vorgang der Impulsgabe
an die Relais Pr und S in
der Zentrale von: der zweiten Prüfstelle
aus beschrieben. Mit dem Schalter I wird die Einrichtung eingeschaltet. In der ersten
Prüfstelle I sprechen nacheinander die Relais A, B und C an. Nach Ansprechen
des Relais C in der ersten Prüfstelle wird über die Kontakte cl und c2 folgender
Weg für das Prüfrelais Pr frei, das nur anspricht, wenn Minus an Leitung a und Plus
an Leiitung b liegt [Minus der Prüfs:tellenbatterie, Kriteriumskontakt K, Kontakt
b1 (Ruheseite), Kontakt cl (Ruheseite) in der Prüfstelle II, Leitung a, Kontakt
cl (Arbeitsseite) in der Prüfstelle I, Wicklung des Relais Pr, Leitung
b, Kontakt c2 (Arbeitsseite) in der Prüfstelle I, Kontakt c2 (Ruheseite)
in der Prüfstelle II zum Plus der Prüfstellenbatterie.] Das Relais Pr spricht also
je nach Stellung des Kriteriumskontaktes K an oder bleibt in Ruhe. Der Kriteriumskontakt
K ist ein Teil der zu überwachenden Einrichtung (beispielsweise ein Signal'hebelkontakt),
seine Stellung wird in der Zentrale (beispielsweise auf einem Streckenleuchtbild)
zur Anzeige gebracht. Der Prüfimpuls wird durch die Ansprechzeit der Relais
A und B auf etwa 30 bis 40 ms wie folgt begrenzt: der Kontakt c3 in
der ersten Prüfstelle schaltet die Leitung d durch, dadurch spricht das Relais A
in der zweiten Prüfstelle an. [Plus der Batterie in der Zentrale, Kontakt
ab (in Ruhe), Schalter I (in Arbeitsstellung), Leitung d, Wicklung des Relais
A, Kontakt a1 (in Ruhe), I.,eitung c zum Minus der Batterie.] Nach Ansprechen des
Relais A wird über den Kontakt a1 dem Relais A der Widerstand RA vorgeschaltet,
und der Kontakt a2 bringt das Relais B zum Anziehen; das deni Prüfimpuls mit seinen
Kontakten b1 und b2 abschaltet und gleichzeitig den Stellimpuls, der durch die Ansprechzeit
des Relais C, das mit dem Kontakt b3 angeschaltet wird, auf 30 bis 50 ms begrenzt
wird, über folgenden Weg an das Stellrelais S anschaltet, welches nur auf Plus an
Leitung a und Minus an Leitung b anspricht. [Plus der Prüfstellenbatterie, Kontakt
b1 (Arbeitsseite), Kontakt cl (Ruheseite), Leitung a, Wicklung Relais S, Leitung
b,
Kontakt c2 (Ruheseite), Kontakt b2 (Arbeitsseite) zum Minuspol.] Nach dem
Ansprechen des Relais C wiederholt sich der Vorgang in den folgenden Prüfstellen,
bis in der letzten Prüfstelle durch das Ansprechen des Relais Ae ein Dauerimpuls
gesendet wird. Über diesen. Impuls wird das stark ansprechverzögerte Relais
Ab zum Ansprechen gebracht, das mit seinem Kontakt ab die Leitung
d unterbricht, wodurch die ganze Prüfstellenhkette (Relais A fällt ab, durch Kontakt
a2 fällt das Relais B ab und durch Kontakt b3 das Relais C) in die Ruhestellung
gebracht wird, wobei auch das Schrittschaltwerk mit geeigneten Schaltmitteln wieder
in Stellung 1 und das Relais Ab in Ruhe gebracht und damit der neue Zyklus
eingeleitet wird.
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In der Zentrale I befindet sich ein Schrittschaltwerk, an dessen Ausgängen
sich ein jeder Prüfstelle zugeordnetes Relais P befindet. Diese Relais P können,
wie am Ausgang 5 des Schrittschalters dargestellt, korrespondierend, zu den Kriteriumskontakten
K an der Strecke arbeiten. Also, je nach Stellung des Kontaktes K stellt sich der
Kontakt s ein und läßt das Relais P5 anziehen bzw. wirft es durch Kurzschließen
seiner Wicklung wieder ab. Wenn der Kriteriumskontakt K in der Prüfstelle V nicht
geschlossen ist, wird kein Prüfimpuls gesendet, und das Relais Pr in der Zentrale
spricht nicht an. Das Relais P 5 kann in diesem Fall nicht anziehen, weil der Pluspol
über den Kontakt pr (Ruheseite), den Schrittschalter Schr und die Wicklung des Relais
P 5 mit dem Pluspol verbunden ist.
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Ist der Kriteriumskontakt K jedoch geschlossen, so spricht das Relais
Pr an und bringt über Minus, Kontakt pr (Arbeitsseite), Kontakt s (Ruheseite), Schritt
5, Wicklung Relais P 5 und Plus das Relais P 5 zum Anziehen, das sich über den Kontakt
p 5 und den Widerstand BP 5 weiterhält, bis seine Wirkwicklung nach Öffnen des Kriteriumskonrtaktes
K bei einem folgenden Zyklus, in dem das Relais Pr nicht anspricht, dadurch kurzgeschlossen
wird, daß dann an beide Wicklungsenden Plus gelegt wird.
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Am Ausgang 1 und 2 des Schrittschalters ist eine gegenseitige Löschung
als weiteres Beispiel angegeben. Dais Relais P1 wird durch das Relais P2
abge-
worfen. Spricht das Relais Pr an, so erhält das Relais P 1 Minus an
seine Wicklung, wie bei Relais P 5 beschrieben. Das Abwerfen: nach Öffnen des Kontaktes
K in der Prüfstelle V wird jedoch durch den Kontakt p1, der ein Folge-Arbeits-Ruhe-Kontakt
ist, verhindert. Das Abwerfen des Relais P 1 erfolgt erst, wenn nach Schließen des
Kontaktes K in der Prüfstelle II das Relais P2 zum Arbeiten gebracht wird, mittels
Unterbrechen seines Halteweges [Plus, Wicklung des Relais P 1, Kontakt p1 (Arbeitsseite),
Kontakt p2, Widerstand RP 1 zum Minuspol] durch das Öffnen des Kontaktes p2.
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Das Prinzip der Schaltung ist also: Das Schrittschaltwerk wird von
der Prüfstellenkette synchron zu dieser weitergeschaltet, so daß die an seinen Ausgängen
liegenden Relais P den jeweiligen, durch den Kontakt K gekennzeichneten Zustand
des am fernen Ort zu überwachenden Objektes widerspiegeln.
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Am Schluß der Kette wird von der letzten Prüfstelle nach Ansprechen
des Relais Ae über die Kontakte ale und a2e ein Dauerprüfimpuls gesendet. Auf diesen
spricht das dem letzten Ausgang des Schrittschalters zugeordnete anzugverzögerte
Relais Ab an, das die Kette auflöst, womit die Synchronisation zwischen den
Prüfstellen und den diesen zugeordneten, an den Ausgängen des Schrittschalters angeschlossenen
Relais P gewährleistet ist.
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Mit den Kontakten der Relais P lassen sich in bekannter Weise auf
einem Streckengleisbild Signalstellungen und Streckenbelegungen anzeigen sowie Zuglaufschreiber
und Zugnummernanzeiger betätigen.
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Die Anwendung des erfindungsgemäßen Gedankens ist nicht nur auf das
Gebiet des Eisenbahnsicherungswesens beschränkt, sondern er ist gleichfalls überall
dort anwendbar, wo gewisse Vorgänge sowie Zustände auf elektrischem Wege zentral
überwacht werden.