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Vorrichtung zur Herstellung und Entnahme von Lösungen Die Bereitung
von Lösungen, die, frisch hergestellt, zum sofortigen Gebrauch bestimmt sind oder
auch in Ampullen eingeschmolzen werden sollen, bereiten dem Arzt und dem Apotheker
bis heute immer noch gewisse Schwierigkeiten.
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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung, mit der dem Arzt und dem
Apotheker die Möglichkeit gegeben ist, unmittelbar vor einer Operation oder einem
anderen Bedarfsfalle jede gewünschte Lösung frisch zuzubereiten, wenigstens soweit
es sich nicht um hitzeempfindliche Stoffe handelt. Ebenso kann man auf diese Weise
bereitete Lösungen in Ampullen einfüllen. Die hierfür erforderlichen einzelnen Teile
und Arbeitsgänge werden an Hand der Zeichnung beschrieben.
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Bei der benötigten Vorrichtung ist ein Allihnsches Rohr 1 unmittelbar
an seinem Auslauf mit einem Absperrhahn 8 versehen, dessen Hauptbohrung 10 quer
zur Achse verläuft. Unterhalb des Hahnes befindet sich ein Normalschliffkern 2,
der in die Normalschliffhülse 3 eines entsprechend geformten Kochkolbens 4 oder
sonstigen Kochgefäßes paßt. Das Kochgefäß 4 hat einen unebenen, z. B. kugeligen
Boden, dessen tiefste Stelle genau unterhalb der Schliffe 2, 3 liegt. Zum Festhalten
der Schliffteile 2 und 3 sind zweckmäßig Haltefedern 7 angebracht.
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Die bis jetzt beschriebenen Teile der Vorrichtung entsprechen im
wesentlichen denjenigen des sogenannten Dekoktenapparates, wie er z. B. aus temperaturwechselbeständigem
Geräteglas hergestellt wird.
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Neu ist gegenüber dieser bekannten Vorrichtung folgendes: Das Küken
9 des Hahnes 8 hat außer der Hauptbohrung 10 noch eine kleinere Querbohrung 11.
Die Hauptbohrung 10 steht in Verbindung mit einem Steigrohr 5, das in Richtung auf
die tiefste Stelle des Kochgefäßes nach unten geht, jedoch nicht bis ganz auf den
Boden reicht. Es muß so viel über der tiefsten Stelle des Kochgefäßbodens enden,
daß von da bis zu dem Boden hin noch immer eine genügend hohe Flüssigkeitsschicht
bestehenbleiben kann, daß der Boden auch beim Kochen des Inhalts immer hinreichend
bedeckt bleibt und der Kolben dabei nicht springen kann.
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Parallel zu diesem Steigrohr aber, bis auf die tiefste Stelle des
Kochgefäßes 4 reichend, ist ein Kapillarrohr 6 angeordnet, das mit der erwähnten
zweiten Bohrung 11 des Hahnkükens in Verbindung steht. Diese Bohrung 11 verläuft
quer zur Achse des Kükens 9 bis in dessen Mitte und geht von dort in axialer Richtung
bis zu dem dem Hahngriff entgegengesetzten Kükenende weiter, wo sie sich konisch
erweitert. Der Verlauf der Bohrung ähnelt etwa derjenigen in einem Bürettenhahn.
Die konische Er-
weiterung am Ende der Bohrung ist so gestaltet, daß in sie der Konus
einer Injektionsspritze 17 dicht schließend eingesetzt werden kann. Da die Konusse
der Injektionsspritzen, auf die sonst die Injektionsnadeln aufgesetzt werden, heute
praktisch durchweg genormt sind, ist an dieser Stelle ein dichter Abschluß gewährleistet.
Man kann aber außerdem auch noch einen Einsatz oder eine Manschette aus nachgiebigem
Werkstoff, z. B. Polyäthylen, einsetzen, wenn die Abdichtung noch sicherer gestaltet
werden soll. Das Hahnküken 9 wird im übrigen durch einen starken Haltering 12 derart
festgehalten, daß es beim Einsetzen der Spritze nicht aus seiner Fassung herausgedrückt
werden kann. Zum Schutze gegen Verunreinigungen der konischen Öffnungen kann noch
ein Überfalldeckel 13 vorgesehen sein.
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Zweckmäßig wird das Kochgefäß 4 und gegebenenfalls auch das Allihnsche
Rohr 1 graduiert. Vorzugsweise besteht die ganze Vorrichtung aus Glas. Die ganze
Vorrichtung wird, da der Boden des Kochgefäßes nicht eben ist, am besten in einer
Haltevorrichtung eingespannt.
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Die Arbeitsgänge mit dieser Vorrichtung verlaufen folgendermaßen:
I. Die vorgeschriebene Menge des Lösungsmittels zur Bereitung der Flüssigkeit, meist
destilliertes Wasser, wird in den Kochkolben 4 eingefüllt und zum Sieden erhitzt.
Wenn das Lösungsmittel einer Filtration bedarf, kann man es durch das Allihnsche
Rohr 1 eingießen und filtrieren.
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II. Spätestens während desAnwärmens wird der zu lösende Stoff abgewogen
oder als Fertigpräparat in Tablettenform 14 od. dgl. auf das Glassinterfilter 15
des Allihnschen Rohres 1 gebracht.
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III. Der beim Erwärmen des Lösungsmittels im Kochkolben entstandene
Druck treibt das Lösungsmittel durch das Steigrohr 5 und den geöffneten Hahn 8 in
das Allihnsche Rohr, wo die Flüssigkeit das Filtert5 durchdringt und nach oben steigt.
Der ursprüngliche Flüssigkeitsspiegel A im Kochkolben sinkt dabei bis auf die Höhe
B, während gleichzeitig das Rohr 1 sich bis zu dem Spiegel C mit Flüssigkeit füllt.
Während dieses Vorganges ist der Hahn so gedreht, daß die Bohrung 11 keine Verbindung
mit der Kapillare 6 hat, wie in Abb. 1 dargestellt.
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IV. Nachdem die Flüssigkeit im Kochgefäß bis auf die Höhe B ausgetrieben
ist und nunmehr zum Sieden kommt, läßt man langsam weitersieden, so daß Dampf durch
das Steigrohr und die Filterplatte 15 streicht.
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Es empfiehlt sich, von vornherein etwas mehr Lösungsmittel zu nehmen,
als in der gesamten fertigen Lösung vorhanden sein soll, damit nicht durch Verdampfungsverluste
die Lösung zu konzentriert ausfällt. Um das zu verhindern, kann man entweder eine
Tabelle aufstellen, die über das praktisch vorkommende Verhältnis von Siededauer
zu Lösungsmittelverlust genau Auskunft gibt. Wenn das Kochen jedoch längere Zeit
dauert oder wenn die Vorrichtung bei der späteren Entnahme nicht ganz geleert und
öfters wieder nachgefüllt wird, ist es zweckmäßiger, auf das Allihnsche Rohr einen
Rückflußkühler 19 aufzusetzen (Abb. 3), statt es, wie in Abb. 1 gezeigt, mit einem
Überfalldeckel 16 zu versehen. Dieser Kühler 19 wird dann zweckmäßig oben durch
einen abgeflammten Wattebausch geschlossen.
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V. Wenn sich der zu lösende Stoff völlig klar gelöst hat, nimmt man
die Heizquelle unter dem Hahn fort und schließt den Hahn 8, indem man sein Küken
um 900 dreht, so daß sich die Bohrungen 10 und 11 in waagerechter Stellung befinden.
Das Kochgefäß wird nun zum Abkühlen beiseite gestellt, wobei darin ein Vakuum entsteht.
Beim Zurückdrehen des Hahnes in die ursprüngliche in Abb. 1 gezeigte Stellung saugt
das Vakuum im Kolben 8 sämtliche Flüssigkeit durch das Glasfilter 15 zurück; die
Tablette 14 od. dgl. hat sich vollkommen gelöst, so daß bis auf etwaige Verunreinigungen
nichts mehr auf dem Glasfilter liegen wird.
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VI. Nach Beendigung der Filtration und gegebenenfalls nach leichtem
Umschwenken der ganzen Vorrichtung dreht man das Küken 9 um 1800, so daß nunmehr
die Bohrung 11 im Küken in Verbindung mit dem Kapillarrohr 6 steht, während gleichzeitig
auch durch die Bohrung 10 der Kochkolben 4 in Verbindung mit der Außenluft steht.
Nun wird die Schutzkappe 13 abgenommen, eine keimfrei gemachte Injektionsspritze
17 mit ihrem Konus in den Schliffkonus des Kükens gesteckt und durch Ansaugen mit
der Spritze die gewünschte Menge Lösung heraufgezogen und in die Spritze gebracht.
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Der Filtereinsatz 15 des Allihnschen Rohres besteht etwa aus Filterglas
G2, das für den aufsteigenden Dampf hinreichend durchlässig ist, so daß die Dampfblasen
gut durchstreichen können. Nimmt man jedoch feinporige Filter, so kann es zweckmäßig
sein, diese Filter abnehmbar oder auswechselbar in das Rohrl einzusetzen und gegebenenfalls
festzuklemmen, wobei man auch so verfahren kann, daß das Filter 15 sich in einem
besonderen Einsatz 18 mit konischem Schliff
befindet (Abb. 3), der wie ein Ventilkegel
in einer entsprechend geformten Schliffhülse des Rohres 1 sitzt und beim etwaigen
Auftreten von Überdruck in dem Kochgefäß angehoben wird, so daß der Überdruck entweichen
kann, worauf sich der Schliff sofort wieder schließt.
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Die beschriebene Vorrichtung kann jede beliebige Größe haben, etwa
von 10 cmS bis zu einigen Litern.
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Auf diese Weise kann also sowohl der Arzt wie auch der Apotheker jede
gewünschte Menge einer Lösung im Bedarfsfalle sofort frisch anfertigen, so daß die
Nachteile einer längeren Lagerung von vornherein ausgeschaltet werden können. Man
kann aber natürlich auch, statt die Lösung mit einer Spritze zu entnehmen, eine
geeignete Absaugvorrichtung bekannter Art anschließen und die Flüssigkeit etwa einer
Ampullenabschmelzmaschine zuführen, wo sie in Ampullen eingefüllt wird. Man kann
so z. B. Augentropfen und andere Arzneizubereitungen herstellen.
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Zusätze, die wärmeempfindlich sind, z. B. Suprarenin, werden bei der
oben beschriebenen Arbeitsweise V erst beim Erkalten der Flüssigkeit, aber vor der
selbsttätigen Filtration in das Allihnsche Rohr zugegeben.
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PATENTANSPROCHE 1. Vorrichtung zur Herstellung und Entnahme von Lösungen
durch Auflösung eines festen Stoffes, bestehend aus einem Allihnschen Rohr (1),
das den zu lösenden Stoff (14) auf einem Filter (15) enthält, über einem geschlossenen
Kochgefäß (4) angeordnet und mit diesem durch eine Schliffverbindung (2, 3) lösbar
verbunden ist und unten einen Absperrhahn (8) aufweist, dadurch gekennzeichnet,
daß sich von der Schliffverbindung (2, 3) in das Kochgefäß (4) bis auf eine bestimmte
Höhe über dessen Boden ein Steigrohr (5) erstreckt, daß die Schliffverbindung (2,
3) außerdem eine bis zum Boden des Kochgefäßes (4) reichende Kapillare (6) trägt
und daß das Küken (9) des Absperrhahnes (8) außer der durchgehenden Hauptbohrung
(10) für das Steigrohr (5) noch eine kleinere, bis zu seiner Mitte reichende Querbohrung
(11) enthält, die in der Durchgangsstellung der Hauptbohrung (10) die Kapillare
(6) mit einer radialen Längsbohrung im Küken verbindet, die auf der dem Kükengriff
entgegengesetzten Seite zur Aufnahme des Konus einer Injektionsspritze (17) konisch
erweitert ist.