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Verfahren zur Herstellung von Sennespräparaten Sennesschoten werden
schon seit mehr als 1000 Jahren als Abführmittel verwendet. Die gebräuchlichste
Methode der Verabreichung besteht darin, die Schoten mehrere Stunden lang in Wasser
einzuweichen, dieses dann abzugießen und den entstandenen Aufguß oder »Sennestee«
zu trinken.
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Als Ergänzung dieses volkstümlichen Verfahrens, die abführende Wirkung
der Schoten nutzbar zu machen, hat man in neuerer Zeit verschiedene Extrakte zur
größeren Bequemlichkeit sowohl des Apothekers als auch des Patienten industriell
hergestellt.
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Diese Extrakte sind meist flüssig und werden gewonnen, indem man die
Schoten zunächst durch Einweichen oder Perkolieren mit kaltem Wasser extrahiert,
worauf man den Aufguß oder das Perkolat abgießt und die so erhaltene Flüssigkeit
schließlich durch Erhitzen unter reduziertem Druck konzentriert.
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Die Extrakte werden sowohl als solche verwendet wie auch als Bestandteil
verschiedener Arzneiformen, z. B.
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Pastillen und Bonbons.
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Aus der britischen Patentschrift 683 990 ist bereits bekannt, Sennesschoten
in einer Schlagmühle zu zerkleinern, die Samenkörner von der Fruchthülle abzutrennen
und die Fruchthülle, deren Hauptmenge beim Zerkleinern in verhältnismäßig kleinen
Stücken und de.r Rest als grobes Pulver anfällt, zu vermischen und zu einem feinen
Pulver zu verarbeiten.
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Diese Verfahren beruhten sämtlich auf der Vorstellung, daß die aktiven
Stoffe in der Fruchthülle in gleichmäßiger Verteilung enthalten seien.
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Da keine brauchbare Untersuchungsmethode zur Verfügung stand, war
es nicht möglich, zu entscheiden, in welchem Mengenverhältnis die Wirkstoffe der
Droge extrahiert worden waren oder wie sich die Extrakte (oder die Präparate, deren
Bestandteil sie bildeten) bei der Lagerung verhielten.
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Kürzlich sind nun sowohl eine biologische als auch eine chemische
Untersuchungsmethode entwickelt worden (T. C. Lou, J. Pharm. Pharmocol., 1949, 1,
S. 673; J. W. Fairbairn und I. Michaels, J. Pharm. Pharmacol., 1950, 2, S. 807,
813). Auf Grund dieser Methode konnte festgestellt werden, daß die Sennesextrakte
des Handels viel geringere Mengen an wirksamen Stoffen enthielten als die angegebene
Drogenmenge, aus der sie hergestellt worden waren. ihr Gehalt schwankte von 30°/o
bis zu nur 1°/o der Menge, die sie eigentlich hätten aufweisen müssen, wenn man
den Betrag der verwendeten Senna berücksichtigt.
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Das Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen der Erfinder zeigt,
daß die geringe Stärke von Sennesextrakten zurückzuführen ist auf erstens unvollständige
Extraktion der Glykoside aus der Droge, da die ungebundenen Sennoside relativ schwer
löslich
sind; zweitens Verlust an Wirksamkeit durch Zersetzung der wirksamen Stoffe während
der Konzentrierung der extrahierten Flüssigkeiten durch Erhitzen unter reduziertem
Druck; drittens allmähliches Nachlassen der Wirksamkeit durch Zersetzung der wirksamen
Stoffe während der Lagerung derExtrakte.
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Es liegt auf der Hand, daß man mit diesen Extraktes die Wirkstoffe
der Sennesschoten nur unzureichend und unter großen Verlusten nutzbar machen kann,
während die Unsicherheit über den Grad ihrer abführenden Wirkung sie zur Verabreichung
unbrauchbar machte, da eine exakte Dosierung unmöglich ist.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, unter Verwendung mechanischer
Mittel ein stabiles Konzentrat von Sennesschoten herzustellen, welches die wirksamen
Stoffe in der Form enthält, wie sie von Natur aus in der Droge vorkommen. Das Konzentrat
soll ferner einen bekannten Wirksamkeitsgrad besitzen, eine für die Verwendung bequeme
Beschaffenheit haben und in einer der gebräuchlichen Arzneiformen, wie Pulver, gepreßten
oder geformten Tabletten, Pastillen, Bonbons, Körnchen, Kaugummi u. dgl oder in
einem eßbaren Produkt, wie z. B. Schokolade, Zwieback od. dgl., zum innerlichen
Gebrauch geeignet sein.
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Die Untersuchungen der Erfinder richteten sich besonders darauf,
ob die wirksamen Stoffe im Verhältnis zur ganzen Schote in einem bestimmten Teil
derselben konzentriert sind, und sie ergaben, daß erstens bei weitem der größte
Teil der wirksamen Stoffe in der äußeren Epidermis der Fruchthülle konzentriert
ist; zweitens die äußere Epidermis, welche eine etwas spröde Eigenheit besitzt,
dazu neigt, in kleinen
Stücken von der dünnen zähen Schicht der
inneren Epidermis (Endokarpium) abzublättern, wo sie befestigt ist; drittens die
Samenkörner überhaupt keine Wirksamkeit zeigen.
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Diese Entdeckungen haben zu einem Herstellungsverfahren geführt,
welches die oben angegebenen Ansprüche erfüllt. Es besteht darin, zunächst die Fruththülle
der Sennesschoten in bekannter Weise von den Samenkörnern zu trennen. Die Samen
läßt man beiseite, da sie, wie bekannt, biologisch inaktiv sind. In der nächsten
Stufe des Herstellungsverfahrens wird die abgetrennte Fruchthülle einem Schlagprozeß
unterworfen, welcher den größeren Teil der äußeren Epidermis von der inneren Schicht
abblättern und in kleine Stücke zerbrechen läßt. Schließlich wird die abgetrennte
äußere Epidermis zu einem feinen Pulver zermahlen.
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Die Abtrennung und Aussonderung der Samenkörner und des Hauptteiles
der inneren Epidermis von den Schoten hat die folgenden Vorteile: 1. NIan erhält
ein Konzentrat, welches mehr als das doppelte lVfengenverhältnis an wirksamen Glykosiden
enthält, als die ursprünglichen Schoten enthalten, also um vieles stärker ist als
irgendeiner der obenerwähnten pharmazeutischen Extrakte.
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2. Man entfernt therapeutisch wertlose Abfallstoffe.
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Im nachfolgenden ist eine praktische Ausführungsform der Erfindung
beispielsweise beschrieben. Die Zeichnungen stellen zur Veranschaulichung in sehr
schematischer Darstellung eine besondere Ausführungsform eines erfindungsgemäß venvendharen
Apparates dar.
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Fig. 1 ist eine Seitenansicht einer ersten Schlagmaschine; Fig. 2
zeigt einen Sichter im Aufriß; Fig. 3 ist eine Seitenansicht der wesentlichen Teile
der zweiten Schlagmaschine; Fig. 4 ist eine Vorderansicht der in Fig. 3 dargestellten
Maschine, und Fig. 5 und 6 zeigen in vergrößertem Maßstab Draufsichten auf Teile,
die in Fig. 3 dargestellt sind.
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Sennesschoten mit bekanntem Gehalt an Glykosiden werden zunächst
verlesen, um Fremdstoffe zu entfernen, welche normalerweise in geringen Mengen vorhanden
sind. Die gereinigten Schoten, welche gewöhnlich ungefähr 8 bis 10 0/o Feuchtigkeit
enthalten, werden dann bei Lufttemperatur in einem Raum mit geringer Feuchtigkeit
gelagert, um ihren Wassergehalt auf ungefähr 7,50/0 zu reduzieren. Diese Teiltrocknung
macht sie härter und krauser und bereitet sie auf die erste Schlagmaschine vor,
durch die sie anschließend hindurchgeführt werden. Hier werden sie in Stücke zerbrochen,
um die Samenkörner entfernen zu können. Die Maschine (vgl. Fig. 1) ist mit einem
Trichter 1 versehen, in den die teilweise getrockneten Schoten eingeführt werden.
Dieser Trichter ist über einem horizontalen Rotor befestigt, welcher sechs voneinander
entfernt liegende Stäbe 2 aufweist. Die Stäbe werden an ihren Enden von drehbar
gelagerten Scheiben getragen, von denen eine bei 3 gezeigt ist.
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Der Robor kann sich mit etwa vierzig Schwingungen in der Minute über
einem Sieb 4 hin- und herbewegen.
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Das Sieb 4 besteht aus einem Drahtgewebe und besitzt zwei Maschen
von etwa 1 cm Weite. Es ist unmittelbar unter dem Rotor angeordnet, und zwar so
dicht, daß es ihn beinahe berührt Die Kanten des Siebes sind auf horizontalen Stangen
5 befestigt, welche mit Zahnrad und Sperrklinke versehen sein können, um die Spannung
und die Lage des Siebes regulieren zu können. Unter dem Sieb ist ein Aufnahmebehälter
6.
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In dieser Maschine werden die Schoten zwischen dem Rotor und dem
Sieb durch die schlagende und zerreißende Wirkung der relativ zum Sieb schwingenden
Zapfen aufgebrochen und durch das Sieb getrieben. Die Fruchthülle wird dabei im
wesentlichen in ziemlich große Stücke und zu einem geringen Teil in kleine Stücke
zerbrochen. Die letzteren enthalten einen relativ hohen Anteil an äußerer Epidermis,
da diese in dieser Verfahrensstufe etwas abblättert. Die Samenkörner verbleiben
praktisch alle in unversehrtem Zustand.
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Der nächste Schritt besteht darin, die wertlosen Samenkörner von
der zerbrochenen Fruchthülle zu trennen. Hierfür wird ein aus mehreren Sieben bestehender
Sichter verwendet, wie er z. B. in Fig. 2 veranschaulicht ist. Der Sichter ist mit
Vibrationseinrichtungen versehen, welche nicht dargestellt sind.
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Der Sichter hat drei Siebboden 7, 8 und 9. Der Sieb boden 7 besitzt
pro cm zwei Maschen, während der Siebboden 8 pro cm vier und der Siebboden 9 pro
cm acht Maschen aufweist. Die größeren Stücke der Fruchthülle werden auf dem Sieb
7 zurückgehalten und im nachfolgenden als Fraktion 1 bezeichnet. Die kleineren Teile
und die Samenkörner gehen durch die Maschen hindurch und fallen auf das Sieb 8.
Das auf dem Sieb 8 zurückgehaltene Material wird als Fraktion II bezeichnet. Es
besteht hauptsächlich aus den Samenkörnern. Die Teile der Fruchthüllen, welche durch
das Sieh 8 hindurchtreten, aber auf dem Sieb 9 zurückgehalten werden, sind im nachfolgenden
als Fraktion III bezeichnet, während das grohpulverige Material, welches durch das
Sieb 9 hindurchtritt und welches den relativ höchsten Anteil an wirksamen Glykosiden
enthält, die Fraktion IV darstellt. Diese Fraktion IV wird gespeichert, da sie mit
einer anderen Fraktion vermischt werden soll, welche durch einen im nachfolgenden
beschriebenen weiteren Arbeitsgang erhalten wird.
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Fraktion I wird nun mit Fraktion III vermischt und in eine zweite
Schlagmaschine eingeführt, welche in den Fig. 3 bis 6 beispielsweise dargestellt
ist.
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Von 100 Gewichtsteilen zerbrochener Schoten bilden ungefähr 65 Gewichtsteile
die Mischung von Fraktion I und III (diese Mengenangaben können in der Praxis selbstverständlich
schwanken). Ungefähr 10 Gewichtsteile machen die aufgespeicherte Fraktion IV aus.
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Die zweite Schlagmaschine (Fig. 3) besteht aus einer festen Scheibe
12 mit ringförmig angeordneten Stiften 13 und einer drehbaren Scheibe 14 mit ringförmig
angeordneten Stiften 15. Die Anordnung der Stifte auf diesen Scheiben ist in den
Draufsichten der Fig. 5 und 6 dargestellt. In Fig. 3 sind die Scheiben in einem
Abstand voneinander dargestellt; während des Betriebes wird die Scheibe 12 jedoch
so weit gesenkt, daß sich ihre Stifte 13 zwischen bzw. neben den Stiften 15 der
Scheibe 14 befinden.
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Der Drehantrieb der Scheibe 14 besteht aus einer Welle 16, Kegelrädern
17, 18 und einer Antriebswelle 19. Diese Vorrichtung ist in einem Gehäuse 20 angeordnet,
welches seinerseits quer durch das Gehäuse 21 führt.
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Während des Betriebes wird das Gemisch aus Fraktion I und III in
einen Trichter 22 gebracht, der es zwischen den Stiften der festen Scheibe 12 und
den Stiften der drehbaren Scheibe 14 hindurchtreten läßt.
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Dabei wird das Material zerschlagen und zerrissen, wobei die äußere
Epidermis der Fruchthülle zum größten Teil abblättert, während der Hauptteil der
verhältnismäßig zähen inneren Epidermis der Fruchthülle,
wenn auch
zerkleinert, noch in verhältnismäßig großen Stücken zurückbleibt. Das behandelte
Material fällt durch einen Bodentrichter 23 in ein geeignetes Aufnahmegefäß, von
wo es einem Vibrationssichter zugeführt wird, welcher ein Sieb mit acht Maschen
pro cm enthält. Das auf diesem Sieb zurückgehaltene Material besteht hauptsächlich
aus innerer Epidermis und wird als unbrauchbar ausgesondert. Das pulverförmige abgeblätterte
Material, welches das Sieb passiert und welches im nachstehenden als Fraktion V
bezeichnet wird, ist ein an wirksamen Stoffen reiches Konzentrat, da es eine große
Menge äußerer Epidermis enthält. Schließlich werden Fraktion IV und Fraktion V miteinander
vermischt und zu einem feinen Pulver zermahlen.
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Die Ausbeute an dem nach dem obigen Verfahren erhaltenen gepulverten
Konzentrat beträgt ungefähr 35 Gewichtsprozent von 100 Gewichtsprozent der ursprünglichen
Schoten. Es enthält mehr als das doppelte Mengenverhältnis an wirksamen Stoffen
als das Ausgangsmaterial.
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Selbstverständlich sind der im vorstehenden beschriebene Arbeitsgang
und der veranschaulichte Apparat lediglich als Beispiel zu betrachten, es sind auch
andere Möglichkeiten zur praktischen Durchführung der Erfindung denkbar.
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Wie im vorstehenden erwähnt, ist das pulverige Senneskonzentrat zur
inneren Verabreichung in irgendeiner der gebräuchlichen Arzneiformen geeignet. Das
folgende Beispiel veranschaulicht eine Möglichkeit, wie das Konzentrat mit anderen
Stoffen, z. B. zum Aromatisieren und Süßen vereinigt werden kann, um ein vorzüglich
mundendes Erzeugnis herzustellen, welches lange Zeit haltbar ist und exakt dosiert
werden kann. 5,25 Gewichtsteile pulverisiertes Sennesschotenkonzentrat werden mit
10,5 Gewichtsteilen Kakaopulver, 46,55 Gewichtsteilen Glukose, 0,17 Gewichtsteilen
Vanillin und 0,02 Gewichtsteilen Saccharin vermischt und anschließend mit einer
Lösung von 6,9 Gewichtsteilen Malzextrakt in 4,1 Gewichtsteilen Wasser angefeuchtet.
Die angefeuchtete Masse wird granuliert, indem sie durch ein Sieb mit drei Maschen
pro cm gegeben wird. Das entstehende Granulat trocknet man bei ungefähr 450 C. Man
erhält etwa 68 Gewichtsteile trockenes Granulat, welches in gut verschlossenen Behältern
gelagert wird. Auf Wunsch kann ein ungiftiges Netzmittel in kleinen Mengen zugesetzt
werden, um eine schnellere Auf-
lösung des Produktes zu ermöglichen, wenn es zum
Gebrauch mit einem flüssigen Träger, wie Wasser oder Milch, vermischt wird. Klinische
Versuche haben gezeigt, daß das Granulat eine gleichbleibende abführende Wirkung
besitzt, die einzelnen Patienten können leicht die individuell erforderlichen Mengen
bestimmen.