Verfahren zur Knitterfreiausrüstung von Textilgut, das mindestens überwiegend aus Cellulose- und/oder Regeneratcellulosefasern besteht
Es ist bekannt, dass die Knitterneigung von Textilien aus Cellulose- und/oder Regeneratcellulosefasern durch Behandlung mit wässerigen Lösungen von Methylolverbindungen von Alkylenharnstoffen und Säuren oder solche abspaltenden Katalysatoren mit anschliessender Trocknung und Kondensation stark verringert wird.
Es ist aus der Belgischen Patentschrift Nr. 657 306 weiterhin bekannt, Cellulosetextilien trocken- und nass knitterfest auszurüsten, indem man diese mit einer wässrigen Flotte, die Methylolderivate von cyclischen Alkylenharnstoffen und/oder cyclischen Oxyalkylenharnstoffen oder deren Äther sowie 0,1 bis 6 Gew.% einer starken Säure enthält, tränkt, von der überschüssigen Flotte befreit, durch Trocknen auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 4-30 Gew.% einstellt, dann längere Zeit lagert und in üblicher Weise fertigstellt. Nach diesem Verfahren wird also als Härtungskatalysator eine starke Säure eingesetzt. Da durch die Verwendung der starken Säure der pH-Wert der Ausrüstungsflotte stark erniedrigt wird, tritt bei der Trocknung eine relativ starke Formaldehydabspaltung auf.
Ausserdem wird der Weissgrad der behandelten Ware merklich beeinflusst. Dieser Nachteil tritt besonders dann auf, wenn der optische Aufheller zusammen mit dem Kunstharz auf das Gewebe aufgebracht wird. Ein weiterer Nachteil dieses bekannten Verfahrens liegt darin, dass die erhaltenen Ausrüstungen wesentlich empfindlicher gegenüber Schwankungen in der Einstellung des Feuchtigkeitsgehaltes sind, was besonders in einer Verminderung der Festigkeit und des Weissgrades zum Ausdruck kommt. Im einzelnen sind die Nachteile dieses bekannten Verfahrens dem Beispiel 4 zu entnehmen.
Es wurde nun gefunden, dass man zweckmässig auch so arbeiten kann, dass man den Flotten Gemische aus Phosphorsäuren und Ammoniumsalzen starker Säuren als Härtungsmittel zusetzt. Obwohl der pH-Wert der Flotten dadurch nicht so stark wie durch Salzsäure und dergleichen erniedrigt wird, dass eine verstärkte Abspaltung von Formaldehyd während der Ausrüstung eintreten kann, bewirken trotzdem diese Gemische beim Lagern der getränkten Ware, welche noch die oben genannte Restfeuchtigkeit besitzt, dass diese neben guter Trockenknitterfestigkeit ebenfalls sehr gut nassknitterfest werden.
Die vorliegende Erfindung betrifft also ein Verfahren zur Knitterfreiausrüstung von Textilgut, das mindestens überwiegend aus Cellulose- und/oder Regeneratcellulosefasern besteht, durch (1) Behandlung mit einer wässrigen Flotte, welche (a) mindestens eine Methylolverbindung von Alkylenharnstoff, dessen Alkylengruppen Hydroxylgruppen aufweisen können und dessen Methylolgruppen veräthert sein können, und (b) einen sauren Katalysator enthält, (2) mehrstündiges Verweilen bei gewöhnlicher oder mässig erhöhter Temperatur, (3) Waschen und (4) Trocknen der Ware ohne Nacherhitzung, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man als Katalysator (b) eine Mischung von Phosphorsäure und Ammoniumsalz einer starken Säure verwendet und dass das Verweilen (2) nach der Entfernung des Flottenüberschusses aus dem Textilgut erfolgt,
dessen Feuchtigkeitsgehalt durch Vortrocknung auf 4-20 % bei natürlichen Cellulosefasern und auf 6-25 % bei Regeneratcellulosefasern eingestellt ist.
Ammoniumsalze starker Säuren, wie Ammonium- chlorid, allein erniedrigen den pH-Wert der Flotten laufend bei deren Stehen, während die erfindungsgemässe Kombination von Phosphorsäure und Ammoniumchlorid der Flotte gleich einen bestimmten verminderten pH Wert verleiht, der auch während mehrerer Tage ziemlich konstant bleibt. Dadurch sind Flotte und erzielbare Effekte weitgehend gleichbleibend.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens besteht darin, dass der Bereich der Restfeuchtigkeit nicht so genau wie bei der Verwendung von starken anorganischen Säuren wie Salzsäure eingehalten werden muss. Bei der Verwendung von starken Säuren können infolge Übertrocknung und dergleichen unter Umständen Schädigungen der Fasern auftreten. Um diese zu verhindern, ist eine genaue Kontrolle der verbliebenen Restfeuchtigkeit erforderlich. Bei der Verwendung der Mischung von Phosphorsäure und Ammonsalzen dagegen treten derartige Schädigungen nicht auf, auch wenn der Restfeuchtegehalt nicht ganz exakt eingehalten wird. Der Restfeuchtegehalt hat sich für Textilien aus natürlichen Cellulosefasern von etwa 4-20 % und für solche aus Regeneratcellulosefasern vqn etwa 6-25 % als günstig erwiesen.
Ein weiterer Vorteil der Anwendung des beschriebenen Katalysatorengemisches gegenüber der Verwendung von starken Säuren allein besteht darin, dass der Weissgradeffekt bei Mitverwendung von optischen Aufhellern weniger beeinträchtigt wird.
Als Alkylenharnstoffharze sind Methylolverbindungen von cyclischen Alkylenharnstoffen, in denen 1 oder 2 H-Atome an verschiedenen Kohlenstoffen durch Hydroxylgruppen ersetzt sein können, oder die Äther dieser Methylolverbindungen mit gesättigten einwertigen Alkoholen mit 1 bis 4, insbesondere 1 bis 2 C-Atomen geeignet. Als cyclische Alkylenharnstoffe seien Äthylen-, Propylen-, Dioxyäthylen-, Oxypropylenharnstoff oder Acetylendiharnstoff genannt. Auch Gemische derartiger Methylolverbindungen bzw. deren Äther können verwendet werden.
Die Gemische aus Phosphorsäure und Ammoniumsalz starker Säuren können in Gewichtsverhältnissen von 10-60 o Phosphorsäure: 90-40 % Ammoniumsalz angewandt werden. Als Phosphorsäure ist besonders o-Phosphorsäure geeignet, aber auch Meta- oder Pyrophosphorsäure sind brauchbar. Die Ammoniumsalze starker Säuren sind solche der Salz-, Salpeter-, Schwefeloder Oxalsäure, wobei das der Salzsäure bevorzugt verwendet wird.
Die Restfeuchtigkeit der Textilien beträgt 4-20 % bei natürlichen Cellulosefasern und 6-25 % bei Regeneratcellulosefasern.
Als Textilien kommen solche in Betracht, die aus Cellulose- und/oder Regeneratcellulosefasern bestehen.
Gegebenenfalls können auch Mischgewebe mit anderen Fasern, wie vollsynthetischen, nach dem beschriebenen Verfahren ausgerüstet werden, jedoch muss der Anteil an Cellulose- oder Regeneratcellulosefasern überwiegen.
Die Restfeuchtigkeit kann bei derartigen Mischgeweben durch die wesentlich geringere Konditionierfeuchtigkeit der vollsynthetischen Fasern noch entsprechend niedriger liegen.
Die Behandlungsflotten enthalten etwa 6-25 % der 100 ,eigen Methylolverbindungen bzw. deren Äther.
Gegebenenfalls können die Methylolverbindungen zum Teil, bis maximal 50 % ihres Gewichts, durch stickstofffreie Formaldehydumsetzungsprodukte mit ein- oder mehrwertigen Alkoholen bis 4 C-Atome ersetzt werden.
Bei Behandlung von ungefärbten Textilien, die überwiegend natürliche Cellulosefasern enthalten, werden bevorzugt Methylolverbindungen von Propylen- oder Oxypropylenharnstoff, bei gefärbten Textilien vorzugsweise Methylolverbindungen von Dioxyäthylenharnstoff verwendet. Von dem Katalysatorengemisch aus Phosphorsäure und Ammoniumsalz werden vorzugsweise 0,8-2,5 Gewichtsprozente der Flotte zugesetzt.
Bei Behandlung von Textilien, die überwiegend regenerierte Cellulosefasern enthalten, werden vorzugsweise Methylolverbindungen von Äthylen bzw. Dioxy äthylenharnstoffen bzw. Acetylendiharnstoff bei einer Katalysatorkonzentration in der Flotte von vorzugsweise 1-4 % angewendet.
Beispiel I
Ein weisser, mercerisierter, noch nicht optisch aufgehellter Baumwollpopeline mit einem qm-Gewicht von 125 g wird mit einer Flotte getränkt, welche 150 g 1,3-Dimethylolperhydropyrimidinon (100 % ig), die erfindungsgemässe Mischung von 12 g Ammoniumchlorid, 4 g o-Phosphorsäure 85 % ig und 3 g eines optischen Aufhellers (C. I. Fluorescent brightening agent 24) je Liter enthält. Es wird auf eine Flottenaufnahme von 65 % abgequetscht und bei einer Trocknungstemperatur von 1000 C in glattem Zustand auf eine Restfeuchtigkeit von etwa 6 % getrocknet.
Hiernach wird glatt aufgerollt, die Rolle mittels einer Polyäthylenfolie vor Verlust an Restfeuchtigkeit geschützt, 20 Stunden bei Zimmertemperatur verweilen gelassen, dann ausgewaschen, neutralisiert, gründlich gespült und ohne Nacherhitzung getrocknet.
Obige Flotte zeigt eine gute Beständigkeit, keine Abscheidungen und geringe Formaldehydentwicklung bei der Trocknung. Es wurden folgende Effekte auf dem behandelten Popeline gefunden: Trockenknitterwinkel (Durchschnitt von Kette und Schuss) 1280, Nassknitterwinkel 1460 und ein Festigkeitsverlust von 289; gegenüber der unbehandelten Ware. Der Weissgrad des Gewebes war sehr gut.
Beispiel 2
Ein reaktiv gefärbter, hellblauer Batist mit einem qm-Gewicht von 84 g wird mit einer Flotte foulardiert (Abquetscheffekt 70%), bestehend aus: 280 g/l eines 50 % igen Dimethyloldihydroxyäthylenharnstoffharzes, 8 g/l Ammoniumchlorid, 3 g/l o-Phosphorsäure (85 % ig) und 6 g!l Maleinsäure. Anschliessend wird auf eine Restfeuchtigkeit von etwa 7 S getrocknet glatt aufgerollt und nach einer Verweilzeit von 16 Stunden wie in Beispiel 1 fertiggestellt. Es wurden gute Trockenund Nassknitterwinkel bei guter Reissfestigkeitserhaltung gefunden. Die Flotte war über mehrere Tage haltbar.
Die Geruchsbelästigung (Formalin) bei der Antrocknung des Gewebes war sehr gering.
Beispiel 3
Ein bedruckter Dekorationsrips aus Zellwolle wird mit einer Flotte, die je Liter 120 g Dimethyloldihydroxyäthylenharnstoff, 100 g Glykolhalbacetal (hergestellt aus 1 Mol Äthylenglykol und 2 Mol Formaldehyd), 10 g Ammoniumnitrat und 10 g Phosphorsäure enthält, foulardiert, auf 20 S Feuchtigkeit vorgetrocknet und in glatt aufgerolltem Zustand 20 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur liegen gelassen, dann neutralisiert, gespült und getrocknet. Die Ware besitzt gute Nass- und Trockenknitterfestigkeit und die Flotte ist lange haltbar.
Beispiel 4
Ein mercerisierter, gebleichter, optisch aufgehellter Baumwollpopeline (122 g pro qm) wurde entsprechend Beispiel 1 der belgischen Patentschrift behandelt (Ausrüstung A) und zusätzlich mit der gleichen Flotte in gleicher Weise ausgerüstet, wobei jedoch auf eine Restfeuchtigkeit von 5S angetrocknet wurde (Ausrüstung C).
Der gleiche Baumwollpopeline wurde erfindungsgemäss ebenso behandelt, wobei jedoch als Härtungskatalysator eine Mischung aus 12 g/l Ammoniumchlo rid und 6 g/l Phosphorsäure verwendet wurde (Antrocknung auf 9 % Restfeuchtigkeit = Ausrüstung B und Antrocknung auf 5 % Restfeuchtigkeit = Ausrüstung D). Die Ergebnisse sind in der Tabelle I enthalten.
Tabelle I
Ausrüstung A Ausrüstung B Ausrüstung C Ausrüstung D (Stand der (erfindungs- (Stand der (erfindungs- unbehandelt
Technik) gemäss) Technik) gemäss) Nassknitterwinkel nach GUTV 1560 1510 1610 1550 850 Trockenknitterwinkel nach DIN 53890 1240 1200 1490 1440 710 Wash- and wear-Effekt
1 Kochwäsche 4,8 4,6 5,0 5,0 1
5 Kochwäschen 4,5 4,6 4,7 4,6 1 Reissfestigkeitsverlust in % 23 22 39 32 Scheuerfestigkeitsverlust in % 5 4,5 13 9,5 3 Weissgrad (gegenüber unbehandelt) geringfügig unverändert merklich geringfügig vermindert vermindert vermindert
Aus der Tabelle geht hervor, dass die Ausrüstungen nach dem Stande der Technik wesentlich empfindlicher gegenüber Schwankungen in der Einstellung des Feuchtigkeitsgehaltes sind, was besonders in starken Festigkeitseinbussen zum Ausdruck kommt.
Auch bleibt der Weissgrad bei den Ausrüstungen nach dem Stande der Technik nicht so gut erhalten wie bei den nach dem erfindungsgemässen Verfahren behandelten Mustern.
Zur Ermittlung der Formaldehydentwicklung werden die mit den verschiedenen Flotten (nach dem Stande der Technik mit 1,2 % 36 %iger Salzsäure und erfindungsgemäss mit einer Mischung aus Ammonchlorid und Phosphorsäure als Härtungskatalysator) foulardierten Muster in einer geschlossenen Apparatur auf 110 bis 1300 C erhitzt, bis eine Restfeuchtigkeit von etwa 5 % erreicht ist, und der abgespaltene Formaldehyd mit tels durchgesaugter Luft in Wasser eingeleitet und dann in üblicher Weise auantitativ bestimmt.
Dabei wurde gefunden, dass nach dem Stande der Technik die Formaldehydabspaltung um durchschnittlich 33 % höher ist als nach dem erfindungsgemässen Verfahren. Dieser Vorteil spielt bei der praktischen Durchführung des Verfahrens durch die verminderte Geruchsbelästigung eine entscheidende Rolle.
Die Ausrüstungen A bis D werden mit dem gleichen, optisch jedoch noch nicht aufgehellten Baumwollpopeline wiederholt. Dazu ist es nötig, dass die Aufhellung gleichzeitig mit der Ausrüstung erfolgt, also dem Behandlungsbad 3 g/l eines optischen Aufhellers (C. J.
Fluorescent brightening agent 24) zugesetzt werden.
Ansonsten wird in der unter 1 angegebenen Weise verfahren.
Bei sonst praktisch gleichen technologischen Daten treten, wie aus Tabelle II ersichtlich ist, dabei erhebliche Unterschiede im Weissgrad auf:
Tabelle II
Ausrüstung A Ausrüstung B Ausrüstung C Ausrüstung D (Stand der (erfindungs- (Stand der (erfindungs
Technik) gemäss) Technik) gemäss) Weissgrad mässig gut mangelhaft sehr gut
Diese Übersicht lässt erkennen, dass es nur mit Hilfe des erfindungsgemässen Verfahrens gelingt, optische Aufheller im Einbadverfahren auf die Ware aufzubringen.