Verfahren zur Gewinnung von Androstadien-(1:2,4:5)-dion-(3,17) aus seinen Lösungen Auf mikrobiologischem Wege hergestellte Ste- roide werden allgemein durch Extraktion mit was serunlöslichen Lösungsmitteln, wie z. B. mit chlorier ten Kohlenwasserstoffen, Alkoholen von höherer Kohlenstoffzahl, Estern usw. aus ihrem Ferment medium gewonnen. Der so erhaltene Extrakt wird verdampft, worauf das Steroid aus dem Konzentrat entweder durch direkte Kristallisation, oder mit Hilfe anderer Verfahren in mehr oder weniger reinem Zu stand gewonnen wird. Solche Verfahren sind z. B.
Verteilung zwischen Petroläther und wässerigem Me thanol, Verdampfung mit darauffolgender Extrak tion, wiederholte Verdampfung, und schliesslich Chromatographie. Zur Erzielung des in der Phar mazie erforderten Reinheitsgrades, ist wiederholte Umkristallisierung des Produktes notwendig.
Der Rückstand der Verdampfung enthält bedeu tende Mengen an Verunreinigungen, deren Löslich keit derjenigen der Steroide nahesteht. Die Reini gung der Steroide ist deshalb mit Schwierigkeiten verbunden.
Es hat sich im Laufe unserer Versuche gezeigt, dass Steroide mit gewissen zyklischen Verbindungen Molekularkomplexe zu bilden vermögen. Die Lös lichkeit dieser kristallinen Verbindungen unterschei det sich von der Löslichkeit der Verunreinigungen in hohem Masse.
Es wurde gefunden, dass Androstadien-(1:2,4:5)- dion-(3,17) - (des weiteren Androstadien-dion) aus seinen Lösungen in wasserunlöslichen Lösungs mitteln gewonnen werden kann, wenn man durch Zusetzen einer Verbindung, die wenigstens eine Phenol gruppe enthält, den Molekularkomplex von Andro- stadien-dion mit der zugesetzten Verbindung herge stellt, diesen Molekularkomplex isoliert und schliess- lich durch Behandlung mit Alkali zersetzt. Aromatische Verbindungen, wie z.
B. Naphthol, Resorcin, Hydrochinon, Pyrocatechin, Pyrogallol, Phloroglucin, sind zur Komplexbildung geeignet. Man kann auch Picrinsäure oder ihre Derivative verwenden. Man kann sehr vorteilhaft a- und ss Naphthol benützen.
Die Molekularkomplexverbindung zeigt im Ver gleich mit der im Komplex enthaltenen Ausgangs stoffen wesentliche Unterschiede im Schmelzpunkt und in der Löslichkeit. So beträgt z. B. der Schmelz punkt des Molekularkomplexes, welches Androsta- dien-dion und ss-Naphthol in einem Verhältnis von 1:1 enthält<B>:</B> 169-1700 C, während der Schmp. von An- drostadien-dion : 140-142C und derjenige von ss- Naphthol : 122-1230 C beträgt.
Die Komplexverbindungen bilden wohldefinierte Kristalle. Ihre spezifische Löslichkeit erlaubt das Entfernen der Verunreinigungen durch Waschen mit geeigneten Lösungsmitteln.
Nach Zersetzung der Molekularkomplexverbin- dung kann die freigewordene zyklische Verbindung leicht eliminiert werden, so dass eine Lösung erhal ten wird, welche ausschliesslich das Endprodukt ent hält. Dieses scheidet nach Einengen der Lösung aus dem Rückstand aus.
Die komplexbildenden zyklischen Verbindungen können mit verschiedenen geeigneten Methoden ent fernt werden. So kann man z. B. die Molekularkom- plexverbindung in Dichloräthan oder einem anderen entsprechenden wasserunlöslichen Lösungsmittel lö sen, worauf die Phenolverbindung mit einer wässe rigen Lösung einer anorganischen Base extrahiert werden kann. Man kann aber auch verfahren, indem man die Phenolverbindungen auf Ionaustauschhar- zen adsorbiert oder durch Wasserdampfdestillation aus dem Gemisch entfernt.
Eine bevorzugte Ausführungsform des Verfah rens ist die folgende Die Androstadien-dion enthaltende Lösung wird mit der betreffenden eine Phenolgruppe enthaltenden Verbindung versetzt, worauf die Lösung eingeengt und die kristalline Molekularkomplexverbindung aus dem Rückstand isoliert und schliesslich mit Alkali zersetzt wird.
Als Ausgangsstoff kann man verschiedene Lö sungen des Androstadien-dion verwenden. Fermen tate können mit dem wasserunlöslichen Lösungsmit tel extrahiert werden, die so erhaltene Lösung wie oben beschrieben zu behandeln.
Als wasserunlösliches Lösungsmittel kann man vorteilhaft z. B. Tetrachlorkohlenstoff, Dichlorethan usw. verwenden.
<I>Beispiel 1</I> 3,4 g Androstadien-dion werden in 51 Ferment medium mit 11 Dichloräthan extrahiert. Nach Iso lierung der Lösungsmittel-Phase wird eingeengt. 2,5 g ss Naphthol werden in Dichloräthan gelöst hin zugefügt, worauf weiter eingeengt wird. Die ausge schiedene Kristalle werden filtriert und mit Tetra chlorkohlenstoff gewaschen. 6.63 g des Molekular komplexes werden enthalten, in welcher die Mole kularproportion des Androstadien-dion und ss-Naph- thol 1:1 beträgt. Schmp. 168-170 C.
Die Kristalle werden in 25fachem Dichloräthan gelöst, worauf mit einer 0,5 % igen Natriumhydroxidlösung der Naph- thol-Überschuss entfernt wird. Nach Neutralisation der Lösung - mittels Waschen mit Wasser - wird das Lösungsmittel verdampft.
Die aus dem Rück stand ausscheidenden Kristalle werden isoliert und mit Petroläther gewaschen. 4 g Androstadien-dion werden erhalten. Schmp. 140-141p C. (Die Ausbeute beträgt 93 %, berechnet auf die im Fermentmedium bestimmte Quantität.) <I>Beispiel 2</I> 1101 16 g Androstadien-dion enthaltendes Fer- mentmedium werden mit 251 Dichloräthan bei einer Temperatur von 400 C extrahiert.
10 g ss-Naphthol werden hinzugefügt, worauf die Lösung eingeengt wird.
24,2 g eines Molekularkomplexes wird erhalten. die Androstadien-dion und ss-Naphthol enthält. Schmp. 169-170p C. Nach einer Behandlung - wie in Beispiel 1 angegeben - erhält man 14,1 g Andro- stadien-dion. Schmp. 139-140p C.
(Die Ausbeute beträgt 88 % der im Ferment medium berechneten Menge.) <I>Beispiel 3</I> Ein 0,56 g Androstadien-dion enthaltendes Fer- mentmedium wird, wie in Beispiel 1 angegeben, be handelt, mit dem Unterschied, dass 0,58 g a-Naph- thol hinzugefügt wird. Man erhält 0,82 g des Mole kularkomplexes, mit einer Molekularproportion von 1:1 Androstadien-dion und a-Naphthol. Schmp. 163-165 C.
Diese Verbindung wird, wie in Beispiel 1 angegeben, zersetzt und 0,4 g Androstadien-dion werden erhalten. Schmp. 138-139 C.