Pesticides Mittel zum Behandeln von Kulturpflanzen und Saatgut
Gegenstand der Erfindung ist ein Mittel zum Behandeln von Kulturpflanzen und Saatgut auf Basis von Bis-(trisubstituierten Zinn)-oxyden bzw. -sulfiden.
Es ist bereits bekannt, dass trisubstituierte Zinnsalze wie Triphenyl-, Trinaphthyl- oder Tricyclohexyl-Stannane, in denen die vierte Valenz durch Chlor oder den Acetylrest besetzt ist, neben einer guten fungiciden und baktericiden Wirkung eine stark abgeschwächte Phytotoxizität besitzen.
Es wurde nun gefunden, dass Zinnverbindungen der allgemeinen Formel
EMI1.1
in der X ein Sauerstoff- oder Schwefelatom bedeuten und R,, R2, R3, R4, R5, R6 gleiche oder verschiedene über Kohlenstoff gebundene aliphatische, arali- phatische, cycloaliphatische oder aromatische Reste darstellen, neben einer ausgezeichneten fungiciden und baktericiden Wirksamkeit eine besonders geringe phytotoxische Wirkung besitzen und daher sogar auf besonders empfindlichen Kulturen, beispielsweise Rebstöcke und andere Beerensträucher sowie Obstbäume, anwendbar sind.
Die genannten Verbindungen sind darüber hinaus auch als Saatgutbeizmittel ausgezeichnet wirksam.
Der besondere Vorteil der Verbindungen der oben angegebenen Formel gegenüber bekannten Organozinnverbindungen wie Trialkyl- und Triphenylzinnacetat liegt in der ganz erheblich geringeren Giftigkeit beim Warmblütern, wie aus nachstehenden LD50 Werten zu ersehen ist: LD, ; o in mg/kg
Verbindung Körpergewicht p. o. bei Ratten
Triäthyl-Sn-acetat 40 mg/kg p. o.
Tributyl-Sn-acetat 65 mg/kg p. o.
Triphenyl-Sn-acetat 125 mg/kg p. o.
Triphenyl-Sn-hydroxyd 120 mglkg p. o.
Hexabutyl-distannoxan 200 mg/kg p. o.
Hexaphenyldistannoxan 320 mg/kg p. o.
Hexabenzyl-distannoxan 310 mg/kg p. o.
Besonders günstig verhalten sich solche Stannoxane bzw. Stannothione, bei denen mindestens drei oder vorzugsweise sogar sämtliche sechs Substituenten Rl bis R6 Phenylreste sind.
Die Anwendung der neuen Wirkstoffe kann im übrigen als Spritz-, Giess-, Streu- oder Stäubemittel, unter Benutzung von inerten Trägerstoffen erfolgen.
Den Präparaten, die die neuen Wirkstoffe in Form von Spritzpulvern, emulgierbaren Emuisions- konzentrationen, Suspensionen, Emulsionen, Stäubeoder Streumitteln enthalten, können gegebenenfalls, wie dies auch sonst üblich ist, noch Zusätze anderer bekannter baktericider, fungicider, insekticider oder systemischer Wirkstoffe beigegeben werden, wenn dies auch für die Wirksamkeit der erfindungsgemässen Stannoxane und Stannothione nicht erforderlich ist, weil dieselben bereits von sich aus ausgezeichnete Wirkstoffe darstellen.
Beispiel 1
Werden 250 g eines Beizmittels, welches 10 Gewichtsteile Bis-(tributylzinn)-sulfid und 90 Gewichts- teile Talkum enthält, mit 100 kg Weizensaatgut vermischt, das stark mit Weizensteinbrand infiziert ist, so wird der Krankheitsbefall des aufgelaufenen Weizens auf 0,10/o reduziert, während mit handels üblichen Quecksilberverbindungen behandeltes Saatgut 2,50/0 befallene Keimlinge aufweist und unbe handelt zu eine Befallstärke von 680/0 hat.
Beispiel 2
Werden mit Peronospora infizierte Weinpflanzen mit einem Spritzmittel, welches 200/0 Bis-triphenylzinnoxyd, 200/o ligninsulfonsaures Calcium und 600/0 Schlämmkreide enthält, in einer Aufwandmenge von 400 g aktive Substanz pro ha behandelt, so erfolgt trotz massiver Infektion mit Sporangien von Peronospora kein Krankheitsausbruch. Zur gleichen Zeit mit einem handelsüblichen Kupfer-oxy-chlorid-präparat mit 500/a Kupfer in einer Aufwandmenge von 3,75 kg aktive Substanz pro ha behandelte Weinpflanzen zeigten nach einem Verlauf von zehn Tagen 37,5 0/o befallene Pflanzen. Unbehandelte Kontrollpflanzen wiesen nach zehn Tagen 100 /o Befall auf.
Beispiel 3
Gesunde Kartoffelpflanzen der Sorte Erstling wurden mit einem Spritzpulver, welches 20 Teile Bis-triphenylzinnsulfid, 30 Teile ligninsulfonsaures Calcium und 50 Teile Kaolin enthielt, in einer Aufwandmenge von 180 g Wirkstoffliha behandelt. Als Vergleichsmittel diente ein Kupferoxychlorid-Präparat mit 500/n Kupfer in einer Aufwandmenge von 3,0 kg/ha, entsprechend 1,5 kg Kupferlha. Die Behandlung erfolgte im Abstand von 14 Tagen sechsmal während der Vegetationsperiode. Der Pflanzenbestand wurde hierbei frei von Phytophthora und andern Pflanzenschädlingen gehalten.
Die Ertragsauswertung hatte folgendes Ergebnis:
In den mit Bis-triphenylzinnsulfid behandelten Parzellen wurden gegenüber unbehandeilten 28,90/0 Knollen Mehrertrag geerntet, während die Kupferoxychlorid-Parzellen nur um 10,70/0 über der unbehandelten lag.
Beispiel 4
Zuckerrüben wurden mit einem Spritzpulver, das 20 Teile Bis-tribenzylzinnoxyd, 20 Teile ligninsulfonsaures Natrium und 60 Teile Kaolin enthielt, in einer Aufwandmenge von 180 g Wirkstoffjha behandelt.
Vergleichsweise wurden Zuckerrüben mit einem Kupferpräparat mit 50 /ci Kupfer in einer Aufwandmenge von 6,0 kg/ha entsprechend 3 kg Kupfer gespritzt und der Ertrag nach Abschluss der Vegetation ermittelt. Das Ergebnis im Durchscnhitt aller Wiederholungen war folgendes:
Die mit Bis-tribenzyizinnoxyd behandelten Zuckerrüben erbrachten einen Mehrertrag an Knollen von 36,30/a, an Blattmasse 37,8 0/o gegenüber unbehandelten. Die mit dem Kupferoxydchlorid-Präparat behandelten Zuckerrüben zeigten gegenüber unbehandelten einen Minderertrag von 7,50/0 an Wurzelund 8,5 /v an Blattmasse.
Beispiel 5
Sellerie-Pflanzen, die mit Sellerie-Rost (Septoria apii) infiziert waren, wurden mit einem Spritzpulver, welches 20 Teile Hexacyclohexyldistannoxan als Wirkstoff und 20 0/o ligninsulfonsaures Calcium, 59 O/o Kaolin und 1 0/o polyoxäthyliertes Nonylphenol enthielt, in einer Aufwandmenge von 1,0 kglha behandelt. Als Vergleichsmittel diente ein triphenylzinnacetathaltiges Spritzpulver mit ebenfalls 20 /o aktiver Substanz, das jedoch in der Aufwandmenge von 3 kg(ha angewendet wurde. Ausserdem wurde als Vergleichsmittel ein Kupferoxychlorid-Präparat mit einem Kupfergehalt von 500/0 in der Aufwandmenge von 6 kglha verwendet.
Während die mit Hexacycto- hexyldistannoxan behandelten Parzellen praktisch befallsfrei blieben, wiesen die mit dem Triphenylzinnacetat-Präparat behandelten Parzellen eine gegen über dem Kupfer-Präparat zwar gute Wirkung auf, die aber bei weitem nicht an die des Hexacyclohexyldistannoxan-Präparates heranreichte, was auch in den Ernteergebnissen zum Ausdruck kommt.
Die mit Hexacyclohexyldistannoxane behandelten Parzellen erbrachten gegenüber unbehandelten einen Mehrertrag von 97,5 O/o, die mit dem Triphenyl-zinnacetat Präparat behandelten einen solchen von 48,3 0/o. Die mit dem Kupfer-Präparat behandelte Fläche hatte gegenüber unbehandeft nur einen Mehrertrag von 12,7 0/o. Hieraus ergibt sich ohne weiteres die Über- legenheit von Hexacyclohexyldistannoxan gegenüber den Vergleichsmitteln.
Beispiel 6
Zuckerrübensamen, die mit Cercospora beticola infiziert waren, wurden in der Aufwandmenge von 600 g auf 100 kg Saatgut mit einem Beizmittel, das neben 90 /0 Talkum, 100/oi Hexapropyldistannoxan als Wirkstoff enthielt, behandelt. Vergleichsweise wurden Zuckerrübensamen in der gleichen Aufwandmenge mit zwei andern Beizmitteln gebeizt, und zwar enthielt das eine Beizmittel als Wirkstoff 1091o Triisopropylzinnacetat und 90 0/o Talkum, das andere dagegen 3,5 0/o Phenylquecksilberacetat und 96,5 0/o Talkum.
6 Wochen nach dem Auflaufen der Rüben konnten folgende Befallswerte ermittelt werden:
Die mit dem Hexapropyldistannoxan-Präparat gebeizten Zuckerrüben wiesen einen Befall von Cercospora beticola von nur 0,80/0 auf, dagegen betrug die Befallsrate von Cercospora beticola bei den mit Tri-isopropylzinnacetat behandelten Rüben 13,20/0, bei den mit Phenylquecksilberacetat gebeizten Zuckerrüben 15,70/o.
Beispiel 7
Ein mit Dothichiza populea infizierter einjähriger Bestand an Pappeln wurde mit 2,0 kg eines Spritzpulvers je ha behandelt, das 20 0/o Hexaoctyldistannoxan, 20 lo ligninsulfonsaures Calcium, 590/0 Kaolin und 10/o polyoxäthyliertes Nonylphenol enthielt. Als Vergleichsmittel wurde ein Kupferoxy chlorid-Präparat mit 500/0 Kupfer in der Aufwandmenge von 6,0 kg/ha verwendet.
Die Auswertung des Spritzversuches ergab, dass bei den mit 2 kg/ha des Hexaoctyl-distannoxan-Präparates behandelten Pappeln durch Dothi chiza nur ein Ausfall von 2,50/0 eintrat, dagegen bei den mit dem Kupfer-Präparat behandelten Pappeln der Ausfall 43,00/0 betrug, während der unbehandelt gebliebene Bestand einen Ausfall von 68,30/a aufwies.