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Schädlingsbekämpfungsmittel Phenthiazin und dessen Derivate sind als
Schädlingsbekämpfungsmittel, besonders als Insekticide, öfter in der Literatur genannt
worden. In der Praxis haben sie sich als Pflanzenschutzmittel wegen zu geringer
Wirkungsbreite und mangelhafter Dauerwirkung nicht durchsetzen können (W. Trappmann,
Zeitschrift für Pflanzenkrankheiten, 55 [1948], S. 279).
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Phenthiazin-g-oxyd und dessen Nitroderivate haben ebenfalls als Pflanzenschutzmittel
keine Bedeutung erlangt; so hat z. B. das Tetranitrophenthiazin-g-oxyd bei der Prüfung
nur eine geringe Wirkung gezeigt (Chemical Abstracts 1948, S. 90q_4, Synthetic organic
insecticides, K. Pfaff, Reichsamt Wirtschaftsausbau Chem. Ber. PB 52021, S. 1183).
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Es wurde nun gefunden, daß Substitutionsprodukte des Phenthiazin-g-oxyies,
die gleichzeitig Chlor- und Nitrogruppen im Molekül enthalten, wertvolle Schädlingsbekämpfungsmittel
mit starker und anhaltender fungicider und insecticider Wirkung auf großer Anwendungsbreite
darstellen.
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Die Chlornitrophenthiazin-g-oxyde können beispielsweise nach den von
den Erfindern entwickelten Verfahren in technisch sehr einfacher Weise erhalten
werden. Beispiele i. Stäubemittel, die neben Talkum 5 bis io °/o Monochlormononitrophenthiazin-g-oxyd
mit 9 bis io °%o Stickstoff und rund i2 °/o Chlor, sowie Spritzmittel, die 5 bis
25 °/o derselben Verbindung sowie io bis 12 °/o Zellpech, 0,25 bis 0,4 °/o Netzmittel,
2 °/o Haftmittel und Kreide enthalten und o,5 bis i,o °/o gespritzt
werden,
töten Käfer, wie Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) und ihre Larven, Raupen,
wie die von Euprocitis chrysorrhoea, und andere Insekten, wie Fliegenlarven, Schaben
usw., schnell restlos ab.
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2. Stäubemittel der oben mitgeteilten Zusammensetzung, die als Wirkstoff
5 bis io °/o Dichlormononitrophenthiazin-g-oxyd mit einem Gehalt von rund
20,5 °/o Chlor und 8 bis g °/o Stickstoff enthalten, sind sehr wirksam zur
Bekämpfung von Vorratsschädlingen, wie Kornkäfer (Calandra granaria), insbesondere,
wenn sie mit dem Getreide innig vermischt werden, z. B. im Verhältnis von ioo g
zu ioo kg Getreidesaatgut. Diese Verbindung läßt sich als Stäube- und als Spritzmittel
ebensogut wie im Vorratsschutz auch im Pflanzenschutz verwenden, wenn es sich um
die Bekämpfung von Käfern, Raupen, z. B. Carpocapsa pomonella, und anderen Schädlingen
handelt.
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3. Monochlordinitrophenthiazin-g-oxyd mit rund 10 °/o Chlor
und rund i2 °/o Stickstoff, zu Spritz- oder Stäubemitteln der oben bekanntgegebenen
Zusammensetzung'verarbeitet, läßt sich wie die übrigen Verbindungen der beanspruchten
Gruppe beispielsweise zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen im Obstbau, Ackerbau,
Forstbau, etwa der Raupen von Lymantriaarten, wie Schwammspinner (Lymantria dispar)
oder Nonne (Lymantria monacha)., sowohl prophylaktisch wie therapeutisch verwenden.,
indem man sie zur Begiftung der Pflanzenteile als Fraß- oder Kontaktinsekticid oder
zur direkten Kontaktvernichtung der Schädlinge einsetzt. Vom Stäubemittel benötigt
man etwa io bis 2o kg/ha bei niedrigen Kulturen, z5 bis 6o kg bei Forstkulturen,
vom Spritzmittel o,i bis 1,0010.
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4. Man kann die Substanzen gemäß der Erfindung auch als solche verwenden,
wenn man sie z. B. in feiner Verteilung demNährmediumvon Fliegenbrut appliziert.
So werden Larven der Hausfliege (Musca domestica) sämtlich binnen eines Tages getötet,
wenn ihre Nahrung o,oi bis o,o25 °/o einer solchen Substanz, beispielsweise Dichlordinitrophenthiazin-g-oxyd
(rund 18 0/,'Chlor, io bis 11 °/o Stickstoff), enthält. Aber auch diese Verbindung
ist als Spritz- oder Stäubemittel verwendbar, und zwar nicht nur gegen Haus-, Vorrats-
und Gesundheits-, sondern auch Pflanzenschädlinge. Sie tötet u. a. sowohl Schaben,
z. B. Phyllodromia germanica, Periplaneta americana, als auch Käfer, Raupen und
andere Insektenlarven.
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5. Ein Gemisch aus etwa 7o °/o Dichlormononitrophenthiazin-g-oxyd
und etwa 3o °/o Trichlormononitrophenthiazin-g-oxyd mit einem Gehalt an 23 bis 24
°/o Chlor und 8 bis g °/o Stickstoff läßt sich ebenfalls in trockener und in nasser
Applikation gegen Käfer, Raupen und andere Schädlinge verwenden.
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6.. Unter den verschiedenen möglichen Gemischen hat sich beispielsweise
eines aus etwa 25 % Monochlordinitrophenthiazin-g-oxyd und etwa 75 °/o Dichlormononitrophenthiazin-g-oxyd,
wobei der Gesamtgehalt an Chlor 18 bis ig °/o und an Stickstoff g bis io °/, betrug,
sehr bewährt zur Bekämpfung des Apfelwicklers (Carpocapsa pomonella) in Form eines
Spritzmittels der schon genannten Zusammensetzung, der Traubenwickler (Clysia ambiguella
und Polychrosis botrana), des Kartoffelkäfers und seiner Larven (Leptinotarsa decemlineata)
als Spritz- und Stäubemittel und anderer fressender Insekten im Freiland, z. B.
auch forstschädlicher Raupen und Käfer, wie auch im Hause (Schaben usw.). Aber auch
Schädlinge mit saugenden Mundwerkzeugen, z. B. Blattläuse (Aphidae) werden gleichzeitig
vernichtet. Daß die beanspruchten Substanzen aber auch fungicide Wirkung besitzen,
läßt sich ebenfalls an diesem Beispiel zeigen, deren Wirkstoffe gegen Peronospora
am Weinstock und Phytophthora an der Kartoffel wirksam sind.