Grandiermaschine für Lagersteine Grandiermaschinen für Lagersteine, wie sie ins besondere in der Uhrenindustrie und beim Bau von Messinstrumenten verwendet werden, weisen eine Welle auf, auf welcher die vorgebohrten Lagersteine nebeneinander aufgereiht werden. In den Bohrun gen der Lagersteine befindet sich ein Draht, der so genannte Grandierdraht , der sich im Betrieb re lativ zu den Steinen hin und her bewegt, während die Welle sich gleichzeitig dreht. Durch das Schlei fen des Drahtes werden die Lagersteine grandiert , das heisst ihre Bohrungen auf das gewünschte Mass ausgeschliffen.
Bisher werden die Lagersteine nur bis auf einen kleinen Bruchteil des gewünschten Durchmessers der Bohrungen maschinell grandiert. Der genaue Durchmesser wird zuletzt mit einem längs eines Ein führungsabschnittes leicht konisch verjüngten und im übrigen genau kalibrierten Grandierdraht erzielt, der von Hand mit Gefühl , durch die Steine hin und her gezogen und vorgeschoben wird, bis nicht mehr sein verjüngter Abschnitt, sondern sein kali- brierter Teil in den Bohrungen liegt.
Diese Arbeit ist sehr anstrengend und zeit raubend.
Die vorliegende Erfindung bezweckt, diese Handarbeit zu vermeiden. Die Grandiermaschine nach der Erfindung zeichnet sich aus durch eine Vorrichtung, welche bei einer bestimmten Lage der Welle einen längs eines Abschnittes konisch ver jüngten und im übrigen genau kalibrierten Gran- dierdraht vorschiebt, derart, dass der Grandierdraht in den Bohrungen der auf der Welle nebeneinander anzuordnenden Lagersteine nur dann vorgeschoben wird, sobald die Reibung zwischen Grandierdraht und Lagersteine einen Sollwert unterschreitet, und dadurch die Welle in einer bestimmten Lage ver bleibt.
In den Zeichnungen ist ein Ausführungsbeispiel der Grandiermaschine nach der Erfindung darge stellt. Es ist: Fig. 1 eine schematische Ansicht derjenigen Teile der Maschine, deren Darstellung zum Ver ständnis der Erfindung nötig ist, ohne Rücksicht auf massstäbliche Verhältnisse, Fig. 2 eine Ansicht einer Einzelheit in grösserem Massstabe in Richtung des Pfeils 1I von Fig. 3 und Fig. 3 eine Ansicht in Richtung des Pfeils III von Fig. 2.
Die dargestellte Grandiermaschine weist einen Wagen 1 auf, dessen Laufräder 2 auf zwei zueinan der parallelen, ortsfesten Schienen 3 laufen, von denen in Fig. 1 nur die eine sichtbar ist. Der Wagen 1 wird durch nicht dargestellte Mittel in bekannter Weise im Sinne des Doppelpfeils 4 auf den Schienen 3 hin und her verschoben. Eine sogenannte Gran diertoure 5 ist durch ihre Stützen 6 fest mit den Schienen 3 verbunden. Die Grandiertoure 5 weist zwei Lager 7 auf, in welchen die Welle 8 gelagert ist.
Der mittlere Teil der Welle wird durch eine Schiene 9 mit Winkelprofil gebildet, auf welcher die Lagersteine 10 aufgekittet werden. In Fig. 1 sind nur vier Lagersteine gezeigt, während in Wirklich keit die ganze Schiene 9 mit einer Reihe solcher Steine besetzt ist. Die Steine sind vorgebohrt und durch die Bohrungen ist der Grandierdraht 11 ge zogen; die Lagerzapfen 12 der Welle sind hohl, um das Hindurchziehen des Drahtes 11 zu gestatten. Die Lagerzapfen 12 sind durch Flanschen 13 und 14 mit der Schiene 9 fest verbunden. In der Lage nach Fig. 1 hat der Flansch 14 einen gewissen Abstand vom benachbarten Lager 7.
Auf dem freien Ende des einen Lagerzapfens 12 (rechts in Fig. 1) ist eine Schnurscheibe 15 be festigt, deren Nabe mit 16 bezeichnet ist. Mittels der Schnurscheibe 15, die mit Ausnahme der Nabe im Schnitt gezeichnet ist, wird die Welle 8 in Rota tion versetzt. Ein Ring 17 wird durch einen Hebel 18, der bei 19 schwenkbar gelagert ist, auf einen im Innern der Scheibe 15 angeordneten Kugelkranz 20 gedrückt. Zu diesem Zwecke ist das obere Ende 21 des Hebels 18 als Gabel ausgebildet, zwischen deren Schenkel der Grandierdraht hindurchgeht, und ferner ist eine Feder 22 vorgesehen, die auf einem Stift 23 sitzt.
Der Stift 23 ist am Gestell der Grandiertoure befestigt und an seinem freien Ende 24 mit Gewinde versehen. Eine auf diesem Gewinde aufgeschraubte Rändelmutter 25 gestattet, den Druck der Feder 22 zu regulieren, so dass die vom Hebel 21 auf den Ring 17 ausgeübte Kraft, welche die Welle 8 nach links zu verschieben trachtet, auf einen gewünschten Sollwert eingestellt werden kann.
Auf dem freien Ende des linken Lagerzapfens 12 ist eine Scheibe 26 befestigt, deren Nabe mit 27 bezeichnet ist. Ein Winkelhebel 28, 29 ist bei 30 schwenkbar gelagert; der horizontale Arm 28 des Winkelhebels ist durch ein kleines Gewicht 31 be lastet, das den Winkelhebel im Gegenuhrzeigersinne zu verschwenken trachtet; dadurch wird ein am obern Ende des vertikalen Hebelarmes 29 ange brachter Taster 32 mit der Scheibe 26 in Berührung gehalten. Der untere Hebelarm 28 bildet den be weglichen Kontaktarm eines Schalters 33, dessen fester Kontakt mit 34 bezeichnet ist.
An die Ausgangsklemmen eines Gleichrichters 35, der eine Gleichspannung von beispielsweise 12 Volt liefert, sind der Schalter 33 und ein Elek tromagnet 36 in Serie angeschlossen. Der Elektro magnet 36 wird demzufolge nur dann erregt, wenn der Schalter 33 geschlossen ist, die Welle 8 sich also in der Stellung nach Fig. 1 befindet, in welcher der Flansch 13 am linken Lager 12 anliegt.
Der Elektromagnet arbeitet mit einem Anker 37 zusammen, der um eine Achse 38 schwenkbar ist und einen Anschlag 39 aufweist. Wenn der Elek tromagnet 36 erregt ist, so zieht er den Anker 37 entgegen der Kraft einer nicht dargestellten Feder in die in Fig. 1 gezeigte Lage, wobei ein Anschlag 40 ein Kleben des Ankers am Eisenkern des Elektro magneten verhindert. Bei nichterregtem Elektro magneten wird der Anker durch die erwähnte Feder bis zu einem Anschlag 41 im Gegenuhrzeigersinne verschwenkt.
Am rechten Ende des Wagens 1 ist ein Lager bock 42 vorgesehen, in welchem ein Zapfen 43 (s. Fig. 3) drehbar gelagert ist. Der Zapfen 43 ist mit einer Mitnehmerscheibe 44 und letztere mit einer in Flucht mit dem Zapfen liegenden Schraube 45 fest verbunden. Die Mitnehmerscheibe ist mit zwei Mitnehmerzapfen 46 versehen, welche in ent sprechende Bohrungen einer Aufwickelrolle 47 für den Grandierdraht 11 eingreifen, welche auf der Schraube 45 aufgesetzt und mittels einer Flügel mutter 48 gesichert ist.
Die Aufwickelrolle 47 ist somit fest mit dem Zapfen 43 verbunden. Auf dem Zapfen 43 sitzt ferner ein Klinkenrad 49 fest, wäh rend ein Hebel 50 frei auf dem Zapfen 43 schwenkbar ist. Ein Stellring 51, der mittels der Schraube 52 auf dem Zapfen 43 befestigt ist, ver hindert eine axiale Verschiebung des Hebels 50 auf dem Zapfen 43.
Am Hebel 50 ist eine Klinke 53 mittels einer Schraube 54 verschwenkbar gelagert, welche durch eine nicht dargestellte Feder mit dem Klinkenrad 49 in Eingriff gehalten wird. Eine am Lagerbock 42 befestigte Schraube 55 ragt durch einen bogen förmigen Schlitz 56 des Hebels 50 hindurch, den eine nur in Fig. 1 angedeutete Feder 57 im Gegen uhrzeigersinne so weit dreht, bis die Schraube 55 am entsprechenden Ende des Schlitzes 56 anschlägt, so dass der Hebel 50 sich in der Lage nach Fig. 2 befindet. Das untere Ende des Hebels 50 bildet einen Anschlag 58, der mit dem Anschlag 39 des Ankers 37 zusammenarbeiten kann. Eine zweite Klinke 59 ist mittels einer Schraube 60 schwenkbar am Lagerbock 42 angebracht.
Am linken Ende des Wagens 1 ist ein Lagerbock 61 vorgesehen, in welchem ein Zapfen 62 gelagert ist, an dem eine Abwickelrolle 63 für den Grandier- draht 11 lösbar angebracht ist, z. B. ähnlich wie die Rolle 47 am Zapfen 43. Eine nicht dargestellte, unter regulierbarem Federdruck stehende Friktions- scheibe, die mit einer an der Abwickelrolle 63 be festigten Gegenscheibe zusammenarbeitet, gewähr leistet die Aufrechterhaltung einer genügenden Spannung des Grandierdrahtes 11.
Der Grandierdraht ist gegen sein rechtes Ende hin auf einem gewissen Abschnitt leicht konisch ver jüngt. Dieses Ende wird zunächst in Richtung des Pfeils 64 in die Welle 8 bzw. die Lagersteine 10, eingeführt und dann an der Aufwickelrolle 47 fest gemacht.
Die beschriebene Grandiermaschine arbeitet wie folgt: Wenn sich der Wagen 1 nach rechts bewegt, so wird der Grandierdraht in Richtung des Pfeils 64 durch die sich drehende, aber ortsfeste Welle 8 hin durchgezogen. Solange die Reibung zwischen Gran- dierdraht 11 und Lagersteinen 10 einen Sollwert nicht unterschreitet, der durch den Druck des Hebels 18 auf die Platte 17, also letzten Endes durch die Einstellung der Rändelschraube 25 bedingt ist, wird die Welle 8 durch den Draht 11 mitgenommen, bis der Flansch 14 am rechten Lager 12 anschlägt.
In folgedessen verschwenkt die Scheibe 26 den Winkel hebel 28, 29 im Uhrzeigersinne, so dass sich der Schalter 33 öffnet. Bei der weiteren Bewegung des Wagens nach rechts wird der Grandierdraht durch die Steine gezogen, was den Schleifvorgang bewirkt. Der Anschlag 58 des Hebels 50 trifft den Anschlag 39 des Ankers 37 nicht, weil der Elektromagnet 36 infolge der Öffnung des Schalters 3 3 nicht erregt ist und der Anker 37 infolgedessen am Anschlag 41 anliegt.
Bei der Bewegung des Wagens 1 nach links wird zunächst die Welle 8 nach links mitgenommen, bis der Flansch 13 am linken Lager 12 anschlägt, und hierauf wird der Grandierdraht nach links durch die Steine gezogen.
Wenn die Bohrungen der Steine etwas ausge schliffen sind, unterschreitet schliesslich die Reibung zwischen Grandierdraht und Steinen den Sollwert. Demzufolge bleibt die Welle 8 immer in der Lage von Fig. 1, also auch wenn der Wagen 1 sich nach rechts bewegt. Der Schalter 33 ist nun dauernd ge schlossen, also der Elektromagnet 36 dauernd erregt, und der Anker 37 dauernd in einer Lage, in wel cher der Anschlag 58 auf den Anschlag 39 trifft, wodurch der Hebel 50 im Uhrzeigersinne (Fig. 1 und 2) verschwenkt wird.
Die Klinke 53 nimmt nun das Klinkenrad 49 mit, wodurch der Zapfen 43 und damit die Aufwickelrolle ein Stück weit gedreht werden. Bei der Linksbewegung des Wagens 1 wird der Hebel 50 durch die Feder 57 zurückgeschwenkt. Dabei verhindert nun die Klinke 59 eine Rück wärtsdrehung der Aufwickelrolle. Der Grandier- draht 11 wird auf diese Weise bei jeder Rechtsbewe gung des Wagens, während welcher die Reibung den Sollwert unterschreitet, automatisch ein Stück weit vorgeschoben. Wenn die Reibung wieder genügend gross ist, weil der Draht in den Steinen etwas dicker geworden ist, geht die Grandierarbeit weiter vor sich.
Schliesslich wird der ganze verjüngte Drahtteil durch die Steine hindurch vorgeschoben worden sein, so dass der kalibrierte Drahtteil in denselben liegt. Nun haben die Bohrungen genau den ge wünschten Durchmesser, und die Arbeit ist beendigt ohne irgendwelchen manuellen Grandiervorgang.
Bei der beschriebenen Maschine erfolgt der Drahtvorschub sehr feinfühlig . Der Draht wird nie übermässig belastet, er klemmt nie, wird aber auch nie nutzlos hin und her bewegt.