Photographisches Material zur Erzeugung von aus Edelmetall bestehende; photographischen Kontrasten. Es ist bekannt, photographische Kontraste in der Weise zu erzeugen, dass ein Träger mit einem lichtempfindlichen Stoff versehen wird, dessen durch Belichten der ,Schicht erhaltenes Zersetzungsprodukt mit Mercurosalzen unter Bildung von Quecksilber reagiert. Das Mer- curosalz kann vor oder nach der Belichtung in den Träger eingebracht werden (dieses Verfahren wird nachstehend kurz als Mer- eurosystem bezeichnet).
Auf diese Weise er gibt sich ein Quecksilberbild, das stabilisiert und durch physikalische Entwicklung mittels eines Entwicklers verstärkt werden kann, der ein Salz eines 'Edelmetalles enthält. Unter Edelmetall soll hier ein Metall verstanden werden, das in der elektrolytischen Span nungsreihe der Metalle oberhalb des Kupfers steht, oder ein Gemisch aus solchen Metallen, oder aber eine Legierung solcher Metalle. In der Praxis kommt hauptsächlich Silber in Frage, in gewissen Fällen aber ailch Queck silber, Gold und andere edle Metalle.
Die so erhaltenen Edelmetallbilder (der Einfachheit halber ist in der Beschreibung weiter unten von Silberbildern die Rede) sind hinsicht lich der Qualität den Silberbildern nicht un terlegen, die sich ergeben, wenn von licht empfindlichen Systemen ausgegangen wird, bei denen eine Silberhalogenidemulsion be lichtet und das erhaltene latente Silberbild entwickelt wird, und zeichnen sich insbeson dere durch ein besonders hohes Auflösungs- vermögen aus.
Ein Nachteil des Mercuro- systems mit darauf erfolgender Verstärkung des Kontrastes durch physikalische Entwick lung ist jedoch die verhältnismässig geringe Empfindlichkeit, da diese um einen ,Faktor der Grössenordnung 102 bis 107 unterhalb der besonders stark schwankenden Empfindlich keit der Silberhalogenid-Gelatinesysteme liegt.
Unter anderem macht dieser Nachteil somit das Mercurosystem weniger geeignet zur Her stellung direkter photographischer Aufnah- men und zur Herstellung von Vergrösseriul- gen. Eine Ursache der erheblich geringeren Lichtempfindlichkeit des Mercurosystems ist sehr wahrscheinlich darin zu suchen, dass die infolge der Belichtung gebildeten Quecksilber keime verhältnismässig gross und infolgedessen zahlenmässig gering sind, so dass die darauf erfolgende physikalische Entwicklung erheb lich weniger wirksam ist;
die am Ende erhal tene Schwärzung des durch physikalische Ent wicklung erzeugten Silberbildes hängt näm lich aufs engste mit der Anzahl entwickel- barer Quecl#:silberkeime zusammen.
Die Erfindung bezweckt, die Lichtempfind lichkeit des Mercurosystems durch Erhöhung der Anzahl entwickelbarer Quecksilberkeime zu steigern. Man sollte erwarten, dass die Reaktion, durch die diese Keime gebildet wer den, durch Erhöhung der Wirksamkeit der Mercuroionen in der Reaktionszone begünstigt wird. Überraschenderweise wurde jedoch ge- fanden, und diese Erkenntnis liegt der vor liegenden Erfindung zugrunde, dass die An zahl entwickelbarer Quecksilberkeime erhöht werden kann durch Verwendung eines photo graphischen Materials,
di,s aus einem zumin dest teilweise lyophilen Träger besteht, der ausser einer lichtempfindlichen Verbindung fand einem Mercurosalz auch mindestens eine Verbindung enthält, deren Anion mit Mer- euroionen eine in wässerigem Mittel lösliche, wenig ionisierte Verbindung bildet.
Als Verbindungen, deren Anionen mit Mereuroionen eine wasserlösliche, wenig ioni sierte Verbindung bildet, kommen Alkalisalze und Säuren in Frage.
Die Herabsetzung . der Wirksamkeit der 1Tercitroionen ist wahrscheinlich darauf zu rückzuführen, dass sie mit dem in Frage kommenden Anion eine lösliche, wenig disso ziierte Verbindung bilden. Aus dieser Verbin- dung werden wieder Mercuroionen in dem Masse regeneriert, wie die in der Flüssigkeit vorhandenen freien Mercuroionen verbraucht werden. Als die geeignetsten Zusätze werden lösliche Lactate, Acetate und Citrate und bzw. oder die entsprechenden Säuren genannt.
Be sonders gute Ergebnisse werden erzielt mit einem photographischen Material, dessen Trä ger Alkalilactate und bzw. oder Milchsäure enthalten. Es sei darauf hingewiesen, dass die durch Anwendung der Erfindung erreichte Empfindlichkeitserhöhung erheblich ist, aber im allgemeinen noch nicht dazu ausreicht, das Mercurosystem zur Herstellung direkter photographischer Aufnahmen geeignet zu machen.
Wie aus Vorstellendem folgt, können sowohl Salze als auch Säuren verwendet werden, welche die erwähnten Anionen enthalten, sowie auch Vereinigungen beider. Es wird oft empfehlenswert sein, in den Fällen, in denen eine neutrale lichtempfindliche Verbin dung (zum Beispiel ein komplexes Metall eyanid oder ein Diazosulfonat) verwendet wird, das Anion in Form einer freien Säure im 'Träger vorhanden zu haben. Handelt es sich dagegen um eine stark saure Verbindung (zum Beispiel eine Diazoniiunsulfonsäüre), so wird man oft das Anion in Form. eines Alkali- Salzes im 'Träger bevorzugen.
Die fraglichen Anionen müssen naturgemäss die Bedingung erfüllen, dass sie in saurer Umgebung mit Mercurosalzen keine Quecksilberausscheidung ergeben, da sonst auch Quecksilberbildung an den unbelichteten Stellen, das heisst ,Schleier bildung, erfolgen würde.
Die Erfindung ist an Hand der folgen den Ausführungsbeispiele näher erläutert. Beispiel <I>I:</I> Eine aus oberflächlich verseiftem Cellu- loseacetat bestehende Folie wird mittels einer wässerigen Lösung von 0,4 n-1-Hydroxy-2- diazo-6-methyl-benzol-4-sulfosäure, 0,1 n Mer- curonitrat und 0,311 Natriumlactat sensibili siert.
Nach Trocknen wird die Folie hinter einem Sensitometerkeil 4 Sekunden in einer Entfer nung von 10 ein von einer 250-Watt-Hocli- druckquecksilberdampflampe belichtet. Die im Wellenlängenbereich von 3000 bis 00 A festgelegte Licbtintensität beträgt unter diesen Bedingungen<B>6000:0,0</B> Erg/cm2 in der 'Se kunde.
Sodann wird die Folie 1 Minute in Wasser gebadet und schliesslich 6 Minuten lang physi kalisch in einem Entwickler entwickelt, der 0,5 % Metol, 1% Weinsteinsäure und 0,2 % Silbernitrat in Wasser enthält.
Enthält die Sensibilisierlösung Natrium- 1 actat, so beträgt die Empfindlichkeit 1 X 10-#5, während sie bei der Verwendung einer Sensi- bilisierlösung ohne Natriumlactat 3;3X10- beträgt; im ersteren Fäll ist die Empfindlich keit also dreimal grösser als im zweiten Fall.
Die hier angegebene Empfindlichkeit ist. der reziproke Wert der zur Erzeugung einer Schwärzung von 0,1 (das heisst 0,05 oberhalb der Schleierschwärzung) erforderlichen Be lichtungsenergie<I>I X t</I> (1 ausgedrückt in Erg pro em2 je Sekunde, t in Sekunden). Die Schwärzung wird mittels einer Photozelle ge messen.
<I>Beispiel</I> II: Eine Folie aus oberflächlich verseiftem Celluloseacetat wird sensibilisiert mit einer wässerigen Lösung von 0,2 n 1-Ilydroxy-2-di- azo-ben7ol-4-sulfosäure, 0,025 n Mercurooxyd und 0,12 n Natriumcitrat.
Nach dem Trocknen wird 2 Sekunden hinter einem Sensitometerkeil mit einer Hoch druckquecksilberdampflampe im Abstand von <B>1.0</B> ein belichtet, darauf 1 Minute in Wasser behandelt und sodann 6 Minuten physika lisch in einem Entwickler entwickelt, der 0,5 % Metol, 2 % Citronensäure und 0,2 0/0 Silbernitrat in Wasser enthält.
Enthält die Sensibilisierlösung kein Na- triumcitrat, so ist die Empfindlichkeit um einen Faktor 3 geringer.