Verfahren und Vorrichtung zum Dämpfen und Bügeln von Kleidungsstücken. Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Dämpfen und Bügeln von Kleidungsstücken sowie eine Vorrichtung zur Ausübung dieses Verfahrens.
Es sind Verfahren bekannt, bei- welchen die Kleidungsstücke mit Hilfe von Dämpf- puppen von innen heraus gedämpft. und ebenso von innen heraus mit Heissluft trocken geblasen werden. Dabei wird das zu behan delnde Kleidungsstück ohne feste Form bal lonähnlich aufgeblasen, wenn es auch mittels Kantenhalter oder Stecknadeln vorn oder hin ten zusammengehalten wird. Es wird dabei keine Form herausgearbeitet, so dass es sich praktisch nur um ein Dämpfen und nicht um ein Bügeln handelt.
Demgegenüber zeichnet sich das erfin dungsgemässe Verfahren dadurch aus, dass das zu behandelnde Kleidungsstück auf eine Puppenbüste mit durchbrochener Vorder- Scand und offenem Rückenteil aufgebracht wird, deren Innenraum in eine hintere und eine vordere Kammer unterteilt ist, wonach in aufeinanderfolgenden Arbeitsgängen durch Erzeugung unterschiedlicher Dampf-, Heiss luft- und Unterdruckverhältnisse in den bei den Büstenkammern das Rücken- und das Vorderteil des Kleidungsstiickes unterschied lich behandelt werden.
Zweckmässig wird dabei in einem ersten Arbeitsgang Heissdampf in beide Büstenkam- menn eingeblasen, der in der vordern Kam mer infolge des durch die durchbrochene Vor derwand verursachten Widerstandes mit klei- nerein Druck auf das Kleidungsstück-Vorder- teil wirkt als auf das Rückenteil desselben.
In einem zweiten Arbeitsgang wird zweck mässig der Heissdampf abgeschaltet und Heiss druckluft in die Rückenkammer eingeblasen, während in der Vorderkammer ein Vakuum erzeugt wird, worauf in einem dritten Ar beitsgang in beide Kammern Druckluft ein geblasen wird. Die Druckluft dient dazu, all fällig während des zweiten Arbeitsganges im Vorderteil des Kleidungsstückes entstandene Druckstellen zu beseitigen.
Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist erfindungsgemäss gekennzeich net durch eine Puppenbüste mit gegenüber einer durchbrochenen Vorderwand kürzerem Schulterteil, offenem Rückenteil und einer senkrechten undurchlässigen Trennwand in ihrem Mittelbereich, welche Büste von einer Luft- und dampfdurchlässigen, unten abge schlossenen Hülle umgeben ist, welche zwei durch die Trennwand getrennte Kammern bildet.
Die beiden Kammern der Büste sind vor- zugsweise mit je einer Dampf- -Lund Luft anschlussleitung versehen, wobei die Luft anschlussleitung der vordern Kammer sowohl zum Zuführen als auch zum Absaugen von Luft eingerichtet ist.
Die Hülle besteht zweckmässig aus einem Textilgewebe, in welchem hinter der genann ten Trennwand zweckmässig zwei Armlöcher vorgesehen sind. An diese Armlöcher sind zweckmässig sackartige Armteile angeschlos sen.
Die Büste ist vorzugsweise lösbar auf einem Sockel angebracht, so dass sie gegen eine ähnliche Büste von anderer Form aus gewechselt werden kann.
An Hand der Zeichnung sind Ausfüh- rungsbeispiele der Erfindung erläutert; es zeigen Fig.1 einen Schnitt durch die Dämpf- -und Bügelvorrichtung im Zustand des Dampf einblasens, Fig.2 einen Schnitt entsprechend Fig.1 im Zustand der Luftdurchblasimg im Rüli- kenbereich und der Luftabsaugung im Vor derbereich,
Fig.3 einen Schnitt entsprechend Fig.l und 2 im Zustand des Luftdurchblasens in beiden Kammern und _ Fig.4 einen Schnitt durch" eine Dämpf- und Bügelvorrichtung für die wahlweise Be handlung von Jacken und Mänteln.
Die Bügelpuppe besitzt eine Büste 1 mit kurzem Schulterteil 2. Der Vorderteil 3 der Büste besteht aus einer durchlochten, der Kör perform angepassten Wand. Die Wand er streckt sich auf beiden Seiten nach hinten bis kurz vor die Armlöcher 10 und wird dort, also etwa im lfittelbereich der Büste, durch eine Trennwand 4 abgeschlossen. Über die Büste ist ein sackartiger luft- und dampf durchlässiger Bezug 5 ans Textilstoff, bei spielsweise aus Nessel, gezogen, der iln unter sten Bereiche der Büste geschlossen ist. In der Hülle 5 befinden sich hinter der Trennwand 4 die Armlöcher 10, an welche sackartige Arm teile angeschlossen sind.
Auf diese Weise sind zwei Kammern 6 und 7 gebildet, von denen die Rückenkammer 6 nach aussen teilweise nicht versteift ist, während die Kammer 7 starr ist. Der Schulterteil 2 des Büstengestel- les dient dazu, dem überzuhängenden Klei dungsstück 8 in der Schulterpartie eine gute Stütze zu geben. Dieses Stützteil kann auch durchlocht sein (vgl. Fig.3 und 4).
Die Büste 1 ist auf einem Sockel 15 der- ärt angebracht, dass sie bequem gegen Büsten anderer Grösse ausgewechselt werden kann, die auch zu der Vorrichtung gehören. Es ist leicht erkennbar, dass diese Büste nicht nur für verschiedene Grössen bzw. Weiten, son dern auch für unterschiedliche Fasson, ins besondere in bezug auf die versehiedenen Formen von Damen- und Herrenjacken bzw. Sakkos, vorgesehen werden können. Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen, Kleidungs stücke gewissermassen umzupressen.
In den Fig.l bis 3 sind beispielsweise Büsten für Jacken, Sakkos usw. dargestellt, während die Büste nach Fig. 4 für wahlweise Behandlung von Jacken oder Mänteln her gerichtet ist. In Fig.4 ist im Innern der Büste 12 eine horizontale Trennwand 13 vor gesehen, deren Höhenlage so gewählt ist, dass sie bei aufgelegtem Sakko etwa mit dessen unterem Rand bündig ist.
Im Vorderbereich der Büste ist zwischen der Loehwand 3 und dem Nesselüberzug 5 eine Zwischenschicht 23 aus relativ dickem. Filz eingelegt. Diese weiche Zwischenlage 23 dient dazu, im Arbeitsstadium des Andrük- kens des Vorderteils des Kleidungsstückes die sem eine weiche Auflage zu geben.
In Fig.1 ist das erste.Arbeitsstadiiun, das Einblasen von Dampf 16 in die beiden Kam mern 6 und 7 dargestellt. Die Steuerung er folgt durch das fussbetätigte Ventil 21. Trotz dem der Dampf 1.6 in beide Kammern 6 und 7 mit gleichem Druck eintritt, ist der auf das Vorderteil 8' wirkende spezifische Flächen druck kleiner als der auf das Rückenteil 8" wirkende, da die Lochwand 3 zusammen mit. dem darüberliegenden Filz einen nicht inmer- lieblichen "Widerstand für den Dampfstrom. erzeugt.
Die Folge dieser Massnahme ist, dass das Rückenteil 8" stark aufgeblasen wird, während das Vorderteil 8' nur eine Durch dämpfung erfährt, ohne dabei verzogen zu werden, wodurch die beiden Hälften des Vor derteils im Bereiche der Knopfreihe bzw. der Haftung praktisch keine Lageveränderung er fahren. Dies ist wiehtig, da solchermassen be handelte Jacken usw. nur eine minimale Nach bügelarbeit im Knopfbereich erforderlich machen. Der Überdruck in der Kammer 6 bewirkt, dass das Kleidungsstück 8 im Vor- derbereiche 8' weich, aber doch nachdrücklich, an die Form der Büste 1 angeschmiegt wird.
Dadurch erhält das Kleidungsstück auf der Brustseite die feste Form der Büste. Da trotzdem ein ausreichendes Durchdämpfen ein tritt, kann durch Klopfen mit einer Bürste die durch die Büstenform festgelegte Brustform schnell und bleibend herausgearbeitet werden.
Entsprechend Fig. 2. erfolgt nach dem Ab schalten der Dampfzuleitung das Einblasen von heisser Luft 17 in die Kammer 6 und ein Absaugen von Luft durch den Saugkanal 18 aus der Kammer 7. Hierdurch erfolgt das Austreiben der .durch den Dampf in das Klei dungsstück eingetriebenen Feuchtigkeit. Da das Kleidungsstück im Vorderbereich 8' nicht. von der Büste 1 abgehoben wird, vielmehr unter Wirkung des Vakuums nach wie vor auf dem Büstenteil 3 angeschmiegt bleibt, tritt keine Veränderung der während .des Dämp- fungsvorganges erfolgten Formgebiuig ein.
Die. erwünschte und in das Kleidungsstück hineingearbeitete Brustform bleibt somit ge= wahrt. Die geschaffene Form des Kleidungs- stückes wird durch das Trocknen dauerhaft. Die Kanten werden flach wie beim Bügeln mit dem Bügeleisen. Die beim Bügelvorgang durch Anpressen des Kleidungsstückes im Vorderbereich 8' sich zwangläufig ausbilden den Druckstellen im Bereiche von Nähten, Taschen, Futter usw. werden dadurch wieder beseitigt, dass am Ende des Arbeitsvorganges nach Fig. 2 kurzzeitig an Stelle der.
Vakuum erzeugung in der Kammer 7 in diese gemäss Fig. 3 auch Druckluft eingeblasen wird. Der besseren Übersichtlichkeit halber ist in Fig. 3 eine besondere Luftzuführungsleitimg 19 dar gestellt. Es ist verständlich, dass der Umkeh- riungsvorgang auch durch entsprechende Ven tilsteuerung in der Leitung 18 nach Fig. 2 be wirkt werden kann.
Die Dosierung des Va- kuitms bzw. der Druckluft in der Kammer 7 kann durch das fussbetätigte Steuerventil 20 erfolgen. Das kurzzeitige Einblasen von Luft in die Kammer 7 erfolgt zweckmässig in dem Augenblick, in welchem noch etwas Feuchtig keit in dem Stoff des Kleidungsstückes bzw. des Zwischenfilzes sieh befindet. Die grosse Büste 12 nach Fig. 4 wird in gleicher Weise wie die Büste nach Fig..1 bis 3 betrieben. Wenn ein Mantel 11 zu bearbeiten ist, werden die fussbetätigten Ventile 22 ge öffnet und Dampf bzw.
Luft strömt durch die Rohrleitungen 16-19 in die obern Kam mern 6 und 7 sowie in die intern Kammern 6' und 7'. Wird auf dieser Büste 12 nur eine .Jacke behandelt, so werden die Öffnungen 14 geschlossen und Dampf und Luft wirken nur in den obern Kammern 6 und 7.
Es ist erkennbar, dass eine manuelle Be arbeitung des Rückenteils 8" des Kleidungs stückes sowohl während der Arbeitsphasen auf der Bügelpuppe als auch nach Beendigung dieser Arbeiten entbehrlich ist. Das Klei dungsstück wird fertig bearbeitet von der Büste abgenommen.
Höchstens sind Kragen, Kanten und äussere Ärmelfalten je nach Stoffart und Mode noch auf einer Kleider presse leicht nachzubügeln. Es handelt sich somit bei der beschriebenen Vorrichtung nun. einen formgebenden Bügelapparat und nicht nur nun eine Dämpfungsvorrichtung.
Die beschriebene Vorriehtiing stellt eine wesentliche Verbesserung der in der Kleider- bügelei bekannten Dämpfpuppen dar, die nach dem Reinigen oder Färben von Klei dungsstücken vor dem endgültigen Abbügeln zum Durchdämpfen derselben gebraucht wer den.
Sie hat eine feststehende Büstenform, die in jeder in der Kleiderkonfektion vorkom menden Grösse, und zwar sowohl für Herren sakkos als auch Damenjacken, und in jeweils der Mode angepasster Form vorgesehen wer den kann. Die Möglichkeit des Einsatzes ver schiedener Grössen der Büstenform ist ein wesentlicher Vorteil.
Es brauchen indes nur für jede zweite oder dritte Grössennummer Büsten vorgesehen zu werden, da durch das rückwärtige Wegspannen des Kleidimgsstük- kes auch Zwischennummern auf die Büste vorn fest. in der Form anliegen.