Hängende Spinnzentrifuge. Die Erfindung betrifft eine Spinnzentri fuge hängender Bauart mit unterhalb des An triebmotors angebrachtem Spinntopf, dem der Faden, z. B. das zu verzwirnende Fadenbün del, vorzugsweise ein aus Elementarfäden be stehender Kunstseidenfaden, durch die hohle Antriebswelle zuläuft.
Bei hängenden Spinnzentrifugen entstehen grosse Schwierigkeiten hinsichtlich der freien Einstellbarkeit der Antriebswelle in die jewei lige Kreiselachse, eine Möglichkeit, die mit Rücksicht auf die Beanspruchung der Lager stellen unbedingt vorhanden sein muss. Die für den Fadendurchgang erforderliche Wel lenbohrung bedingt einen derart starken Wel lendurchmesser, dass die Antriebswelle hän gender Spinnzentrifugen nicht selbst als ela stisches Antriebsmittel dienen kann.
Es wurde gefunden, dass sich eine in dyna mischer Hinsicht ausserordentlich zweckmässige Ausgestaltung von hängenden Spinnzentri fugen ergibt, wenn erfindungsgemäss das Zen trifugengehäuse, vorzugsweise an seinem Mo torgehäuse, kardanisch, das heisst derart auf gehängt wird, dass es z. B. unter Vermittlung eines Zwischenringes, um zwei sich kreuzende horizontale Achsen schwingen kann. Auf diese Weise sind geordnete Kreiselbewegungen des rotierenden Systems möglich, die sich z. B. durch Hebelbewegung auf ein schwingungs dämpfendes Medium übertragen lassen. Der Zentrifugenantrieb kann infolgedessen vorteil haft feste Lager und eine starre Welle aus ge wöhnlichem Stahl besitzen, da jede Biegungs- beanspruchung der Welle fortfällt.
Die heute bei Spinnzentrifugen übliche elastische Welle wird demgegenüber bei nur kleinem Material querschnitt mit der vollen Rotationsfrequenz, das heisst mit 8000 bis 12 000 Lastwechseln je Minute, beansprucht, so dass auch bei best legierten Stählen Spindelbrüche allzu häufig sind.
In den Zeichnungen ist ein Ausführungs beispiel der erfindungsgemässen Spinnzentri fuge dargestellt.
Fig. 1 veranschaulicht eine Gesamtansicht der Zentrifuge.
Fig. 2 zeigt einen vertikalen Axialschnitt durch das Zentrifugenantriebssystem.
Fig. 3 bis 12 erläutern konstruktive Ein zelheiten.
Der obere Teil des Spinnzentrifugengehäu- ses wird von dem Motorgehäuse 1 gebildet (Fig. 2). Es enthält die Statorwicklung 2 eines Elektromotors. Nach unten geht. das Motor gehäuse 1 in die Lagerhülse 3 über, welche die beiden Kugellager 4 und 5 enthält, in denen die hohle Zentrifugenwelle 6 rotiert. Auf dem obern Ende dieser Welle sitzt der Rotor 7 des Elektromotors, der in üblicher Weise als Kurz schlussläufer ausgebildet sein kann. An Stelle eines Elektromotors kann in an sich bekannter Weise auch ein hydraulischer, pneumatischer oder ein mechanischer, z. B. ein Zahnrad antrieb,. verwendet werden.
Am untern Ende der Welle 6 ist eine runde, aus Kunstharz massen oder korrosionsfesten Metallen. be stehende Scheibe 8 angebracht. Mit dieser Scheibe 8 ist der unten offene Spinntopf 9 verbunden, in den der Spinnkuchen 47 einge schleudert wird. Die Spinntopf-Mantelfläche ist in üblicher Weise mit zahlreichen Löchern für den Abschluss des abgeschleuderten Spinn bades versehen.
Unter Vermittlung von Abstandshülsen 10 werden die einzelnen Teile des rotierenden Systemes von einer Schraubmutter 11 festge halten, die durch einen Stift 12 gesichert sein kann.
Die beiden Kugellager 4 und 5 werden durch einen dauernd umlaufenden Ölstrom geschmiert. Der Ölvorrat befindet sich in einem mutrotierenden Ölbehälter. Den Boden dieses Ölbehälters bildet die Scheibe 8, die am untern Ende der Hohlwelle 6 sitzt. Seine Sei tenwandung besteht aus einem zylindrischen Mantel 13, dessen oberes Ende 14 nach innen umgebogen ist. Der Mantel 13 besteht aus Glas oder durchsichtigen Kunstharzen und ist in einen erhöhten Rand der runden Scheibe 8 eingekittet.
Innerhalb des Ölbehälters liegt ein Ring körper 15, der unterhalb der Lagerhülse 3 derart angebracht ist, dass er durch einen er höhten Innenrand das untere Kugellager 5 festhält. Zu seiner Befestigung dienen drei Schrauben 16 (Fug. 7), die in senkrecht ver laufenden Nuten der Lagerhülse 3 liegen und an ihren obern Enden Schraubmuttern 17 tra gen (Fig.2).
Innerhalb des Ringes 15 sind zwei Kanäle 18 (Fug. 8) angebracht, die in entgegengesetz ter Richtung zu seiner Umfangsfläche hin führen. Das andere Ende der Kanäle 18 ist mit je einem Steigrohr 19 verbunden. Die Steigrohre 19 liegen ebenfalls in vertikal ver laufenden Nuten der Lagerhülse 3 (Fug. 7). Sie werden bis in einen oberhalb des Kugel lagers 4 liegenden Ringraum hinaufgeführt, der durch eine Platte 20 abgeschlossen ist, die von den bereits erwähnten Schraubmuttern 17 auf einen im Motorgehäuse 1 angebrachten Rand gepresst wird.
Der in den durchsichtigen Mantel 13 einge füllte Ölvorrat nimmt unter dem Einfluss der Zentrifugalbeschleunigung die durch Niveau- flache 21 bezeichnete Lage ein. Infolge seiner Bewegungsenergie dringt das Öl je nach der Spinntopf-Drehrichtung in den einen oder andern der beiden Kanäle 18 ein (Fig.8). Hierbei wird es durch die Rohre 19 nach oben gegen die Platte 20 (Fug. 2) geschleudert und von dort auf die obere Lagerstelle 4 gespritzt. Von dort läuft das Öl zum intern Kugellager 5 herab und kehrt in den rotierenden Ölbecher 13 zurück, um seinen Kreislauf von neuem zu beginnen.
Innerhalb des rotierenden Mantels 13 wird das Öl durch Zentrifugalbeschleunigung von allen festen Bestandteilen gereinigt. Der ab zentrifugierte Schmutz sammelt sich auf der Mantelfläche 13 und nimmt nicht mehr an der Ölzirkulation teil. Durch ein Schauglas 57 kann bei stillstehender Zentrifuge der Ölstand und die eingetretene Ölverschmutzung be obachtet werden.
Wenn die Scheibe 8 dicht auf die Welle 6 und der Mantel 13 dicht in den erhöhten Rand der Platte 8 eingesetzt sind, kann der Ölvorrat nicht nach -unten auslaufen, so dass eine Ver schmutzung des Spinnkuchens 47 ausgeschlos sen ist.
Nur bei kardanischer Aufhängung der Spinnzentrifuge ist eine einwandfreie Rota tion des Ölbechers 13 möglich. Bei Verwen dung einer biegsamen Zentrifugenwelle be steht die Gefahr, dass der innere Rand 14 des Ölbechers die Lagerhülse 3 berührt.
Zur Entnahme des Ölvorrates ist. innerhalb der Scheibe 8 ein durchbohrter Metallkörper 22 angebracht, der durch eine Bohrung mit dem Innenraum des Ölbechers 13 in Verbin dung steht. Nach Entfernung der Abschluss schraube 23 (Fug. 2), die nach Abnahme eines Schraubdeckels 24 zugänglich ist, kann in die Bohrung des Metallkörpers 22 (Fig.4) ein gebogenes und an seinem Ende abgeschrägtes Rohr 25 eingeführt werden. Mit seiner Hilfe schiebt man den Kolben 26 zurück, worauf das Öl abläuft.
Nach -dem Wiedereinsetzen der Schraube 23 (Fug. 2) wird durch eine in der Lagerhülse 3 angebrachte Schrauböffnung 27 neues Öl eingefüllt. Beim Anlaufen der Zentrifuge nimmt der sich unter dem Ein fluss der Zentrifugalbeschleunigung verschie bende Kolben 26 wieder die aus Fig. 2 ersicht liche Lage ein. In dieser Stellung soll der Kol ben 26 beim Lösen der Schraube 23 ein sofor tiges Auslaufen des Öls verhindern.
Am obern Rande des Motorgehäuses 1 sind zwei sich diametral gegenüberliegende Zap fen 28 angebracht, die in entsprechende Boh rungen eines kardanischen Ringes 29 eingrei fen (Fig.3). Der Ring 29, der aus Kunst harzmassen bestehen kann, ist um zwei Stifte 30 drehbar, die um je 90 Bogengrade gegen die Zapfen 28 versetzt, in einer Tragpratze 31 angebracht sind, mit der die Zentrifuge an der Spinnmaschine befestigt wird. Auf Grund dieser Anordnung kann das Spinnzentrifugen gehäuse frei Kreiselbewegungen ausführen, wobei der tief liegende Schwerpunkt der rotierenden Masse ein schnelles Abklingen der Schwingungsamplitude begünstigt.
Eine weitere Dämpfung der Kreiselschwin gungen erfolgt durch den Gummiring 32, der um eine ringförmige Erhöhung 33 des hori zontalen Teils der Tragpratze 31 liegt. Die abgeschrägte Oberfläche des Gummiringes 32 drückt gegen den Rand eines Deckels 34, der auf das obere Ende des Motorgehäuses 1 aufgeschraubt und durch eine Schraube 35 an unzulässigen Drehungen gehindert wird. Nach dem Abnehmen des Deckels 34 ist das Innere der Spinnzentrifuge frei zugänglich, so dass eine beschädigte Statorwicklung 2 jederzeit leicht ausgewechselt werden kann.
Wenn das Spinnzentrifugengehäuse in folge ungleichmässiger Massenverteilung Krei selbewegungen ausführt, dann drückt der Aussenrand des Deckels 34 an der jeweils ent gegengesetzten Seite auf den Gummiring 32. Diesem Druck setzt die Gummielastizität einen Kraftimpuls entgegen, der die Aufrich tung der Kreiselachse anstrebt. Die aulfgetre- tenen Kreiselschwingungen werden hierdurch so wirkungsvoll gedämpft, dass sie nach kur zer Zeit abklingen. Infolge der grossen Fläche, mit. der Deckelrand 34 und Gummiring 32 auf einander wirken, können sehr bedeutende Kreiselkräfte gedämpft werden, ohne dass eine Materialüberbeanspruchung eintritt.
Be sonders vorteilhaft ist es, dass zur Dämpfung der Kreiselschwingungen Organe verwendet werden, die nicht an der Rotation des Spinn topfes teilnehmen und daher nur die verhält nismässig geringe Frequenz der Kreiselschwin gung aufzunehmen brauchen.
Das Ausmass, in dem die Zentrifuge auf Grund von Kreiselkräften aus der vertikalen Richtung abweichen kann, ist von der Elasti zität des Gummiringes 32 und ferner davon abhängig, ob der Ring 32 vorgespannt oder nicht vorgespannt ist.
Für den Ring 32 kommen vornehmlich synthetische Giunmisorten mit hoher Chemi kalien- und Alterungsbeständigkeit in Frage. An Stelle eines Gummiringes können die Krei selschwingungen auch durch Federn gedämpft werden, die zwischen dem Rande des Deckels 34 und der Horizontalfläche der Tragpratze 37. angeordnet sind. Auch Baustoffe geringe rer Elastizität, z. B. Hartgummi, Kunstharze, Holz oder gepresste Textilien, sind hierfür geeignet, wenn zwischen einem aus derartigen Baustoffen bestehenden Ring 32 und dem Rande des Deckels 34 ein geringer Spalt von beispielsweise 2 bis 3 mm verbleibt, um den die Spinnzentrifuge pendeln kann.
Da die vom Faden zu durchlaufende Zen- trifuigenwelle 6 infolge von Kreiselkräften sich auf einem Kegelmantel bewegt, muss der Trichter, der die Zuführung und Changierung des Fadens bewirkt, dieser Bewegung zwang los folgen können. Zu diesem Zweck besitzt der Deckel 34 des Zent.rifugengehäuses eine zentrale Öffnung, die an ihrer-Unterseite mit einem Rohrstutzen 37 versehen ist. In diesen Rohrstutzen 37 wird stramm sitzend ein Rohr 38 eingeschoben, das aus korrosions festen Metallen, Kunstharzen oder aus einem gelochten Blechrohr besteht, das allseits mit einem chemikalienfesten Kunstharz überzogen ist.
Der Aussendurchmesser dieses Rohres 38 und der Innendurchmesser der Hohlwelle 6 werden so bemessen; da.ss zwischen beiden ein nur geringer Zwischenraum verbleibt. Die obere Umbördelung des Rohres 38 wird flüs sigkeitsdicht auf eine ringförmige Erhöhung des Abschlussdeckels 34 aufgekittet, so dass von oben her keine Flüssigkeit in das Innere des Motors eindringen kann. Flüssigkeiten, die auf die Spinnzentrifuge aufspritzen oder am Fadentrichter herablaufen, fliessen am untern Ende des Rohres 38 ab. Zur weiteren Erhöhung der Betriebssicherheit kann die Innenbohrung der Zentrifugenwelle 6 am untern Ende (Fig.2) etwas weiter gehalten werden als oben, um verspritzte Flüssigkeiten innerhalb der Wellenbohrung an einer Auf wärtsbewegung zu hindern.
Im Rohr 38 kann das Trichterrohr 36 eines in der Changierleiste 39 (Fig.5) hän genden Gefässes 40 auf- und abgeführt wer den, ohne dass bei auftretenden Kreiselbewe gungen die innere Wandung der Hohlwelle 6 berührt wird. Diese Sicherheit besteht jedoch nur dann, wenn die Spinnzentrifuge karda nisch aufgehängt ist. Bei Verwendung einer elastisch biegsamen Welle lässt sich eine Be rührung zwischen Rohr 38 und innerer Wel lenbohrung nicht vermeiden. Ganz ohne ein Schutzrohr 38 besteht die Gefahr, dass die Bewegung des Fadentrichterrohres 36 durch die hohen Zentrifugalkräfte völlig gestört wird.
Das Triehterrohr 36 ist sehr lang, weil es den Antriebsmotor durchziehen und bis zur Unterkante des hängenden Spinntopfes 9 herabreichen muss. Aus diesem Grunde wird das zu verzwirnende Fadenbündel von einem flüssigen, dampfförmigen oder gasförmigen Medium begleitet, das durch ein seitliches, tangential in das Gefäss 40 mündendes Ansatzrohr 41 (Fig.5) zufliesst. Über das Rohr 41 wird ein Gummischlauch geschoben, der mit einer Zuführungsleitung für das den Faden begleitende Medium verbunden und so bemessen ist, dass er den Bewegungen des Fadentrichters 40 zwanglos folgen kann.
Der äussere Fadentrichter 40 ist mit einem innern Trichter 42 flüssigkeitsdicht verbun den, der seinerseits ein kurzes Abflussrohr 43 besitzt, dessen Aussendurchmesser etwas klei ner ist als der innere Durchmesser des Faden trichterrohres 36. Beide Rohre bilden auf diese Weise einen ringförmigen Spalt, wo das bei 41 zugeleitete flüssige oder gasförmige Medium austritt, um entlang der Innenwan dung des ohne die üblichen Einkerbungen ausgeführten Trichterrohres 36 herabzuflie ssen.
Besonders vorteilhaft' ist es, wenn als fadenbegleitendes Medium heisses Wasser oder Wasserdampf benutzt wird, da sieh auf diese Weise die Eigenschaften des fertigen Fadens günstig beeinflussen lassen.
Die Strömungsgeschwindigkeit des den Faden begleitenden Mediums ist von dem Überdruck abhängig, mit dem es in den Rohr stutzen 41 eintritt. Auch wenn diese Strö mungsgeschwindigkeit die Fadenabzugsge- scluwindigkeit nicht erreicht, ergibt sich be reits eine befriedigende Aufhebung der Fa denreibungswiderstände. Man kann natürlich auch mit oberhalb der Fadengeschwindigkeit liegenden Strömlungsgeschwindigkeiten des begleitenden Mediums arbeiten.
Eine hinreichende Beweglichkeit des Fa dentrichters 40 wird dadurch erreicht, dass die Changierleiste eine ausreichend weite Bolu- rung 44 -(Fig.5) besitzt. Über das äussere Fadentrichterrohr 36 ist oberhalb und unter halb der Changierleiste 39 je eine Gummi scheibe 45 geschoben, von denen die untere Scheibe sich gegen einen am Triehterrohr 36 angebrachten Ring 46 legt.
Auf diese Weise wird trotz der seitlichen Bewegliehkeit eine geordnete Auf- und Abwärtsbewegung des Fadentrichters erreicht.
Die Verwendung einer fadenbegleitenden Flüssigkeit, wie sie in besonders vorteilhafter Weise mit dem aus Fig. 5 ersichtlichen Faden trichter durchgeführt werden kann, ist nur bei unten offenen Spinntöpfen möglich, die einen ungehinderten Abfluss dieser Flüssig keit gestatten. Trotz des fehlenden Bodens baut sich der Fadenkuchen in derartigen Spinntöpfen mit guter Kantenbildung nach Art einer Kreuzspule einwandfrei auf.
Durch eine dem Fadentriehter zugeführte Flüssigkeit kann der laufende Faden bereits sc weit ausgewaschen werden, dass innerhalb des Spinnkuchens keine oder nur eine gering- fügige Salzausscheidung stattfindet. Infolge dessen lässt sich der Spinnkuchen 47 (Fig.1) dem Spinntopf leicht entnehmen, so dass zur Erhöhung der Betriebssicherheit der Durch messer des untern Spinntopfrandes etwas kleiner sein kann als am obern Ende des Spinntopfes. Diese konische Verjüngung darf jedoch höchstens nur den geringen Betrag er reichen, um den sich der Spinnkuchen nach dem Aufhören der Rotation zusammenzieht.
Eine derartige Ausbildung des Spinntopfes, die nur bei Anwendung eines den Faden be gleitenden Flüssigkeitsstrahls möglich ist, verhindert während der Rotation mit Sicher heit das Herausschleudern des Spinnkuchens 47, ohne bei stillstehendem Spinntopf die Herausnahme des Spinnkuchens unmöglich zrl machen.
Während des Spinnvorganges wird der Fadenkuchen 47 durch die hohe Zentrifugal kraft innerhalb des Spinntopfes 9 (Fig.1) einwandfrei festgehalten. Erst beim Abschal ten des Zentrifugenantriebes lässt die Zentri- fugälkraft soweit nach, dass der Spinnkuchen infolge seines Gewichtes und der von der ge samten Zentrifuge ausgeführten Kreiselbewe gungen zum Herausfallen neigt. Zur Ver meidung dieser Gefahr wird über den freien Querschnitt des offenen Spinntopfes (Fug. 10) ein kräftiger Faden 48 aus Gummi oder an dern elastischen Stoffen in Form eines Drei eckes oder einer andern geometrischen Figur derart ausgespannt, dass er die Spinntopf rotationsachse nicht überschneidet.
Zur Be festigung des einen endlosen Ring bildenden Fadens 48 dienen drei Haken 49 (Fig.9), die an einem Verstärkungsring 50 in der Weise angebracht sind, dass der Hakenfuss weiter von der Rotationsachse entfernt ist als die Hakenspitze. Bei dieser Anordnung kann der Faden nicht durch Zentrifugalkräfte ab geschleudert werden. Unterhalb jedes Hakens 49 besitzt der un tere Spinntopfrand 50 einen Einschnitt 51, der sieh nach innen erweitert.
Bei der Spinntopfrotation wird der Gummifaden 48 in eine gestrichelt angedeu- tete Linie 52 (Pig. 10) ausgebogen. Ein Herausschleudern des Fadens über die Topf- aussenfläclle hinaus findet jedoch nicht statt, weil die Masse der als Sehne des Kreises fun gierenden Fadenlänge grösser ist als die Masse der in die Haken 49 eingelegten Fadenstücke.
Beim Nachlassen der Topfrotations- geschwindigkeit, das heisst nach dem Abschal ten des Zentrifugenantriebes, zieht der Gummifaden 48 sich wieder auf seine Drei ecksform zusammen. Wenn der Spinnkuchen dann durch Zentrifugalkräfte nicht mehr ausreichend festgehalten wird und nach unten rutscht, hält ihn der ausreichend kräftige Gummifaden 48 fest und verhindert sein Herausfallen. Sobald der Spinntopf 9 völlig zum Stillstand gekommen ist, wird der Gummifaden 48 an zwei Stellen von den Ha ken 49 gelöst. Dann kann der Spinnkuchen 47 mühelos nach unten herausgenommen wer den.
Hierauf wird der Faden 48 wieder über alle drei Haken 49 ausgespannt, worauf die Zentrifuge eingeschaltet und mit der Erzeu gung eilfies neuen Spinnkuchens begonnen werden kann.
Der Spinntopf 9 kann auch mit einem bei Spinntöpfen an sich bekannten Einsatz 53 versehen werden, der aus Papier, Pappe, Tex tilien, Gummi, Metallen oder Kunststoffen, z. B. aus Zelluloseverbindungen, Kunstharzen oder Superpolyamiden besteht. Wenn diese Einsätze den Spinnkuchen bei seiner Nach behandlung begleiten sollen, werden sie zweckmässig derart ausgeführt, dass sie der Schrumpfung des Fadenkörpers nachfolgen können. Bei der Topfrotation presst die Zentrifugalkraft derartige Einsätze 53 fest gegen die Innenwandung des Spinntopfes 9. Beim Nachlassen der Zentrifugalbeschleu- nigung wird das Herausfallen des Einsatzes 53 durch den Gummifaden 48 verhindert.
Infolge der kardanischen Aufhängung der ganzen Spinnzentrifuge kann der Spinntopf 9 mit besonders wenig Spiel eingekapselt wer den, da innerhalb der Einkapselung keine Kreiselbewegungen mehr berücksichtigt wer den müssen. Durch .eine derartige Einkapse lung lässt sich der Energieverbrauch der Spinnzentrifuge erheblich vermindern, ohne dass die Entnahme des Spinnkuchens er schwert ist.
Das Lagergehäuse 3 der Zentrifuge (Fig. 2) ist zur Anbringung der Spinn topfeinkapselung mit einem angegossenen Mantel 55 versehen, der den mitrotie renden Ölbecher 13 umschliesst. In die sen Mäntel 55 ist das verjüngte obere Ende eines Stahlrohres 54 eingeschraubt, das mit seinem erweiterten untern Ende 56 (Fig. 2) den Spinntopf 9 dicht um schliesst. Durch das Einschrauben der Schau glasfassung 57 wird das eingeschraubte Rohr 54 unverrückbar festgehalten.
Auf der Aussen- und Innenfläche ist das Rohr 54/56 mit korrosionsfesten Überzügen, z. B. aus Kunstharzen, versehen, die es gegen Einwirkungen der Spinnbadchemikalien aus reichend schützen. Der untere Rand des Roh res 56 (Fig. 11) trägt eine ringförmige Gummidichtung 58, deren obere Innenkante abgeschrägt ist. Gegen diesen Gummiring 58 lässt sich der Rand eines Deckels 59 pressen, der den Spinntopf-Einkapselungsraum nach unten abschliesst.
Der Deckel 59 kann auf verschiedene Weise, z. B. durch Schraub- oder Bajonett verschluss, mit dem Rohr 58 verbunden wer den. Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Deckel 59 in nicht verlierbarer Weise durch ein Scharnier 62 an der untern Kante des Rohres 56 befestigt ist. Ein auf der entgegen gesetzten Deckelseite angebrachter Verschluss bügel 63 (Fig.1), der sich über einen Knopf 64 drücken lässt, presst den Deckel 59 fest gegen die Gummidichtung 58. Im aufgeklapp ten Zustand nimmt der Deckel 59 die aus Fig.11 ersichtliche Lage ein. Hierbei wird der Verschlussbügel 63 um das Scharnier 62 gedreht und mit einer Öffnung über einen Dorn 65 gelegt, der an geeigneter Stelle der Spinnmaschinenwand angebracht ist.
In dieser Lage kann der Deckel 59 die Entnahme des Spinnkuchens 47 nicht behindern.
Die Höhe des Deckels 59 ist derart zu be messen, dass nach seiner Abnahme der untere Rand des Spinntopfes 9 genügend weit zu- gänglich ist, um den Faden 48 (Fig. 9) mühe los abnehmen und einlegen zu können.
Für den Abfluss der den Faden begleiten den Flüssigkeit und des abgeschleuderten Spinnbades besitzt der Deckel 59 eine zentrale Öffnung 60 (Fig.12).
Zur Durchführung des Anspinnens dient ein im Deckel 59 vorhandener Schlitz 61, der von der zentralen Öffnung 60 zum Rande des Deckels 59 hinführt und sich in dieser Rich tung verengt.. Sobald bei dieser Anordnung der in Begleitung eines Luft- oder Flüssig- keitsstrahles durch den bereits rotierenden Spinntopf hindurch beförderte Faden in Richtung des Schlitzes 61 angeschlagen oder angeblasen wird und hierdurch mit dem Spinntopf 9 zur Berührung kommt, ist der Anspinnvorgang vollzogen,
worauf .der Spinn kuchen in normaler Weise erzeugt wird.
Die dargestellte, erfindungsgemässe Spinn zentrifuge besitzt zahlreiche Vorteile.
Die kardanische Aufhängung des rotieren den Systems verhindert jede Biegungsbean- spruchung der Spinntopf-Antriebswelle; so dass ein Bruch dieser Welle praktisch ausge schlossen ist. Der Umstand, dass Antriebsmotor und Spinntopf auf verschiedenen Seiten der Lagerstelle liegen, gewährleistet bis zu den höchsten Drehzahlen, z. B. noch bei 12 000 bis 1 5 000 Umdrehungen je Minute, einen sehr ru higen Lauf ;der rotierenden Massen, wie er bei stehenden Zentrifugen kaum erreichbar ist.
Der Spinntopf bleibt dauernd mit dem Antriebssystem verbunden, so da.ss alle Schwie- rikgeiten fortfallen, die mit dem Abnehmen und Aufsetzen stehend angetriebener Spinn töpfe verbunden sind, z. B. das Abfliegen des Spinntopfes, ein fehlerhaftes Aufsetzen des Topfes oder Topfbeschädigungen, die durch unsachgemässe Handhabung entstehen. Die bei Spinnzentrifugen heute üblichen Spinntopf deckel und Deckelfedern sind überflüssig. Die Entnahme des Spinnkuchens ist: erleichtert.
Ohne Behinderung -der Spinnkuchen-Her- ausnahme kann der Spinntopf sehr dicht ein gekapselt werden. Hierdurch ergibt sich eine wesentliche Verminderung des Energiever- Brauches. Der den Faden begleitende Flüssig keitsstrahl bewirkt eine so weitgehende Aus waschung der Spinnbadchemikalien, dass der Topfmantel von Salzkristallen frei bleibt, was den Energieverbrauch ebenfalls herabsetzt.
Hinsichtlich der Spinnkuchengrösse besitzt die dargestellte Spinnzentrifuge besonders weitgehende Möglichkeiten. Man kann mit den heute üblichen Topfabmessungen arbeiten, wenn die Zentrifuge ohne Änderung der zur Kuchennachbehandlung dienenden Fabrika tionseinrichtung neben bereits vorhandenen stehenden Spinnzentrifugen benutzt werden soll. Es ist aber auch eine erhebliche Vergrö sserung des Kuchengewichtes möglich.
In stehenden Spinntöpfen darf bekannt lich die Höhe des Fadenkuchens aus dyna mischen Gründen 70 bis 80% des Kuchen durchmessers nicht überschreiten. Ein heute vielfach üblicher Spinnkuchen von18 em äusse rem Durchmesser ist daher höchstens 14 cm hoch. Bei einer Kuchenstärke von 3 cm er geben diese Abmessungen ein trockenes Ge spinstgewicht von annähernd 800 g. Ohne dy namische Schwierigkeiten kann man dem gegenüber in der dargestellten Spinnzentri fuge beispielsweise Spinnkuchen erzeugen, die bei 18 cm äusserem Durchmesser eine Höhe von 35 cm besitzen und sich wie grosse Spulen gespinste handhaben lassen. Mit einer Kuchen stärke von 3 cm erzielt man dabei ein trok- kenes Gespinstgewieht von 2000 g.
Zur Erzeugung ebenso schwerer Spinn kuchen wären bei stehenden Spinntöpfen 28 em äusserer Kuchendurchmesser und 22 cm Kuchenhöhe erforderlich. Derartige Spinntopf abmessungen sind indessen praktisch nicht mehr verwendbar, weil beiden in Frage kom- tuenden hohen Drehzahlen die Materialbean spruchung zu hoch wird.
Ähnliche Vorteile ergeben sich, wenn zur Erhöhung der Fadenabzugsgeschwindigkeit oder des Verzwirnungsgrades beispielsweise eine Verdoppelung der Drehzahl erforderlich ist. Bei gleichbleibendem Topfdurchmesser würde der Energieverbrauch der Zentrifuge sodann auf 800% ansteigen. Durch Verwen- clung von hängenden Spinntöpfen mit grosser Höhe und geringem Durchmesser lassen sich Energieverbrauch und Gespinstgewicht dann trotzdem noch in erträglichen Grenzen halten.