Sitzmöbel. Vom n iedizinischen-hygienischen Gesichts punkt gesehen, haben bisher zufriedenstel lende Stühle für den täglichen Gebrauch g-e- fehlt.
Ins Auge fallende Fehler der Stühle sind folgende: 1. Das Profil der Rückenlehne ist eine ge rade Linie, zuweilen sogar etwas konkav; wenn die Rückenlehne aus mehreren Teilen besteht, bilden diese Teile eine solche Linie. Die Rük- kenlehne lässt infolgedessen nicht zu, dass der menschliche Rücken beim Sitzen etwas schwan ken kann, was aus verschiedenen Gründen wünschenswert ist.
2. Die Rückenlehne steht oft senkrecht oder neigt zu wenig nach rückwärts, was zur Folge hat, dass sie nicht einen Teil des Kör pergewichtes tragen kann und damit nicht die erstrebte Entspannung des Körpers gestattet.
Wenn die Rückenlehne nur aus einer schmalen quergestellten Leiste besteht, kann diese zwar die wünschenswerte Rückwärtsnei- gung und gute Ruhe zulassen, aber dies ist meist nur der Fall bei Arbeitsstühlen, wo die Lage der Stütze die richtige ist, nämlich in der Lendengegend. Oft befindet sich eine solche Stütze an falscher Stelle, insbesondere hei Stühlen, die in Versammlungsräumen, in Krankenhäusern und Heimen benutzt werden.
3. Ein anderer Fehler bei gewöhnlichen Stühlen ist, dass die Sitzfläche für die meisten Menschen zLi hoch ist. Messungen und Litera turangaben lassen erkennen, dass das Stan dardmass 45-47 cm ist, oft weil die Höhe des Stuhlsitzes der gebräuchlichen Höhe des Ti sches angepasst wird. Da der Stuhl zu hoch ist, werden die Weichteile an der Unterseite des Oberschenkels zwischen Sitz und Oberschen kelbein zusammengepresst, wodurch Be schwerde und unnötige Müdigkeit entstehen kann.
Das Ziel. der vorliegenden Erfindung ist, die obengenannten Nachteile an Sitzmöbeln zu beseitigen, vor allem an gewöhnlichen Ge brauchs- oder Arbeitsstühlen, aber auch an Sofas und Bänken.
Nach der Erfindung ist die Rückenlehne des Sitzmöbels rückwärtsgeneigt und nach vorn konvex ausgebildet, damit sie der sitzen den Person zwei verschiedene Stützmöglich keiten, und zwar einerseits nur in der Lenden gegend und anderseits gleichzeitig sowohl in der Lendengegend als auch in der Brustkorb rückengegend, gibt, wobei der in der Höhe nicht einstellbare Sitz des Möbels höchstens eine Höhe von 421/ cm hat.
Nach Untersuchungen des Erfinders gibt es drei verschiedene Sitzstellungen, die in Hinsicht auf die Möglichkeit zur Entspan nung als zufriedenstellend angesehen werden können. Diese Stellungen sind: 1. Sitzen in nach vorn zusammengesunke ner, schlaffer Stellung, die Wirbelsäule vorn übergebeugt, ohne Rückenstütze. Diese Stel lung ist bis heute im allgemeinen als ungeeig net und gesinmdheitssehädlich angesehen wor den, unter anderem, weil sie einen abnormen Druck auf innere Organe zur Folge hat. 2.
Sitzen, bei dem die Wirbelsäule sich in einer Stellung zwischen Stehen und maxima ler Vornüberbeugung befindet, wobei die zum Aufrechterhalten des Körpers erforderliche Muskelkraft durch eine in der Lendengegend angebrachte Stütze ersetzt wird.
3. Sitzen mit einer Mittelstellung der Wir belsäule wie oben, wobei man Unterstützung von einer nach hinten neigenden Rückenlehne erhält, die derart beschaffen ist, dass sie zu gleich eine Stütze sowohl in der Lendengegend als auch weiter aufwärts beim Brustkorb (Lenden-Brustkorbstütze) gibt. Dabei ist zu beachten, dass die vordere Fläche der Brust korbrückenstütze hinter der vordern Fläche der Lendenstütze liegt, so dass im Rücken eine leichte Krümmung entsteht.
Durch die Bauart des Stuhles nach der vorliegenden Erfindung kann die rückwärts geneigte Rückenstütze entweder allein als Lendenstütze oder auch als Stütze sowohl teils in der Lendengegend, teils im Brustkorbstück gebraucht werden. Dies wird durch die ver hältnismässig niedrige Höhe des Sitzes er reicht. Der Druck.der Rückenstütze und da mit der Nutzen dieser Stütze ist nämlich um so grösser, je niedriger der Stuhl innerhalb der für die Sitzhöhe praktisch brauchbaren Grenzen ist, wenn die Sitzstellung im übrigen unverändert bleibt. Ausserdem kann die oben nicht nochmals genannte Stellung leichter eingenommen und beibehalten werden, wenn der Stuhl niedrig ist.
Es können also alle drei Sitzstellungen ab wechselnd auf ein und demselben Stuhl ein genommen werden.
Durch die niedrige Sitzstütze wird auch erreicht, dass die Oberschenkel nicht auf dem S S itz liegen, sondern einigermassen frei sind.
Das Gewicht des Oberkörpers wird von den Sitzhöckern aufgefangen. Früher hat man die Oberschenkel für einen wichtigen Teil der Sitzfläche des Körpers angesehen, und man hat betont, dass der Sitz so geformt sein müsste, dass er den Oberschenkeln eine gute Stütze gäbe.
Die Oberschenkel können aber nicht als stützendes Organ betrachtet werden. Wenn sie auf dem Stuhlsitz ruhen, ist die Folge eine Zusammenpressung der Muskeln und Nerven; und von einer eigentlichen Stütze kann keine Rede sein, wenn nicht die Zusammenpressung so weit geht, dass der Oberschenkelknochen selbst den Druck erhält. Die Zusammenpres sung braucht allerdings nicht so stark zu sein, dass sie schädlich wirkt und als Unwohlsein gefühlt wird.
Zweckmässigerweise ist der Stuhlsitz nach hinten geneigt, um dem Druck der Rücken lehne entgegenzuwirken, der den gesamten Körper vorwärts zu verschieben strebt. Die Sitztiefe ist zweckmässig 47 cm, gemessen in I3orizontalprojektion.
Ein Ausführungsbeispiel eines Stuhles ge mäss der Erfindung wird auf der beigefügten Zeichnung dargestellt.
Fig.1 ist eine Vorderansicht, Fig. 2 eine Seitenansicht und Fig. 3 eine Draufsicht des Stuhles.
Fig. 4 stellt einen schematischen Vertikal schnitt durch gewisse Teile des Stuhles dar. Die rückwärtsgeneigte und der Form des eingezogenen Rückens angepasste Rücken lehne 1 besitzt einen Brustkorbteil 2 und einen Lendenteil 3. Aus Fig.4 geht hervor, dass eine Ebene, die die vordere Fläche des Brustkorbteils 2 tangiert, hinter der vordern Fläche des Lendenteils 3 liegt, wodurch die gewünschte Krümmung -im Rücken entsteht. Die Höhe 4 des nach hinten geneigten Stuhl sitzes 5 ist 421/2 cm oder weniger.
Der Erfindungsgegenstand kann zum Bei spiel in Holz, Metall oder Kunstharz angefer tigt sein. Die Stützflächen können fest, weich oder federnd sowie unbekleidet oder gepolstert sein. Die Lendenstütze oder die ganze Rük- kenlehne in ihrer Rüclwärtsneigung kann ver stellbar sein. Anstatt vier Beine kann eine andere Anzahl Beine vorgesehen sein. Die Sitzfläche des Stuhles kann mit der Rüeken- lehne drehbar sein. Ferner können Kopfstüt zen, Armstützen und andere bei Stühlen und Sofas verwendete Einzelheiten angebracht sein werden.