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Sessel
Die Erfindung betrifft einen der Körperform angepassten aus Sitzfläche und Rückenlehne bestehenden Sessel.
Es sind schalenförmige Sessel bekannt, die der Körperform angepasst sind. Diese Sessel sollen ein bequemeres, längeres Sitzen ohne Ermüdungserscheinungen in den verschiedenen Körperteilen ermöglichen.
Dieses Ziel wird jedoch von den bekannten Sesseln nur teilweise erreicht, da bei diesen Sesseln der Sitzende trotz der scheinbaren Anpassung des Sessels an die Körperform sich zu weit in die Schale eindrücken kann und er dann praktisch zwischen den hochgezogenen Wannenteilen eingeklemmt ist. Die Folge davon ist unter anderem das ständige Suchen nach Halt für die Knochen in ihrer Aufgabe als Stützgerüst und eine Behinderung der Muskulatur und der Weichteile in ihrer Funktion der Sicherung von Haltung und Stellung infolge des Pressdruckes. Dazu müssen noch alle Folgen der Beengung der Durchgänge für die Gefässe und Nerven einerseits, wie auch des Atem- und Verdauungsraumes anderseits in Kauf genommen werden.
Die Erfindung erfüllt die Forderung des bequemen und zugleich gesunden Sitzes durch die Anordnung von zwei begrenzten, festen Abstützflächen, welche in einem Winkel von 900 oder weniger zueinander stehen und von denen die eine in der Sitzfläche angeordnet ist und die Sitzbeinknorren stützt, während die andere in der Rückenlehne angeordnet ist und das Kreuzbein formangepasst abstützt.
Auf diese Weise wird die günstigste Sitzhaltung (Grad der Beckenneigung) und zugleich auch die physiologische Krümmung der Wirbelsäule vom Fundament her in der Sitzhaltung gewährleistet. Die durch den Sessel erzwungene Sitzhaltung ist so gewählt, dass beioptimalstem Verdauungs-und Atemraum die günstigste Durchblutung im Sitzen möglich ist und dabei die Beckenrumpfmuskulatur, also Bauch-, Bek- ken-und Rückenmuskulatur weitgehend entlastet, aber funktionsbereit ist.
Durch die Erfindung wird ein bestimmter Winkel zwischen dem Kreuzbein und dem Sitzbein festgelegt. Die eine der beiden festen Abstützflächen, nämlich die in der Rückenlehne, stützt das Kreuzbein formangepasst bei Aussparung der Kreuzdarmbeingelenke ab, während die andere Abstützfläche in der Sitzfläche die beiden Sitzbeinknorren der Sitzbeine fest unterstützt.
Die Erfindung sieht weiter vor, dass die übrigen Flächen des Sessels ausserhalb der beiden festen Stützflächen nicht oder nur geringfügig, beispielsweise durch eine dünne Schaumstoffauflage, Rosshaar od. dgl.
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Um ferner zu erreichen, dass der Sitzende zwangsläufig immer mit den Sitzknorren der Sitzbeine auf die feste Stützfläche zu sitzen kommt, sieht die Erfindung weiter in der Sitzfläche zwei den Oberschenkeln zugeordnete Mulden vor. Diese Mulden sind in ihrer Winkellage, in ihrer Breite und ihrer Länge demgemäss anzuordnen.
Während ferner bei dem Sessel nach der Erfindung der Teil der Sitzfläche, der die Abstützfläche für die Sitzknorren umgibt, zurücktretend und gross genug ist, um die Gesässmuskulatur zu entlasten, ist auch die Tiefe der Mulden für die Oberschenkel in der Sitzfläche im Vergleich zu ihrer Breite gross genug, um die Oberschenkel vorwiegend in ihren sehnigen Teilen aufliegen zu lassen. Auf diese Weise erfährt sowohl die Muskulatur des Gesässes als auch die Beugemuskulatur der Oberschenkel keinen Pressdruck. Dementsprechend sind auch die Gefässe und die Nerven entlastet.
Bei dem Sitz nach der Erfindung ist die Rückenlehne beiderseits der dem Kreuzbein zugeordneten Ab-
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stützfläche insbesondere muldenförmig ausgebildet. In diesem Raum findet die Nierengegend beiderseits Platz und ist daher ebenfalls keinem Druck ausgesetzt.
Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung steht die der Wirbelsäule zugeordnete Mittelebene der Rückenlehne gegenüber den übrigen Flächen der Rückenlehne vor und ist ferner der S-Form der Wirbelsäule angepasst. Diese vorstehenden Teile der Rückenlehne sichern die günstigste Stellung der Wirbelsäule u. zw. unmittelbar und nicht mittelbar, wie dies im allgemeinen bei den Sesseln bekannter Ausbildung der Fall ist.
Es ist vorteilhaft, wenn die Rückenlehne beiderseits der vorstehenden, der S-Form der Wirbelsäule angepasstenAuflageflächen muldenförmig zur Aufnahme der der Wirbelsäule beiderseits entlangverlaufenden Muskulatur ausgebildet ist. Diese muldenförmige Aussparung der Rückenlehne, welche die beiderseits der Wirbelsäule verlaufende Muskulatur aufnimmt, ermöglicht damit eine pressdruckfreie Arbeit dieser Muskulatur während des Sitzens.
Im Bereich des Brustkorbes ist weiter die Rückenlehne zu beiden Seiten der Mittelebene geringfügig nach vorne gewölbt. An diese Abschnitte schliessen sich dann aussen seitlich vorgezogene Randteile an, wobei auf einen gleichmässigen, der Körperform angepassten Übergang geachtet ist.
Auf diese Weise ist der Brustkorb sowohl von unten her als auch von der Seite her abgestützt und liegt an der Rückenlehne an. Während die etwas vorstehende Mittelebene der Rückenlehne die S-förmige Krümmung der Wirbelsäule sichert, wird durch die seitlich vorgezogenen Randteile die Wirbelsäule gegen seitliches Abweichen gesichert und die Zwerchfellatmung wie auch die Brustkcrbatmung gestützt. Durch die Abstützung des Brustkorbes bleibt die volle Bewegungsfreiheit des Zwerchfells erhalten und dabei auch die günstigste Grösse des Bauchraumes beim Sitzen.
In der Zeichnung ist ein schematisches Ausführungsbeispiel des Sessels nach der Erfindung dargestellt.
Es zeigen : Fig. 1 eine schaubildliche Darstellung eines Sessels n ? ch der Erfindung, Fig. 2 einen Schnitt entlang der Mittelebene entsprechend der Schnittlinie Il - Il der Fig. 1, Fig. 3 einen Schnitt durch die Sitzfläche entsprechend der Schnittlinie Ill. - 1lI der Fig. 1 und Fig. 4 einen Schnitt durch die Rückenlehne entsprechend der Schnittlinie IV-IV der Fig. 1.
Der Sessel nach der Erfindung ist schalenförmig ausgebildet, die Rückenlehne 1 und die Sitzfläche 2 bestehen vorzugsweise aus einem Stück. Die etwaige geringfügige Abpolsrerung des Sessels z. B. mittels einer dünnen Schaumstoffauflage od. dgl. ausserhalb der Abstützflächen ist in den Zeichnungen nicht besonder3 dargestellt. Gegebenenfalls können auch die Abstützflächen eine Auflage erhalten, die aber dann entsprechend dem Grundgedanken der Erfindung entsprechend fest auszubilden ist, insbesondere steifer als die der übrigen Flächen.
Am rückwärtigen Ende der Sitzfläche 2 im Bereich der Sitzknorren der Sitzbeine ist die untere, etwa horizontal verlaufende Abstützfläche 3 vorgesehen. Diese besitzt etwa länglich-ovale Gestalt, wie deutlich aus der Fig. l entnommen werden kann. Zu beiden Seiten der Fläche 3 sinJ Mulden 14 für die Gesässmuskulatur vorgesehen.
In einem rechten oder fast rechten Winkel zur Fläche 3 und im Bereich des Kreuzbeines angeordnet, ist eine weitere feste Abstützfläche 4 vorgesehen. Diese Abstützfläche ist etwas kleiner gehalten als die Abstützfläche 3 und dem Kreuzbein formangepasst. Am oberen Ende der Abstützfläche 4 beginnt der vorstehende Wulst 5, der der S-förmigen Krümmung der Wirbelsäule angepasst ist. Im Bereich der Lendenlordose, also bei 6 ist dieser Wulst nach vorne und im Bereich der Brustkyphose bei 7 nach rückwärts gewölbt. Der nach vorne stehende Wirbelsäulenwulst 5 sowie die Längsmulden 15 haben zur Folge, dass die der Wirbelsäule längsverlaufende Muskulatur ohne Pressdruck bleibt.
Im Bereich des Brustkorbes zu beiden Seiten der Mittelebere, d. i. bei der Bezugsziffer 8 in der Zeichnung, ist die Rückenlehne nach vorne vorgearbeitet und stützt den Brustkorb im Verlauf der festen Rippen von unten seitlich (Kanten-Flächen-Drehung). An diesen Abschnitt schliesst sich dann jeweils zu beiden Seiten ein. vorgezogener Randteil 9 an, der ebenfalls der Abstützung des Brustkorbes dient. Dieser Randteil hat auch noch die Funktion einer Unterstützung der Fixierung der Wirbelsäule u. zw. an einer verhältnismässig hochliegenden Stelle, also an einem langen Hebelarm, wodurch der aufgewandte Druck verhältnismässig gering bleibt.
Am vorderen Ende der Abstützfläche 3 für das Sitzbein beginnt in der Sitzfläche eine nach vorne ansteigende Erhöhung 11, derart, dass zwischen dieser Erhöhung 11 und den Rändern 12 Mulden 13 verbleiben, die den Oberschenkeln zugeordnet sind.
Die flachen Wülste 16 in den Mulden 13 verhindern ein Einklemmen der Oberschenkel in der Tiefe der Mulden bei verkanteter Oberschenkelstellung.
Der Ausbildung der Sitzfläche bei dem Sessel nach der Erfindung kommt insofern eine gewisse Bedeutung zu, als durch deren Formgebung erreicht wird, dass der Sitzende die richtige Stellung hinsichtlich
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der Abstützflächen 3 und 4 einnimmt. Gleichzeitig wird dadurch die Grösse des Winkels des Huftknicks bestimmt.
Es ist noch besonders hervorzuheben, dass durch den Sessel nach der Erfindung erreicht wird, dass der Bauchraum seine maximale Grösse beibehält. Neben der Atmung bleibt somit eine gesunde Verdauung und gunstige Kreislaufverhältnisse, insbesondere für den venösen Rückfluss (Thorakaler Unterdruck) erhalten.
Dies bezieht sich vor allem auf den Rückfluss aus den Beinen. Die freie, unbehinderte Durchblutung der Beckenorgane ist gewährleistet.
Da die Polsterung des Sessels nach der Erfindung zweckmässig verhältnismässig gering gehalten wird, so ist es von Vorteil, wenn die erforderliche Abfederung im wesentlichen unter dem Sessel angeordnet wird, so dass also der Sessel als Ganzes federt. Beispielsweise kann hiefür auch die den Sessel nach der Erfindung bildende Schale auf eine übliche Sesselfederung aufgelegt werden. Die Sitzschale kann auch als Ganzes auf einen gekrümmten federnden Stab 10 aufgesetzt sein.
Der Sessel soll in seinen Abmessungen der jeweiligen Person, für die er bestimmt ist, angepasst sein.
Dies lässt sich z. B. durch entsprechende Gestaltung der Sitz- und Rückenlehnen in verschiedenen Grössen erreichen, die auf verschiedene Personengrössen abgestellt sind.
Es wird vorteilhaft sein, wenn der) Sessel als Pressteil ausgebildet ist und hiefür insbesondere Blech oder Kunststoff Verwendung findet, wenn auch die Verwendung anderer Materialien nicht ausgeschlossen ist.
Der Sessel nach der Erfindung ist vor allem für diejenigen Verwendungszwecke gedacht, bei denen durch langes Sitzen besondere gesundheitliche Störungen zu befürchten bzw. zu erwarten sind. Dies ist z. B. beim Autofahren der Fall und daher sieht die Erfindung vorzugsweise va :, dass der Sessel als Autositz ausgebildet wird. Es ist natürlich klar, dass er auch als normaler Sessel Verwendung finden kann.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Der Körperform angepasster, aus Sitzfläche und Rückenlehne bestehender Sessel, gekennzeichnet durch zwei begrenzte, feste Abstützflächen (3,4), welche in einem Winkel von 900 oder weniger zueinander stehen und von denen die eine in der Sitzfläche (2) angeordnet ist und die Sitzbeinknorren stützt, während die andere in der Rückenlehne (1) angeordnet ist und das Kreuzbein formangepasst aostützt.