Verfahren zur Herstellung eines koagulationshemmenden Stoffes. Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren, welches, ausgehend von 3,3'-Me- thylen-biss-(4-oxy-cumarin), zu einem Stoff führt, der in vivo koagulationshemmend wirkt.
Nach der klassischen Theorie wird die Koagulation des, Blutes als ein. enzymatischer Vorgang"aufgefasst, der in zwei Phasen ver läuft.
In der ersteren Phase wird ein Pro enzym (Prothrombin) durch Einwirkung von Kalziumionen in Verbindung mit einem Ge webefaktor, der ,sog. Thrombokinase, zu einem wirksamen Enzym (Thrombin) umgebildet.
In der zweiten Phase verwandelt -das Throm- bin das lösliehe Fibrinogen in das unlösliche Fibrin, das ausgeschieden wird und. hierdurch die Koagulation des Blutes bewirkt.
Es ist bekannt, dass eine Herabsetzung der Koagulationsfähigkeit des Blutes durch Ein gabe von angemessenen Mengen an 3,3'-Me- thylen-bissi-(4-oxy-cumarin)erzielt werden kann, und es hat sich erwiesen, dass diese Wirkung auf eine Heuabsetzung der Pro- thrombinmenge zurückzuführen ist.
Das 3,3'- 1T@ethylen-bis,-(4-oxy-cumarin) wirkt also auf eine ganz andere Weise als gewisse andere koagulationsfähigkeitshemmende Stoffe, wie z.
B. Heparin, dessen Wirkung auf eine .Hemmung der Thrombinbildung und der Einwirkung des Thrombins, auf das Fibrin- ogen zurückzuführen ist, Das charakteristische Merkmal der Wir kung des 3,3'-Methylen-big-(4-oxy-oumarin) besteht also darin,
dass das Blut unter der Einwirkung dieses Stoffes eine sehr erhöhte Prothrombinzeit erhält, worunter die Koagu- lationszeit bei Vorhandensein eines Über schusses an Thromb.okinase zu verstehen ist. Die Prothrombinzeit ist - unter sonst glei chen Verhältnissen (z.
B. in bezug auf die Fibrino.genmenge) - ein Massstab für die im Blut vorhandene Prothrombinmenge. Die P-ro- thrombinzeit wird beie)ielsweise dadurch ge messen, dass man von einem Blutplasma aus geht, dessen Koa.gulation durch Fällung der Kalziumionen mittels eines. Oxalates zurück- behalten wurde,
und dass man nach Zusatz von Thrombokinase in Überschuss den Ko- abgulationsvorgang mittels Rekalzifizierung anregt.
Bei der praktischen Anwendung des 3,3'- Methylen-bis-(4-oxy-cumarin) zur Herabset zung der Koagulationsfähigkeit des Blutes ist es oft ein erheblicher Nachteil, dass die maximale koagulationshemmende Wirkung erst nach mindestens 24 Stunden -_ gemäss andern Angaben sogar nach 72 bis 96 Stun den - nach der Eingabe eintritt.
Es hat sich aber herausgestellt, dass ein koagulationshemmendes Mittel, an welchem dieser Nachteil nicht haftet, dadurch herge stellt werden kann, dass erfindungsgemäss 3,3'-14lethylen-bis-(4-oxy-oumarin)einer Hy- drierung unterworfen wird, derart, dass unter Aufnahme von 4 Wasserstoffatomen pro Mol 3,3' - M-ethylen- bis- (3,4 - dnhydro -4 - oxy - cu,- marin)
gebildet wird.
Aus dem rohen Hydrierungsrprodukt kann das 3,3'-Methylen-bis-(3,4-dihydro-4-oxy- cumarin) auf an sich bekannte Weibse gefällt und durch Umkristalli@sation gereinigt werden.
Die Reaktion kann durch folgendes Re- akbionsschema illustriert werden:
EMI0002.0022
Das 3,3'-Methyl'en-bis-(3,4-dihydro-4-oxy- cumarin) hat einen Schmelzpunkt von 145 und bildet ein Azetat mit einem Schmelz punkt von 123 bis 124 . Beispiel: 20 g 3,3'-Methylen-bis-(4-oxy-P,umarin) werden in 350 cm' Wasser, dem 5 g Natrium hydroxy.d und 350 em3 Alkohol zugesetzt sind, gelöst.
Man setzt dann 5 g Raneynickel zu und giesst das Gemisch in einen 1280-cm3-Re- duktionsbehälter. Hierauf wird bei 18 Was serstoff bis zur Erreichung eines Druckes von 99 atü zugesetzt, wonach der Behälter ge schlossen, auf 100 erwärmt, während 3 bis 4 Stundengeschüttelt und schliesslich abge kühlt wird. Der Druck fällt hierbei auf 9.1 at bei 18 .
Alsdann wird der Behälter geöffnet und der Inhalt ausgegossen und filtriert. Dem Filtrat wird Salzsäure, bis zur neutralen Re- aktion zugesetzt, wonach im Vakuum auf einem Dampfbad bis auf etwa die Hälfte des Volumens eingedampft wird.
Danach wird Salzsäure bis zur kongosauren Reaktion zu gesetzt, wodurch eine halbkristallisierte Masse gefällt wird, die beim Stehenlassen erstarrt und bei Umkristallisation aus Alkohol Kri stalle von 3,3'-Me@hylen-bis-(3,4-dihydro-4- oxy-cumarin) ergibt.
Bei der Anwendung von andern Hydrier- drücken, Katalysatoren oder Katalysatormen- gen ändert sich natürlich die zur Einführung von 4 Wass ierstoffatomen pro Mol 3,3'-Me- thylen-bis-(4-ogy-cumarin)erforderliche Re- aktionstemperatur und: -zeit.
Das beim Hydrieren erzielte Produkt unterscheidet sich in bezug auf seine Wir kung im Organismus, auf eine sehr charak- teristische Weise von dem Ausgangsstoff. Bei der Anwendung des erfindungsgemäss hergestellten Produktes zeigt sich eine starke Zunahme der Prothrombinzeit im Laufe der ersten Stunden - in einigen Fällen jedoch so,
dass das Maximum erst im Laufe von etwa 4 bis 6 Stundenerreicht wird - und die Wirkung ist überhaupt stärker. Demgegen über erfolgt bei Anwendung von 3,3'-Methy- len-bis-(4-oxy-cumarin) keine wesentliche Ste@o-ung der Prothrombinzeit im Laufe der ersten Stunden, sondern die Wirkung ssteigt nur allmählich und erreicht ihr Maximum erst nach 24 Stunden.
Die Zeichnung zeigt die Variation der Prothrombinzeit im Blute eines Versuchs tieres, und zwar Kurve 1 nach intravenöser Eingabe von 30 mg 3,3'-Methylen-bis-(3,4-di- hydro-4-oxy-cumarin) und Kurve 2 nach Ein gabe derselben Menge 3,3'-Methylen-bie-(4- oxy-cumarin). Die Abszisse gibt die Zeit in Stunden seit der Injektion an, während die Ordinate die Prothrombinze:it in Sekunden angibt.
Die Prothrombinzeit wurde nach dem Ver fahren von, Larsen und Plum ermittelt (Uge- skrift for Läger, Band 103, Seite 1273, 1941). Die beiden Kurven sind als Durchschnitte von 15 Einzelversuchen berechnet,