Verfahren zur Herstellung von Polyamiden. Es ist bekannt, dass durch Erhitzen von ;co-Aminocarbonsäuren Polyamide gebildet werden. Diese direkt aus Aminosäuren ge wonnenen Polyamide konnten bis jetzt nicht zur Herstellung von brauchbaren Fäden ver wendet werden, wie schon W. H. Carothers ausdrücklich angegeben hat.
(Siehe Journal of American Clhemical Society, 1930, Seite 5290 und 1932, Seite 1567, 1584.) Carothers, der synthetische kaltstreckbare Polyamid-, Polyester- und Polyamidesterfäden entdeckt hat, erhielt brauchbare Polyamidfäden nur unter Anwendung von sogen. "molekularer Destillation".
(Journal of American Che- mical Society, 1932, Seite 1557.) Beim Er hitzen von a-Aminocapronsäure, die am leich testen zugänglich ist, entstand neben dem Polyamid stets das monomere zyklische Lactam, dessen Anteil im Endprodukt 30 bis 40% betrug.
Dieses Lactam musste ent weder durch Destillation unter Luftleere ent fernt oder - gemäss italienischer Patent schrift Nr. 373977 - nach Zusatz von be stimmten Katalysatoren nachträglich in einem besonderen Verfahren polymerisiert werden.
Desgleichen führte das Verfahren gemäss britischer Patentschrift Nr. 461236 nur unter Verwendung von besonderen Massnahmen (wie Esterifikation, Lösungsmittelzusatz, Erhitzen unter Luftleere, Durchleiten von inerten Gasen, Antioxydantzusatz usw.) zu brauchbaren fadenbildenden Polyamiden aus j(0-Aminocarbonsäuren. Gemäss vorliegender Erfindung werden dagegen hochwertige fadenbildende Poly amide in denkbar einfacher Weise direkt aus freien co-Aminosäuren,
insbesondere aus leicht zugänglicher a-Aminocapronsäure her gestellt. Bei diesem neuen Verfahren ist nicht nur Molekulardestillätion, Esterifikation, Antioxydantenzusatz und Durchleiten von inerten Gasen,
sondern auch ein Zusatz von hochsiedenden Lösungsmitteln und sogar die bisher für unentbehrlich gehaltene Anwen dung von Luftleere vollkommen überflüssig. Gemäss vorliegender Erfindung genügt zum Gewinnen von hochwertigen fadenbildenden Polyamiden, die den besten bekannten sogen. Superpolyamiden mindestens gleichwertig sind, ein blosses Erhitzen der ao-Aminocar- bonsäure in einem offenen Gefäss, also unter atmosphärischem Druck.
Die Ergebnisse sind dabei viel besser als bei dem komplizierten Verfahren gemäss einer britischen Patent schrift, wie zahlreiche Versuche gezeigt haben.
Auf Grund eingehender Untersuchungen wurde festgestellt, dass übliche co-Amino- carbonsäuren, die bisher als vollständig rein galten, noch geringe Mengen von anscheinend indifferenten Beimengungen enthalten, die aber tatsächlich das Erreichen eines günsti- gen .Polymerisationsgrades vollständig ver hindern. Die Reinheit solcher Präparate wurde bisher nach dem Schmelzpunkt beur teilt.
Es wurde aber festgestellt, dass ver schiedene Metallverbindungen, wie CaC0a, C & 0 u. a., die mit der Polyamidschmelze eine heterogene Phase bilden und infolgedessen den Schmelzpunkt in keiner Weise herabset zen können, oder solche, die den Schmelz punkt so beeinflussen, dass eine Herabsetzung kaum bemerkbar ist, doch einen ausdrücklich schlechten Einfluss auf die Polymerisation ausüben, und, zwar auch dann, wenn sie in einer ganz geringen Menge anwesend sind.
Dass nur eine geringe Menge (unter 1 % ) von diesen Polymerisationsinbibitoren ge nügt, um die Endgruppen der teilweise poly merisierten Aminosäuren zu binden, ist durch folgendes leicht zu verstehen: Wenn ein Molekül- des Polymerisationsinhibitors (I) ein stabiles Gebilde R-I-R zu bilden fähig ist (wobei R zwei teilweise polymerisierte Aminosäurereste vom Molekulargewicht z. B.
1000 sind), so genügt es vollkommen, wenn auf 2000 Gewichtsteile Aminosäure 1 Ge wichtsteil des Inhibitors kommt und so die Polymerisation nicht weiter fortsetzt. Diese Stoffe, wie z. B.
Metalle, Oxyde, Hydrate oder -sogar Carbonate der Erdalkalimetalle, können also wahrscheinlich durch dieses Binden von Endgruppen in mittleren Poly- merisationsstufen bei höheren Temperaturen das Erreichen von höchsten Polymerisations- stufen verhindern.
Die vorliegende Erfindung besteht darin, dass freie omega-Aminocarbonsäuren, deren Gehalt an Metallverbindungen durch Reini gung unter 0,5% herabgesetzt wurde, auf höhere Temperaturen erhitzt werden. Vor- teilhaft wird dafür gesorgt, dass das entwei- elhende Reaktionswasser in das Gefäss nicht zurücktropft. Das geschieht z.
B. mittels einer, geeigneten Wärmeisolation der Destil lierblase. Die Mündung der Destillierblase kann mit einem Überdruckauslassventil ver sehen werden, das die Wasserdämpfe ent- weichen-lässt, aber den Luftzutritt, besonders gegen .Ende der Reaktion, verhindert. Die Mündung kann gegebenenfalls auch beheizt werden.
Das entstehende Reaktionswasser verdampft- sofort und füllt den Raum ober halb der Schmelze aus, wodurch die Luft verdrängt wird. Aus diesem Grunde kann keine Oxydation stattfinden. In ungünsti gem Falle - bei langem Erhitzen auf hohe Temperaturen ohne Verwendung eines Aus lassventils - wird nur die oberste, äusserste dünne Schicht der Schmelze dunkel gefärbt, was allerdings auf die Qualität des Polyamids keinen merkbaren E.influss hat. Selbstver ständlich kann auch dieser Umstand durch Einleiten von inerten Gasen ins Gefäss wäh rend der letzten Phase der Reaktion vermie den werden.
Es muss als überraschend bezeichnet wer den, dass auch die letzten Spuren vom che misch gebundenem Wasser ohne Anwendung von Luftleere vollständig entweichen, ohne die unerwünschten Endgruppen zu bilden. Bis her wurde ausschliesslich - wenigstens gegen Ende der Reaktion - unter Luftleere erhitzt. W. H. Carothers hat sogar die sogen. Mole kulardestillation verwendet, wobei die Kühl fläche direkt oberhalb der Schmelzoberfläche angeordnet wurde, um die letzten Wasser moleküle in deren "freier Bahn" aufzufangen.
Carothers bekam selbst unter Anwendung solcher Massnahmen aus reinen Polyamiden keine Fäden (1. c.). Das ist aus obenerwähn- ten Gründen leicht begreiflich.
Die Ursache der ungenügenden Polymerisation .lag nicht in der Einwirkung des Reaktionswassers, sondern in der Einwirkung der nicht flüch tigen Beimengungen, die natürlich durch keine Vakuumdestillation ausgetrieben wer den konnten.
Im Gegenteil es wurde fest- gestellt, dass völlig ausgetrocknete cö-Amino- säuren schlechter polymerisieren als solche, die eine bestimmte Menge von Wasser enthal ten. Unter Zusatz von ungefähr 0,5-2 Wasser wurde in bestimmter Zeit der Erhit zung eine bedeutend höhere Zähigkeit er reicht als ohne diesen Zusatz.
Bei Verwendung von s-Aminocapronsäure wird fast reines Polyamid gewonnen; die Menge des monomeren Lactams im Endpro dukt ist nur gering und braucht weder ent fernt noch unter gatalysatorenzusatz poly merisiert werden.
Es werden übrigens gar keine Katalysatoren benötigt. Es ist im Ge genteil nur dafür Sorge zu tragen, dass keine ungünstigen Verunreinigungen in die Amino- säure gelangen.
Das Durchführen des neuen Verfahrens macht keine besonderen Schwierigkeiten. Es muss nur das Kriterium der Reinheit geändert. werden. Es ist empfehlenswert an Stelle der Schmelzpunktbestimmung die Spektralana lyse oder polarographische Analyse durchzu führen. Es genügt manchmal, die auf belie bige Weise gewonnene a)-Aminosäure einer Umkristallisierung zu unterziehen. Das erste Kristallprodukt polymerisiert meistens sehr geit; die abgedampfte Mutterlauge gibt aber dagegen oft ein. völlig unbrauchbares Poly amid.
Wie in folgenden Beispielen gezeigt wird, genügt wieder eine ganz geringe Menge von zugesetzten bestimmten anorganischen Verbindungen (auch solchen, welche bisher für vollkommen indifferent und harmlos ge halten wurden, wie z. B. Calciumcarbonat), um das Entstehen von technisch wertvollen Polymeren zu verhindern.
Das neue Verfahren hat unter anderem auch den Vorteil, dass die Polyamidschmelze keine Gasbläschen enthält, weil unter ge wöhnlichem Druck gearbeitet -werden kann. <I>Beispiel</I> 55g Aminocapronsäure (0,6 % Asche und 1 % Wassergehalt) wurden langsam auf 240 C erhitzt, so dass der grösste Teil des Kondensationswassers binnen i/2 Stunde ab- ,
destilliert. Der Gang der Polymerisation wurde durch Verfolgung der innern Zähig keit verfolgt. Nach 1 Stunde fand man deren Wert 0,22, nach 2 Stunden 0,76, nach 3 Stun den 1,03. Durch 4stündiges Erhitzen wurde schon der Endwert 1,05 erreicht.
Das entstandene Polyamid wurde aus seiner Schmelze versponnen und die Fäden in üblicher Weise kalt gestreckt. Ihre Festig keit war dann 2,5 bis 3,5 g/Den. Die Asche bestand in diesem Falle grösstenteils aus Kieselsäure und enthielt unter 0,1/'o der Metalloxyde. <I>Beispiel 2:</I> 8 g Aminocapronsäure (0,25% Asche, wasserfrei) wurde wie im Beispiel 1 ver arbeitet. Nach 20stündigem Erhitzen auf 240 C ergab die Zähigkeitsprüfung den Wert 0,6.
Die kaltgestreckten Fäden hatten eine Festigkeit von 4,2 g/Den.
<I>Beispiel 3:</I> 8 g derselben Aminosäure wurden erst nach Zusatz von 0,1 cm@ Wasser konden siert. Die innere Zähigkeit betrug 0,82 und die Festigkeit der gewonnenen Fäden 5,2 g/Den.
Zum Vergleich der neuen Arbeitsweise gegenüber --der bisherigen diene folgender Versuch.
Bei derselben Verarbeitung wie im vori gen Beispiel von 10 g einer Aminoca:pron- säure, die durch Zusatz von 1 % Calcium- oxyd verunreinigt war, erzielte man als Höchstwert die Zähigkeit 0,4 und das ent standene Polyamid war zur Fadenbildung vollkommen unfähig. Zu derselben Erfahrung gelangte man auch bei Kondensationen von Aminosäure, die durch CaC03, sogar auch durch CaS04 verunreinigt war.