Verfahren zur Herstellung von Zellstoff: Die vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung von Zellstoff aus pflanzlichem Rohmaterial, zum Beispiel aus mehr oder weniger verholztem Fasergut, wobei als Auf schlussmittel ausschliesslich Kalk Verwendung findet. Erfindungsgemäss wird mit einer ge sättigten Kalklösung gearbeitet, die keinen Bodenkörper oder nur ganz geringe Mengen desselben enthält, und deren Sättigungsgrad ständig durch Zugabe von Kalk entsprechend dessen Verbrauch aufrechterhalten wird.
Die bisher bekannten Verfahren, die .Kalk als alleiniges Aufschlussmittel verwendeten, ergaben keinen eigentlichen Zellztoff, sondern lediglich einen Halbstoff von niederem Al phacellulosegehalt und hohem Aschegehalt, der nur für minderwertige Papiere und Pappen verwendbar war.
So ist es zum Beispiel be kannt, Maisstengel und -stroh, Alfagras und dergleichen einer Druckkochung zu unterwer fen mit einer im Kreise durch das Behand lungsgefäss geführten Kalkaufschlämmung, die beispielsweise 10% Kalk berechnet auf luft- trockenes Fasergut enthielt. Bei der geringen Wasserlöslichkeit des Kalkes ist also der grösste Teil desselben nicht als Lösung, son dern als Suspension vorhanden.
Beim Arbei ten mit derartigen Kalkaufschlämmungen tritt die unerwünschte Erscheinung ein, dass der ungelöste, nur suspendierte Kalk sich an den Oberflächen des Rohmaterials ansetzt, die feinen Poren und Kanäle der Pflanzen teile verstopft und einen mehr oder weniger dicken Belag bildet, ja an manchen Stellen auch sich in sogenannten Nestern anhäuft. Dadurch wird die Reaktionsoberfläche ver kleinert, die gesättigte Kalklösung, der ei gentliche chemisch wirksame Bestandteil der Behandlungsflüssigkeit, kommt nicht mehr allenthalben an das Material heran, wird da her auch nicht mehr in entsprechendem Masse durch Aufschlussreaktion verbraucht.
Obwohl also der Sättigungsgrad der Kalklösung in folge der Anwesenheit reichlicher Mengen Bodenkörper immer aufrechterhalten bleibt, ist der Aufschluss doch kein vollständiger und gleichmässiger, weil von vornherein zu viel ungelöster Kalk anwesend ist, der durch Belagbildung die Reaktionsfläche verkleinert und schliesslich ganz abdeckt, so dass die Aufschlussreaktion vorzeitig zum Stillstand kommt.
Es ist anderseits die Verwendung von klarer gesättigter Kalklösung bekannt, die man im greise durch das Behandlungsgut hindurchführt. Hierbei entfallen die eingangs erwähnten Nachteile der Belagbildung, doch kommt die Reaktion bald zum Stillstand, weil die gesättigte Kalklösung sich erschöpft hat. Daher hat auch bisher die Behandlung mit klarer gesättigter kreisender Kalklösung nur als Vorbereitung eines nachfolgenden Sulfit- oder Natronaufschlusses gedient.
Die Erfindung beruht also auf der Erkenntnis, dass es nicht erforderlich ist, nach Erschöpfung der an sich durchaus als Aufschlussmittel brauchbaren gesättigten Kalklösung zu andern Aufschlussmitteln überzugehen, wenn man nur dafür sorgt, dass stets gesättigte Kalk lösung, die kontinuierlich aufgestärkt wird, auf das Rohmaterial zur Einwirkung kommt.
Bei der Durchführung des Verfahrens wird in gewissen Zeitabständen oder voll kommen kontinuierlich der beim Aufschluss entstehende Verbrauch an Kalk in der krei senden Behandlungsflüssigkeit, den man durch Titration, Tüpfeln oder mit sonstigen geeig neten Mitteln feststellt, ständig durch ent sprechende Nachbeschickung der Umlaufflüs sigkeit ergänzt. Dieselbe kann, da es immer hin gewisse Schwierigkeiten bereitet, ihren Sättigungsgrad haargenau abzustimmen, auch unbedenklich ganz geringe Mengen an Bo denkörper enthalten, jedoch nur so wenig, dass die Gefahr einer Belagbildung ausge schlossen ist. Der als zweckmässig erkannte Gehalt der Umlaufflüssigkeit an Kalk liegt bei etwa 2,8 g pro Liter, von denen also etwa 1,4 g als echte Lösung, weitere 1,4 g als feine Suspension vorliegen.
Die praktisch obere Grenze des Gehaltes der Behandlungs flüssigkeit an Bodenkörper liegt bei etwa 200% bezogen auf gelösten Kalk, also zirka 4,2 g Gesamtkalk im Liter. Die Zugabe der auf Grund der Probenahme als erforderlich fest gestellten Ersatzkalkmengen erfolgt zweck mässig durch ein an die Zirkulationsleitung angeschlossenes Gefäss, wie es sich für den Zusatz anderer, z. B. entfärbender Chemikalien in eine kreisende Aufschlusslösung bekannt ist.
Der Gesamtverbrauch an<B>Kalk</B> bestimmt sich nach der Art des zu verarbeitenden Rohmaterials, beziehungsweise dessen Inkru- stengehalt. Wesentlich bleibt nur, dass durch entsprechenden Nachschub des Aufschluss mittels Kalk der Sättigungsgrad der Behand lungsflüssigkeit aufrechterhalten und der noch als zulässig erkannte geringe Gehalt an Bo denkörper nicht überschritten wird.