Giftgas entwickelndes Mittel zur Bekämpfung tierischer Schädlinge. Es ist allgemein bekannt, dass gewisse Gase, wie insbesondere Blausäure, Phosphor wasserstoff, Acetylen usw. hohe toxische Wirkung auf tierische Schädlinge besitzen. Ferner ist auch bekannt, dass diese Gase aus Metallverbindungen des Giftgases durch Einwirkung von Säuren, sauren Verbindungen bezw. Wasser entwickelt werden. Trotzdem haben diese giftigen Gase keine weite Ver breitung in der Schädlingsbekämpfung ge funden. Der Grund liegt erstens in der technischen Schwierigkeit der Anwendung und zweitens darin, dass diese Gase in manchen Fällen bezw. gegen manche Schäd linge vollkommen versagen. Diese beiden Nachteile sind besonders au dem Beispiel der Blausäure klar zu erkennen.
Die Blau säure wird zu Schädlingsbekämpfungszwecken auf drei verschiedene Arten gewonnen 1. Aus Alkalicyaniden durch Einwirkung von Säure; 2. aus Cyancalcium durch Einwirkung von Luftfeuchtigkeit; 3. die Blausäure wird Stahlflaschen entnommen oder sie kommt als gieselguraufsaugung zur Verwendung. (Zy klon.) Die erste Methode hat den Nachteil, dass mit starker Mineralsäure gearbeitet werden muss und dass die Blausäure nicht quantitativ aus dem Cyanid-Säure-Gemisch ausgetrieben wird, so dass ein schwer giftiger Rückstand resultiert, dessen Vernichtung nicht immer leicht ist.
Die Cyancal(;iummethode hat den Nach teil, dass die Blausäureentwicklung von Um weltsfaktoren, insbesondere von dem Grad der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur abhängig ist, so dass sich bald höhere, bald niedrigere Blausäurekonzentrationen ergeben. Die dritte Methode hat übrigens wie die erste Methode den Nachteil der gefährlichen Handhabung; nur mit Gasmasken versehene Spezialarbeiter können zur Durchführung dieser Methode herangezogen werden.
Der oben erwähnte Nachteil bei der be kannten Vergasung (unverlässliche Wirkung) hängt damit zusammen, dass manche Schäd- linge, zum Beispiel Schildläuse, schon durch Blausäurekonzentrationen von 0,2 Vol /o HCN abgetötet werden, während andere Schädlinge, zum Beispiel Kornkäfer, gewisse Raupen usw. noch Konzentrationen von 1-2 Vol /o HCN ohne weiters vertragen.
Es ist bekannt, dass dieses Versagen der Giftgaswirkung meist mit der- Fähigkeit dieser Schädlinge, ihre Atemintensität zu verringern, zusammenhängt und dass die Wirkung von Giftgasen durch gleichzeitige Steigerung der Atemtätigkeit erhöht wird. In Kenntnis dieser Tatsache wurde auch schon, beispielsweise in den deutschen Patentschriften 514775 und 568591 vorgeschlagen, solche die Atemintensität steigernde Gase den Giftgasen beizumischen. Die VeWendung solcher Gasgemische zeigt jedoch die gleichen, oben erwähnten Nach teile der unter 3. erwähnten Methode.
Diese Nachteile können durch Anwendung des Mittels gemäss vorliegender Erfindung weitgehend ausgeschaltet werden. Das Gift gas entwickelnde Mittel zur Bekämpfung tierischer Schädlinge, das zum Beispiel in Form von Tabletten oder Pulvergemischen vorliegen kann,- ist dadurch gekennzeichnet, dass es mindestens eine zur Giftgasentwick- lung geeignete Verbindung und mindestens einen Stoff enthält, welcher bei Einwirkung von Feuchtigkeit (Luft-, Bodenfeuchtigkeit usw.) bei Gegenwart von Säuren oder sauren Salzen ein die Atemintensität der Schädlinge steigerndes Zusatzgas (zum Beispiel Kohlen säure) entwickelt.
Das Vertilgungsmittel nach der Erfindung besteht zum Beispiel' aus Alkalicyaniden, sowie einem Stoff, der ein an sich ungiftiges, aber ein die Atemintensität steigerndes Gas, wie zum Beispiel Kohlensäure, abzugeben ge eignet ist, und schliesslich aus einer Verbin dung, die mit Wasser genügende Mengen Wasserstoffionen in Lösung schickt, um einer seits das Giftgas (Blausäure) wie auch das Zusatzgas (zum Beispiel Kohlensäure) aus ihren Metallverbindungen zu entbinden (zum Beispiel organische Säuren oder saure Salze). Das Zusatzgas, das in Überschuss vorhanden sein muss, erfüllt noch den Zweck, dass es das Giftgas quantitativ aus der Mischung austreibt, so dass keine giftigen Rückstände zurückbleiben.
<I>.Ausführungsbeispiel</I> Als Mittel zur Vergasung geschlossener Räume (Insektenvertilgung) kann eine Mi schung von 1 Teil Natriumcyanid mit 5 Teilen Natriumbicarbonat und 10 Teilen Weinsäure vorteilhaft verwendet werden. Diese Mischung wird zweckmässigerweise in Formen gepresst und in Metallfolien gehüllt. Soll die Gasent wicklung gehemmt werden, so können der Mischung ausserdem noch wasserlösliche inerte Stoffe, wie Stärke, Talkum usw. beigefügt werden.
Die Mischung wird entweder in ein mit etwa 1/s Liter Wasser gefülltes Gefäss geworfen, wobei die Gasentwicklung sofort einsetzt, oder aber, falls es sich darum han delt, längere Zeit nur eine geringe Gaskon zentration einwirken zu lassen (Glasbaus, Bodendesinfektion usw.) an der Luft stehen gelassen, wobei nur die Luftfeuchtigkeit zur Gasentwicklung bezw. Gasentbindung ver wendet wird.
Um zu verhindern, dass die Metallfolien vorzeitig durch die Luftfeuchtigkeit zersetzt werden, können diese Metallfolien vorteilhaft in Papier oder ähnliche Stoffe gehüllt und diese Hülle in Paraffin oder dergleichen ge taucht werden, welche Hülle erst bei Gebrauch zu entfernen ist.