Klebstoff auf Grundlage von tierischem Leim. Es ist bekannt, die Kaltwasserlöslichkeit von tierischen, d. h. glutinhaltigen Kleb- stoffen, wie Knochen-, Haut- und Lederleime, durch Beimischung von Ca,rbamiden, wie Harnstoff und Thioharnstoff, zu erhöhen.
Solche in der beschriebenen Weise kalt wasserlöslich gemachten Leime haben jedoch den Nachteil, dass die mit ihnen hergestellten Verleimungen so langsam abbinden, dass ihre Verwendung für die Sperrplatten- und Fur- nierholz-Industrie praktisch nicht in Frage kommt.
Es wurde min die überraschende Beobach tung gemacht, dass ein Zusatz von Formal dehyd oder einem Polymer desselben, z. B. Paraformaldehyd zu glutinhaltigen Leimen, denen ein Carbamid, wie Harnstoff oder Thioharnstoff zugesetzt ist, die Eigen schaften dieser Leime derartig zu verändern imstande ist, da.ss ein Produkt resultiert, das den Anforderungen der Sperr- und Furnier holzindustrie nicht nur vollkommen genügt, sondern überdies eine derartige einfache An- wendung der tierischen Leime gestattet, wie sie bisher vollständig unbekannt war.
Das Produkt gemäss der Erfindung ent hält als Grundlage tierischen Leim, dem Formaldehyd oder ein Polymer desselben und ein Carbamid zugesetzt sind. Als Carbamid kann Harnstoff oder auch Thioharnstoff Ver wendung finden.
Durch W.ändlung der Mengenverhältnisse von tierischem Leim zum Carbamid, wie Harnstoff oder Thioharnstoff einerseits und Formaldehyd oder dessen Polymeren, z. B. Paraformaldehyd anderseits, unter eventuel ler Beifügung indifferenter, fein gemahlener oder geschlämmter Füllstoffe, wie z. B. Schwerspat, lassen sich die Eigenschaften des erhaltenen Klebstoffes in weiten Grenzen be einflussen, wobei die Menge des tierischen Leimes gegenüber den Carbamiden und dem Formaldehyd bezw. dessen Polymeren immer stark überwiegt.
Die Menge des die Verlei- mung bewirkenden tierischen Leimstoffes kann, bezogen auf die Gesamtmenge von Leimstoff plus Harnstoff und Vormaldehyd 70 % und mehr betragen.
Durch Zusatz von geringen Mengen an organischer oder organischer Säuren, saurer oder Säure abspaltender Salze lässt sich die Geschwindigkeit, mit der die feste Verbin dung von mit dem erfindungsgemässen Kleb stoff bestrichenen, unter Wärme und mecha nischem Druck gehaltenen Flächen erfolgt, regulieren.
Gewünschtenfalls kann der Klebstoff auch in Form seiner wässerigen Lösung her gestellt werden, wobei dann vorzugsweise wässerige Formaldehydlösungen Verwendung finden.
Das Produkt gemäss der Erfindung ist nicht zu verwechseln mit bereits zur Aus übung von Klebeverfahren in Vorschlag ge brachten Stoffen, .die aus Harnstoff-Formal- dehyd - Vorkondensationsprodukten, gegebe nenfalls unter Zusatz geringer Leimmengen, höchstens 10 %, bestehen. Derartige Produkte sind nicht haltbar und können als solche gar nicht in den Handel gebracht werden, da sie nach einigen Stunden infolge Weiterkonden- sierung unbrauchbar werden.
Sehr zweckmässig ist es auch, den neuen Klebstoff in Form einer Folie zu bringen, wodurch seine Verwendung in der Praxis be sonders einfach wird.
Demgegenüber ist das Produkt gemäss vorliegender Erfindung durchaus haltbar und kann ohne Gefahr des Verderbens gelagert werden; die in demselben enthaltenen Kom ponenten Carbamid und Formaldehyd bezw. dessen Polymeren sind in derart geringen Mengen zugegen, dass eine Kunstharzbildung für die vorzüglichen Klebeeigenschaften des Materials ausser Betracht fällt.
Der grosse technische Fortschritt besteht darin, dass das Produkt gemäss der vorliegen den Erfindung, z. B. nach seiner Auflösung in Wasser bei Zimmertemperatur oder mässiger ZVärme (40 C) auf die zu verkle bende Fläche aufgetragen, eine feuchtigkeits beständige Verleimung liefert, die dadurch ausgezeichnet ist, @dass selbst bei einer Press- temperatur von 90 C und darüber auch bei Aufleimung dünnster Edelfurniere, wie z. B.
von Eiche und Nussbaum, kein Leimdurch gang durch die Poren des Furniers und Ver fliessen auf dessen Oberseite stattfindet.
Infolge der hohen Anfangsfestigkeit der mit .dem neuen Klebstoff verbundenen Werk stücke, die durch die gleichzeitige Anwesen heit von Carbamiden, wie Harnstoff oder Thioharnstoff und Formaldehyd oder dessen Polymeren, z. B. Paraformaldehyd ge gebenenfalls unterstützt durch die Gegenwart von Füllstoffen, Säuren, sauren oder Säuren abspaltenden Salzen bedingt wird, können die verleimten Stücke nach wenigen Minuten ohne vorhergehende Abkühlung der Heiz- presse aus dieser herausgenommen werden, wodurch ganz bedeutende Ersparnisse an Zeit und Heizdampf erzielt \werden.
Nachstehend werden zwei Beispiele an gegeben, aus denen ersichtlich ist, wie das Produkt gemäss der Erfindung hergestellt und verwendet werden kann.
<I>Beispiel I:</I> 10 kg eines Gemisches, bestehend aus 78,0 Gewichtsprozenten Knochenleimpulver (50 Maschen pro ein'), 14,0 Gewichtsprozen ten Harnstoff, 7,0 Gewichtsprozenten Para- formaldehy.d und 1,0 Gewichtsprozent Pa- raffinöl, werden mit 6 bis 8 Liter Wasser von 40,' C verrührt.
Die .auf diese Weise erhaltene Klebstoff lösung wird beispielsweise auf zwei Erlen holzfurniere von 1,5 mm Stärke beidseitig dünn aufgetragen, worauf zwischen die bei den Erlenholzfurniere eine zirka 2 mm starke Mittellage aus Erlenholz und auf die Erlen holzfurniere je ein 1 mm starkes Okoume- furnier gelegt wird.
Die aus fünf Lagen .bestehende Platte wird anschliessend 12. Minuten in einer hydraulischen Heizpresse bei einer Tempera tur von 100' C und unter einem Druck von 6 bis ;8 kg pro cm' belassen. Beim 'Öffnen der Presse erhält man, ohne dieselbe vorher ab kühlen zu müssen, die fertig verleimte fünf fache Sperrplatte. Soll eine dreifache Sperrplatte hergestellt #erden, so genügt bei analoger Arbeitsweise eine Pressdauer von 10 Minuten.
<I>Beispiel</I> II: 10 kg eines Gemisches, bestehend aus <B>27,8</B> Gewichtsprozenten Knochenleimpulver (50 Maschen pro cm\), 23,0 Gewichtsprozen ten Harnstoff, 9,0 Gewichtsprozenten Para- formaldehyd, 37,0 Gewichtsprozenten Schwer spat oder Schlemmkreide, 0,2 Gewichts prozenten Oxal- oder Milchsäure und 3,0 Ge wichtsprozenten Paraffinöl werden in 4 bis 5 Liter Wasser von Zimmertemperatur auf gelöst.
Die auf diese Weise erhaltene Klebstoff lösung wird beispielsweise auf das zu furnie rende Blindholz dünn aufgetragen und leicht antrocknen gelassen, worauf man nach Auf- legung des Edelfurniers, z. B. aus 0,4 bis 0,6 mm starken Nussbaum- oder Eichenfur nieren bestehend, das Ganze in die Heizpresse bringt. Die Pressung erfolgt am besten bei einer Temperatur von 90 C und unter einem Druck von 31l bis 5 kg pro cm. Nach 10 Minuten kann das fertig furnierte Stück, ohne die Presse vorher abkühlen zu müssen, herausgenommen werden.
Die gemäss den angeführten Beispielen hergestellten .Sperrholz- und Furnierplatten weisen keine Leimdurchschläge auf, sie sind drei Stunden nach erfolgter Pressung weiter- verarbeitungsfälli < "@ und können wochenlang im Wasser liegen, ohne dass eine Trennung der einzelnen Holzlagen eintritt.