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Verfahren zurr Verleimen von Sperrholz- und Furnierplatten Es ist
bekannt, in Wasser gelöste Mischungen von tierischen, d. h. glutinhaltigen Klebstoffen,
wie Knochen-, Haut- und Lederleimen, und Harnstoff, Thioharnstoff oder deren Derivaten
zum Verleimen zu benutzen.
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Solche Leime haben jedoch den Nachteil, daß sie bei der Holzleimung
zu langsam abbinden und daß die Leimungen gegen Feuchtigkeit nicht widerstandsfähig
sind.
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Man hat auch vorgeschlagen, Klebstoffe zu verwenden, die aus Casein,
Harnstoff, Formaldehyd und Wasser bestehen. Diese Klebstoffe sind für die Holzleimung
nicht brauchbar, sie dienen vielmehr zur Herstellung von Anstrichen und plastischen
Massen. _ Es ist auch bekannt,. Lehne oder Gelatine, die durch Einwirkung von Formaldehyd
unlöslich geworden sind, durch Harnstoff wieder löslich zu machen. Um dieses Resultat
zu erzielen, ist eine so große Harnstoffrnenge nötig, daß das lösliche Produkt seine
Klebkraft zum größten Teil .,eingebüßt hat und infolgedessen für die Furnierleimung
nicht in Frage kommt. -Schließlich sind auch Klebstoffe benutzt worden, die aus
Harnstoff-Yormaldehyd-Vorkondensationsprodukten, gegebenenfalls unter Zusatz geringer
Leimmengen (höchstens r o o'o ), bestehen. Derartige Klebstoffe sind nur begrenzt
haltbar.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung verwendet man zum Verleimen von Sperrholz-und
Furnierplatten als Klebstoff eine in Wasser gelöste Mischung von tierischem Ldm,
Harnstoff oder Thioharnstoff -oder deren Derivaten und Aldehyden, insbesondere Formaldehyd
oder dessen Polymerisationsprodukten, wobei die Aldehydmenge so gering ist, daß
eine Kunstharzbildung nicht eintritt.
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Hierbei kann ein Teil des tierischen Leims, etwa bis zu 6o Gewichtsprozent,
durch Füllstoffe ersetzt werden.
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Der technische Fortschritt der Erfindung besteht darin, daß das Produkt
gemäß der vorliegenden Erfindung nach seiner Auflösung in Wasser, bei Zimmertemperatur
oder mäßiger Wärme (q.0° C) auf die zu verklebende Fläche aufgetragen, :eine feuchtigkeitsbeständige
Verleimung liefert, die dadurch ausgezeichnet ist, daß selbst bei einer Preßtemperatur
von 9o° C und darüber auch bei Aufleimung dünnster Edelfurniere, wie z. B. von Eiche
und Nußbaum, kein Leimdurchgang durch die Poren des Furniers und Verfließen auf
dessen Oberseite stattfindet.
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Infolge der hohen Anfangsfestigkeit der mit Hilfe des neuen Klebstoffs
hergestellten Werkstücke, die durch die gleichzeitige Anwesenheit von Harnstoff,
Thioharnstoff .oder deren Derivaten und Formaldehyd oder dessen Polymerisationsprodukten,
gegebenenfalls unterstützt durch die Gegenwart von Füllstoffen, Säuren, sauren oder
Säure abspalten-,den Salzen bedingt wird, können. die verleimten Stücke nach wenigen
Minuten ohne vorhergehende Abkühlung der Heizpresse aus dieser herausgenommen werden,
wodurch ganz bedeutende Ersparnisse an Zeit und Heizdampferzielt
werden.
Dadurch ist es xriöglich, tierische Leime an -Stelle von Caseinleimen und Kunstharzleinien
zu benutzen, was bisher unbekannt war.
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Gegenüber den vorgeschlagenen Klebever fahren mittels Folien besteht
der Vorteil der Erfindun darin, daß die zur Verleimung not= wendigen Temperaturen
und Drücke w @esent . lich geringer sind und daß das vorliegende Verfahren unter
schwierigen Verhältnissen, bei denen die Folienleimung versagt?- noch gute Resultate
ergibt.
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Bei dem vorliegenden Verfahren kann man durch Wandelung der Mengenverhältnisse
von tierischem Leim zum Harnstoff, Thioharnstoff oder deren Derivaten einerseits
und beispielsweise Formaldehyd in Form seiner Polymeren oder Derivate anderseits
unter eventueller Beifügung indifferenter, fein gemahlener oder geschlemmter Füllstoffe,
wie z. B. Schwerspat, die Eigenschaften des zu verwendenden Klebstoffes in weiten
Grenzen beeinflussen. Man muß aber stets dafür Sorge tragen, da(3 die Formaldehydmenge
so gering ist; daß keine Kunstharzbildung erfolgt. Die Menge des die Verleimung
bewirkenden tierischen Leimstoffes kann; bezogen auf die Gesamtmenge von Leimstoff
plus Harnstoff und Formaldehyd bzw. deren genannten Vertreter,- 70% und mehr betragen.
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Durch Zusatz von geringen Mengen anorganischer oder organischer Säuren,
saurer oder Säure abspaltender Salze läßt sich die Geschwindigkeit, mit der die
feste Verbindung von mit einem aus dem erfindungsgemäßen Produkt .erhaltenen Leim
bestrichenen, unter Wärme und mechanischem Druck gehaltenen Flächen erfolgt, regulieren:
Nachstehend werden zwei Beispiele angegeben, aus denen ersichtlich ist, wie das
Verfahren gemäß der Erfindung angewandt werden kann.
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Beispiel I io kg eines Gemisches, bestehend aus 78,o Gewichtsprozenten
Knochenleimpulver (5o Maschen pro cm2), Iq:,o Gewichtsprozenten Harnstoff, 7,o Gewichtsprozenten
Paraformaldehyd und i,ö G,ewichtsprozent Paraffinöl, werden mit 6 bis 81 Wasser
von 4o' C verrührt.
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Die auf diese Weise erhaltene Klebstofflösung wird beispielsweise
auf zwei Erlenholzfürniere von z.,,5 mm Stärke beidseitig dünn aufgetragen, worauf
zwischen die beiden Erlenholzfurniere eine etwa ä mm starke Mittellage aus Edenholz
und auf die Erlenholzfurniere je ein i mm starkes Okoumefurni@er gelegt wird. Die
aus fünf Lagen bestehende Platte wird anschließend 12 Minuten in einer hydraulischen
Heizpresse bei einer Temperatur von
Soll eine dreifache Sperrplatte hergestellt werden, so genügt bei analoger Arbeitsweise
eine Preßdäuer von io Minuten. Beispiel II i o kg eines Gemisches, bestehend aus
27,8 Gewichtsprozenten Knochenleimpulver (5o Maschen pro cm2), 23,o G.ewichtsprozenten
Harnstoff, 9,o Gewichtsprozenten Paraformaldehyd, 37;o Gewichtsprozenten Schwerspat
oder Schlämmkreide, o,2 Gewichtsprozenten Oxal- oder Milchsäure und 3,o Gewichtsprozenten
Paraffinöl; werden in ¢ bis 5 1 Wässer von Zimmertemperatur aufgelöst.
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Die auf diese Weise erhaltene Klebstofflösung wird beispielsweise
auf das zu furnierende Blindholz dünn aufgetragen und leicht antrocknen gelassen,
worauf man nach Auflegung des Edelfurniers, z. B.: aus o;¢ bis o,6rnm starken Nußbaum-
oder Eichenfurnieren bestehend, das Ganze in die Heizpresse bringt. Die Pressung
erfolgt am besten bei einer Temperatur von 9o° C und unter einem Druck von 31/2
bis 5 kg pro cm-. Nach i o Minuten kann das fertig furnierte Stück, ohne die Presse
vorher abkühlen zu müssen, herausgenommen werden.
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Die gemäß den angeführten Beispielen hergestellten Sperrholz- und
Furnierplatten weisen keine Leimdurchschläge auf, sie sind 3 Stunden nach .erfolgter
Pressung weiter--verarbeitungsfähig und können wochenlang der Feuchtigkeit, z: B.
einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphäre, ausgesetzt werden, ohne däß eine Trennung
der einzelnen Holzlagen voneinander eintritt.