Verfahren zur Herstellung eines._Gemisclies von Butylalkohol und Azeton dureh Gärung. Das Verfahren bezieht sich auf die Her stellung eines Gemisches von Butylalkohol und Azeton durch Vergärung von Kohlen- hydraten.
Nachdem Fernbach festgestellt hatte (D. R. P. Nr.323533), dass bei der Vergä rung von Kohlenhydraten oder kohlenhydrat- haltigen Stoffen, durch Gärungserreger "vom Typus Bac. butylicus Fitz" unter Luftab- schluss als Hauptprodukt Butylalkohol und Azeton neben geringen Mengen anderer Alko hole entstehen, ist dieses Verfahren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika rasch bis zu grosser industrieller Bedeutung ent wickelt worden.
Als Ausgangsprodukte kön nen sowohl stärkehaltige, als auch zucker haltige natürliche Rohstoffe dienen, indem die Erreger der bakteriellen azeton-butylalko- holischen Gärung Stärke zu Monosacchariden enzymatisch leicht abzubauen vermögen. Bu tt' lalkohol und Azeton werden von allen bis- her verwendeten Gärungserregern im festen Verhältnis von 2 : 1 gebildet. Die Ausbeute an diesen beiden flüssigen Gärungsprodukten schwankt bei den bekannten Verfahren zwi schen 21 bis 25 % auf trockenen Mais berech net. Daneben entstehen als gasförmige Gä rungsprodukte stets Kohlensäure und Was serstoff.
Die Entwicklung. dieser Art von Gärung bis zum gegenwärtigen Stand der Technik ist insbesondere durch die Erkenntnis geför dert worden, dass es sich zur regelmässigen Erzielung kräftiger Gärungen empfiehlt, von Kulturen auszugehen, die keine vegetativen Formen, sondern ausschliesslich Sporen ent halten. Man verwendet demgemäss zur Aus saat vorteilhaft Kulturen, die kurze Zeit auf etwa 95 erhitzt worden sind. Weiter hat es sich durch die bereits früher geleistete Forschungsarbeit als vorteilhaft erwiesen, die bei der Gärung entstehenden Säuren nicht mit Kreide abzustumpfen. Es ist für den regelrechten Verlauf der Gärung günstig, wenn die Azidität anfangs stetig ansteigt, bis sie ein Maximum erreicht, um sodann bis zum Schluss der Gärung wieder stetig ab zusinken.
Die Gärungskurve hat sich so zu einem wichtigen Mittel der Betriebsüber wachung herausgebildet, wenn die Azi.dität sehr langsam oder etwa auch gar nicht zu rückgeht, so ist dies ein sicheres Zeichen da für, dass die Maischen infiziert sind oder der Gärungserreger selbst geschwächt ist. Der Kohlemhydratgehalt der Maischen wird zweckmässig wesentlich unter den Konzentra tionen gehalten, die bei der alkoholischen Gärung zulässig sind; die oberste Grenze wird mit 8 % Stärke angegeben. Die Erreger der aceton-butylalkoholischen Gärung sind also gegen ihre eigenen Stoffwechselprodukte empfindlicher als die Hefe.
Trotz geringerer Konzentration ist aber die Viskosität der Maischen, welche durch Dämpfen der Aus gangsprodukte unter Druck hergestellt wer den, insbesondere bei der Verarbeitung von Maismehl, beträchtlich, weshalb vorgeschla gen worden ist, diese Druckkochung unter Zusatz jener beschränkten Mengen von Salz säure auszuführen, welche gerade ausreichen, um die im Mehle enthaltenen Diphosphate in Monophosphate überzuführen. Schliesslich hat schon Fernbach empfohlen, den einge maischten kohlenhydrathaltigen. Rohstoffen erforderlichenfalls aufgeschlossene oder teil weise abgebaute Hefe als Nährstoff zuzu setzen.
Neben diesen für die technische Entwick lung des Verfahrens mehr oder minder wich tigen Vorschlägen fi"-2en sich, insbesondere in Patentschriften, Angaben über verschie dene Organismen, welchen für diesen Prozess spezifische Eignungen zugeschrieben werden.
So sollen nach Weizmann (Österr. Patent Nr. 95449) im allgemeinen hitzebeständige, unter anderem im Boden und auf Feldfrüch ten vorkommende Bakterien verwendet wer den, die Gelatine verflüssigen und ohne Mit verwendung von Hefe oder dergleichen den grösseren Teil von Mais- oder anderer Zerea- lienstärke unter aeroben oder anaeroben Be dingungen unmittelbar in eine Mischung von Butylalkohol und Azeton verwandeln. An dere haben geglaubt, besondere Arten von Mikroorganismen für diesen Zweck gefunden zu haben, welche sie beschreiben und benen nen.
Es ist aber von bedeutenden Forschern behauptet und zum Teil nachgewiesen wor den, da.ss diese Organismen nur dem Namen nach verschieden sind und durchweg der Species Bacillus Amylobacter A. M. et Brede- mann angehören, indem etwa auftretende morphologische und physiologische Verschie denheiten nur durch die Auswirkung der ver schiedenen Nährmedien und Züchtungsver fahren verursacht sind.
Tatsächlich ist es den Anmeldern durch langjährige Versuche gelungen, die Eigenschaften des Bacillus Amylobacter A. M. et Bredemann durch ein besonderes Züchtungsverfahren derart zu be einflussen, dass er befähigt wird, unter geeig neten Verhältnissen Stärke oder sonstige Koh lenhydrate vollständig zu vergären, und zwar mit, dem bekannten Ergebnis, dass neben den gasförmigen Gärungsprodukten (Kohlensäure und Wasserstoff) ein Gemisch von normalem Butylalkohol und Azeton im Verhältnis von 2 : 1 neben geringen Mengen anderer Alko hole gebildet wird.
Gemäss dem Verfahren der Erfindung werden als Gärungserreger Stämme der Species Bacillus Amylobacter A. M. et Bre- demann (Zentralblatt für Bakteriologie 1909, II. Abt. 23, :385) verwendet, die durch Züch tung an steigende Mengen von Säure ge wöhnt worden sind.
Es hat sich gezeigt, dass alle Erreger der azeton-butylalkoholischen Gärung äusserst säureempfindlich sind, indem sie in sauren Nährmedien degenerieren, asporogen werden und schliesslich zugrundegehen. Bei dem Verfahren der Erfindung wird die Empfind lichkeit des Gärungserregers gegen freie Säure durch allmähliche Gewöhnung herab gesetzt. Es geschieht dies vorteilhaft da durch, dass man den Bacillus A.
M. et Brede- ma.nn auf Nährböden mit steigender An- fangsazidität ohne Abstumpfung der sich bei der Gärung bildenden Säure solange fort züchtet, bis er im erwünschten Mass säure fest geworden ist, dabei aber zwischen ,je zwei aufeinanderfolgenden Züchtungen auf einem solchen Nährboden (die im folgenden als "Gewöhnungsgärungen" bezeichnet wer den) eine Gärung in einem neutralen oder alkalischen Medium unter Abstumpfung der sich bei der Gärung bildenden Säuren (im folgenden Sporulierungsgärungen genannt)
einschaltet und die Kulturen vor dem Über impfen auf die nächste Gewöhnungsgärung mit höherer Anfangsazidität jedesmal in der üblichen Weise kurze Zeit erhitzt, um alle vegetativen Formen abzutöten, so dass nur Sporen in den Gewöhnungsgärungen weiter gezüchtet werden.
Bei der Ausführung der Erfindung kann durch Pufferung des Nährmediums der Ge wöhnungsgärungen verhindert werden, dass die Wasserstoffionenkonzentration trotz Zu nahme der Säure während der Gärung ge wisse Grenzen überschreitet, wobei der Puf- ferungsgra.d az der Nährmedien in :den auf einanderfolgenden Gewöhnungsgärungen ent sprechend der steigenden Anfangsazidität ge steigert wird.
Zur Pufferung sind insbeson dere die bekannten Systeme: Gemische von schwachen Säuren mit ihren Alkalisalzen (vergleiche Michaelis, Die Wasserstoffionen konzentration, S. 87 ff. und S. 89 ff.) ge eignet.
Der Pufferungsgrad n wird mathematisch durch die Gleichung
EMI0003.0019
ausgedrückt, und zwar streng genommen als partieller Dif- fL-r.entiaIquotient bei einem besinmmten ph. Der zahlenmässige Betrag der Pufferung wird bekanntlich durch Messung der Ände rung des i>>,-Wertes bei Zusatz einer bestimm ten kleinen Menge Säure oder Alkali in einer gegebenen Menge des Gärmediums bestimmt.
Die Zusätze müssten theoretisch unendlich klein sein, praktisch ist die untere Grenze durch die Genauigkeit der p,i Bestimmungs methode gesetzt. Um vergleichbare Messergeb- nisse zu erhalten, muss die zugesetzte Säure- (Lauge-) menge bei allen Versuchen kon stant sein. Den unten angeführten 7i-Werten liegt die folgende bekannte Bestimmungs methode zugrunde. Es werden je drei Pro ben des Gärmediums, und zwar je 1 cm'. gleichzeitig entnommen. In einer dieser Pro ben wird das ph nach einer üblichen Methode gemessen.
Der zweiten Probe werden 0,5 cm m100 H2S04, der dritten 0,5 cm' n/100 Na0H zugesetzt, worauf der ph-Wert auch in diesen beiden Proben nach derselben Methode ge messen wird. Die Änderungen der pi,-Werte sind der Pufferung indirekt proportional. Die Beträge dieser Änderungen sollten theo retisch bei verschiedenen Vorzeichen densel ben Wert haben. Praktisch zeigen sich zwi schen den Änderungen des p,,-Wertes, die durch äquivalente Mengen Säure und Lauge hervorgerufen werden, oft bedeutende Ab weichungen.
Bei der praktischen Bestim mung wird das arithmetische Mittel der reziproken Werte der Änderungen des Pi,- W ertes nach der sauren und nach der alkali schen Seite hin als 3 angenommen. Zur Be stimmung des ph wurde die bekannte Indi- katorfolienmethode von Dr. Peter Wulff (D. R. P. Nr.405091) verwendet.
Der Pufferungsgrad der Nährmedien der aufeinanderfolgenden Gewöhnungsgärungen wird unter Anwendung dieser Bestimmungs methode vorteilhaft derart geregelt, dass er von etwa 4 am Beginn der Züchtungsreihe langsam ansteigt.
Dabei hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, zur Pufferung des Gär- mediums gut puffernde Stoffgemische von gleicher Art mitzuverwenden, wie sie her nach in den Haupt,-l' ngen dem kohlen bydrathaltigen Ausgangsstoff als stickstoff haltige Nährstoffe zugesetzt werden (zum Beispiel Malzkeime, abgetötete und zweck mässig abgebaute Hefe, Harnstoff, Ammo- niumphosphat oder dergleichen).
Hierdurch wird erreicht, dass -der Mikroorganismus mit der Gewöhnung an steigende Säuremengen gleichzeitig auch an steigende Mengen sol cher stickstoffhaltiger Nährstoffzusätze ge wöhnt wird. Zur Ansäuerung der Nährmedien dieser Gewöhnungsgärungen werden am besten organische Säuren, vorzugsweise Milchsäure, verwendet.
Man kommt zu den günstigsten Ergebnissen, wenn man die Anfangsazidität des Gärmediums in den aufeinanderfolgen- den Gewöhnungsgärungen bei einem n von etwa 4 von 0,1 bis 1,6 ansteigen lä,sst. (Die Aziditätsgrade geben hier und in der Folge die Anzahl der cm' n-Natronlauge an, wel che bei Verwendung von Bromthymolblau als Indikator zur Neutralisierung von 100 cm' des Mediums erforderlich sind.)
Mit dem Ansteigen der Azidität und des Puf- ferungsgra.des kann man ferner auch die Konzentration des Nährmediums an Kohlen hydraten von Gewöhnungsgärung zu Gewöh nungsgärung stetig wachsen lassen. Man beginnt zweckmässig mit Nährmedien, die 1 % Kohlenhydrat (als Stärke gerechnet) en-E- halten und endigt mit einem Kohlenhydrat gehalt von 6 bis 8 %.
Der Nährboden der für die Gewöhnungs gerungen verwendet wird, kann als kohlen hydrathaltige Ausgangsstoffe beispielsweise Kartoffeln, Mais- oder Reismehl enthalten. Die stickstoffhaltigen Puffenzngsmischungen können zum Beispiel Malzkeime oder auto- lysierte Hefe, Harnstoff oder. Ammonium phosphat oder Ammoniumsulfat in verschie denen Kombinationen enthalten.
Das Nähr medium für .die Sporulierungsgärungen ist vorteilhaft von gleichbleibender Zusammen setzung und besteht beispielsweise aus 100 Gewichtsteilen Kartoffelbrei, 100 Gewichts teilen Wasser, 10 Gewichtsteilen Malzkeimen oder Blut und 2 Gewichtsteilen Kreide (CaC03). Beide Nährböden werden zum Bei spiel in Eprouvetten verfüllt und dreimal fraktioniert sterilisiert. Der Bacillus kann entweder aus dem Boden oder aus Feldfrüch ten nach den von Bredemann angegebenen Methoden "gefangen" und reingezüchtet wer den (a. a. 0.
S. 390 ff.), oder es können Sporen verschiedener Stämme des Bacillus Amylobacter A. M. et Bredemann schon vor handenen Kulturen entnommen werden. Diese Organismen werden zweckmässig zunächst 24 Stunden auf dem Sporulierungsnährboden weitergezüchtet, sodann etwa 5 Minuten auf etwa<B>90'</B> erhitzt und dann in das Nähr medium der ersten Gewöhnungsgärung über geimpft.Nach 48stündiger Gärung emp fiehlt es sich, die Kulturen in der üblichen Weise auf ihre bakteriologischen, morpho logischen und physiologischen Eigenschaf ten zu untersuchen,
um die bestgeeigneten Mikroorganismen hernach einer zweiten Gä rung auf dem Sporulierungsnährboden zu über lassen und nach der Abtötung der vegetativen Formen auf den entsprechend vorbereiteten Nährboden der zweiten Gewöhnungsgärung zu übertragen. Alle Gärungen werden zweckmässig völlig anaerob bei 3 7 bis 38 C geführt.
Dieses Verfahren der abwechseln den Gewöhnungs- und Sporulierungsgärung kann solange fortgesetzt werden, bis eine Prüfungsgärung zeigt, .dass die Organismen eine 6 bis 8 % Stärke enthaltende Maische, die durch Zusatz von Säure bis zu einer Titrationsazidität von 1,4 bis 1,6 angesäuert worden ist und bei einem Anfangspuffe- rungsgrad von mindestens 4 ein A von 5 bis 4,7 besitzt,
bis zum vollständigen Ver schwinden der Kohlenhydrate zu vergären imstande ist, womit gesagt werden soll, dass im Gärmedium am Schluss der Gärung prak tisch weder Zucker noch Stärke nachweisbar sein darf. (Da die Kulturen stark gasbil dend sind, werden zur Ausführung dieser Prüfungsgärung zweckmässig Kölbchen ver wendet, die, wie dies zur Züchtung von anaeroben Mikroorganismen üblich ist, mit geeigneten gasdurchlässigen Gärverschlüssen versehen sind.) Zu diesem Ziel kommt man, wie Versuche ergaben, erst nach einer sehr langen Reihe von Gewöhnungsgärungen,
ohne jedoch an die Auswahl von vornherein morphologisch unterschiedener Stämme des Bacillus Amyloba.cter A. M. et Bredemann gebunden zu ,sein.
Immerhin ist es unter Anwendung die ser Methode gelungen, in Reihen von mehr als hundert Gewöhnungsgärungen zwei für die Durchführung der a.zeton-butylalkoholi- sehen Gärung besonders geeignete Stämme dieser Speci.es heranzuzüchten, welche als Bacillus Amylohacter W. und als Bacillus Amylobacter S.. bezeichnet werden sollen.
Diese beiden Stämme unterscheiden sich mor phologisch in ihren Vegetationsformen ledig lich dadurch! voneinander, dass der Bacillus Amylobacter W. längere Stäbchen bildet, wogegen die Vegetationsformen des andern Stammes eine weniger schlanke Gestalt haben. Im Sporulierungsstadium wiegen beim Bacillus, Amylobacter W. die Plectridien- formen, beim andern Stamm die Clostridien- formen vor. Die Oidienformen beider Orga nismen sind lebhaft beweglich.
Beide Stämme verflüssigen Gelatine nicht und sind obligat anaerob; .sie stehen daher in diesen beiden Hinsichten im Gegensatz zu den von Weiz- mann empfohlenen Bakterien (Österr. Patent N r. 95449).
Zur Durchführung der Gärung im grossen Massstab werden zweckmässig lediglich Spo ren enthaltende Kulturen, wie dies allgemein üblich ist, in mehreren Ansätzen von zuneh mendem Volumen vermehrt, bis schliesslich die zum Anstellen der Hauptmaische erfor derliche Ansatzmenge vorhanden ist.
Die Maischen für die grosse Gärung kön nen in der üblichen Art bereitet werden. Die optimale Konzentration an Stärke oder Zuk- ker beträgt vorteilhaft 6 bis 7 %.
Abweichend vom bekannten kann man bgi dem Verfahren gemäss der Erfindung die Hauptgärung mit besonderem Vorteil in Maischen vor sich gehen lassen, die vor Ein leitung der Gärung durch den Zusatz oder die fermentative Bildung von organischen Säuren, insbesondere von Milchsäure, ange säuert werden. Auch der Hauptmaische wer den ferner vorteilhaft gut puffernde Stoff gemische, die gleichzeitig stickstoffhaltige Nährstoffe darstellen, zum Beispiel eiweiss haltige Gemische pflanzlichen Ursprunges, ferner Ammoniumverbindungen, insbesondere Ammoniaksalze,ode1 Harnstoff zugesetzt.
Es hat sich als zweckmässig herausge stellt, die Anfangsazidität der Hauptmaische ('1'itrationsa.zidität gegen Bromthymolblau) auf mindestens 1.,4 bis 1,6 einzustellen. Der Ah-Wert soll zweckmässig bei einem Puffe- rungsgrad von mindestens 4 zwischen 5 bis 4,6 liegen.
In Verbindung damit hat sieh zur Betriebskontrolle als günstig ergeben, den Verlauf der Gärung nicht nur durch bakteriologische Untersuchung und Bestim mung der Aziditätskurve, sondern auch durch periodische Messungen des Pufferungs- grades zu überwachen, wobei der -r--#Vert der Veränderung der Azidität angepasst wird, das heisst mit dieser ansteigen und vorteilhaft mit dem Säuremaximum den höchsten Wert gleichzeitig erreichen soll.
Wird ein unge nügend hoher Pufferungsgrad festgestellt, so kann er durch Zugabe von hochpuffernden Zusätzen, zum Beispiel milchsaure, wein säume, zitronensaure oder oxalsaure Salze, im Zuge der Hauptgärung ausgeglichen werden. In dieser Weise wird die Herabsetzung der Empfindlichkeit der Gärungserreger gegen Säuren durch die oben beschriebene Gewöh nungsgärung ausgenutzt, um die Reinheit der Hauptgärung in einem bisher nicht erreich ten Grad und im Zusammenhang damit die regelmässige Erzielung höchster Ausbeuten sicherzustellen.
Unter diesen Arbeitsbedin- gungen werden im Höhepunkt der Haupt gärung Säuremaxima von 8 bis 9 erreicht. ''s werden also von den an -Säure gewöhn ten Organismen auch im Zizge der Gärung weitaus grössere Säuremengen gebildet. als dies bei der azeton-1)utylalkoholiseben Gärung bisher beobachtet wurde. <I>Ausführungsbeispiel:</I> <B>100</B> Liter der Maische sollen etwa. 35 bis 37 kg Kartoffeln oder t) bis IL) kg Mais mehl enthalten.
Andere stärkehaltige Ma terialien werden entsprechend ihrem Stärke gehalt zu Maischen gleicher Konzentration (6 bis 7 % reine Stärke) verarbeitet. Man bringt die Kartoffeln unzerkleinert, Mais oder dergleichen in Mehlform finit der geeig neten W.ass,ermenge in Autoklavcn ein, die mit Rührwerken ausgestattet sind, und dämpft bei einem Druck von 2 bis 3 Atmo sphären etwa 1, bis 2 Stunden.
Die -Nähr- Stoffzusätze (abgetötete oder autolysierte Hefeoder Malzkeime in Verbindung mit Harnstoff oder Ammoniumphosphat oder Ammoniumsulfat oder mit ähnlichen stick stoffhaltigen Stoffen in verschiedenartigen Kombinationen) werden der Maische zweck mässig schon. im Autoklaven zugefügt.
Pas sende Zusammensetzungen sind zum Beispiel: auf 100 Liter Maische 125 gr abgetötete oder abgebaute Hefe, 125 gr Malzkeime und 40 gr Ammoniumsulfat. Die Maische wird unmit telbar in vorher sorgfältig sterilisierte, mit Rührwerken versehene Gärgefässe, die voll kommen geschlossen und mit einem zum Ab fangen der entweichenden Gase geeigneten Gäraufsatz versehen-sein müssen, ausgebla sen.
Nach Einstellung der entsprechenden Anfangsazidität, wozu zweckmässig 80 bis 90 cm' einer 80 % igen Milchsäure auf je 100 Liter der Maische zugesetzt werden, wird die Maische zum Beispiel durch eingebaute Kühler auf die Gärtemperatur von 37 bis 38 ! C abgekühlt; man kann sie zu diesem Zweck aber auch durch vorgebaute Wärme austauschapparate hindurchgehen lassen.
Wenn die Hauptmaische zum Anstellen bereit ist, muss auch der zum Anstellen die nende Bakterienansatz von geeignetem Vo lumen fertig sein. Zu seiner Herstellung überimpft man Bakterium Amylobacter W. oder S. nach kurzer Erhitzung auf etwa 90 auf 100 cm' eines annähernd in gleicher Weise wie die Hauptmaische bereiteten Nähr- hodeng lind üharlä.sst ihn hai .27 hic<B>29</B> (f; unter anaeroben Bedingungen der Entwick lung.
Nach etwa 48 Stunden beginnt das Wachstum und die Entwicklung der Oidien. Nachdem man sich von der einwandfreien Beschaffenheit der Kultur überzeugt hat, er folgt die Überimpfung auf etwa 2 Liter steriler Maische von gleicher Beschaffenheit und nach etwa 24 Stunden auf etwa 20 Liter gleichartiger Maische. Nach weiteren 24 Stunden kommen diese 20 Liter in eine vor bereitete Maische von 200 bis 300 Litern. welche nach weiteren 24 Stunden in die in zwischen zum Anstellen fertiggemachte Hauptmaische übergeführt wird.
Während der Gärung der Hauptmaische werden mindestens viermal täglich neben der bakteriologischen Kontrolle und der Titra- tionsazidität, ph und Pufferungsgrad festge stellt, was unter Umständen zum Zusatz wei terer Pufferstoffe führt. Nach etwa 30 bis 32stündiger Gärung, während welcher die gärende Maische ab und zu vorsichtig ge rührt werden muss, ist der Höhepunkt der Gärung und damit auch das Säuremaximum (bis zu 8 bis 9 ) erreicht. Dieser hohe Säure gehalt wird von den an Säure gewöhnten Organismen in Verbindung mit dem hohen Pufferungsgrad der Maische ohne Schwä chung vertragen.
Nach etwa 48 Stunden ist die Gärung beendet, das heisst es ist in der Maische weder Stärke noch Zucker praktisch nachweisbar.
Nach Beendigung der Gärung können die gebildeten Hauptprodukte (Butylalkohol und Azeton) durch fraktionierte Destillation ge wonnen werden. Die geringen Mengen an dere- Alkohole lassen eine abgesonderte Ge winnung nicht wirtschaftlich erscheinen. Die in üblicher Weise vor sich gehende Tren nung der Gärungsprodukte ist nicht mehr als eine Operation des beanspruchten Verfahrens zu betrachten.
Die während der Gärung entweichenden Gase, Wasserstoff und Kohlensäure, können, wie dies auch sonst geschieht, verwertet wer den, desgleichen die wertvolle Futterstoffe enthaltenden Rückstände. Es ist bereits vorgeschlagen worden, die Gärungserreger der a.zeton-butylalkoholischen Gärung .durch Gewöhnung an gewisse Stoffe, welche bei der. sogenannten trägen Gärung (sluggish fermentation) in der Maische vor- haiden sind, in einen Zustand zu bringen, durch den das Eintreten dieser epidemisch auftretenden Betriebsstörung vermieden wer den soll.
Diese Stoffe bleiben bei sorgfältiger Filtration der Maische durch Bakterienfilter in ihr zurück; auch aus andern Gründen wird auf die ultramikroskopische Beschaffen heit der Erreger der trägen Gärung geschlos- sen. Es handelt sich also hier, wie angenom- inen wird, um die Gewöhnung der Organis men an ein invisibles Virus oder einen Bak- teriophagen. Desgleichen ist auch schon be kannt, die Kulturen einem oder mehreren selektiven Prozessen zu unterwerfen, wobei diese in einer Nährlösung ,gezüchtet werden,
der geringe Mengen der durch Gärung zu olewinnenden Produkte zugesetzt werden. In diesem Fall handelt es sich darum, die Gä rungserreger, gegen Azeton bezw. Butylalko- hol widerstandsfähig zu machen. Mit diesen beiden Vorschlägen hat das vorliegende Ver fahren nur die allgemein bekannte bakterio logische Methode der Gewöhnung-von Mikro organismen an bestimmte Stoffe durch wie derholte Züchtung in Gegenwart dieser Stoffe gemeinsam.