AT135536B - Verfahren zur gleichzeitigen Herstellung von Butylalkohol und Azeton durch Gärung. - Google Patents

Verfahren zur gleichzeitigen Herstellung von Butylalkohol und Azeton durch Gärung.

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Hugo Ing Wertheim
Walter Dr Ing Pollak
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Hugo Ing Wertheim
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    Verfahren zur gleichzeitigen Herstellnng   von Butylalkohol und Azeton durch   Giirullg.   



   Gegenstand der Erfindung ist die Herstellung von Butylalkohol und Azeton durch   Vergärung   von Kohlenhydraten mit Hilfe von Bakterien der   Speeies Bac. amylobacter   A.   M.   et Bredemann (Zentralblatt für Bakteriologie 1909   [II.   Abt.] 23,385), die durch   Züchtung   an steigende Mengen von Säure gewöhnt worden sind. 



   Nachdem Fernbach festgestellt hatte (D. R. P. Nr. 323533), dass bei der Vergärung von Kohlenhydraten oder kohlenhydrathaltigen Stoffen durch   Gärungserreger vom   Typus Bac. butylicus Fitz" unter   Luftabschluss   als Hauptprodukt Butylalkohol und Azeton neben geringen Mengen anderer Alkohole entstehen, ist dieses Verfahren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika rasch bis zu grosser industrieller Bedeutung entwickelt worden. Als Ausgangsprodukte können sowohl stärkehaltige als auch zuckerhaltige natürliche Rohstoffe dienen, indem die Erreger der   bakteriellen azeton-butylalkoholischen Gärung-   
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 von allen bisher verwendeten Gärungserregern im festen Verhältnis von 2 : 1 gebildet. Die Ausbeute   an "Lösungsmitteln" schwankt zwischen 21-25%.   auf trockenen Mais berechnet.

   Daneben entstehen als gasförmige   Gärungsprodukte   Kohlensäure und Wasserstoff. 



   Die Entwicklung dieser Art von Gärung bis   zum gegenwärtigen Stand   der Technik ist insbesondere durch die Erkenntnis gefördert worden, dass man zur   regelmässigen Erzielung kräftiger   Gärungen von
Kulturen ausgehen   muss.   die keine vegetativen Formen, sondern ausschliesslich Sporen enthalten. Man verwendet demgemäss zur Aussaat Kulturen, die kurze Zeit auf etwa 950 erhitzt worden sind. Weiter hat sich ergeben, dass die bei der Gärung entstehenden Säuren nicht mit Kreide   abgestumpft   werden dürfen. Vielmehr ist für den regelrechten Verlauf der Gärung Erfordernis,   dass die Azidität   anfangs stetig ansteigt, bis sie ein Maximum erreicht, um sodann bis zum Schluss der Gärung wieder stetig abzusinken.

   Die   Gärungskurve   hat sich zu einem wichtigen Mittel der Betriebsüberwachung herausgebildet : wenn die Azidität sehr langsam oder etwa auch gar nicht   zumckgeht,   so ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass die Maischen infiziert sind oder der Gärungserreger selbst   geschwächt   ist. Der Kohlenhydratgehalt der Maischen muss wesentlich unter den Konzentrationen liegen, die bei der alkoholischen Gärung zulässig sind ; die oberste Grenze wird mit 8% Stärke angegeben. Die Erreger der azeton-butylalkoholischen Gärung sind also gegen ihre eigenen Stoffwechselprodukte empfindlicher als die Hefe.

   Trotz geringerer Konzentration ist aber die Viskosität der Maischen, welche durch Dämpfen der Ausgangsprodukte unter Druck hergestellt werden, insbesondere bei der Verarbeitung von Maismehl, beträchtlich, weshalb vorgeschlagen worden ist, diese   Druckkochung   unter Zusatz jener   beschränkten   Mengen von Salzsäure   auszuführen,   welche gerade ausreichen, um die im Mehle enthaltenen Diphosphat in Monophosphate   überzuführen.     Schliesslich   hat schon Fernbach empfohlen, den eingemaisehten   kohlenhydrathaltigen   Rohstoffen erforderlichenfalls aufgeschlossene oder teilweise abgebaute Hefe als Nährstoff zuzusetzen. 



   Neben diesen für die technische Entwicklung des Verfahrens mehr oder minder wichtigen Vor-   schlägen   finden sich, insbesondere in Patentschriften, Angaben über verschiedene Organismen, welchen für diesen Prozess spezifische Eignungen zugeschrieben werden. So sollen nach   Weizmann   (österr. Patent Nr. 95449) im allgemeinen hitzebeständige, unter   anderm   im Boden und auf Feldfrüchten vorkommende   Bakterien verwendet werden,   die   Gektine verflüssigen und ohne Mitveiwendung von Hefe   od. dgl. den 

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 unmittelbar in eine   Mischung von Butylakohol   und Azeton verwandeln.

   Andere   haben geglaubt,   besondere Arten von Mikroorganismen für diesen Zweck gefunden zu haben, welche sie beschreiben und benennen. Es ist aber von bedeutenden Forschern behauptet und zum Teil nachgewiesen worden, dass diese Organismen nur dem Namen nach verschieden sind und durchweg der Species Bacillus amylobacter A. M. et Bredemann angehören, indem etwa auftretende   morphologische   und physiologische
Verschiedenheiten nur durch die Auswirkung der verschiedenen Nährmedien und   Züchtungsverfahren   verursacht sind.

   Tatsächlich ist es durch langjährige Versuche gelungen, die Eigenschaften des Bac.   amylobaeter   A.   l'rI.   et Bredemann durch ein besonderes Züchtungsverfahren derart zu beeinflussen, dass er befähigt wird, unter geeigneten Verhältnissen   Stärke   oder sonstige   Kohlenhydrate vollständig   zu vergären, u. zw. mit dem bekannten Ergebnis, dass neben den gasförmigen Gärungsprodukten (Kohlensäure und Wasserstoff) ein Gemisch von normalem Butylalkohol und Azeton im Verhältnis von 2 : 1 neben geringen Mengen anderer Alkohole gebildet wird. 



   Den Gegenstand der Erfindung bildet zunächst dieses besondere Züchtungsverfahren, welches von der Tatsache ausgeht, dass alle Erreger der azeton-butylalkoholisehen Gärung, welchen Namen immer man ihnen gegeben hat, äusserst säureempfindlich sind, indem sie in sauren Nährmedien   degenerieren,   asporogen werden und   schliesslich   zugrunde gehen. Das Ziel der Erfindung ist, die Empfindlichkeit der Gärungserreger dieser Art gegen freie Säure durch allmähliche Gewöhnung herabzusetzen.

   Das zur Verwirklichung dieses Erfindungsgedankens gefundene Verfahren besteht im Wesen darin, dass man den Baeillus A.   M.   et Bredemann auf Nährböden mit steigender Anfangsazidität ohne Abstumpfung der 
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 während der Gärung gewisse Grenzen überschreitet, wobei der   Pufferungsgrad   der Nährmedien in den aufeinanderfolgenden   Gewohnungsgärungen entsprechend   der steigenden   Anfangsazidität   gesteigert wird. Zur Pufferung sind insbesondere die bekannten Systeme : Gemische von schwachen Säuren mit ihren Alkalisalzen (vgl. Michaelis, Die   Wasserstoffionenkonzentration,   S.   37 ff.   und S.   89 ff.) geeignet.   



   Der   Pufferungsgrad Tt   wird schematisch als der Differentialquotient von pl, nach der zugesetzten Säure (oder Lauge) ausgedrückt, u. zw. streng genommen als partieller Differentialquotient bei einem bestimmten pl,. Der zahlenmässige Betrag der Pufferung wird bekanntlich durch Messung der   Änderung   des plI-Wertes bei Zusatz einer bestimmten   kleinen Menge Säure oder Alkali in   einer gegebenen Menge des Gärmediums bestimmt. Die Zusätze müssten theoretisch unendlich klein sein, praktisch ist die untere Grenze durch die Genauigkeit der   Ph-Bestimmungsmethode     gesetzt. Um vergleichbare Messergebnisse zu   erhalten, muss die zugesetzte Säure (Lauge) menge bei allen Versuchen konstant sein.

   Den unten   angeführten     r : -Werten liegt   die folgende bekannte Bestimmungsmethode zugrunde. Es werden je drei Proben des Gärmediums, u. zw je 1 cm3, gleichzeitig entnommen. In einer dieser Proben wird das   p/, nach   einer üblichen Methode gemessen. Der zweiten Probe werden 0'5   cm"K/100 HSO, der   dritten   0'5 cm     nj100 NaOH   zugesetzt, worauf der   pli-sert   auch in diesen beiden Proben nach derselben   lethode   gemessen wird. Die Änderungen der ph-Werte sind der Pufferung : indirekt proportional. Die Beträge dieser Änderungen sollten theoretisch bei verschiedenen Vorzeichen denselben Wert haben.

   Praktisch zeigen sich zwischen den Änderungen des plI-Wertes, die durch äquivalente Mengen Säure und Lauge hervorgerufen werden, oft bedeutende Abweichungen. Bei der praktischen Bestimmung wird das arithmetische Mittel der reziproken Werte der Änderungen des plI-Wertes nach der sauren und nach der alkalischen Seite hin   als   angenommen. Zur Bestimmung des   pl,   wurde die bekannte Indikatorfolienmethode von Dr. Peter Wulff (D. R. P. Nr. 405091) verwendet. 



   Der Pufferungsgrad der Nährmedien der aufeinanderfolgenden Gewöhnungsgärungen wird unter Anwendung dieser Bestimmungsmethoden derart geregelt, dass er von etwa 4 am Beginn der   Züehtllngs-   reihe langsam ansteigt. Dabei hat es sich als sehr vorteilhaft erwiesen, zur Pufferung des Gärmediums gut puffernde Stoffgemisehe von gleicher Art mitzuverwenden, wie sie hernach in den   Hauptgärungen   dem   kohlenhydrathaltigen   Ausgangsstoff als stickstoffhaltige Nährstoffe zugesetzt werden (z. B. Malzkeime, abgetötete und   zweckmässig abgebaute   Hefe, Harnstoff, Ammoniumphosphat od. dgl.). Hiedureh wird erreicht, dass der Mikroorganismus mit der Gewöhnung an steigende Säuremengen gleichzeitig auch an steigende Mengen solcher   stickstoffhaltiger Nährstoffzusätze gewohnt wird.   



   Zur Ansäuerung der Nährmedien dieser   Gewöhnungsgärungen   werden am besten organische Säuren, vorzugsweise Milchsäure, verwendet. Man kommt zu den günstigsten Ergebnissen, wenn man 
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 oben beschriebene Gewöhnungsgärung ausgenutzt, um die Reinheit der Hauptgärung in einem bisher nicht erreichten Grad und im Zusammenhang damit die regelmässige Erzielung   höchster Ausbeuten   sicherzustellen.

   Unter diesen Arbeitsbedingungen werden im Höhepunkt der Hauptgärung Säuremaxima von 8 bis   90 erreicht.   Es werden also von den an Säure gewöhnten Organismen auch im Zuge der   Gärung   weitaus grössere Säuremengen gebildet, als dies bei   der azeton-butylalkoholisehen Gärung   bisher beobachtet wurde. 



     Ausführungsbeispiel : 100 !   der maische sollen etwa 35-37 Kartoffeln oder 9-10 kg Maismehl enthalten. Andere   stärkehaltige Materialien   werden entsprechend ihrem   Stärkegehalt zu   Maischen gleicher Konzentration (6-7% reine Stärke) verarbeitet. Man bringt die Kartoffeln unzerkleinert, Mais od. dgl. in   Mehlform   mit der geeigneten Wassermenge in Autoklaven ein, die mit Rohrwerken ausgestattet sind, und dämpft bei einem Druck von 2 bis 3   Atm.   etwa 1-2 Stunden. Die Nährstoffzusätze (abgetötete oder autolysierte Hefe oder Malzkeime in Verbindung mit Harnstoff oder Ammoniumphosphat oder Ammoniumsulfat oder mit ähnlichen stickstoffhaltigen Stoffen in verschiedenartigen Kombinationen) werden der Maische zweckmässig schon im Autoklaven zugefügt.

   Passende 
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 keime und 40 g Ammoniumsulfat. Die Maische wird unmittelbar in vorher sorgfältig sterilisierte mit Rührwerken versehene Gärgefässe, die vollkommen geschlossen und mit einem zum Abfangen der entweichenden Gase geeigneten Gäraufsatz versehen sein müssen, ausgeblasen. Nach Einstellung der 
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 apparate hindurchgehen lassen. 



   Wenn die Hauptmaische zum Anstellen bereit ist, muss auch der zum Anstellen dienende Bakterien-   ansatz von geeignetem Volumen fertig sein. Zu seiner Herstellung überimpft man Bacterium amylobact@r   W. oder S. nach kurzer Erhitzung auf etwa 900 auf 100   cm3   eine annähernd in gleicher Weise wie die
Hauptmaisehe bereiteten Nährbodens und   überlässt   ihn bei   37-38    C unter anaeroben   Bedingungen   der Entwicklung. Nach etwa 48 Stunden beginnt das Wachstum und die Entwicklung der Oidien. Nachdem man sich von der einwandfreien Beschaffenheit der Kultur überzeugt hat, erfolgt die   Uberimpfung   auf etwa zwei Liter steriler Maische von gleicher Beschaffenheit und nach etwa   24   Stunden auf etwa 20 Liter gleichartiger Maische.

   Nach weiteren 24 Stunden kommen diese 20 Liter in eine vorbereitete Maische von 200 bis 300 Litern, welche nach weiteren 24 Stunden in die inzwischen zum Anstellen fertiggemachte Hauptmaische   übergeführt   wird. 



   Während der Gärung der Hauptmaisehe werden mindestens viermal   täglich   neben der bakteriologischen Kontrolle und der Titrationsazidität,   pl,   und Pufferungsgrad festgestellt, was unter Umständen zum Zusatz weiterer Pufferstoffe führt. Nach etwa 30-32stündiger Gärung, während welcher die gärende Maische ab und zu vorsichtig gerührt werden muss, ist der Höhepunkt der Gärung und damit auch das 
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 Nach etwa 48 Stunden ist die Gärung beendet, d. h. es ist in der Maische weder Stärke noch Zucker praktisch nachweisbar. 



   Nach Beendigung der Gärung werden die gebildeten Hauptprodukte   (Butylalkohol und Azeton)   im üblichen Verfahren durch fraktionierte Destillation gewonnen. Die geringen Mengen anderer Alkohole lassen eine abgesonderte Gewinnung nicht wirtschaftlich erscheinen. 



   Die während der Gärung entweichenden Gase, Wasserstoff und Kohlensäure, können, wie dies 
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 durch Gewöhnung an gewisse Stoffe, welche bei der sogenannten trägen Gärung (sluggish fermentation) in der Maische vorhanden sind, in einen Zustand zu bringen, durch den das Eintreten dieser   epidemisch     auftretenden Betriebsstörung   vermieden werden soll.

   Diese Stoffe bleiben bei sorgfältiger Filtration der Maische durch Bakterienfilter in ihr   zurück   ; auch aus andern Gründen wird auf die   ultramikros-   
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 Desgleichen ist auch schon bekannt, die Kulturen einem oder mehreren selektiven Prozessen zu unterwerfen, wobei diese in einer   Nährlösung   gezüchtet werden, der geringe Mengen der durch   Gärung   zu gewinnenden Produkte zugesetzt werden. In diesem Fall handelt es sich darum, die Gärungserreger gegen Azeton bzw. Butylalkohol widerstandsfähig zu machen. Mit diesen beiden Vorschlägen hat das Verfahren nur die allgemein bekannte bakteriologische Methode der Gewöhnung von Mikroorganismen an bestimmte Stoffe durch wiederholte Züchtung in Gegenwart dieser Stoffe   gemeinsam.  

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  1. PATENT-ANSPRÜCHE : EMI5.1
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