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Verfahren zur Herstellung von Kautschukartikeln jeder Art.
Die bekannten Verfahren von Hopkinson, Kaye und Schidrowitz zur Herstellung Von Gummiartikeln aus Kautschukmilch krankten alle daran, dass bei diesen der Kautschukmilchsaft mit Ammoniak, Alkalien oder mit Eiweissstoffen präpariert wird, damit er bei der weiteren Verarbeitung nicht vorzeitig koaguliert. Diese Zusätze schädigen in den meisten Fällen die aus der Kautschukmilch hergestellten Gummiartikel jeglicher Art, indem die ersteren verätzen, oder chemische Veränderungen nachteiliger Art zur Folge haben, die Eiweissstoffe hingegen den Fäulnisprozess beschleunigen und die Wasserbständigkeit des Kautschukartikels herabsetzen. So lassen sich beispielsweise Gewebe aus Kunstseide mit einem mit Ammoniak pasteurisierten Latex nicht imprägnieren, weil die Kunstseide durch Ammoniak gänzlich brüchig wird.
Alkalisierter Latex greift wiederum die Zellstoffasern an, mit Eiweissstoffen schutzkolloi- disierter Latex ist nicht transportfähig, weil er fault.
Im Gegensatz zu solchen ätzenden oder faulenden, die Wasserbeständigkeit des Kautschuks herabsetzenden Dispersionsstoffen wird nach vorliegendem Verfahren als Antikoagulum ein vollständig neutraler Stoff, nämlich Glyzerin in Anwendung gebracht. Die Vorteile des Zusatzes von Glyzerin sowohl zum frischen wie pasteurisierten Latex bestehen darin, dass derselbe nicht gerinnt, sich jahrelang hält, in voller Dispersion bleibt, sich sehr gut streichen lässt, ohne Fäden zu ziehen und ohne dabei zu koagulieren (Gerinsel zu bilden), mit wasserabsorbierenden Mitteln und Zusätzen sich mischen und spritzen lässt, ohne die Düsen zu verkleben. Ausserdem gewinnen die fertigen Gummiartikel an Geschmeidigkeit und Dauerhaftigkeit.
Während man bisher nur durch Zumischen kolloide Stoffe zum Latex mit Erfolg homogene Gummiartikel herstellen konnte, erübrigt sich dies bei einem glyzerinierten Latex. Bei einem solchen Latexgelingt es leicht, auch nicht kolloide Stoffe wie Gips, Zement, Tonerde, Zinkoxyd, Asbestine, Schwefel usw. einzumischen und dabei doch eine homogene Emulsion (Kautschukbetonmasse) zu erhalten. Mit dem glyzerinierten Latex lassen sich glatt sämtliche Artikel der Weich-und Hartgummiindustrie, wie Dichtungen, Kabelmassen, Vollgummireifen, Radiergummi, Schläuche, herstellen. Ein besonderes Kapitel bildet die Erzeugung von Streichgummi ohne organische Kautschuklösungsmittel wie Benzin, Benzol, Schwefelkohlenstoff usw. Der glyzerinierte Latex ist spritzfähig, weil er nicht koaguliert.
Alle aus glyzeriniertem Latex hergestellten Gummiartikel haben eine viel längere Haltbarkeit als solche, bei welchen der Zusatz von Glyzerin weggelassen wurde.
Mit Hilfe von Spritzdüsen spritzt man den glyzerinierten Latex unter Bewegung des Zusatzmaterials auf dieses, lässt die Kautschukbetonmasse locker auf Hürden oder in Trockenöfen trocknen. Die so behandelten Massen werden in die gewünschten Formen gepresst und wenn nötig vulkanisiert. In vielen Fällen erübrigt sich eine Vulkanisation.
80 Teile Korkmehl werden z. B. in einer Mischmaschine oder Knetmaschine durchgearbeitet.
Während des Rührens oder Knetens werden in die Mischung 20 Teile Latex, der mit 0'1-10% Glyzerin versetzt ist, aus Spritzdüsen eingeblasen. Nach dieser Behandlung wird die Masse locker auf Hürden oder in Trockenöfen getrocknet, dann in die gewünschte Form, z. B. zu E'nlagesohlen, Stoppel usw. gepresst. Auch kann man dem ursprünglichen Korkmehl oder dem Latex 4-30% Schwefel berechnet auf die im Latex enthaltene Kautschukmenge zugeben und heiss vulkanisieren. Man erhält dann je nach der angewandten Schwefelmenge und der Art der Vulkanisation weichere oder härtere Produkte.
Zur Imprägnation werden Gewebe durch eine Düsenbatterie gezogen, aus denen der neutrale, mit 0'1-10% Glyzerin glyzerinierte Latex mit oder ohne Zusätzen entweder einseitig oder doppelseitig
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auf das Gewebe (auch Kunstseidengewebe) gleichmässig aufgespritzt wird. Dann erfolgt die Trocknung und Vulkanisation.
Durch Aufspritzen von glyzeriniertem Latex auf Papier, Pappe, Kisten, Holzwolle, trockenes Gras, Mortejtanwurf, Ziegel usw. erhält man Oberflächenimprägnationen, welche wasserdicht sind.
Durch Einspritzen von glyzeriniertem Latex auf Zellstoffwatte, nachheriges Trocknen der latexierten Watte, Zusammenpressen derselben mittels Kalander und Auswalzen auf verschiedene Stärken oder Übereinanderwalzen mehrerer dünner Lagen erhält man ein wasserfestes, unzerreissbares Linoleumpapier, Pappe und Papier, welches für Kofferüberzüge, Eisenbahn-und Autopolsterungen, Schultaschen, Rucksäcke usw. vorzügliche Dienste leistet. Auf dieselbe Art und Weise lässt sich auch Baumwollabfallvlies präparieren. Auch kann man in die Zellstoffwatte oder Baumwollabfallwatte Drahtnetze einlegen, welche das Produkt wesentlich verstärken.