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Verfahren zur Herstellung eines Lederersatzes Gegenstand der Erfindung
ist ein Verfahren, mit dein es möglich ist, aus Leder- oder Hautabfällen ein Produkt
herzustellen, .das die Festigkeit und die Geschmeidigkeit des natürlichen Leders
besitzt.
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Die Abfälle «-erden zunächst in bekannter Weise gemahlen, um einen
aus Faserbündeln bestehenden Brei zu bilden, der dann einer chemischen B#ehandlung
unterworfen wird, wozu ein Gerbprozeß mit pflanzlichem, mineralischem oder gemischtem
Gerbstoft oder ein E.ntgerbungsprozeß oder auch eine Neutralisierung oder mehrere
derartige Prozesse gehören.
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Dem so vorbereiteten Brei wird erfindungsgemäß ein Bindemittel zugesetzt,
das aus einer gemischten Emulsion aus Vinylharz und Anthracenöl besteht.
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Als Vinvlharz kann ein Polyvinvlhalogenid, wie z. B. Polyvirnylchlorid,
oder ein Polyvinylester einer Fettsäure, wie z. B. Polyvinylacetat, verwendet werden.
Man kann aber auch ein anderes Harz, wie z. B. Acryl- oder Styrolharz, verwenden.
Wird eine Emulsion. aus einem dieser Körper bereitet, indem man als Emulgiermittel
Gelatine oder Kasein oder \Tatrium-Schwefel-Rizinolcat verwendet, und wird der so
erhaltenen Emulsion Anthrac.enöl zugesetzt, so kann man beobachten, daß sich dieses
Öl leicht emulgieren läßt und daß man eine gemischte Emulsion aus Vinylllarz und
Anthracenöl erhält, die im allgemeinen sehr beständig ist und mit Wasser vermischt
werden kann, ahne daß sich ihre Bestandteile voneinander trennen.
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Sollte jedoch das der Vinyl'llarzemulsion zugesetzte Anthracenöl mit
derselben keine vollkommene Emulsion bilden, so könnte man entweder das Öl getrennt
und für sich, z. B. mit Hilfe voll 2NTatrium-ScllNvefel-Rizinolcat, emulgieren oder
dein Vinylharz vor oder nach der Versetzung mit dem
Anthracenöl
noch eine zusätzliche Menge eines Emulgiermittels zusetzen.
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Die so hergestellte gemischte Vinyl'harz- und Anthracenölemulsion
wird dem in .der oben angegebenen Weise erhaltenen Brei aus Lederabfällen zugesetzt,
worauf man die Masse kräftig durchrührt, um das Bindemittel in dieser Masse gleichmäßig
zu verteilen.
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Sollte man hierdurch keine genügend innige Verbindung des Bindemittels
mit dem Leder erhalten, so wäre es zweckmäßig, ein Fällungsmittel, wie z. B. eine
Gerbstofflösung, zuzusetzen, um das Gerinnen einzuleiten.
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D`i.e erhaItene Masse wird endlich in bekannter Weise durch Anwendung
von Drück mit nachfolgendem Trocknen in Blattform übergeführt.
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Herstellungsbeispiel Zunächst werden Lederabfälle in einer beliebigen
passenden Vorrichtung gemahlen, wie z. B.. in einem sogenannten Holländer, der aus
einer mit Messern versehenen Walze bestellt und in einem ununterbrochenen Kreislauf
arbeitet. .
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Um die Eigenschaften der erhaltenen Fasern zu verändern, kann man
gegebenenfalls noch .einen weiteren Gerbprozeß, und zwar entweder mit Chromsalzen
oder mit pflanzlichen Gerbstoffen, nötigenfalls unter Zusatz von sulfonierten Ölen,
vornehmen; diese Arbeitsgänge haben .den Zweck, die Affinität für das Bindemittel
sowie die Geschmeidigkeit und die Festigkeit zu verändern.
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Man bereitet getrennt für sich eine gemischte Emulsion, die beispielsweise
aus einer wässerigen Polyvinylacetatemulsion bestellt, mit der man in der oben angegebenen
Weise Anthracenöl im Mengenverhältnis von 5o bis rooo/o des- Polyvinylacetatgemisches
innig vermischt. Das gewählte Mengenverhältnis soll um so größer sein, je größer
die für das Endprodukt gewünschte Geschmeidigkeit ist. Es hängt auch von der Menge
der behandelten Lederabfälle ab.
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Nachdem die gemischte, in,der oben angegebenen Weise erhaltene Emulsion
mit Wasser verdünnt worden ist, wird diese Emulsion mit dem vorher bereiteten Brei
aus Lederabfällen vermischt.
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N N ötigenfalls kann man noch ein Fällungsmittel, wie z. B. eine Gerbstofflösung,
zusetzen, um das Gerinnen des Bindemittels und ,dessen Verbindung mit den Lederabfällen
zu begünstigen.
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Der neue so erhaltene Brei enthält Fasern, die mit dem gemischten
Bindemittel überzogen sind. Dieser Brei wird nun in einen Siebbehälter gegossen,
dessen Siebboden aus feiner Leinwand besteht, oder der Brei wird auf das endlose
Sieb einer Papiermaschine aufgelegt. Das !überschüss-ige Wasser wird .durch Vakuum
oder mittels einer Presse entfernt, worauf man zum endgültigen Trocknen bei höherer
Temperatur übergeht.
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Auf diese Weise erhält man ein Produkt, das die gleichen Geschmeidigkeits-
und Festigkeitseigenschaften wie das natürliche Leder besitzt. Bei der Durchführung
des oben beschriebenen Verfahrens kann man noch vorteilhaft der Vinylharzemulsion
.einen Stoff zusetzen, der eine Plastifizierungs.wirkung ausübt.
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Zu diesem Zweck kann jedes bekannte Plasti'fizierungsmittel, und,
zwar insbesondere Trikresylp'hosphat oder Triphenylphosphat oder Butylphthalat oder
Äthylp'hthalat od. dgl., verwendet werden.
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Der Zusatz des Plastifizierungsmittels zur Vinylharzemulsion kann
entweder vor oder nach der Vermischung der letzteren mit dem Anthracenöl erfolgen.
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Das Verfahren bietet ohne Rücksicht darauf, ob die Arbeitsgänge mit
Plastifizierung des Vinylharzes in der obenerwähnten Weise oder ohne Plastifizierung
erfolgen, bedeutende Vorteile gegenüber den bisher zur Herstellung von Lederersatzprodukten
aus Leder- oder Hautabfällen verwendeten Verfahren. Mit diesem Verfahren erhält
man nämlich eine innigere Vermischung der Lederfasern mit dem Bindemittel. Die zur
Durchführung des Verfahrens gehörenden Arbeitsgänge werden hierdurch erleichtert.
Außerdem besitzt das erhaltene Endprodukt eine höhere mechanische Festigkeit, und
dessen Abnutzung erfolgt langsamer.
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Bei den gewöhnlich zur Herstellung von Lederersatzprodukten aus natürlichen
Lederabfällen und mehr oder weniger plastifizierten Vinylharzen verwendeten Verfahren
sind die Plastifizierungsmittei im allgemeinen bestrebt, rascher oder langsamer
auf die Lederfasern zu wandern, wodurch letztere geschmeidiger werden, während das
Bindemittel von seiner Elastizität etwas einbüßt. Das erhaltene Produkt zeigt dann
das Bestreben, seine Geschmeidigkeit in dem Maße zu verlieren, wie sich diese Wanderung
entwickelt. Bei dem Verfahren nach der Erfindung findet dagegen eine solche Wanderung
wegen der Anwesenheit des Ant'hracenöls nicht statt, und mit diesem Verfahren erhält
man ein besonderes technisches Produkt, das seine Geschmeidigteit sowie alle seine
ursprünglichen Eigenschaften noch sehr lange beibehält.