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Schnellgerbverfahren.
Das Verfahren beruht auf der Entdeckung, dass das in den in üblicher Weise vorbereiteten Häuten enthaltene Wasser die Schnelligkeit des Eindringens der Gerbstoffe ausserordentlich beeinträchtigt. Nach diesem Verfahren soll daher dieses Wasser nach Mögliehkeit entfernt werden.
Die in der üblichen Weise durch Wässern, Kalken oder Schwitzen zwecks Enthaarung oder Beizen vorbereitete Haut wird vor dem Gerben einer besonderen weiteren Vorbehandlung unter- worfen. Die Haut ist nach dieser Vorbereitung vollständig mit Wasser durchtränkt, und wenn man dieses Wasser durch Verdunstung oder ähnliche Trocknungsprozesse entfernt, so verkleben sich die den wesentlichen Teil der Haut bildenden feinen Bindegewebfasern mit dem zwischen ihnen eingelagerten Mucin.
Nach dem Verfahren soll daher an diesem Punkt das Wasser dadurch entfernt werden, dass es allmählich durch eine andere Flüssigkeit verdrängt wird. Dabei bleibt die Struktur der Haut, wie sie durch die übliche Vorbereitung herbeigeführt worden ist, im besonderen ihre Elastizität und Porosität, erhalten. Diese Eigenschaften bleiben dann auch erhalten, wenn das Wasserverdrängungsmittel nun seinerseits auf0 irgend eine Weise wieder entfernt wird.
Zunächst sind Versuche mit Alkohol gemacht worden. Nach dem Enthaaren und Beizen wird die Haut mit schrittweise stärker werdendem Alkohol behandelt, so dass dieser Alkohol allmählich an die Stelle des Wassers tritt. Entfernt man den Alkohol nun wieder durch Abpressen und Verdunsten bzw. Verdampfen, so erhält man ein Erzeugnis, das seiner Struktur schon voll-
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der Voraussetzung, dass es nicht mit Wasser in Berührung kommt. Dieses Erzeugnis ist daher für sehr viele Zwecke verwendbar, im besonderen für solche, für welche man bisher auch schon Rohhaut verwendet hat.
Diese Vorbereitung der Haut erleichtert nun ausserordentlich das Eindringen einer Gerblösung, selbst wenn diese Gerblösung eine wässerige Gerblösuni : ist. Allerdings wird das Wasser von der Haut wieder aufgenommen und so der vorlge Erfolg wieder rückgängig gemacht. Dadurch
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Gerbstoffes ähnlichen Widerstand entgegensetzen, wie eine nicht mit Alkohol vorbehandelte Haut, doch tritt auch schon eine merkliche Beschleunigung ein.
Wendet man aber denselben Gedanken der Anwendung wasserverdrängender Flüssigkeiten auch auf den eigentlichen Gerbvorgang an, so wird eine ganz ausserordentlicite Beschleunigung
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eine Gerbung herstellen.
Das Folgende ist die Ausführungsweise des neuen Verfahrens, welche die bisherigen Versuche als die vorteilhafteste ergeben haben.
Die Häute werden in Alkohol von 50 bis 60% gebracht und nach 24 Stunden wieder heraus-
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dann bei einer Temperatur bis zu 40 C getrocknet. Dann kommen sie in eine Mischung, die aus einem beliebigen der im Handel vorkommenden Gerbextrakte mit Alkohol von 96% besteht.
Hiebei ist darauf zu achten, dass die Gerblösung völlig klar ist. weil die ausgeschiedenen. in Alkohol unlöslichen Teile des Extraktes leicht den Weg für die Lösung verstopfen und damit eine ungleichmässige Gerbung herbeiführen.
Die völlige Durchgerbung erfordert je nach der Dicke des Leders 2 bis 6 Stunden. Vorteilhaft ist es, die Haut während des Gerbens aus der alkoholischen Gerblösung einmal herauszunehmen
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lösung entgegenstellen, mit Leichtigkeit überwunden und eine gleichmässige Durchgerbung aller Teile gesichert.
Nach dieser alkoholischen Gerbung ist es zweckmässig, eine Nachgerbung während ungefähr 24 Stunden in einem wässerigen Auszug von Gerblösung, zweckmässig von Eichen-oder Fichten- rinde. nachfolgen zu lassen. Die nachfolgende Behandlung des Leders ist die übliche. Inwieweit andere Mischungsverhältnisse von wässerigem Gerbextrakt mit Alkohol anwendbar sind, ist
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kommen.
An Stelle von Äthylalkohol als Wasserverdränger können auch andere wasserverdrinHendc Flüssigkeiten verwendet werden, im besonderen hat sich die Brauchbarkeit von Azeton hiefür auch schon herausgestellt und scheint für die Homologen des äthylalkohol und des Azeton kaum zweifelhaft.
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so ausserordentlich wichtige Rückgewinnung möglich zu machen. Bei dieser Vakuumdestillation stellte sich das überaus überraschende Resultat heraus, dass in der Haut ein bedeutend grösseres Quantum Wasser enthalten war, als man nach der vollendeten Durehmischung mit Alkohol erwarten durfte. Wenn z.
B. der letzte verwendete Alkohol nach der Durehrnischuug einen Alkoholgehalt von 92 Gewichtsprozent hatte, so durfte man nach der Art, wie die Durchmischung von Stufe zu Stufe vor sich gegangen war, erwarten, dass in der Haut ebenfalls durchweg ein Alkohol von zu enthalten war. Wenn man nämlich nach der ersten Durehmischung berechnete, wieviel
Wasser der übrigbleibende Alkohol der Haut entzogen hatte und dafür Alkohol an die Haut
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wasservorrat ziehen, vorausgesetzt, dass die Durchmischung jedesmal zu einem völligen Gleichgewicht zwischen Alkohol und Wasser innerhalb und ausserhalb der Haut führte.
Diese letztere Annahme wurde dadurch scheinbar bestätigt, dass das auf diese Weise rechnerisch ermittelte. in der Haut noch befindliche Quantum Wasser bei der nächsten Durchmischungsstufe tatsächlich auf 1/2 bis 1 Gewichtsprozent genau die erwartete Alkohol-Wassermischung ergab.
Beim Abdestillieren des in der Haut befindlichen Alkohols stellte es sich nun heraus, dass in der Haut bedeutend mehr Wasser enthalten war, als dem Wassergehalt des darin befindlichen Alkohols entsprochen hätte. Da dieses Wasser sich bei der Durchmischung nun überhaupt nicht
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zufärben. wodurch ein sehr welcher und geschmeidiger Narben erzeilt wird.