AT391615B - Sitzanordnung fuer faltrollstuhl - Google Patents
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Description
Nr. 391 615
Die Erfindung betrifft eine Sitzanordnung nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Faltrollstühle werden seit über 50 Jahren weltweit eingesetzt, da sie für einen Behinderten wesentliche Vorteile bieten: Sie haben ein niedriges Gewicht, eine kurze Baulänge und infolge ihrer Faltbarkeit auch ein geringes Stauvolumen, so daß sie leicht an einen gewünschten Ort transportiert werden können. Auch zeichnen sich Faltrollstühle durch ihre weitgehende Wetterbeständigkeit und durch vergleichbar niedrige Herstellungskosten aus.
Diesen zahlreichen Vorteilen stehen aber auch ganz erhebliche Nachteile gegenüber:
Das geringe Stauvolumen ist allein durch die Faltbarkeit bedingt, und die niedrigen Herstellungskosten sowie das kleine Gewicht sind nur durch eine flexible Sitz- und Rückenbespannung erreichbar, da bei allen anderen, eine Faltbarkeit erlaubenden Lösungen mit beispielsweise Scharnieren die Herstellungskosten und das Gewicht in unerwünschter Weise ansteigen würden (vgl. US-PS 2 847 058).
Um also die Faltbarkeit des Rollstuhls bei geringem Gewicht und niedrigen Herstellungskosten zu gewährleisten, werden flexible Sitz- und Rückbespannungen eingesetzt, wozu vorzugsweise Kunstleder verwendet wird.
Kunstleder ist wetterbeständig, abwaschbar und gegenüber Inkontinenz verträglich, so daß insoweit ein Faltrollstuhl mit einer Kunstleder-Bespannung für Sitz und Rücken vorteilhaft ist.
Bei Belastung hängt aber eine flexible Sitz- und Rückenbespannung notwendigerweise durch, was aus ergonomischen und medizinischen Gründen unerwünscht ist: Decubitus-Gefahr und Rundrückenförderung werden gesteigert, was für den Behinderten äußerst unangenehm ist und insbesondere bei längerem Einsatz des Faltrollstuhles einen erheblichen Nachteil bedeutet
Des weiteren ist der Vorteil der Abwaschbarkeit des oft für die Sitz- und Rückenbespannung verwendeten Kunstleders, dessen Witterungsbeständigkeit und dessen Verträglichkeit gegenüber Inkontinenz mit dem Nachteil der Wasserdampfundurchlässigkeit verknüpft, die im wesentlichen für das die Decubitus-Gefahr erheblich steigernde schlechte Sitzklima der herkömmlichen Rollstuhlsitze verantwortlich ist.
Es könnte zunächst daran gedacht werden, für einen Faltrollstuhl anatomisch angeformte Sitz- und Rückenschalen o. dgl. zu verwenden, um so den "Hängematteneffekt" einer Bespannung zu verhindern und die Decubitus-Gefahr sowie die Rundrückenförderung zu vermindern. Eine solche Rücken- oder Sitzschale kann aber -wenn der Rollstuhl seine Faltbarkeit beibehalten soll · nur über aufwendige mechanische Konstruktionen realisiert weiden, die speziell gestaltete Scharniere voraussetzen. Dadurch werden die Herstellungskosten in die Höhe getrieben, und der Rollstuhl verliert sein leichtes Gewicht.
Außerdem könnte daran gedacht werden, das Bezugsmaterial der an sich aus EP-PS 00 07 488 bzw. US-PS 42 78 871 bekannten Feinstperforierung zu unterwerfen und gleichzeitig ein dampfdurchlässiges Polstermaterial einzusetzen, um die sitzklimatischen Verhältnisse zu verbessern. Eine solche Sitz- und Rückenbespannung würde jedoch allein das Sitzklima verbessern und damit nur einen Teil der Decübitus-Ursachen beseitigen.
Aus dem DE-GM 1 813 235 ist eine Sitzanordnung der eingangs genannten Art bekannt, bei der für das Sitzteil und das Rückenteil ein und dasselbe Formteil zur Polsterung verwendet wird. Ein derartiges, universell verwendetes Formteil kann aber unmöglich den anatomisch völlig anders gearteten Verhältnissen bei der Abstützung des Gesäßes bzw. des Rückens gleichzeitig gerecht werden. Aus diesem Grund wird bei der Gestaltung des Formteils ein Kompromiß eingegangen zwischen den differenzierten Anforderungen einer anatomisch richtigen Unterstützung von Gesäß und Rücken. Das Formteil ist zu den Seiten hin abfallend gestaltet, derart, daß sich ein zentraler Bereich größter Dicke ergibt. Unter Sitzbelastung nimmt dieses Formteil belastungsseitig im wesentlichen eine ebene Form ein, während es unter Lehnbelastung den Rücken im Hohlkreuz unterstützen soll. Nicht unterstützt wird jedoch der anatomisch besonders kritische obere Beckenrandbereich, so daß bei einer längeren Benutzung dieser bekannten Sitzanordnung Ermüdungserscheinungen und schließlich Schmerzen im Rückenbereich unvermeidlich sind. Als Material wird für das Formteil Schaumplast oder ähnliches gewählt. Derartiges Material ist jedoch im allgemeinen wenig feuchte- und temperaturdurchlässig, so daß sich bei längerer Benutzung die sitzklimatischen Bedingungen zunehmend verschlechtern, wodurch eine erhebliche Decubitus-Gefahr hervorgerufen wird. Schließlich besteht bei dem im Sitzteil dieser bekannten Sitzanordnung verwendeten Formteil die Gefahr, daß der Schaumstoff dem Sitzdruck nicht ausweichen kann, wodurch es zu Stauchungen im Schaumstoff und zu Faltenbildungen im Bezugsmaterial kommt, so daß auch hierdurch der Sitzkomfort in Mitleidenschaft gezogen ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Sitzanordnung der eingangs genannten Art für einen Faltrollstuhl zu schaffen, die einen hohen Langzeit-Sitzkomfort, vor allem ein gutes Sitzklima sowie eine anatomisch richtige Unterstützung von Becken- und Rückenbereich gewährleistet.
Diese Aufgabe wird bei einer Sitzanordnung der eingangs genannten Art erfindungsgemäß durch die im kennzeichenden Teil des Patentanspruches 1 enthaltenen Merkmale gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen 2 bis 8.
Die Erfindung schafft eine Sitzanordnung für einen Faltrollstuhl, die sich durch eine hohe Flexibilität, eine einfache Faltbarkeit, ein geringes Gewicht, eine optimale Unterstützung im Gesäß- und Rückenbereich eines Behinderten nach anatomischen Gesichtspunkten, eine ausreichende Belüftung und Dampfdurchlässigkeit quer durch den Sitzteil und niedrige Herstellungskosten auszeichnet und dabei mit bestehenden Faltrollstühlen kompatibel ist und eine Standardisierung erlaubt -2-
Nr. 391 615 Für das Bezugsmaterial kann Kunstleder verwendet werden, in das die Feinstperforierungen nach der in der EP-PS 00 07 488 bzw. US-PS 42 78 871 beschriebenen Weise oder in sonst üblicher Art eingebracht sind.
Das Bezugsmaterial kann wasserundurchlässig oder - für Faltrollstühle für den Innengebrauch - auch wasserdurchlässig sein.
Es kann außer Kunstleder z. B. auch ein gegebenenfalls imprägniertes textiles Gewebe als Bezugsmaterial verwendet werden (vgl. US-PS 4 083 598). Für Rollstühle für den Innengebrauch kann stattdessen - unter Verzicht auf die Witterungsbeständigkeit - ein anderes dampfdurchlässiges textiles Gewebe eingesetzt werden.
Um die Dampfdurchlässigkeit des Bezugsmaterial in seiner Wirksamkeit nicht aufzuheben, ist des weiteren für das Polstermaterial ein ebenfalls dampfdurchlässiges Material einzusetzen, das für die Gewährleistung der notwendigen Gleichmäßigkeit der Sitzdruckverteilung geeignet rückfedemd sein muß und über seine geeignete Formgebung als Formteil die notwendige anatomisch gerechte Unterstützung liefert Als ein solches Material ist beispielsweise offenporiger Polyurethan-(PUR)-Schaum geeigneter Härteeinstellung vorteilhaft. Es kann aber auch anderes geeignetes dampfdurchlässiges Schaummaterial oder nicht geschäumtes Material verwendet werden, das jedoch mit den für die Polstereigenschaften notwendigen Rückfederungseigenschaften bei gleichzeitiger Dampfdurchlässigkeit behaftet ist.
Von besonderer Bedeutung ist, daß das Bezugsmaterial für das Sitzteil und das Rückenteil des Faltrollstuhls mit Feinstperforierungen versehen wird. Diese Feinstperforierungen sorgen für eine ausreichende Belüftung und Dampfdurchlässigkeit, so daß dadurch hervorragende sitzklimatische Bedingungen hinsichtlich Temperatur und relativer Feuchte auf der Körperoberfläche des Behinderten gewährleistet werden. Die Herstellungskosten für das Bezugsmaterial (z. B. Kunstleder) sind relativ niedrig, da die Feinstperforierungen auf einfache Weise (vgl. oben) in das Bezugsmaterial eingebracht werden können.
Weiterhin ist für die erfindungsgemäße Sitzanordnung von Bedeutung, daß offenporige Schäume eingesetzt werden. Solche offenporigen Schäume sind ebenfalls - wie z. B. der mit den Feinstperforierungen versehene Kunstlederbezug - dampf- und luftdurchlässig, wodurch der Sitzkomfort für den Behinderten weiter erhöht wird.
Schließlich ist das Polstermaterial bei der erfmdungsgemäßen Sitzanordnung als Formteil gestaltet, so daß das Sitzteil und das Rückenteil unter Berücksichtigung der Verformung bei Belastung durch den Körper des Behinderten zu diesem hin eine Oberflächenform annimmt, die eine günstige Druckverteilung gewährleistet.
Die Formteile können so gestaltet werden, daß bei deren Herausschneiden aus dem entsprechenden Halbzeug (Schaummaterial) der Verschnitt sehr gering und damit die Materialausnutzung besonders günstig ist.
Die Erfindung schafft so erstmals für einen Faltrollstuhl eine besonders voteilhafte Sitzanordnung, die flexibel ist, auf einfache Weise ohne aufwendige mechanische Konstruktion die Faltbarkeit des Rollstuhls gewährleistet, das Rollstuhlgewicht allenfalls unwesentlich erhöht und eine Unterstützung des Gesäß- und Rückenbereiches eines Behinderten nach anatomischen Gesichtspunkten erlaubt. Auch ist eine ausreichende Belüftung und Dampfdurchlässigkeit quer durch das Polstermaterial infolge des offenporigen Schaumes und der Feinstperforierungen des Bezugsmaterials gewährleistet. Dadurch ergibt sich ein sehr günstiges Sitzklima, was die Decubitus-Gefahr wesentlich vermindert.
Die Herstellungskosten für die erfindungsgemäße Sitzanordnung sind nur unwesentlich erhöht, da sich - wie oben erläutert - selbst der Kunstlederbezug in einfacher Weise perforieren läßt und der Schaum keinen besonderen Aufwand erfordert.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen: Fig. 1 ein herkömmliches . Sitzkissen, nämlich in Fig. la in Draufsicht, in Fig. lb in Vordersicht in unbelastetem Zustand und in Fig. lc in Vordersicht in belastetem Zustand, Fig. 2 ein Sitzteil der erfindungsgemäßen Sitzanordnung, nämlich in Fig. 2a in Draufsicht, in Fig. 2b in Vordersicht in unbelastetem Zustand, in Fig. 2c in Vordersicht in belastetem Zustand und in Fig. 2d eine Vergrößerung des Sitzteiles von Fig. 2b, und Fig. 3 ein Rückenteil der erfindungsgemäßen Sitzanordnung, nämlich in Fig. 3a in Vordersicht, in Fig. 3b in Draufsicht in unbelastetem Zustand, in Fig. 3c in Draufsicht in belastetem Zustand, in Fig. 3d in Seitensicht in unbelastetem Zustand und in Fig. 3e in einem Schnitt (A-A) von Fig. 3a in belastetem Zustand.
Das in Fig. 1 gezeigte herkömmliche Sitzkissen (1) weist einen dreieckförmigen Querschnitt auf (vgl. Fig. lb), wobei die Sitzfläche im wesentlichen eben gestaltet ist. Der verstärkte Bereich liegt der Silzfläche gegenüber, so daß diese bei Belastung (vgl. den Pfeil (F) in Fig. lc) eine leicht konkave Form annimmt.
Das in Fig. 1 gezeigte Sitzkissen ist bisher nur als Losteil erhältlich. Wenn ein solches Sitzkissen in einem Faltrollstuhl auf die Sitzbespannung aufgelegt wird, kann es leicht verrutschen, wodurch seine vorteilhaften Eigenschaften nicht mehr ausgenutzt werden können. Auch besteht die Gefahr, daß ein solches als Losteil eingesetztes Sitzkissen verloren wird.
Fig. 2 zeigt dagegen ein Sitzfeil für die erfindungsgemäße Sitzanordnung. Dieses Sitzteil ist kein Sitzkissen, das auf die Sitzbespannung eines Faltrollstuhles aufgelegt wird. Vielmehr wird das Sitzteil (2) an seinen Rändern mit dem Faltrollstuhl verbunden.
Im Unterschied zu dem in Fig. 1 dargestellten Sitzkissen ist das Sitzteil (2) auf der Seite der einwirkenden Kraft (F) konvex gestaltet (vgl. Fig. 2b, 2c) und in Draufsicht (vgl. Fig. 2a) mit einer konkaven Vorder- und Rückkante versehen, wodurch sich eine anatomisch besonders günstige Formgebung ergibt.
Fig. 2d zeigt einen Schnitt des Sitzteiles von Fig. 2b in Vergrößerung. Ein Polstermaterial (3) aus einem offenporigen PUR-Schaum ist in einem Kunstlederbezug (4) mit Feinstperforierungen vorgesehen, wobei die -3-
Claims (8)
- Nr. 391 615 Abwicklung der Oberfläche des aus dem Polstermaterial bestehenden Formteils dem unveränderten Kunstlederbezug (4) entspricht In Fig. 3 ist schließlich ein Rückenteil (5) der erfindungsgemäßen Sitzgruppe dargestellt. Dieses Rückenteil (5) ist wie das Sitzteil (2) derart gestaltet, daß es auf der Seite der einwirkenden Kraft (F) (vgl. Fig. 3b und 3d) eine konvexe Oberfläche besitzt, wobei sein Querschnitt in horizontaler Richtung einen trapezförmigen (Fig. 3b) und in vertikaler Richtung einen dreieckförmigen (Fig. 3d) Umfang aufweist, wodurch sich bei Belastung eine anatomisch besonders günstige Form ergibt. Wie speziell aus den Fig. 3c und 3e zu ersehen ist, vermag sich das Rückenteil (5) anatomisch sehr gut an einen Rücken anzupassen. PATENTANSPRÜCHE 1. Sitzanordnung, bestehend aus Sitzteil und Rückenteil für Faltrollstühle mit flexibler Sitz- und Rückenbespannung aus Polstermaterial und einem dieses wenigstens teilweise umhüllenden Bezugsmaterial, wobei das Polstermaterial als rückfedemdes Formteil gearbeitet ist, das auf der Belastungsseite allgemein konvex mit zu seinen Rändern hin abnehmender Dicke gestaltet ist, und dessen Flexibilität die Faltbarkeit des Faltrollstuhls zuläßt, dadurch gekennzeichnet, daß das Formteil (3) aus dampfdurchlässigem Material besteht, daß das Bezugsmaterial (4) mit Feinstperforierungen versehen ist, daß das Sitzteil (2) in Draufsicht an seiner Vorder- und Rückkante konkav gestaltet ist (Fig. 2a) sowie quer zur Fahrtrichtung einen angenäherten Querschnitt eines gleichschenkligen Dreiecks (Fig. 2b) und in Fahrtrichtung den eines Rechtecks aufweist, und daß das Rückenteil (5) in horizontaler Richtung einen angenähert zur vertikalen Mittelachse (A) symmetrisch trapezförmigen Querschnitt (Fig. 3b) und in vertikaler Richtung einen angenähert dreieckförmigen Querschnitt (Fig. 3d) derart aufweist, daß die größte Materialdicke zur anatomisch gerechten Unterstützung des Rückenbereichs, vor allem des oberen Beckenrandbereichs, eines Benutzers zu liegen kommt.
- 2. Sitzanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bezugsmaterial (4) aus Kunstleder besteht, in das die Feinstperforierung in bekannter Weise eingebracht ist
- 3. Sitzanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bezugsmaterial (4) aus einem textilen Gewebe besteht.
- 4. Sitzanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Bezugsmaterial (4) wasserundurchlässig ist.
- 5. Sitzanordnung nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß für Faltrollstühle für den Innengebrauch das Bezugsmaterial (4) wasserdurchlässig ist
- 6. Sitzanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Polstermaterial (3) aus offenporigem Polyurethan-Schaum (PUR-Schaum) besteht
- 7. Sitzanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Polstermaterial aus einem dampfdurchlässigen Schaummaterial besteht
- 8. Sitzanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Polstermaterial (3) aus einem nicht geschäumten Material gefertigt ist, das jedoch mit den für die Polstereigenschaften notwendigen Rückfederungseigenschaften, bei gleichzeitiger Dampfdurchlässigkeit behaftet ist Hiezu 1 Blatt Zeichnung -4-
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