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Präparat zur Relaxierung von Keratinmaterial bei Raumtemperatur
Die Erfindung bezieht sich auf ein Präparat zur Relaxierung von Keratinmaterial bei Raumtemperatur, die einer weiteren Behandlung, z. B. einer Kalt-Dauerwellung unterworfen werden sollen.
Unter Relaxieren ist ein Vorgang zu verstehen, bei dem die Faser unter der Einwirkung eines Reagenz von ihrem Normalzustand in eine kautschukähnliche Beschaffenheit übergeht, die sich durch hohe Plastizität auszeichnet. Die Faser kann in diesem Zustande z. B. leicht verformt werden. Diese Verformung kann auch nach einer Behandlung der Faser zur Zerstörung oder Entfernung des Reagenz dauernd aufrecht erhalten werden. Frühere Forschungen haben ergeben, dass dieser kautschukähnliche Zustand auf eine Aufspaltung der Disulfidbindungen des Keratins und auf eine starke Schwellung des Materials zurückzuführen ist.
Früher verwendete Präparate zur Erzielung der erwähnten Relaxierwirkung sind z. B. Alkalien bei
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kalien und die reduzierend wirkenden Alkaliverbindungen haben aber eine so grosse Reaktionsgeschwindigkeit, dass sie die Faser zerstören, während die normalen Sulfide so langsam reagieren, dass sie fürdsn praktischen Gebrauch nicht geeignet sind. Mit Alkali- bzw. Metallsulfiden, die bei PH-Werten über 9 angewendet werden, lässt sich zwar die Relaxierung von Keratinfasern wirksam einleiten, aber sie haben bekanntlich den Nachteil, dass sie für Menschen giftig sind.
Die heute für diese Zwecke verwendeten Bisulfite, z. B. Alkalibisulfite für sich oder gemeinsam mit Alkohol, sind verhältnismässig wirksamer als die oben erwähnten Präparate, ausgenommen der Fall, dass bei der Anwendung von Alkalibisulfit allein das Anion die Schwellung der Faser durch Bildung des zwei-
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eine Dauerwellung erforderlichen Wert gesenkt. Wenn Bisulfit in alkoholischer Lösung verwendet wird, so nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit zu. Die Wirksamkeit des HSOg-Anions, d. i. der wirksame Faktor für die Schwellung und Relaxierung der Faser, wird jedoch durch zwei Einflüsse vermindert. Erstens hat der Alkohol einen hohen Dampfdruck, so dass das Haar unter die optimale Behandlungstemperatur abkühlt, wenn er im Verlauf der Behandlung verdampft.
Zweitens liegt der günstigste pH-Wert einer Alkalibisulfitlösung bei oder über 5, 5. Bei diesem PHWert enthält die Bisulfitlösung normales Natriumsulfit, das in einer 40o Alkohol enthaltenden Lösung unlöslich ist. Dieser Alkoholgehalt ist aber die optimale Konzentration für die Relaxierung mit Bisulfiten..
Es ist daher nicht möglich, eine Bisulfitlösung zu erhalten, die für den vorgesehenen Zweck den günstigsten PH-Wert und gleichzeitig die optimale HSO-Ionenkonzentration aufweist. Das besprochene Verhal- ten führt zur Ausfällung von normalem Natriumsulfit aus solchen Lösungen, wodurch der pH-Wert auf etwa 4 vermindert und die Bisulfit-Ionenkonzentration in der Lösung gesenkt wird.
Es wurde nun gefunden, dass mit einer Lösung eines wasserlöslichen Bisulfites, dessen Kation eine die Keratinschwellung steigernd wirkende, einbasische, organische Stickstoffbase darstellt, wobei die Lösung einen PH-Wert zwischen 5 und 6 aufweist,
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xiermittel wirkt, und
3. die erhöhte Relaxierung auf eine Aufspaltung zusätzlicher Sekundärvalenzen durch das organische Kation zurückzuführen ist und nicht von einer weitergehenden Aufspaltung der primären Disulfidbindungen des Keratins abhängt. Eine derartige Lösung stellt den Gegenstand der Erfindung dar.
Es wurde aber auch festgestellt, dass die Lösung eine Verbindung von der Art des MonoäthanolaminBisulfits, welche ein Kation mit niedrigem Molekulargewicht enthält, das ideale Schwell- und Relaxiermittel für Keratinfasern darstellt. Eine solche Verbindung ist nämlich im Wasser sehr gut löslich, übt eine starke Quellwirkung aus und ergibt eine relativ hohe Konzentration an Bisulfitionen. Sie enthält keine die Schwellung hindernden Kationen, aber solche, welche Bindungen in der Proteinstruktur aufspalten und so eine zusätzliche Schwellung und Relaxation bewirken.
Es wurde gefunden, dass in dem z. B. von Elsasser (USA-Patentschrift Nr. 1, 008, 249) erwähnten Na-
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quellungshindernde Substanzen wirken.
Um die Anwesenheit unerwünschter, die Einwirkung des HSOg-Anions auf die Disulfidbindungen ver-
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sseren Molekülen den Zutritt zur Faser zu erleichtern. Aus diesem Grunde werden, besonders für die Dauerwellung von Haaren, erfindungsgemäss Verbindungen mit einem verhältnismässig niedrigen Molekulargewicht vorgezogen. Einige dieser Verbindungen besitzen eine grössere Schwellwirkung als andere ; so haben z. B. die Bisulfitverbindungen mit Guanidin oder Amylamin eine zwei-bis viermal so grosse Schwellwirkung als die Bisulfitverbindungen von Methylamin.
Die relaxierte Faser kann verformt und auf übliche Weise in Dauerwellen gelegt werden, z. B. mittels einer oxydierenden Lösung oder durch langes Waschen mit Wasser.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Präparat zur Relaxierung von Keratinmaterial bei Raumtemperatur, dadurch gekennzeichnet, dass es aus einer Lösung eines wasserlöslichen Bisulfits besteht, dessen Kation eine die Keratinschwellung steigernd wirkende, einbasische, organische Stickstoffbase darstellt, wobei die Lösung einen PH-Wert zwischen 5 und 6 aufweist.